Prisoners of War

      Prisoners of War






      Prisoners of War
      (Mai wei)
      mit Dong-gun Jang, Jo Odagiri, Bingbing Fan, In-kwon Kim, Seung-hyeon Han, Jin-seok Yang, Ji-han Do, Hee-won Kim, Yeon-hee Lee, Ji-woong Wi, Jong-yeol Jeong, Ho-yeon Lee, Michael Arnold, Ismail Deniz
      Regie: Je-kyu Kang
      Drehbuch: Je-kyu Kang / Byung-in Kim
      Kamera: Mo-gae Lee
      Musik: Dong-jun Lee
      FSK16
      Südkorea / 2011

      1938: Im von Japan besetzten Korea ist die sportliche Rivalität zwischen den Marathonläufern Jun-shik und Tatsuo schon längst in offene Feindschaft umgeschlagen. Nach einem blutigen Zwischenfall wird Jun-shik von der japanischen Armee zwangsrekrutiert, um in der Mongolei an vorderster Front zu kämpfen. Weit weg von der Heimat kreuzen sich die Wege der Sportler wieder: Tatsuo übernimmt als ideologisch verblendeter Kapitän die Befehlsgewalt über das Bataillon. Beide landen nach einer vernichtenden Schlacht gegen die Sowjets in einem sibirischen Arbeitslager. Von dort wird sie ihr unbeugsamer Überlebenswille über Deutschland bis nach Frankreich bringen, wo sie für die Nazis am Strand der Normandie gegen die Alliierten kämpfen sollen


      Wieder einmal bescheren uns die Koreaner einen Kriegsfilm, den man kaum besser hätte in Szene setzen können. Gerade auf diesem Sektor haben es die Asiaten wirklich drauf und präsentieren immer wieder herausragende Werke, die in erster Linie durch ihre ungeheure Bildgewalt überzeugen können. Mit Je-kyu Kang (Brotherhood) nahm zudem auch der genau richtige Mann auf dem Regie-Stuhl platz, um dem Zuschauer diese epische Geschichte zu erzählen, die auf wahren Begebenheiten beruhen soll. "Prisoners of War beginnt für einen Kriegsfilm vollkommen untypisch, denn in den ersten gut 30 Minuten wird man mit der Rivalität zweier Jungen konfrontiert, die schon im frühesten Kindesalter beginnt. Dieser Erzählstrang steht dann auch die gesamte Laufzeit über im Mittelpunkt des Filmes und dient als roter Leitfaden durch die Geschehnisse. Handelt es sich zu Beginn noch um eine Rivalität im sportlichen Bereich, so entwickelt sich im weiteren Verlauf eine regelrechte Feindschaft unter den beiden, die sich insbesondere im folgenden Kriegs-Szenario zu erkennen gibt. Muss nämlich der Koreaner Jun-shik zwangsweise in die japanische Armee eintreten, so wird sein Intimfeind Tatsuo auch noch zu seinem Vorgesetzten der keine Möglichkeit auslässt, die koreanischen Soldaten zu demütigen. Bei diesem Aspekt nimmt der Film eine politisch eher neutrale Position ein, wobei das Pendel jedoch trotzdem ein wenig zur Seite der Koreaner tendiert. Die Japaner hingegen werden als fast schon hündisch ergebenen Untertanen ihres Kaisers dargestellt, die in blinder Ergebenheit freiwillig ihr Leben für das Vaterland geben. Befehle werden immer korrekt ausgeführt, auch wenn sie noch so absurd erscheinen. An dieser Stelle bekommt man als Zuschauer einen sehr tiefen Einblick in die asiatische Mentalität, in der Begriffe wie Disziplin und Loyalität eine vollkommen andere Bedeutung haben. Vor allem für uns Europäer dürfte diese unterwürfige Ergebenheit sehr gewöhnungsbedürftig sein, denn nur zu oft erweckt es den Anschein, das die japanischen Soldaten für ihren Kaiser auch lachend in eine Kreissäge springen würden.

      Je-kyu Kang hat vor allem die Richtungsänderung der Geschichte ziemlich brachial in Szene gesetzt, denn nach der schon erwähnten Einführung erfolgt der Umschnitt auf das Kriegsgeschehen mit der Wucht eines Keulenschlages. Auf einmal ist es vorbei mit einer eher ruhigen Erzählweise, die lediglich mit einer Massenschlägerei aufwarten konnte und man wird ohne Vorwarnung mit grandiosen-und wuchtigen Bildern konfrontiert, die das Grauen eines Krieges unauslöschbar in das Gedächtnis des Betrachters einbrennen. Es offenbaren sich gewaltige Schlachten, deren visuelle Kraft sich auch nicht hinter diversen Hollywood-Blockbustern zu verstecken braucht. Das Geschehen entwickelt dabei eine unglaubliche Intensität, die einem merklich unter die Haut geht. Obwohl man jetzt praktisch bis zum Ende der Geschichte mit ständigem Kriegsgeschehen konfrontiert wird, gerät der eigentliche Kernpunkt des Filmes zu keiner Zeit in Vergessenheit. Immer wieder blitzt die Rivalität der beiden ungleichen Männer auf und nimmt dabei phasenweise Ausmaße an, die eine stetig ansteigende Gewaltspirale in Gang setzen. Aus einer Feindschaft entsteht der pure Hass, der sich jedoch zum Ende hin in eine echte Freundschaft verwandelt, von der Mann zu Beginn noch nicht einmal geträumt hätte. Möglich ist dies durch die charakterliche Wandlung von Tatsuo, der während der Kriegsgefangenschaft einige Verhaltensweisen kennenlernt, die ihm sein eigenes unmenschliches Verhalten gegenüber seinen Untergebenen vor Augen führt.

