Dogtooth






      Dogtooth
      (Kynodontas)
      mit Christos Stergioglou, Michelle Valley, Aggeliki Papoulia, Mary Tsoni, Hristos Passalis, Anna Kalaitzidou
      Regie: Giorgos Lanthimos
      Drehbuch: Giorgos Lanthimos / Efthymis Filippou
      Kamera: Thimios Bakatakis
      Musik: Keine Information
      FSK 16
      Griechenland / 2009

      Abgeschottet von der Außenwelt werden die beiden Töchter und der Sohn ganz im Sinne der reichen Eltern erzogen. Den pubertierenden Jugendlichen wird dabei ein verqueres Weltbild voller Lügengeschichten vermittelt: Die Welt hinter der Gartenhecke ist angeblich ein böser und gefährlicher Ort und gewohnten Begriffen des Alltages werden neue Bedeutungen zugesprochen. Das Familienleben ist geprägt von emotionsloser Disziplin und den unschuldig-perversen Spielen der drei Geschwister, die sich damit die Zeit vertreiben. Die scheinbar perfekte Idylle erhält erste Risse, als die Töchter und der Sohn sich die Frage stellen, was wirklich hinter der Gartenhecke liegt?


      Mama, reichst du mir bitte das Telefon?


      Diese Frage wird mit dem Anreichen eines Salzstreuers beim Abendessen beantwortet, zu dem sich die in dieser Geschichte beleuchtete Familie eingefunden hat. Dieses eine Beispiel reicht schon vollkommen aus, um dem Zuschauer vor Augen zu führen, das er es in vorliegendem Fall mit einem völlig absurden Szenario zu tun bekommt, das man im Grunde genommen in den Bereich der Fabelwelt abschieben möchte. Zu bizzar und vollkommen absurd gestalten sich die Geschehnisse in dieser griechischen Produktion, die allerdings erstaunlicherweise diverse Parallelen zu einem wahren Fall hat, in der ein Österreicher seine eigene Tochter und die mit ihr durch Vergewaltigungen gezeugten Kinder weit über 20 Jahre im Keller eingesperrt hat. Zwar ähneln sich die Ereignisse lediglich durch die Grund-Thematik, aber auch hier handelt es sich definitiv um eine Familie, die alles andere als normal erscheint, werden doch die 3 mittlerweile fast erwachsenen Kinder seit ihrer Geburt von den Eltern wie Gefangene behandelt, die sich lediglich auf dem eigenen Grundstück frei bewegen dürfen, das von einem riesigen Holzzaun eingesäumt ist. Hinter dem zaun beginnt das Böse, davon gehen jedenfalls die Kinder aus, die diese Ansicht immer wieder von ihren Eltern eingetrichtert bekommen. Zwangsläufig haben sie allein schon aufgrund dieses Aspektes keinerlei Vorstellung von einem realen Leben, kennen sie doch nur die Dinge, die sie aus dem Mund ihrer Eltern erfahren und für bare Münze nehmen.

