Eden






      Eden
      (Eden)
      mit Jamie Chung, Beau Bridges, Scott Mechlowicz, Matt O'Leary, Eddie Martinez, Ernie Joseph, Tantoo Cardinal, Tracey Fairaway, Russell Hodgkinson, Grace Arends, Naama Kates, Laura Kai Chen
      Regie. Megan Griffiths
      Drehbuch: Megan Griffiths / Chong Kim
      Kamera: Sean Porter
      Musik: Jeramy Koepping / Joshua Morrison
      FSK 16
      USA / 2012

      Hyun Jae, Amerikanerin koreanischer Abstammung, ist eine ganz normale 17jährige mit Zahnspange und romantischen Träumen. Doch ihr Teenagerleben verwandelt sich in die Hölle auf Erden, als sie dem Schlepper eines Menschenhändlerrings zum Opfer fällt. Sie landet in einer ehemaligen Lagerhalle, wo Mädchen zwischen 15 und 19 für die Liebhaber ganz besonders frischen Fleisches bereit gehalten werden. Von jetzt ab heißt sie Eden und steht für Freier und Pornofilme zur Verfügung. Einen Fluchtversuch bezahlt sie fast mit dem Leben. Doch Eden ist stark und resigniert nicht. Langsam gewinnt sie das Vertrauen ihres Bewachers.


      Zwangs-Prostitution und Menschenhandel sind immer wieder der Stoff für Filme, die den Zuschauer nicht unberührt lassen und mit "Eden" ist nun ein weiterer Beitrag erschienen, der einem das einmal mehr sehr eindringlich vor Augen führt. Die Geschichte basiert auf den Erlebnissen von Chong Kim, die sich jahrelang in den Fängen einer straff organisierten Organisation befunden hat, die mit dem Leid junger Frauen Profit gemacht hat. Regisseurin Megan Griffiths beweist bei ihrer zweiten abendfüllenden Regie-Arbeit ein feines Gespür für die Gefühlswelt ihrer Hauptfigur und präsentiert ein Szenario, das nicht durch übersteigerten Aktionismus verwässert wird. So bekommt man hier eine eher ruhig erzählte Story serviert, die lediglich durch etliche Andeutungen ein hohes Maß an Intensität freisetzt. "Eden" ist kein Film, der die Misshandlungen an den jungen Mädchen durch visuelle Härte in den Vordergrund rückt, vielmehr wird die Fantasie des Betrachters in Gang gesetzt, dem lediglich immer wieder eingestreute Andeutungen zur Verfügung stehen, um sich dann im eigenen Kopf das weitere Geschehen auszumalen. Für manch einen mag das nicht ausreichend erscheinen, um die ganze Brutalität der Thematik glaubhaft wiederzugeben, doch wenn man sich auf die Geschichte einlassen kann, dann bekommt man es mit einem wirklich herausragendem Film zu tun.

      Irgenwie vermeint man zu spüren, das dieses Werk unter der Regie einer Frau entstanden ist, denn die Ereignisse werden einfühlsam beleuchtet und stellen insbesondere die Hauptfigur in den Fokus. Jamie Chung kann dabei in der Rolle der Eden jederzeit überzeugen und liefert eine absolut grandiose Performance ab. Doch auch die anderen Darsteller agieren wirklich hervorragend, so ist beispielsweise ein Beau Bridges als skrupelloser Menschenhändler eine wahre Augenweide. Über die wirklichen Hinterleute der Organisation wird man dafür im Unklaren gelassen, jedoch ist dieser Aspekt auch nicht wesentlich für dieses bewegende Drama, das einem unwillkürlich unter die Haut geht. Das Leben der Mädchen in Gefangenschaft wird zwar hauptsächlich nur angerissen, doch kann man sich die Erniedrigungen und Demütigungen sehr gut vorstellen, die die jungen Frauen über sich ergehen lassen müssen. Es muss ein physisches-und psychisches Martyrium sein und die Ausweglosigkeit der gegebenen Situation ist nur ansatzweise vorstellbar, wenn man sich nicht selbst in ihr befindet.

      So kann man auch bei etlichen der Mädchen eine Art Selbstaufgabe erkennen, nach jahrelanger Gefangenschaft wirken sie abgestumpft und vollkommen hoffnungslos. So bekommt man eine Ansammlung gebrochener Seelen präsentiert, die sich mit ihrer Lage abgefunden haben und keinerlei Hoffnung haben, doch noch ihrem scheinbar unvermeidbaren Schicksal zu entgehen. Lediglich die junge Eden will sich nicht in ihr Schicksal fügen und lässt sämtliche Erniedrigungen über sich ergehen, um auf den entscheidenden Moment zu warten, der sie der ersehnten Freiheit ein Stück näher bringt. An dieser Stelle kann man auch äußerst gut die Charakter-Wandlung eines Teenagers erkennen, denn aus dem einst naiven Mädchen entwickelt sich eine trotz aller Demütigungen starke Frau die zudem gelernt hat, ihre Peiniger zu täuschen um dann später daraus ihren Vorteil zu ziehen. Was sich jetzt eventuell so leicht und spielerisch anhört, ist letztendlich ein beschwerlicher und schmerzhafter Weg, der zwar nicht durch visuelle Härte dafür jedoch durch das grandiose Schauspiel der Hauptdarstellerin erstklassig zum Ausdruck gebracht wird. Hier liegt auch die große Stärke dieses Filmes, der vollkommen ohne explizite Gewaltdarstellungen auskommt, aber dennoch mit der Wucht eines Keulenschlages auf den Zuschauer einwirkt.

      Megan Griffiths hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet und zeigt damit ganz klar auf, das man die zu behandelnde Thematik auch ohne große Härte sehr intensiv in Szene setzen kann. "Eden" setzt dabei auf die Fantasie und die Vorstellungskraft des Betrachters, der die zumeist nur angedeuteten Dinge in seinem Kopf weiterspinnt und dabei eine ungeheure Brutalität freisetzt, die der Thematik jederzeit gerecht wird. Dadurch wirkt das Werk um Einiges intensiver, als wenn man die Story mit etlichen härteren Passagen angereichert hätte. Es entsteht ein Gesamtbild das jederzeit brutal auf einen einwirkt und einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Gerade aufgrund seiner eher ruhigen Erzählweise entfacht der Film dabei eine ungeheure Wucht, die einen bis ins Mark trifft und geradezu erschüttert. Meiner persönlichen Meinung nach hätte man die immer aktuelle Thematik kaum besser in Szene setzen können, weshalb man Megan Griffiths auch nur zu ihrem erstklassigen Beitrag gratulieren kann.


      Fazit:


      Hart, erschütternd, aber auch extrem einfühlsam erzählt "Eden" eine Geschichte, die einen keinesfalls unberührt lässt. Durch die hervorragende Leistung seiner Hauptdarstellerin offenbart sich dem Betrachter ein jederzeit glaubhaftes Szenario, dessen dramatische Züge absolut erstklassig zu erkennen sind. Freunde niveauvoller Dramen sollten unbedingt einen Blick riskieren, denn eine Sichtung des Filmes erscheint allemal lohnenswert.


      8,5/10