Bernhard Lenz (Interview vom 01.12.2009)
Dr.Doom:
Hallo Bernhard. Schön, dass du dich zu einem Interview mit uns bereitgestellt hast.
Bernhard Lenz:
FREAX heil, Dr. Doom! Ich stehe breitbeinig, gebückt, in freudiger Erwartung auf Eure Fragen…
Dr.Doom:
Erzähl erst einmal etwas über die FREAX, wie ihr euch ja auch gerne betitelt, du bist ja nicht der alleinige Mann hinter den Filmen.
Bernhard Lenz:
Das ist wohl wahr. Eigentlich sind wir zu zweit und kennen uns bereits seit frühester Jugend. Wer mehr dazu wissen möchte, schaut am besten mal „Die zwei Fragezeichen“. Mein Partner Manuel (Francescon) ist mittlerweile auch im Fernsehen (PRO7, sat1…) aktiv und vielen wahrscheinlich auch daher schon bekannt.
Dr.Doom:
Wie hast du eigentlich zum Film gefunden? Erzähl mal etwas über die Anfänge der FREAX!
Bernhard Lenz:
Der erste Kontakt zum Film war sicherlich übers Fernsehen und auch einige Videoabende mit Freunden. Wenn man erst einmal genug geglotzt hat, passiert es wohl unweigerlich, dass man selbst auch Filme machen will. Also liehen wir uns anfangs eine Videokamera und einen Rekorder zum „schneiden“. Die ersten Gehversuche waren Mehlteigexperimente, Vergewaltigungsdramen, Splatter-FX-Tests und einige zum Teil sehr lustige Geburtstagsfilmchen. Zur selben Zeit begann Manuel auch schon mit Super-8-Film zu experimentieren („Zahnpasta des Grauens“).
Dr.Doom:
Hast du Vorbilder unter den Regisseuren, wenn ja welche und haben diese Werke einen Einfluss auf eure gehabt?
Bernhard Lenz:
Nicht wirklich. Schließlich ist das Gelingen eines Films nicht nur der Leistung einer Person zu verdanken, sondern vielmehr Teamarbeit. Deswegen sind ja auch wir (meistens) zu zweit. Als Einflüsse gelten sicherlich alle Erlebnisse, aber auch Bücher, Comics, Filme, Werbungen, Nachrichten, Musiken, etc., die wir bisher konsumiert haben, besonders aber die skurrilen und lustigen.
Dr.Doom:
Nun berichte mal etwas über die aktuelle DVD „FREAX oder stirb“, der neueste und bereits schon erschienene Film von euch, ein paar Parallelen kann man ja sogar mit Ittenbachs „Familienradgeber 2“ ausmachen, wobei euer Film sicherlich noch mehr bietet, was Trash und auch Ekel angeht.
Bernhard Lenz:
Um genau zu sein, handelt es sich bei „FREAX oder stirb“ wieder um eine Kurzfilmsammlung, diesmal mit über 40 ganz unterschiedlichen und zum Teil sogar prämierten Werken. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die autobiografisch inspirierte Kinderdetektivserie (nur für Erwachsene!) „Die zwei Fragezeichen“. Der vierte und neueste Teil der ersten Staffel (samt Making-of) gehört zu den aufwändigsten FREAX-Produktionen der letzten 10 Jahre und war letztlich dafür verantwortlich, dass die DVD erst 2008 mit einigen Jahren Verspätung released werden konnte. Mit Parallelen zum „Familienradgeber 2“ meinst du vermutlich die alles beherrschende Respekt- und Geschmacklosigkeit, mit der hier zu Werke gegangen wurde, aber trashiger und ekliger finde ich unsere Filme eigentlich nicht.
Dr.Doom:
Besonders heftig finde ich die Szene mit der Autobrücke, wo einer von oben nackig runterbaumelte. Gab es da Ärger anschließend?
Bernhard Lenz:
Nein. Wir sind schnell genug geflüchtet.
Dr.Doom:
Bei mancher Szene, wie mit den ganzen Klammern im Gesicht, da fragt man sich, wie man das eigentlich aushalten kann? Gibt es da ein Patent-Rezept für?
Bernhard Lenz:
Also das mit den Klammern ist echt nix besonderes. Kann ja jeder selbst mal zu Hause ausprobieren. Da waren die Brennnesseln echt schlimmer. Als Erfolgsrezept empfehle ich das ganze zu Filmen, das motiviert ungemein und man kann sich danach selbst im Fernsehen Auslachen.
