Woman Knight

      Woman Knight






      Woman Knight
      (Jian hu nu xia Qiu Jin)
      mit Rose Chan, Kevin Cheng, Terri Doty, Pat Ha, Yi Huang, Suet Lam, Yu-Hang To, Anthony Wong Chau-Sang
      Regie: Herman Yau
      Drehbuch: Erica Lee / Sean Whitley
      Kamera: Kwong-hun Chan
      Musik: Chun Hung Mak
      FSK 16
      China / 2011

      Qiu Jin wird geboren im von Ausländern besetzten China und von gebildeten Eltern zu einem freien Geist erzogen. Als Teenager beginnt sie sich für soziale Gerechtigkeit zu interessieren und schließt sich verschiedenen als Schüler- und Sportclubs getarnten Widerstandsgruppen an. Aus einer unglücklichen Ehe flieht sie um 1900 zum Studium nach Japan, von wo sie als geschulte Aktivistin in die Heimat zurück kehrt und in den bewaffneten Untergrundkampf gegen die lokalen Vertreter der Marionettenregierung zieht.


      Wieder einmal bekommt eine gut ins Bild gesetzte Geschichtsstunde aus China serviert, in deren Mittelpunkt das Leben der Widerstandskämpferin Qiu Jin steht. Wie sehr sich die hier erzählte Geschichte an den wahren historischen Ereignissen bewegt mag man wohl eher schwer beurteilen, doch Herman Yau (Ip Man Zero) ist es gelungen, ein bildgewaltiges Szenario zu kreieren, in dem auch große Teile der Ip Man Crew mitwirken. Der Film an sich ist wohl eher als Drama anzusehen, wurde jedoch auch mit etlichen gelungenen Action-Passagen versehen, so das insgesamt eine äußerst kurzweilige Mischung entstanden ist, die den Zuschauer die ganze Zeit über erstklassig unterhält. Erzählt wird das Geschehen aus der Sicht der Haupt-Figur, die von einer gänzlich überzeugenden Rose Chan dargestellt wird. Ihrer Performance ist es zu verdanken, das man von Beginn an eine starke Beziehung zu Qiu Jin herstellen kann und die junge Frau mit etlichen Symphatiepunkten versieht. Die Ereignisse beginnen mit der Inhaftierung der Widerstandskämpferin, die von Regierungsbeamten gefoltert wird und kurz danach hingerichtet werden soll. Während der Haft lässt Qiu Jin dann ihr Leben noch einmal an sich vorbeiziehen und so bekommt man in etlichen Rückblenden einen sehr guten Einblick in die Taten und Handlungen einer Frau, die sich durch nichts von ihrem eingeschlagenen Weg abringen lässt.

      Yau ist es ganz hervorragend gelungen seiner Geschichte die genau richtige Balance zu verleihen, bekommt man doch einerseits einen guten Überblick über die damalige Politik in China und erfährt eine Menge über die Stellung des weiblichen Geschlechts, andererseits enthält der Film jede Menge erstklassiger Kampf-Choreographien, in denen es auch ordentlich zur Sache geht. Ganz besonders der Aspekt das Frauen eine unterwürfige-und fast menschen unwürdige Position eingenommen haben, wird dabei äußerst eingehend beleuchtet. An diesem Punkt rückt dann auch das hervorstechende Schauspiel von Rose Chan immer stärker in den Mittelpunkt, denn ihr schier unbändiger Wille sich gegen die Unterdrückung und Entwertung aufzulehnen, ist ein absoluter Höhepunkt dieses beeindruckenden Werkes. Doch auch in den Kampf-Passagen schlägt sich die junge Frau ganz hervorragend, wobei einige Nahkämpfe eventuell ein wenig überzogen dargestellt werden. Hier handelt es sich jedoch lediglich um eine kleine Kritik auf sehr hohem Niveau, denn prinzipiell erscheinen die einzelnen Kämpfe realistisch-und authentisch. Nicht nur Martial Arts Szenen stehen im Vordergrund, es werden auch etliche Sequenzen gezeigt, in denen es zu kleineren Schlachten zwischen Regierungs-Soldaten und Widerstandskämpfern kommt.

      Das Ganze gestaltet sich über die gesamte Laufzeit von knapp 2 Stunden extrem spannend-und interessant, selbst in den eher dialoglastigen Teilen der Story kommt nie so etwas wie Langeweile auf. Dafür ist die Thematik viel zu faszinierend und die filmische Umsetzung zu gekonnt. Sicherlich muss man diverse Abstriche zu den historischen Ereignissen machen, da diverse Dinge für das filmische Werk bestimmt etwas "frisiert" wurden, doch kann man sich die Abläufe in ihrer Gesamtheit durchaus in der hier gezeigten Form vorstellen. Das liegt ganz sicher auch an der erstklassig agierenden Darsteller-Riege, denn neben der überragenden Hauptdarstellerin wissen auch die anderen Akteure allesamt zu überzeugen. Zwar geraten diese durch die vorherrschende Omnipräsenz der Hauptfigur alle etwas in den Hintergrund, nehmen allerdings trotzdem einen wichtigen Stellenwert in der Geschichte ein.

      Das tragische Ende ist dann verhältnismäßig kurz und schmerzlos, wobei man fast schon den asiatischen Hang zum Melodram etwas vermisst. Hier jedoch erscheint der Schluss vielmehr sachlich-und nüchtern, was den gewonnenen Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwertet. Insgesamt gesehen kann man wohl ohne Übertreibung behaupten, das "Woman Knight" ein weiterer Beitrag des asiatischen Kinos ist, an dem es relativ wenig auszusetzen gibt. Eine faszinierende Geschichte, erstklassige Darsteller und eine mehr als gelungene Kombination aus Drama-und Martial Arts machen dieses Werk zu einem in keder Beziehung lohnenswertem Film-Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


      Fazit:


      "Woman Knight" bietet eigentlich alles, was einen beeindruckenden Film ausmacht. Tolle Kämpfe einerseits, aber auch eine tiefergehende Geschichte die auch noch mit herausragenden Darstellern besetzt ist. So macht Geschichtsunterricht wirklich Spaß, auch wenn diverse Dinge für die filmische Umsetzung eventuell etwas abgeändert wurden. Auf jeden Fall aber kann man hier eine bedenkenlose Empfehlung aussprechen, denn gut 2 Stunden tolle Filmkost sind hier vorprogrammiert.


      Die DVD:

      Vertrieb: Ascot elite
      Sprache / Ton: Deutsch / Mandarin DD 5.1
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 115 Minuten
      Extras: Trailershow


      7,5/10