      Wenn man jetzt zu der Meinung gelangt, das die Geschwister doch durch die Medien wie Radio oder Fernsehen über das wirkliche Leben informiert sein müssten erliegt einem Trugschluß, denn das Einzige, was sie im Tv zu sehen bekommen, sind selbstgemachte Home-Videos, auf denen die eigene Familie bei diversen Aktivitäten zu sehen ist. Zudem werden diversen Dingen vollkommen abstruse Namen gegeben, ein Salzstreuer gilt hier als Telefon und eine Computer-Tastatur ist auf einmal eine Muschi. Was sich hier im ersten Moment eventuell als witzig darstellt, schockiert den Betrachter allerdings mit zunehmender Laufzeit immer mehr und hinterlässt gleichzeitig ein extremes Gefühl der Beklemmung, dessen man sich beim besten Willen nicht erwehren kann. Möchte sich doch der eigene Verstand weigern, das Gesehene zu akzeptieren so kann man sich andererseits durchaus zu der Vorstellung hinreissen lassen, das es wirklich Menschen gibt, die in einer solch dysfunktionalen Gemeinschaft zusammenleben, obwohl man sich selbst beim besten Willen nicht vorstellen kann, aus welchen Gründen und Motiven das der Fall sein sollte. Die einzig logische Erklärung wäre wirklich, das bei beiden Elternteilen eine psychische Erkrankung vorhanden ist, die sie zu solchen "Erziehungsmethoden" greifen lässt, wie sie einem hier präsentiert werden. Das artet sogar darin aus, das die Geschwister im Laufe der Zeit sogar zum Inzest animiert werden, was schon extrem perverse Züge zum Vorschein bringt, die den Betrachter nahezu fassungslos und schockiert zurücklassen, denn es ist doch schier unmöglich, das pervertierende Szenario sofort sacken zu lassen und zu verarbeiten. Das geschieht nämlich erst, wenn der Film schon lange zu Ende ist und man immer noch über die Geschehnisse nachgrübelt, die sich einem da präsentiert haben. Der nachhaltige Eindruck dieser aussergewöhnlichen, aber gleichzeitig auch extrem faszinierenden Geschichte wirkt noch sehr lange nach.

      Die Dysfunktionalität dieser Familie wird auch insbesondere durch die vorhandenen Dialoge untereinander ausgedrückt, was sich allerdings nicht nur auf die absurden namen für bestimmte Dinge und Gegenstände bezieht. So kommt beispielsweise kein echter Redefluss auf, die Gespräche wirken seltsam abgehackt und ganz davon abgesehen ergeben sie zudem auch in den seltensten Fällen einen wirklichen Sinn. Das mag nun auf manche Leute vielleicht einen eher befremdlichen Eindruck hinterlassen, doch meiner Meinung nach hat Regisseur Giorgos Lanthimos ganz bewust dieses Stilmittel für die Erzählstruktur seiner geschichte gewählt, um die Perversität der Ereignisse noch stärker herauszustellen, was ihm auch eindrucksvoll gelungen ist. Der Film hinterlässt nämlich auf jeden fall einen äusserst verstörenden Eindruck beim Zuschauer, was auch auf die Abfolge der schockierenden Bilder zutrifft, die teilweise doch stark an aneinandergereihte Video-Clips erinnert, die zu einem Spielfilm zusammengefügt wurden. Das Einzige, was in diesem Werk ein wenig an ein reales Leben erinnert, ist die Figur des Vaters, der als Einziger auch das heimische Grundstück verlässt, geht er doch einer geregelten Arbeit nach und ist gleichzeitig Beschaffer für Nahrung und alle anderen Dinge, die man zum täglichen Leben braucht. Das war es dann aber auch schon mit der Realität und so kann man sich ganz bestimmt sehr gut vorstellen, mit was für einem Filmerlebnis man es hier zu tun hat.

      Ich persönlich kann es äusserst gut nachvollziehen, das "Dogtooth" ein Film ist, der ganz sicher die Meinungen spalten wird. Es wird genügend Leute geben, die mit diesem Film wahrscheinlich gar nichts anfangen können, ich jedoch zähle mich zu denen, die in diesem Werk einen mehr als nur aussergewöhnlichen Film sehen, dem man sich aber auch gänzlich öffnen muss, um die schockierende Intensität der Ereignisse in sich aufnehmen zu können. Es fällt dabei sehr schwer ein Urteil zu fällen, das entweder gut oder schlecht ausfällt, denn in vorliegendem Fall kommt es wohl noch stärker auf den persönlichen Geschmack an, als wie es bei vielen anderen Filmen der Fall ist. Für mich ist mit "Dogtooth" ein filmisches Meisterwerk, in dem sein Regisseur eine äusserst aussergewöhnliche Thematik in den Vordergrund stellt, die dem Zuschauer auf absurde Art und Weise präsentiert wird. Und auch wenn man kaum glauben kann, was man hier zu sehen bekommt, hinterlässt das Geschehen einen erschreckend authentischen Eindruck, der einem phasenweise die Luft zum Atmen nimmt und eine erschreckende Ungläubigkeit hinterlässt, die man erst im Laufe der Zeit so richtig verarbeiten kann.


