Blue Sunshine

      Blue Sunshine






      Blue Sunshine
      (Blue Sunshine)
      mit Zalman King, Deborah Winters, Mark Goddard, Robert Walden, Charles Siebert, Ann Cooper, Ray Young, Alice Ghostley, Stefan Gierasch, Richard Crystal, Bill Adler, Barbara Quinn, Adriana Shaw
      Regie: Jeff Lieberman
      Drehbuch: Jeff Lieberman
      Kamera: Don Knight
      Musik: Charles Gross
      juristisch geprüft
      USA / 1978

      Nach einem Aotokauf seines Freundes Frannie entdeckt Jerry Zipkin bei seinen Recherchen in dessen Wohnung ein Foto von Ed Flemming, unter dem die Worte "Blue Sunshine" stehen. Flemming kandidiert gerade für das Gouverneursamt und ist von Jerrys Fragen über "Blue Sunshine" wenig angetan. Im Gespräch mit Flemmings rechter Hand Mulligan erfährt Jerrys Freundin Alicia, dass alle Beteiligten die Stanfort University besucht haben. Durch seinen Freund David, der ebenfalls die Universität besuchte, findet er heraus, dass Flemming seinerzeit als kleiner Drogendealer mit LSD gehandelt hat, darunter auch mit einer Sorte namens "Blue Sunshine". Unklar ist nur, wer damals diese Droge genommen hat, denn anscheinend wirkt sie wie eine Zeitbombe.


      Nach seinem doch eher trashig anmutendem Langfilm-Debüt "Squirm" aus dem Jahre 1976 hat Jeff Lieberman nur zwei Jahre später mit "Blue Sunshine" einen Film nachgelegt, der doch in eine vollkommen andere Richtung geht. Dabei fällt einem zuerst die Professionalität auf, mit der dieses Werk ins Bild gesetzt wurde, denn rein handwerklich gibt es überhaupt nichts zu bemängeln. Nun könnte man aufgrund der Inhaltsangabe leicht auf den Gedanken kommen, das man es hier mit einem Szenario zu tun bekommt, das sich eventuell wie ein wirrer LSD-Trip darstellt, doch mit dieser Vermutung würde man vollkommen daneben liegen. Stattdessen offenbart sich dem Zuschauer ein wirklich gut aufgebauter Horror-Thriller, der einem in diversen Passagen auch eine gepflegte Gänsehaut verpassen kann. Schon die Einführung in die Geschichte gestaltet sich dabei so, das von der ersten Minute an etwas Unheilvolles-und Bedrohliches über den Ereignissen schwebt, das sofort für die genau richtige Grundstimmung sorgt. Der Film kommt im Prinzip ohne jegliche Gewaltdarstellungen aus, es präsentiert sich also keinesfalls ein Spektakel für den geneigten Gorehound. "Blue Sunshine" hat dies jedoch auch überhaupt nicht nötig, überzeugt der Film doch durch seine originelle Geschichte und einen grandios aufgebauten Spannungsbogen, der zu keiner Zeit auch nur die kleinsten Einbrüche erkennen lässt.

      Die Thematik der menschlichen Zeitbomben wurde brillant ins Bild gesetzt und allein die kleine Verwandlung scheinbar vollkommen normaler Menschen in reißende Bestien sorgt beim Betrachter für regelrechte Begeisterung. Dabei sind die Mittel mit denen Lieberman den aufkommenden Horror zelebriert absolut minimalistisch, das subtil in Erscheinung tretende Grauen äußert sich lediglich durch Symptome wie Haarausfall bei den Betroffenen und den Rest besorgen die entsprechenden Darsteller nur durch ihre Mimik und Gestik. Für manch einen mag sich das nun eher langweilig anhören, doch wenn man sich einmal in die gegebene Situation hineinversetzt, dann kann man den entstehenden Horror glaubhaft nachvollziehen. Die ganz große Stärke der Geschichte liegt ganz sicher in dem Aspekt begründet, das der Regisseur es streckenweise meisterhaft verstanden hat, die Spannungsschraube häppchenweise immer stärker anzuziehen. Insbesondere gibt sich das in Passagen zu erkennen, in denen man ständig zwischen zwei verschiedenen Schauplätzen hin-und her pendelt. Das beste Beispiel dafür ist eine Sequenz, in der man Jerry Zipkin (Zalman King) in einem Fahrstuhl beobachtet, in dem er sich auf dem Weg zur Wohnung einer Betroffenen befindet, andererseits werden einem die Geschehnisse in eben dieser Wohnung gezeigt, in der die Person zwei Kinder ermorden will. Der Schwenk zwischen diesen beiden Szenen wird immer schneller und man hält dabei fast automatisch die Luft an, kann man doch überhaupt nicht abschätzen, ob die Eskalation eventuell noch verhindert werden kann.

      Von solchen Einstellungen gibt es genügend, so das man zwischendurch kaum einmal die Muße findet befreit durchzuatmen und sich ein wenig zu entspannen. Zudem kommt hier auch der großartige Score von Charles Gross so richtig zum tragen, untermalt er die entsprechenden Stellen doch nahezu perfekt. Ganz generell kann man aber anmerken, das im Prinzip sämtliche Zutaten äußerst stimmig ineinander greifen und so insgesamt gesehen für ein erstklassiges Gesamtbild Sorge tragen, das gut 90 Minuten allerbeste Unterhaltung bietet, die man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder gut anschauen kann. "Blue Sunshine" ist meiner persönlichen Meinung nach eine kleine Perle der späten 70er Jahre, die aber anscheinend eher ein Schatten-Dasein fristet und von den wenigsten Menschen wirklich wahrgenommen wird. Selbst mir war dieses herrliche Kleinod bisher vollkommen unbekannt und ich bin eher zufällig auf diesen wunderbaren Horror-Thriller gestoßen, der ohne jegliche Gewaltdarstellungen auskommt und dennoch den maximalen Horror entfacht.

      Hier liegt einmal mehr ein Paradebeispiel dafür vor, das es nicht immer die Filme mit der übermäßig zelebrierten Härte sind, die einen in Begeisterung versetzen können, manchmal reicht schon eine interessante Geschichte die spannend erzählt wird, ein angemessenes Tempo und eine herrlich bedrohliche Atmosphäre. Wenn dann auch noch die Schauspieler gut agieren und die musikalische Untermalung nahezu perfekt ist, dann kann man sich auf ein Film-Erlebnis einstellen, das man ehrlich gesagt in dieser Form gar nicht erwartet hätte. "Blue Sunshine" ist ein echter Geheim-Tip, den ich nur jedem Fan des Genres wärmstens ans Herz legen kann, denn wer äußerst stimmige Szenarien mit subtil aufkommendem Horror zu schätzen weiß, der ist hier an der genau richtigen Adresse und kann mit diesem tollen Film rein gar nichts falsch machen.


      Fazit:


      Immer wieder trifft man auf eher unbekannte Genre-Filme, an die man eigentlich ohne jegliche Erwartung herangeht und die einen dann so extrem positiv überraschen. Lieberman's Beitrag zählt ganz eindeutig zu dieser Gruppe und stellt für mich sogar ein kleines Juwel dar, das anscheinend nie die Beachtung gefunden hat, die ihm aufgrund seiner Klasse durchaus zustehen müsste. Wer den Film noch nicht kennen sollte muss diesen Zustand unbedingt ändern, denn ansonsten verpasst man eine wirklich in allen Belangen gelungene Inszenierung.


      8/10