City Rats






      City Rats
      (City Rats)
      mit Tamer Hassan, Danny Dyer, Ray Panthaki, Susan Lynch, Kenny Doughty, James Lance, MyAnna Buring, Natasha Williams, Jake Canuso, Richard Mylan, James Doherty, Philip Herbert, Katrine De Candole, Vyelle Croom, Emily Bowker
      Regie: Steve Kelly
      Drehbuch: Simon Fantauzzo
      Kamera: Adam Levins
      Musik: Julia Johnson / Mark Maclaine
      FSK 16
      Großbritannien / 2009

      Acht verloren geglaubte Menschen finden zusammen und suchen nach Vergebung unter einander. Jim schmeißt Wassermolen von seinem Bürodach um die Effektivität eines möglichen Selbstmordes zu testen und stößt auf Sue, die gerade dabei ist von einem Dach zu springen. Dean sucht seine Kreativität und findet sie bei Gina, einer verkrüppelten Prostituierten. Olly entdeckt, dass Chris nicht nur homosexuelle Gefühle hat, sondern auch ungezwungen damit umgeht und führt Chris in die Homo Szene von Soho. Aber niemand hat mehr zu verstecken als der älteste Bruder Pete, der von Carol gestalked wird, die er von früheren Drogeneskapaden kennt. Letztlich findet jede verlorene Seele eine Antwort in der Dunkelheit oder im Licht.


      Allein schon das Cover der DVD kann den Zuschauer hier auf eine vollkommen falsche Fährte locken, erweckt es doch eventuell den Anschein, das es sich bei "City Rats" um einen Gangsterfilm handelt, was natürlich vollkommen falsch ist. Vielmehr entpuppt sich der Film als intensive Sozialstudie und behandelt in einer episodenartigen Erzählstruktur die Geschichte von 8 mehr oder minder kaputter Existenzen, die auf die ein oder andere Art alle miteinander verbunden sind. Schon aufgrund seiner aussergewöhnlichen Erzählweise ist "City Rats" ein etwas gewöhnungsbedürftiges Werk, das ganz sicher nicht jeden Geschmack treffen wird. Dabei handelt es sich um ein wirklich intensives und auch hochklssiges Stück Film, dem man sich allerdings auch öffnen muss, um die ausgehende Wirkung der Ereignisse voll zu spüren. Man sollte dabei allerdings keine große Action erwarten, vielmehr gestaltet sich die Geschichte extrem dialoglastig, was für manchen Zuschauer eventuell einen etwas langatmigen Eindruck hinterlaasen könnte, der aber im Grunde genommen überhaupt nicht vorhanden ist.

      Denn allein schon die verschiedenen Charaktere mit denen man konfrontiert wird, könnten kaum unterschiedlicher sein. Da treffen beispielsweise zwei Selbstmordgefährdete aufeinander, die eigentlich auf der verzweifelten Suche nach etwas Liebe sind. Ein durchgeknallter Poet verliebt sich in eine Protituierte ohne Beine und ein junger Mann versucht, für seinen autistischen und schwulen Bruder eine Liebesnacht zu organisieren. Und dann wäre da noch Danny Dyer in der Rolle des Alkoholikers Pete, der sich mit der Mutter seines ehemals besten Freundes auseinandersetzen muss, den er zudem auch noch selbst unter die Erde gebracht hat. Vielschichtiger könnten die einzelnen Figuren eigentlich gar nicht sein und eine Gemeinsamkeit verbindet sie alle, denn alle sind auf der Suche nach einer Lösung für ihre jeweiligen Probleme und diese Lösungen werden am Ende auch mejr oder minder gefunden.

      In der Zwischenzeit jedoch entpuppt sich die Geschichte als eine Mischung aus Drama, Love Story und streckenweise auch als eine Art Komödie, denn eine gewisse Art von Humor ist auch hier durchaus vorhanden. Dieser ergibt sich zumeist aus ziemlich skurriler Situationskomik, wenn man beispielsweise den schrägen Poeten nackt in seiner Wohnung stehen sieht und er sich unter lauten Geräuschen selber befriedigt. Sieht man solche Passagen im Zusammenhang der hier gezeigten Geschehnisse, wirken sie gar nicht mehr so lustig wie im ersten Moment, sondern lassen vielmehr tragik-komische Züge erkennen, die einen auch durchaus nachdenklich stimmen können. Der Asüekt, das im Prinzip alle Personen irgendwie etwas miteinander zu tun haben, lässt dann letztendlich doch einen großen Erzählstrang erkennen, der lediglich in vier kleine gesplittet wurde, die allesamt ihren ganz eigenen Reiz besitzen. So kann man in diversen Phasen sehr wohl mit den Protagonisten mitfühlen und empfindet sogar teilweise Mitleid mit ihnen, da sie anscheinend alle nicht in der Lage sind, ihre eigenen Probleme zufriedenstellend zu lösen und so ein erfülltes Leben zu führen.

      Wie schon erwähnt sollte man von Anfang an wissen, auf welche Art von Film man sich bei "City Rats" einlässt, denn ansonsten könnte das Werk von Steve Kelly bei vielen Leuten eher zu einer Enttäuschung führen und negative Kritiken nach sich ziehen. Das wäre wirklich sehr schade, weil der Film das wirklich nicht verdient hätte, handelt es sich doch um ein erstklassiges und äusserst intensives Drama, das zudem noch einen sehr authentischen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt, wenn dieser denn bereit dazu ist, sich auf dieses besondere Filmerlebnis einzulassen. Denn nur dann wird man ganzzeitig sehr gut und spannend unterhalten und weiss die jederzeit vorhandene Qualität dieses aussergewöhnlichen Filmes auch wirklich zu schätzen.


      Fazit:


      Eine ganz besondere Erzählstruktur, sehr gut agierende Schauspieler und extrem interessante Charaktere machen "City Rats" zu einem ganz besonderen Filmereignis, das erst zum Ende hin seine volle Wirkung entfaltet und den Zuschauer so auch noch äusserst nachhaltig beschäftigt. Für Freunde dialoglastiger Filme, in denen eigentlich gar nicht so viel passiert, ist dieser Film eine absolute Empfehlung, bietet er doch beeindruckende Filmkost, die sich zudem noch auf einem recht hoch angesiedelten Niveau bewegt.


      Die DVD:

      Vertrieb: Ascot Elite
      Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0 Stereo
      Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
      Laufzeit: 100 Minuten
      Extras: Making Of, Deleted Scenes, Trailer


      7,5/10