Dr.Doom:
Wie konntet ihr eigentlich einen „Bernhard Eichelinger“ dazu überreden, bei euch als Executive Producer mitzuwirken, den man eigentlich nur mit den ganz großen Big Budget Kloppern in Verbindung bringt.
Bernhard Lenz:
Es ist ja bekannt, dass er gerne junge Talente fördert und als wir ihm das Skript zu Teil 4 präsentierten, war er sofort begeistert, von Manuel und seiner „tiefen“ „Stimme“. Der Film war ihm ziemlich egal und so konnten wir mit dem ohnehin sehr kleinen Budget machen was wir wollten.
Dr.Doom:
Nun mal einen Blick in die interessante Vergangenheit. Mit „Freax 2000“ habt ihr ja schon ähnlichen Stoff hingelegt, nicht ganz so Makaber wie die aktuelle DVD, aber auch bis obenhin mit Trash der aller ersten Güte gefüllt. Wie kam es dazu, dass Troma den Film veröffentlichte, oder erzähl uns mal etwas über das „Freax 2000“, wie entstand dieses Material?
Bernhard Lenz:
Bis zum Jahre 2000 hatten wir bereits 3 VHS-Releases im Eigenvertrieb bzw. bei JELINSKI & BUTTGEREIT, nämlich „FREAX und so…“, „FREAX heilt“ und „Auf eigener Faust“. Als TROMA mit ihrer „Greenhorn-Edition“ bei uns für eine Kompilation anfragte, packten wir einfach die besten Filme zusammen – erst auf eine VHS, später dann auf die DVD. Das Programm besteht zum Grossteil aus freien Produktionen, mit Ausnahme der „Twin FREAX“, die wir seinerzeit ( 1997-98 ) für den Hessischen Rundfunk produzierten.
Dr.Doom:
Auch ziemlich abgedreht ist ja dein „Bier Brother“, ok der Film braucht etwas Eingewöhnungszeit, aber umso länger dieser läuft, desto verrückter geht es zur Sache. Besonders ulkig sicherlich der live gesungene, gut reimende „Bier Brother“ Song an sich. Wie kamt ihr auf diese Idee, bist du etwa Fan von Big Brother?
Bernhard Lenz:
Die Idee dazu kam vom Produzenten und Regisseur Alex Pain, der zuvor schon einige Bierpyramiden gesoffen hatte. Er zeichnet sich auch für den morbiden Text des Songs verantwortlich. Ich war eigentlich nur als Kameramann eingeplant, aber als kurzfristig gleich zwei Kandidaten ausfielen, musste ich leider einspringen und als Kandidat auch vor der Kamera.
Dr.Doom:
Zusammen mit deinem Kollegen Manuel Francescon wart ihr als Terroristen ja auch bei „Operation Dance Sensation“ von den Gosejohann Brüdern als Darsteller aktiv. Der Thilo Gosejohann als Soldat Jackson ist zudem auch in eurem „Freax oder Stirb!“ zu erleben. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Bernhard Lenz:
Als wir 1997 „Operation Beauty“ (demnächst auf DVD) von den Gosejohanns und ihrer Neverhorst-Company auf einem Filmfestival gesehen und uns darüber totgelacht hatten, nahmen wir sofort Kontakt zu ihnen auf. Die Überraschung war auf beiden Seiten groß, da sie bereits begeisterte FREAX-Fans waren. Schnell wurden wir Kollegen und Freunde.
Dr.Doom:
Wie sieht die Zukunftsplanung der „FREAX“ aus? Werden wir einen von euch auch noch im TV groß durchstarten sehen, vielleicht an der Seite von Elton oder Horst Schlämmer so wie ein Simon Gosejohann? Wenn es nach mir ginge bitte nicht, aber noch mehr Aufmerksamkeit haben eure bisherigen Filme „Freax oder stirb“ und „Freax 2000“ auf jeden Fall noch verdient, mehr Trash geht auch nicht! Ich bedanke mich zudem schon mal herzlich für das Interview und die beanspruchte Zeit.
Bernhard Lenz:
Als kommendes Projekt steht der 5. Teil der „zwei Fragezeichen“ an. Diesmal sollen die ersten Sex-Erfahrungen gesammelt werden. Mal sehen, inwieweit das unsere TV-Karrieren voranbringt. Außerdem gibt es Gerüchte über „FREAX 4“… Derzeit schrauben wir an ein paar Super-8-Filmchen von Manuel, da soll demnächst auch eine DVD erscheinen.
Vielen Dank auch für dein Interesse!
FREAX heil!