Sam's Lake






      Sam's Lake
      (Sam's Lake)
      mit Fay Masterson, Sandrine Holt, William Gregory Lee, Stephen Bishop, Salvatore Antonio, Megan Fahlenbock, Peter Beks, Richard Foster, Jeff McCormick, Robert William Smith, Serra Stewart, Kindred Carter, Kaitlyne Dunn
      Regie: Andrew C. Erin
      Drehbuch: Andrew C. Erin
      Kamera: David A. Armstrong
      Musik: Gary Chang
      FSK 16
      Kanada / Südkorea / USA / 2005

      Um Sam, die noch immer nicht über den Tod ihres Vaters hinweggekommen ist, mal wieder so richtig aufzupäppeln, beschließen ihre Freunde, mit ihr gemeinsam ein Wochenende an jenem abgelegenen See zu verbringen, in dessen Umgebung Sam ihre gesamte Kindheit verbracht hat. Zunächst bestimmt noch feuerscheingetränkte Lagerromantik das Szenario: Kate fängt etwas mit dem gutgebauten einheimischen Jesse an und der schwule Dominik versucht sich in der hohen Kunst des Gruselmärchenerzählens. Richtig schaurig wird es aber erst, als Sam eine lokale Legende um einen nie gefassten Psychokiller zum Besten gibt und anschließend auch noch einen Besuch in genau der heruntergekommenen Bruchbude einfordert, in der dieser seine ersten Opfer gefunden haben soll. Als die abenteuerlustige Truppe dann auch noch ein Tagebuch entdeckt, ist es mit der Harmlosigkeit des bisher so gemütlichen Trips endgültig vorbei...


      Egal wo man auch hinschaut, dieses Langfilm-Debüt von Andrew C. Erin aus dem Jahre 2005 erhält hauptsächlich negative Kritiken. Dabei offenbart sich dem Zuschauer doch ein recht interessanter Film, der zwei vollkommen unterschiedliche Filmhälften präsentiert und allein schon durch diesen Aspekt eine Menge an Reiz beinhaltet. 2002 von Erin schon einmal als Kurzfilm vorgestellt, eröffnet sich dem Betrachter eine Story, die zu Beginn eigentlich gar nicht einmal auf einen gelungenen Horrorthriller mit Slasher-Elementen hindeutet. So bekommt man in den ersten gut 40 Minuten viel eher ein Szenario geboten, das zwar insbesondere in atmosphärischer Hinsicht überzeugen kann. Manch einem mag die erste Filmhälfte wohl etwas langatmig-und dialoglastig erscheinen, wobei die vorhandenen Wortwechsel zugegebenermaßen nicht unbedingt sehr tiefgründig sind. Doch sieht man den Film am Ende einmal in seiner Gesamtheit, dann dient die längere Einführungsphase doch als ziemlich gekonnter Spannungsaufbau für einen Richtungswechsel, den man nicht unbedingt vorhersehen konnte.

      Insbesondere der Richtungswechsel zu einem unterhaltsamen Slasher mit Backwood-Elementen verleiht der Geschichte ihren ganz besonderen Reiz, der damit verbundene Tempowechsel in der Erzählstruktur tut sein Übriges, um den Zuschauer aus einer Art Halbschlaf aufzuschrecken. Hat Erin doch zunächst ein sehr bedächtiges Erzähltempo für die Ereignisse gewählt, so ändert sich das nach 40 Minuten schlagartig und man sieht sich mit temporeichen Ereignissen konfrontiert, die fast zwangsläufig für ein vollkommen anderes Sehverhalten sorgen. Die zunächst vorhandene Beschaulichkeit ist nicht mehr vorhanden, vergessen sind die teilweise banalen Dialoge, denn von nun an gestaltet sich eine gelungene Menschenjagd in den abgelegenen Wäldern. Größere Härten sollte man zwar nicht unbedingt erwarten, denn die Tötungen werden lediglich in Ansätzen gezeigt. Dennoch entwickelt die Story nun eine vollkommen andere Faszination, wofür der erstklassige Plot Twist verantwortlich ist.

      Obwohl "Sam's Lake" von der ersten Minute an durch eine dichte Grundstimmung überzeugen kann, verdichtet sich diese im zweiten Teil noch einmal zusehends und das Geschehen lässt mehr als einmal sehr bedrohliche Züge erkennen. Verantwortlich dafür ist in der Hauptsache die Situation der Opfer, die hier genau wie der Zuschauer von den Ereignissen regelrecht überrumpelt werden und vollkommen ahnungslos in eine Lage hineinmanövriert werden, die keinesfalls vorhersehbar war. Sicherlich liegt es wie immer im Auge des Betrachters, doch gerade wegen der überraschenden Richtungsänderung des Szenarios kann ich die vielen negativen Kritiken nicht so ganz nachvollziehen. Erin hat hier sicherlich kein revolutionierendes Meisterwerk des Genres abgeliefert, man merkt doch aber ganz eindeutig, das er sich viele Gedanken über die Umsetzung seiner Geschichte gemacht hat. Für ein Langfilm-Debüt ist "Sam's Lake" durchaus beachtlich geworden und beinhaltet alle Zutaten für ein spannendes Filmerlebnis.

      Mir persönlich hat der Film wirklich gut gefallen, insbesondere der Stilwechsel innerhalb der Story ist absolut sehenswert. Zwei vollkommen unterschiedliche Filmhälften ergeben zusammen genommen ein rundum gelungenes Gesamtpaket, an das man lediglich mit der richtigen Erwartungshaltung herangehen sollte. Tiefer gehende Charakterzeichnungen oder oscarreife Schauspielleistungen sind bestimmt nicht enthalten, doch ist das dargebotene Schauspiel für einen Film dieser Art vollkommen ausreichend. Hervorstechend sind sicherlich die ganzzeitig erstklassige Atmosphäre und ein meiner Meinung nach äusserst gelungener Spannungsaufbau, den man erst am Ende der Geschichte so richtig zu schätzen weiß.


      Fazit:


      Auch wenn viele Leute das vollkommen anders sehen werden, möchte ich "Sam's Lake" als sehr gelungenen Genre-Beitrag einstufen, dessen Stilwechsel innerhalb der Geschichte ein absoluter Höhepunkt ist. Selten habe ich einen Film mit zwei so dermaßen unterschiedlichen Teilen gesehen, die insgesamt gesehen einen sehr gelungenen Film ergeben.



      7/10