Essential Killing

      Essential Killing






      Essential Killing
      (Essential Killing)
      mit Vincent Gallo, Emmanuelle Seigner, Zach Cohen, Iftach Ophir, Nicolei Cleve Broch, Stig Frode Henriksen, David L. Price, Tracy Spencer Shipp, Mark Gasperich, Phillip Goss, Klaudia Kaca, Dariusz Juzyszyn, Raymond Josey
      Regie: Jerzy Skolimowski
      Drehbuch: Jerzy Skolimowski / Ewa Piaskowska
      Kamera: Adam Sikora
      Musik: Keine Information
      FSK 16
      Island / Norwegen / Polen / Ungarn / 2010

      Mohammed will leben! Mit aller Kraft kämpft er sich durch die eisige Hölle einer feindlichen Schneewelt, irgendwo in Osteuropa. Amerikanische Soldaten sind ihm dicht auf den Fersen. Sie haben ihn in den Schluchten seiner afghanischen Heimat eingefangen, gefoltert und verschleppt, denn er hat drei von ihnen getötet. Jetzt ist er auf der Flucht. In dieser abweisenden, kältestarren Weite gibt es nur eines: am Leben bleiben! Laufen, sich wärmen, essen, sich verteidigen und töten - immer wieder töten, um nicht zu sterben. Gejagt wie ein wildes Tier kämpft sich der Mann weiter und weiter...


      Ich war doch einigermaßen erstaunt als ich in einer anderen Kritik zu diesem Film lesen musste, das man die Aussage der Geschichte des Regisseurs Jerzy Skolimowski nicht erkennen würde und sich somit die Frage nach dem Sinn des hier dargestellten Szenarios stellen würde. Dabei ist die Aussage der Geschehnisse doch mehr als nur deutlich, dreht es sich doch einzig und allein um den Überlebenskampf eines afghanischen Soldaten auf der Flucht, der mit allen Mitteln versucht am Leben zu bleiben. Was an dieser Aussage missverständlich sein soll vermag ich wirklich nicht zu beurteilen, aber Skolimowski hat es brillant verstanden, die Geschehnisse aus der Sichtweise der Hauptfigur Mohammed (Vincent Gallo) zu zeigen, der übrigens während der gesamten Laufzeit kein einziges Wort spricht. Dies ist allerdings auch überhaupt nicht notwendig, denn das Szenario braucht keinerlei großartige Dialoge um seine Intensität zu entfachen, das besorgen nämlich die kravtvollen Bilder die ihre ganz eigene und schockierende Sprache sprechen.

      So wird dem Zuschauer gleich zu Beginn des Filmes wieder einmal der Schrecken des Krieges und gleichzeitig auch seine generelle Sinnlosigkeit eindrucksvoll vor Augen geführt, wobei im weiteren Verlauf der Ereignisse ein vollkommen anderer Krieg in den Vordergrund rückt, nämlich der Krieg eines einzelnen Menschen der von seinen Verfolgern wie ein Tier gejagt wird und dabei sein ganz eigenes Kampfgeschehen gegen die Natur und seine Mitmenschen führen muss, um sein eigenes Leben zu schützen. Ist es doch gerade dieser Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch die gesamte Szenerie zieht und dabei eine äusserst beklemmende Wirkung auf den Betrachter hinterlässt. Dabei bleibt man selbst eigentlich eher neutral, schlägt man sich gedanklich doch weder auf die Seite des Gejagten, noch entwickeln sich irgendwelche Symphatien für die Jäger. Unparteisch verfolgt man allerdings wie gebannt die Geschehnisse, die hier wirklich absolut authentisch und glaubwürdig in Szene gesetzt wurden und so extrem realistisch erscheinen.

      Das ist in erster Linie auch dem Hauptdarsteller Vincent Gallo zu verdanken, der für die Rolle des Mohammed absolut perfekt erscheint und den erbarmungslosen Kampf eines Mannes gegen eine schier aussichtslose Situation hervorragend interpretiert. Durch die Tatsache, das der gesamte Film im Prinzip äusserst wenige Passagen beinhaltet in denen man mit Dialogen konfrontiert wird, entsteht eine extrem bedrückende-und beklemmende Atmosphäre, die sich wie ein bleierner Mantel auf die Schultern des Zuschauers legt und einem phasenweise die Luft abschnürt. Ganz unwillkürlich versucht man dabei, sich selbst in die gegebene Situation hineinzuversetzen und kann so die entstehende Wucht des Szenarios fast körperlich spüren. Dennoch ist man lediglich ansatzweise dazu in der Lage, die emotionale Gefühlswelt eines Mannes nachzuvollziehen, der auf seiner anscheinend aussichtslosen Flucht auch über Leichen geht, um sein eigenes Leben nicht zu verlieren. "Essential Killing" ist ein Paradebeispiel für den authentischen Überlebenskampf eines einzelnen Menschen, der durch kraftvolle und wuchtige Bilder zum Zuschauer transportiert wird, der streckenweise nicht den Eindruck hat sich in einem Spielfilm zu befinden, sondern vielmehr in einer Art Reality-Doku, die sich in diesem Moment vor den eigenen Augen abspielt.