      Dadurch erfährt der gute Mann eine Art charakterlicher Läuterung und stellt seine ganzen Prinzipien in Frage, die ihm von der Geburt an eingetrichtert wurden. An dieser Stelle nimmt sich Je-kyu Kang auch genügend Zeit, um etliche emotionale Momente in sein Werk einzufügen, was den bis zu diesem Zeitpunkt gewonnenen Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwertet. Die selbstlose Hilfsbereitschaft von Jun-shik ist es dann letztendlich, die aus Tatsuo einen vollkommen anderen Menschen macht. Obwohl die beiden Männer durch etliche Kriegswirren immer wieder voneinander getrennt werden, führt das Schicksal sie nach einer gewissen Zeit wieder zusammen. Es ist fast so, als wenn eine höhere Macht dafür verantwortlich zeichnet, das sich ihre Wege stetig kreuzen, damit ihre persönliche Fehde endlich ein Ende nimmt. Das Ganze ist auch sicherlich mit einer gehörigen Portion Pathos angereichert, handelt es sich hier doch ganz eindeutig um eine Stoff, aus dem Helden geboren werden. Was in anderen Genre-Vertretern manchmal etwas störend und übertrieben erscheint, passt in vorliegendem Fall aber nahezu perfekt in ein Szenario, das streckenweise gerade von diesen pathetischen Zügen eine Menge Kraft gewinnt. Zudem ist dieser Umstand auch nicht unbedingt als Neuerung zu verbuchen, sondern vielmehr als Markenzeichen asiatischer Filme.

      Und so ist es dann auch die absolut erstklassige Mischung die diesen Film so besonders macht. Ein menschliches Drama, gepaart mit einem bildgewaltigen Kriegsgeschehen, eine Menge Pathos und ein ordentlicher Schuss Melancholie ergeben letztendlich ein Gesamtwerk, das man als fast perfekt bezeichnen kann. Hinzu kommt ein Darsteller-Ensemble, das durch die Bank mit absolut überragenden Leistungen aufwarten kann. Nicht nur die beiden Hauptdarsteller liefern eine erstklassige Kostprobe ihres Könnens ab, denn "Prisoners of War" ist bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt. Die Schauspieler brillieren durch eine ungeheure Ausdruckskraft und eine Spielfreude, die man ihnen in jeder einzelnen Einstellung anmerken kann. Vielleicht mag manch einer das vollkommen anders sehen, aber mich persönlich hat dieses Werk wirklich tief berührt. Insbesondere das tragische Ende geht einem merklich unter die Haut und beschäftigt einen noch lange nach der Sichtung. Wer intensive Kriegsfilme mit einer tollen Geschichte und dem dazugehörigen Pathos zu schätzen weiß, kommt an diesem brillanten Werk auf keinen Fall vorbei. Trotz einer Länge von gut 138 Minuten offenbart die Story keinerlei Längen, jede einzelne Sequenz ist absolut notwendig, um einem dieses einfühlsame Kriegs-Drama näher zu bringen und dabei eine Kraft zu entwickeln, die nicht spurlos an einem vorüberzieht.


      Fazit:


      Etwas zu viel Pathos mag hier die Bewertung einiger Leute etwas einschränken, doch meiner persönlichen Meinung nach gehört diese Seite ganz einfach in die vorliegende Geschichte. Ansonsten bietet "Prisoners of War" aber keinerlei Ansätze für negative Kritik, denn handwerklich und visuell handelt es sich um eine echte Granate. Das bildgewaltige Kriegs-Epos dürfte auch höheren Ansprüchen genügen und besticht durch eine sehr intensive Charakter-Beleuchtung der beiden Hauptfiguren. Doch auch die vielen Nebenfiguren können sich äußerst gut entfalten und sind ein wichtiger Faktor für das insgesamt herausragende Gesamtbild, das sich einem hier präsentiert.


      Die DVD:

      Vertrieb: Splendid
      Sprache / Ton: Deutsch / Koreanisch / Japanisch DD 5.1
      Untertitel: Deutsch / Niederländisch
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 138 Minuten
      Extras: Interviews, B-Roll, Original Trailer


      9/10