      Fazit:


      Wenn man von aussergewöhnlichen Filmerlebnissen spricht, muss man "Dogtooth" fast schon zwangsläufig ganz oben in dieser Kategorie ansiedeln, denn ein ähnliches Szenario bekommt man doch wohl eher sehr selten geboten. Jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt erzählt der Film die Geschichte einer Familie, die nicht kaputter sein könnte und tut dies auf eine Art, die dem Betrachter doch ziemlich oft eine Gänsehaut verpasst, da man das Gesehene einfach kaum glauben kann. Giorgos Lanthimos hat wirklich ganze Arbeit geleistet und offenbart ein Werk, das durch seine absurden und bizzaren Bilder einen äusserst nachhaltigen und verstörenden Eindruck beim Zuschauer hinterlässt.


      Die DVD:

      Vertrieb: Splendid
      Sprache / Ton: Deutsch / Griechisch DD 5.1
      Untertitel: Deutsch
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 93 Minuten
      Extras: Trailer, Trailershow, Exklusives Booklet


      9/10
      Zu sehen ist eine Familie aus Mongoliden, soweit ist das keine leichte Kost, ihnen beim Alltag zuzuschauen und die Dialoge werden sehr abgehackt von statten gehen.
      Wenn die ganzen selbst ausgerufenen Kunstfilmkritiker sich nicht gegenseitig selbst einen in die Waffel schuffeln würden, wäre mir diese belanglose griechische Durchschnittswahre für immer erspart geblieben. Es geht ab und zu ums Poppen, auch zwischen Gleichgeschlechtlichen und Familienangehörigen, mehr Handlung hat der Film nicht. Da er immer geistesgestörter abläuft ohne einen Sinn erkennen zu lassen, so wird es unerträglich sich diesen Hirnbrei bis zum Ende anzuschauen. Wenn der Film wenigstens noch in einer Anstalt für geistig stark zurückgebliebene gespielt hätte, dann könnte man ihn anhand seiner Glaubwürdigkeit noch akzeptieren und versuchen das Gute hieran heraus zusehen.
      Es gibt sicher einige makabere Gewaltszenen, wie das meucheln einer Katze mit der Heckenschere, was einzig interessant genug ist, um den Film nebenher durchlaufen zu lassen.

      Bei diesem Film bekam ich wieder meine Bestätigung, dass solche Schundwerke, die von den Kritikern in aller höchsten Tönen als Kunst angepriesen werden, von jedermann am einfachsten gedreht werden können und ich mit den Film-Rezensenten nicht in einen Topf geworfen werden möchte. Grundvoraussetzung ist für den Laien hier ein guter Umgang mit der Kamera, etwas Abwechslung sollten die Schauplätze schon noch liefern und ein paar makabere Momente bieten, wie eine Knutschszene unter Gleichgeschlechtlichen, am besten auf den Bauch oder Bein. Noch besser ist es Meuchelszenen aufzuzeigen, wie das zerteilen einer Katze. Eine Geschichte ist überhaupt nicht von Nöten und Schauspieler oder sinnige Dialoge auch nicht. Hauptsache ihr labert irgendwas perverses zusammen, singt noch ein bisschen und verpackt es sehr streberhaft und steif, um es gesprochen anspruchsvoll wirken zu lassen. Ob ihr das fertige Material dann vorwärts, rückwärts oder in verschiedenen parallelen Ebenen abspielt, spielt dabei keine entscheidende Rolle, müsst ihr nicht, könnte aber den Kultfaktor damit noch erhöhen. Ich gebe euch mein Wort, wenn ihr dies von der Technik her so umsetzen könnt, habt ihr einen Kultfilm erschaffen, ruhm geerntet und verdient sicherlich auch eine schicke Geldsumme daran. Denn es gibt genug Leute die sich darauf einen abonanieren, erst recht in unserer heutigen Zeit.