      Es mag ja sein, das dieses Werk eventuell nicht jeden Geschmack trifft, aber wer den Geschehnissen ihren Sinn oder gar die Kraft ihrer Aussage abspricht, der hat den Film ganz einfach nicht verstanden. Die Sinnlosigkeit eines Krieges an sich wird hier zwar eher nebensächlich thematisiert und gilt lediglich als Auslöser für einen ganz anderen Krigsschauplatz, der sich im Inneren eines einzelnen Menschen auftut, der sich auf einmal nicht mehr mit der übermächtigen Kriegsmaschinerie des Gegners, sondern mit Naturgewalten und dem eigenen Überlebenskampf auseinandersetzen muss, der seine ganz eigenen Schrecken beinhaltet. Das dabei fast gänzlich auf Dialoge verzichtet wurde, lässt das Ganze noch viel intensiver erscheinen und verfehlt auf keinen Fall seine eindringliche Wirkung auf den Betrachter, der über die gesamte Laufzeit ein Gefühl der starken Beklemmung nicht abschütteln kann und auch lange nach dem Ende des Filmes noch über das Gesehene nachdenkt.


      Fazit:


      "Essential Killing" schafft es jederzeit, mit eher minimalistischen Mitteln ein sehr realistisches Bild eines Überlebenskampfes zu zeichnen, der intensiver kaum hätte ausfallen können. Ein erstklassiger Hauptdarsteller und ein erschreckend authentisches Szenario sind vollkommen ausreichend, um dem Zuschauer den Schrecken einer Situation näherzubringen, in der man sich selbst nie befinden möchte. Beklemmung, Ekel und Grausamkeit wechseln sich hier ständig ab und sind mitverantwortlich für ein äusserst glaubhaftes Filmerlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird.


      Die DVD:

      Vertrieb: Ascot Elite
      Sprache / Ton: Deutsch DTS 5.1, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
      Untertitel: Deutsch
      Bild: 1,85:1 (16:9)
      Laufzeit: 81 Minuten
      Extras: Originaltrailer, Trailershow


      8/10
      Es ist doch schon erstaunlich, in wie vielen Ländern dieser Film hier gedreht worden ist. Auf den ersten Blick wird man hier eher die Stirn runzeln und sich fragen, was einem hier erwarten wird, aber man darf gespannt sein, was man hier auf die Beine gestellt hat. Ich selbst war positiv überrascht von dem Film und wie er sich entwickelt. Hier geht es einzig und allein um den Überlebenskampf anschaulich dazulegen und wie sich das ganze entwickeln kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht jedermanns Sache ist, aber gerade das der Film nicht so ist wie die meisten, hebt ihn doch wieder davon ab.

      Mohammed ist ein afghanischer Soldat und mitten im Krieg. Als er sich vor ein paar US Soldaten versteckt und entdeckt wird, feuert er ein Raketenwerfer ab und tötet damit alle. Doch seine Flucht dauert nicht lange an und er wird geschnappt. Doch als er überführt wird, kommt es zu einem Unfall und er kommt frei. Zuerst weiß er gar nicht so recht was er machen soll und beschließt sich zu ergeben, da er nicht umkommen will. Doch scheinbar scheint ihm niemand zu beachten und so macht er sich doch auf den Weg um für seine Freiheit zu kämpfen. Gejagt wie ein Tier setzt er nun alles daran seine Verfolger abzuhängen und sie auf eine falsche Fährte zu locken. Das Katz und Maus Spiel hat begonnen...

      Vincent Gallo als böser Junge passt hier sprichwörtlich wie die Faust auf´s Auge. Man hätte eigentlich kaum einen besseren für diese Rolle nehmen können. So wirkt das ganze noch authentischer und viel intensiver. Auch wenn er der Böse ist, nehmen die Sympathien ihm gegenüber vermehrt zu. Aber die Message vom Regisseur kommt doch sehr deutlich herüber. Das kann man nicht abstreiten. Und so setzt er all seine Kraft in seine Flucht. Und da er in einer abgelegenen Wildnis mitten im nirgendwo ist und auch noch tiefster Winter herrscht, macht es das ganze für ihn nicht einfacher. Ganz im Gegenteil. Doch man hat wirklich einen klasse Film abgeliefert.

      7,5 / 10