Westworld






      Westworld
      (Westworld)
      mit Yul Brynner, Richard Benjamin, James Brolin, Norman Bartold, Alan Oppenheimer, Victoria Shaw, Dick Van Patten, Linda Gaye Scott, Steve Franken, Michael T. Mikler, Terry Wilson, Majel Barrett
      Regie: Michael Crichton
      Drehbuch: Michael Crichton
      Kamera: Gene Polito
      Musik: Fred Karlin
      FSK 16
      USA / 1973

      Im exklusiven Freizeitpark Delos sorgen Roboter, die sich kaum von wirklichen Menschen unterscheiden lassen, für die Unterhaltung der Gäste und sollen ihnen alle Wünsche erfüllen. Doch dann geraten die Roboter im Wildwest-Teil der Anlage außer Kontrolle. Dies bildet den Auftakt zu blutigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf die Androiden unter der Führung eines schwarzgekleideten Killers die Kontrolle über Delos übernehmen wollen.


      Auch wenn mittlerweile vier Jahrzehnte ins Land gegangen sind, hat die zweite Regie-Arbeit von Michael Crichton rein gar nichts von ihrem Reiz und ihrer Faszination eingebüßt, ist "Westworld" doch zu der Kategorie Film zu zählen, die ihrer Zeit um Einiges voraus sind. Was später in einem Film wie "Total Recall" den Menschen in der Zukunft durch Implantate ermöglicht werden sollte, können die Leute hier leibhaftig erleben, einen Urlaub in einer längst vergangenen Zeit, die jedoch so dermaßen authentisch nachgebaut wurde, das man sich wirklich in der Vergangenheit wähnt. Möglich macht diesen sündhaft teuren Urlaub ein exklusiver Freizeitpark namens Delos, in dem man zwischen dem Mittelalter, der Ritterzeit, oder dem wilden Westen wählen kann. 1000 Dollar kostet ein einziger Tag, doch dafür bekommen die Besucher ein einmaliges Erlebnis geboten, in dem menschenähnliche Roboter vorhanden sind. Diese kann man von echten Menschen kaum unterscheiden und selbst amouröse Abenteuer sind bei Bedarf keinerlei Problem.

      In dieser Thematik haftet "Westworld" auch gleichzeitig seine sozialkritische Note an, denn schon zur damaligen Zeit wurde hier der mahnende Daumen gehoben und mehr als nur angedeutet, das der Mensch sich nicht ausschließlich auf die technischen Vorzüge der Zivilisation verlassen sollte, da auch diese durchaus Fehler beinhalten können. Crichton's Werk zeigt dies auf teilweise drastische Art und Weise, denn der geplante Traumurlaub wird für etliche Personen zur absoluten Todesfalle. Immer wieder wird der Zuschauer hierbei schon frühzeitig mit Passagen konfrontiert, die sich in der Delos Kommando-Zentrale abspielen, in der zu Beginn noch eher harmlose Fehlermeldungen über defekte Roboter eingehen. Statt den Park jedoch zu schließen kommt hier vielmehr die Arroganz des Menschen zum Vorschein, ist der Aufsichtsrat doch der festen Meinung, die Probleme locker in den Griff zu bekommen. Und natürlich möchte man nicht auf das schöne Geld verzichten, das die etlichen Touristen für ihren Urlaub bezahlen müssen. Somit wird der anstehenden Katastrophe also Vorschub geleistet und wie nicht anders zu erwarten geraten die Dinge so außer Kontrolle, das die menschlichen Roboter nicht mehr reagieren und sich selbstständig machen, wodurch etliche Besucher ihr Leben verlieren.

      Crichton hat diese düstere Zukunfts-Version wunderbar atmosphärisch in Szene gesetzt, wobei das Szenario einen dramaturgisch absolut erstklassigen Spannungsbogen schlägt, der sich bis zur wirklich letzten Minute aufrecht erhalten kann. Unterstützt wird das Ganze durch eine äußerst dichte Atmosphäre, die insbesondere in der zweiten Hälfte des Filmes extrem bedrohliche Züge annimmt. Das von der Geschichte angeschlagene Tempo ist recht ordentlich, auch wenn sich zu Beginn eine eher ruhigere Erzählweise zu erkennen gibt. Umso mehr packt einen aber auch die Wendung der Geschehnisse, als mit einem Schlag aus einem echten Erlebnis-Trip der wahre Horror wird. Der Großteil der Ereignisse spielt sich dabei in Westworld ab und mit Yul Brynner hätte man keinen besseren Darsteller für den killenden Revolver-Helden finden können, der hier Jagd auf einen ganz speziellen Urlauber macht, der ihn zuvor schon zweimal getötet hat. Die folgende Jagd führt den Zuschauer durch alle drei Themen-Parks, bis am Ende ein alles entscheidender Showdown stattfindet, den nur eine Seite gewinnen kann. Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, der aber in keiner einzigen Szene auch nur annähernd Langeweile aufkommen lassen würde.

      Zu sehr ist man von den Geschehnissen fasziniert und wenn man einmal das Erscheinungsjahr des Filmes (1973) in Betrachtung zieht, dann ist man doch angenehm erstaunt darüber, das dieses Werk in keinster Weise gealtert ist. Sicherlich gäbe es heute ganz andere technische Möglichkeiten ein solches Szenario umzusetzen, doch genauso wie die Geschichte hier dargestellt wird, erscheint sie einem fast perfekt. "Westworld" dürfte somit zu den wirklich zeitlosen Klassikern gehören und ist ganz einfach immer wieder eine Sichtung wert. Die äußerst spannende Geschichte, die ausgezeichnet agierenden Darsteller und der ordentliche Schuss Sozialkritik sorgen hier letztendlich für ein in jeder Beziehung überzeugendes Gesamtpaket, das auch die nächsten 40 Jahre locker überstehen wird, ohne dabei etwas von seiner Brillanz zu verlieren.


      Fazit:


      Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, in einer vergangenen Epoche als Cowboy, Ritter oder auch Edelmann sein Dasein zu fristen? In vorliegendem Film wird Menschen dieser Wunsch erfüllt, der sich aber durch das Versagen der Technik in einen tödlichen Albtraum verwandelt. Die Umsetzung der Thematik ist herausragend und extrem spannend, so das man diesen grandiosen Klassiker nur wärmstens weiterempfehlen kann.


      8,5/10