Kings of the City

      Kings of the City






      Kings of the City
      (Grupo 7)
      mit Inmaculada Alcántara, Andrés Blanco, Javier Berger, Manuel Bernal, Jacinto Bobo, Edu Bulnes, Adelfa Calvo, Jesús Carroza, Mario Casas, Pedro Cervantes, Inma Cuesta, Antonio José Fernández, Juan Carlos de Borbón
      Regie: Alberto Rodríguez
      Drehbuch: Rafael Cobos / Alberto Rodríguez
      Kamera: Alex Catalán
      Musik: Julio de la Rosa
      FSK 16
      Spanien / 2012

      Sevilla 1987: Die pulsierende Metropole bereitet sich auf die Weltausstellung vor. Währenddessen tobt ein Drogenkrieg in nie dagewesener Härte. Vier Cops bilden die Unit 7, eine Spezialeinheit, die es mit den härtesten Drogenkartellen aufnehmen kann. Nach und nach geraten die Ermittler in einen gnadenlosen Sog, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Als sie zu weit gehen und einer der mächtigsten Drogenbosse zum Gegenschlag ausholt, dreht der junge Cop Angel durch...


      In regelmäßigen Abständen erscheinen immer wieder hervorragende Film-Beiträge unserer spanischen Nachbarn und mit "Kings of the City" präsentiert Regisseur Alberto Rodríguez hier einen knallharten Cop-Thriller, der insbesondere durch sein hohes Maß an Authentizität zu überzeugen weiß. Dabei wurde vollkommen darauf verzichtet die Geschichte auf Hochglanz zu trimmen, vielmehr setzen die Macher auf eine nüchterne-und fast dreckige Grundstimmung, die dem Zuschauer das Geschehen äußerst glaubwürdig näher bringt. Im Fokus der Ereignisse steht eine vierköpfige Spezialeinheit, die in Sevilla das vorherrschende Drogenproblem bekämpfen soll, steht doch die Expo 1992 vor der Tür. Die Erfolge des Teams sind zu Beginn mehr als nur überschaubar und an dieser Stelle setzt dann die eigentliche Faszination des Szenarios ein, entscheiden sich die Cops doch dazu, die Wege des Gesetzes zu verlassen und durch illegale Mittel ihre Erfolgsrate aufzubessern. Dieser Aspekt ist dann auch der Hauptbestandteil des Ganzen und konfrontiert einen mit einem Charakter-Wandel der Hauptfiguren, wie man ihn kaum besser hätte ins Bild setzen können. Dabei lebt die Geschichte sowieso zu einem Großteil von den exzellenten Darstellungen seiner vier Haupt-Charaktere, ergibt sich in diesem Punkt doch eine äußerst harmonische Einheit. Hervorheben möchte man aber dennoch die Person des jungen Angel (Mario Casas), der hier eine ganz fantastische Performance an den Tag legt.

      Ist der Jüngste im Team zu Beginn ein noch eher verschüchterter-und zurückhaltender Ermittler der auch nicht gerade selten von seinen Kollegen auf den Arm genommen wird, so verändert sich sein Charakter im Laufe des Geschehens dermaßen, das einem stellenweise kalte Schauer über den Rücken jagen. Der Spagat zwischen Gesetzestreue und illegalen Machenschaften geht insbesondere an seiner Person nicht spurlos vorbei und der junge Mann entwickelt eine Härte, die man ihm niemals zugetraut hätte. Die Machenschaften der Spezialeinheit bleiben selbstverständlich nicht ohne Folgen, selbst in den eigenen Reihen der Polizei kommen Bedenken auf, ob die Erfolge alle mit legalen Mitteln erreicht wurden. Und so steht die Truppe dann einerseits unter der Beobachtung der eigenen Behörden und muss sich auf der anderen Seite mit dem Hass der Drogen-Dealer und Junkies auseinandersetzen. Diese ganzen Abläufe entbehren phasenweise auch nicht einer gewissen Tragik, die jedoch keinesfalls theatralisch oder gar überzogen in Szene gesetzt wurde. Selbst diese Passagen erscheinen eher nüchtern und erlangen dadurch ein extrem hohes Maß an Intensität und erscheinen zudem äußerst glaubwürdig.

      "Kings of the City" ist ein absolutes Paradebeispiel dafür, wie die Arbeit eines Menschen seinen Charakter ändern kann, wobei sämtliche Moralvorstellungen über den Haufen geworfen werden und auch die eigene Seele Schaden nimmt. Dieser Punkt verleiht dem Film unglaublich viel Tiefgang und wird durch das herausragende Schauspiel der Akteure noch zusätzlich unterstützt. Ungeschönt und sehr realistisch gewährt Alberto Rodríguez dem Betrachter einen tiefen Einblick in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Moral, Gesetz und Verbrechen verschwimmen und sich in ein undurchdringliches Netz aus Manipulation und Korruption verwandeln. Dabei entfaltet das Szenario eine unglaubliche Intensität und zieht einen selbst immer tiefer in einen sogartigen Strudel, aus dem man sich nicht mehr befreien kann. Das Ganze ist dabei sehr temporeich-und streckenweise auch action-geladen ins Bild gesetzt, so das man mit einem wirklich gelungenem Gesamtbild konfrontiert wird, das wenig Grund zur Beanstandung bietet.

      Zumeist sind es die eher unscheinbaren Titel, die letztendlich wirklich positiv überraschen können. "Kings of the City" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie, denn geht man im Prinzip mit eher niedrigen Erwartungen an den Film heran, ist die Überraschung über das Gesehene im Endeffekt umso größer. Wer knallharte-und kompromisslose Cop-Thriller zu schätzen weiß, darf sich diesen imposanten Film keinesfalls entgehen lassen, präsentiert sich doch ein insgesamt sehr harmonisches-und absolut stimmiges Gesamtbild, das man in dieser Form nicht so wirklich erwartet hätte.


      Fazit:


      Ein eher unspektakuläres DVD-Cover kann einen hier schnell in eine falsche Richtung lenken, ist daraus doch keinesfalls zu erkennen, welch toller Film sich dahinter verbirgt. Eine tolle Geschichte, grandiose Darsteller und eine nüchterne, aber umso intensivere Atmosphäre machen "Kings of the City" zu einem Werk, das man ohne wenn und aber als echten Geheim-Tipp einstufen kann.


      8/10