Exit Humanity

      Exit Humanity






      Exit Humanity
      (Exit Humanity)
      mit Brian Cox, Mark Gibson, Dee Wallace, Bill Moseley, Stephen McHattie, Jordan Hayes, Adam Seybold, Ari Millen, Jason David Brown, Sarah Stunt, Christian Martyn, John Geddes, Jesse T. Cook, Matt Griffin, Tony Burgess
      Regie: John Geddes
      Drehbuch: John Geddes
      Kamera: Brendan Uegama
      Musik: Jeff Graville / Nate Kreiswirth / Ben Nudds
      Keine Jugendfreigabe
      Kanada / 2011

      Tennessee, 1871: Nach den Grauen des Amerikanischen Bürgerkrieges durchlebt das Land einen neuen Albtraum. Die Untoten steigen aus ihren Gräbern und streifen rastlos durch die dichten Wälder. In diesen trostlosen Zeiten trifft der desillusionierte Soldat Edward in einem verlassenen Dorf auf Isaac. Dieser will seine Schwester aus den Fängen des gewissenlosen Südstaaten-Generals Williams befreien. Schnell stellt sich heraus, dass Williams und seine Crew gefährlicher sind als die monströsen Zombies: Auf der verzweifelten Suche nach einem möglichen Gegenmittel schreckt der General nicht davor zurück, wahllos Menschen zu opfern ...


      Insbesondere im Sub-Genre des Zombiefilms ist es ziemlich schwer, der Thematik neue Impulse zu verleihen. Zumeist handelt es sich um die immer wiederkehrenden Splatter-Orgien, die sich in den meisten Fällen lediglich durch den Härtegrad unterscheiden und inhaltlich allesamt nach dem gleichen Schema ablaufen. Der hier vorliegende Regie-Erstling von John Geddes präsentiert sich allerdings als sehr wohlwollende Ausnahme, was gleichzeitig jedoch auch dafür sorgen dürfte, das "Exit Humanity" die Meinungen extrem spalten dürfte. Wer hier nämlich einen weiteren Beitrag mit jeder Menge expliziten Gewaltdarstellungen erwartet, dürfte schon nach relativ kurzer Zeit ziemlich ernüchtert sein, denn bei diesem Aspekt hält sich die kanadische Produktion doch sehr zurück. Zwar gibt es einige etwas blutigere Einstellungen, doch die ansonsten üblichen Gewaltdarstellungen sucht man vergebens. Manch einem mag das eventuell sauer aufstoßen, doch meiner persönlichen Meinung nach sollte man diesen Aspekt keinesfalls als negative Kritik ansehen. Geddes legt hier vielmehr Wert auf eine wirklich gelungene Geschichte, die von der ersten Minute an den Eindruck eines Dramas mit Anleihen aus dem Horror-Genre vermittelt. So offenbart sich auch eine eher ruhige-und bedächtige Erzählstruktur, in der es so gut wie keine wirklich temporeichen Passagen gibt. Gerade dadurch kann der Film aber seine volle Intensität entfalten und lässt eine äußerst beklemmende Grundstimmung aufkommen, die sich wie ein bleierner Mantel auf die Schultern des Zuschauers legt.