      Einer der zahlreichen sinnfreien Dialoge:
      „Was ist ein Zombie?“
      Antwort: „Eine kleine gelbe Blume.“

      Dieser Datenmüll hat 10 Punkte verdient, in der Kategorie unsinnigster Film des Jahres.
      Grauenhaft was uns Störkanal mal wieder liefert.

      0/10

      Dr.Doom schrieb:

      Gab es da überhaupt einen Sinn. :D

      Da gab es sehr wohl einen Sinn, man sollte sich halt einfach mal die Inhaltsangabe durchlesen. Wenn man dann noch bedenkt, das diverse Ähnlichkeiten mit dem von mir erwähnten Fall in Österreich gibt, erscheint das Ganze gar nicht mehr so witzig, man muss allerdings dazu in der Lage sein, die Thematik überhaupt zu verstehen. ?(
      SplatGore´s Meinung :

      Das Label Störkanal hat ja nun schon einige Filme auf DVD veröffentlich, wo doch jeder Film etwas besonderes war. Mit Dogtooth haben wir nun einen Film, der ganz besonders ist. In den meisten Filmen ist ja doch etwas passiert, aber hier spielt der Film eigentlich zu 95 % auf dem Anwesen der Familie, die sich ihre eigene Welt aufgebaut haben und die Kinder so abschotten, dass sie nichts mitbekommen, was auf der anderen Seite des Zaunes ist. Es wird ihnen dann gesagt, dass sich viel schlechtes dahinter befindet und man hier in Sicherheit sei. Als sich eines Tages eine Katze auf das Anwesen geschlichen hat, ernennt man diese als reisserische Bestie, die es auf Menschenfleisch abgesehen hat, ja damit man nicht auf die Idee kommt, doch einen Fuß aus dem Tor zu machen.

      Über Jahre haben die Eltern ihre Kinder in diesem Glauben erzogen und was wir unter Leben verstehen, können die Kinder nur von träumen. Vor allem denken sie sich noch irgendwelche Sachen aus, bzw. vertauschen einfach mal die Wörter. So wird von der einen Tochter nach einem Telefon gefragt. Gemeint ist aber ein ganz normaler Salzstreuer. Ein Telefon gibt es in dem Haus, welches aber nur versteckt zu finden ist. Die Kinder denken, dass ihre Mutter Selbstgespräche führt, wenn sie sich in ihrem Zimmer einschließt und auf ein mal zu reden beginnt. Aber alles was man dazu nehmen kann um Kontakt mit der Welt da draußen auf zu nehmen, gibt es nicht.

      Ich kann sehr gut verstehen, das dieser Film die Meinungen spalten wird. Es ist eben mal etwas anderes. Aber einen reinen Unterhaltungsfilm darf man hier auch nicht erwarten. Doch mit diesen Erwartungen darf man bei keinem der Störkanal Filme rangehen, da man ihn in einem ganz anderen Licht sieht. Und das wäre äußerst schade. Für den Mainstream Gebrauch ist der Film meilenweit entfernt. Dieses Drama ist nur für eine handvoll Zuschauer gedacht, die auch etwas damit anfangen können. Auch wenn nicht viel passiert, aber langweilig wird es nicht. Man fragt sich immer wieder, was nun als nächstes passieren wird und ob es den großen Knall gibt und man doch ein mal den Zaun überwindet. Aber das seht einfach selbst. Sicherlich ein sehr außergewöhnlicher Film, aber das passt auch zu diesem Werk.

      8 / 10



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