      Anstelle der ansonsten üblichen Zombie-Szenarien legt Geddes bei seiner Geschichte sehr viel Wert auf ausführliche Charakter-Beleuchtungen seiner Hauptfiguren, von denen insbesondere Edward Young (Mark Gibson) im Focus des Geschehens steht. Hierbei wird man mit den Gedanken und dem Gefühlsleben des Mannes konfrontiert, der durch den Verlust seiner Familie gebrochen wurde. Ganz generell steht hier die menschliche Komponente im Mittelpunkt der Ereignisse, wodurch die Zombie-Thematik teilweise sogar etwas in den Hintergrund gerät. Im weiteren Verlauf kristallisiert sich auch immer mehr heraus, das die größte Bedrohung eigentlich gar nicht von den Untoten, sondern vielmehr von Bestien in Menschengestalt ausgeht. Allein schon dieser Gesichtspunkt verleiht dem Ganzen etwas sehr Außergewöhnliches und behandelt die Thematik einmal aus einer ganz anderen Sichtweise. Das mag zwar gewöhnungsbedürftig erscheinen, hebt "Exit Humanity" jedoch ganz eindeutig aus dem ansonsten üblichen Einheitsbrei hervor. Dafür spricht auch der Gesichtspunkt, das die Untoten hier zum Ende hin als Werkzeuge zur Vergeltung eingesetzt werden, was ich für einen sehr guten Ansatz halte, der dem gesamten Genre neue Impulse verleiht. Das kann man aber im Prinzip auf die gesamte Geschichte beziehen, die allein schon durch die zeitliche Ansiedlung etwas vollkommen Neues darstellt.

      Von den üblichen Zombie-Szenarien vollkommen abweichend erweckt das Werk phasenweise einen fast schon kammerspielartigen Eindruck, den ich bisher noch nie bei einem Film dieser Art feststellen konnte. Dieser Eindruck verfestigt sich insbesondere im ersten Filmdrittel, in dem man fast ausschließlich mit der Hauptfigur Edward Young konfrontiert wird und sich mit seinen Erinnerungen auseinandersetzen muss. Der dadurch entstehende seelische Schmerz des Mannes wird durch das herausragende Schauspiel von Mark Gibson nahezu perfekt zum Betrachter transportiert, der das Leid fast schon körperlich nachvollziehen kann. Doch auch in der Folge ist durch die relativ begrenzte Anzahl an Darstellern der Eindruck des Kammerspiels vorhanden, was den vom Geschehen ausgehenden beklemmenden Eindruck nur noch zusätzlich verstärkt. Gleichzeitig macht sich aber auch die für Zombiefilme nötige Endzeitstimmung breit, die sich in diesem Fall aber nicht durch menschenleere-und verwüstete Großstädte zu erkennen gibt. Bei "Exit Humanity" ist es die scheinbar grenzenlose Weite eines fast unbesiedelten Gebietes und die Dichte der als Location dienenden Wälder, die für einen Kloß im Hals des Zuschauers sorgen.

      In meinen Augen handelt es sich hier um ein kleines Juwel des Genres, das die Thematik um die Untoten einmal aus einer ganz anderen Sichtweise beleuchtet. Statt expliziter Gewaltdarstellungen bekommt man endlich einmal eine wirklich gelungene Geschichte präsentiert, in der viel Platz für Emotionen und die menschliche Komponente gelassen wird. Erstklassig agierende Darsteller, eine äußerst beklemmende Atmosphäre und eine sehr bedächtige Erzählweise der Ereignisse ergeben im Endeffekt eine erstklassige Kombination, die aber sicherlich nicht jedem gefallen wird. Für mich selbst ist hier ein sehr innovativer Beitrag entstanden, der auch durch die teilweise eingefügten Passagen im Comic-Stil etwas ganz Besonderes beinhaltet, was ganz ausgezeichnet in das herausragende Gesamtbild hineinpasst. Im Endeffekt kann man John Geddes nur zu einem absolut überzeugendem Regie-Debüt gratulieren, das dem Sub-Genre des Zombiefilms etliche neue Impulse verleiht.


      Fazit:


      "Exit Humanity" ist ein gelungenes Drama mit Horror-Anleihen, das jedoch die Meinungen spalten wird. Freunde der härteren-und temporeichen Gangart werden sicherlich enttäuscht sein, wer jedoch einmal einen wirklich besonderen Zombiefilm sehen möchte, ist hier genau an der richtigen Adresse. Ich fühlte mich jedenfalls jederzeit bestens unterhalten und schätze den Film als sehr hochwertigen Beitrag des Genres ein, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


      Die DVD:

      Vertrieb: Splendid
      Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
      Untertitel: Deutsch / Niederländisch
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 110 Minuten
      Extras: Making Of, Trailer


      8,5/10