Savage (Irland 2009)

      Savage (Irland 2009)



      Originaltitel: Savage
      Herstellungsland: Irland
      Erscheinungsjahr: 2009
      Regie: Brendan Muldowney

      Darsteller:
      Darren Healy
      Nora-Jane Noone
      Ryan Andrews
      Karl Argue
      Marisa Armstrong
      Cathy Belton
      Andrew Bennett
      Miroslaw Bialek
      Murdeach Bradley
      Phil Brady
      John Burke
      Mark Butler

      Story:
      Paul Graynor ist Pressefotograph und geht voll in seiner Arbeit auf. Eines tages, auf dem Rückweg von einem Pub in dem er sich mit einer netten Bekantschaft getroffen hatte, wird Paul von 2 Jugendlichen Schlägern überfallen und in eine dunkle Seitengasse gezogen.
      Dort wird er von ihnen beraubt, aufs übelste zusammengeschlagen und mit einem Teppichcutter massakriert.
      Tage später erwacht er im Krankenhaus und ist nur noch ein seelisches und Körperliches Wrack.
      Die Polizei will ihm helfen, sie hat Fotos von einer Überwachungskamera auf der die Täter zu sehen sind, doch Paul lehnt erstmal verängstigt ab...
      Seine Welt hat sich vollständig verändert, er hat vor allem und jedem Angst...bis er sich zu einer plastischen Operation entschließt, die Täter hatten ihm die Hoden abgeschnitten. Auf Anraten einer Bekannten entschließt er sich Kampfsport/Selbstverteidigung zu erlernen. In dem Bodybuilding Center lernt er außerdem Russen kennen von denen er sich Agressiv machende Steroide beschaffen läßt. Mit Glatze, Steroiden im Blut und langem Messer in der Tasche streift Paul nun durch die nächtlichen Straßen...er will die jugendlichen die ihm das angetan haben erledigen...


      Meine Meinung:
      Äußerst verstörender Film. Deßhalb passt die Veröffentlichung in der Störkanal Edition schon recht gut.
      Der Film ist durchgehend sehr bedrückend und man leidet mit dem armen Überfallopfer mit. Der "Rachepart" nimmt im ganzen Film eigendlich nur einen Untergeordneten Teil ein...wenn auch mit einer der heftigsten Szenen die ich je gesehen habe...
      Der Film ist in verschiedene Kapitel eingeteilt, die ganz treffende Titel haben wie zB: Angst, Depression, Lichtblick, Rache...usw.
      Man erlebt praktisch verschiedene Stationen nach dem Überfall.
      Der Film ist insgesamt schon sehr trübsinnig und nichts was man sich mit Kumpels bei ein paar Flaschen Bier anschauen sollte. Und ich fand das er einem schon sehr auf die Psyche schlagen kann. Auf jedem Fall kommt man ins Grübeln was solche Gewalttaten von Jugendlichen bzw. Gewalt im allgemeinen mit Menschen anstellen kann.

      Eine Bewertung fällt mir bei diesem Film schwer. Es ist auf jeden Fall kein Film den ich mir nochmal antun würde, das soll aber nicht heißen das er schlecht ist. Im Gegenteil. Aber er nimmt einen schon sehr mit. Ein wirklich übel depressiver und brutaler Film...wer sowas gut abkann mags sich anschauen und sich selbst ein Bild machen. Hat aber mit normalen "Revenge-Filmen" kaum was gemein.
      Er geht weitaus mehr auf die Psyche...Da muß man sich schon 2 mal überlegen ob man sich das anschaut...
      Am Film, Darstellern usw. an sich gibts nichts auszusetzen.


      Fassungen:
      Deutschland: DVD: I-ON New Media / Warner V

      Deutschland: 26. Nov. 2010: I-On New Media (Störkanal Edition) DVD K

      Gruß,
      deo
      Es ist schon wirklich erstaunlich, welch beeindruckende Werke manche Regisseure schon mit ihren Debutwerken an den Tag legen und auch Brendan Muldowney hat mit seinem vorliegenden Spielfilm-Debut "Savage" eine geschichte üräsentiert, die dem Zuschauer sichtlich unter die haut geht und zudem auch noch sehr nachdenklich stimmt. Auf den ersten Blick erhält der Betrachter den Eindruck, das es sich um einen handelsüblichen Rache-Thriller handelt, was sich allerdings ziemlich schnell als Trugschluss herausstellen soll, denn "Savage" unterscheidet sich doch von anderen Genrevertretern wie beispielsweise "Die Fremde in Dir" oder auch "Death Sentence" auf ganz erhebliche Art und Weise. Denn stat einem eiskalten Rächer, der gnadenlos Jagd auf Verbrecher macht, bekommt man hier eine sehr intensive Charakterstudie des Opfers (Paul) zu sehen, in der einem die Wesensveränderung des jungen Mannes nach einem brutalen Überfall in 4 Abschnitten (Angst, Kontrolle, Zorn, Rache) präsentiert wird. Dabei werden diese Veränderungen nicht durch harte Action oder blutige Passagen in Szene gesetzt, vielmehr erhält man einen äusserst tiefen Einblick in die Seele eines Menschen, dessen Leben sich innerhalb weniger Minuten durch brutale und sinnlose Gewalt für immer ändern soll.

      Es ist einmal eine sehr wohlwollende Abwechslung, das in diesem Film einmal die bei Regisseuren sehr beliebte Rache-Thematik auf eine vollkommen andere Art dargestellt wird, denn werden in anderen Genrevertretern die seelischen Blessuren der Opfer eher nur oberflächlich angekratzt und der Rachegedanke steht im Focus des Geschehens, so bekommt man hier einmal die Entwicklung präsentiert, bis es überhaupt zur Rache kommt. Und gerade die intensive Darstellung dieser einzelnen Entwicklungsstufen sind die ganz große Stärke dieses Thrillers, der eigentlich vielmehr wie ein wuchtiges Drama erscheint und vom absolut brillanten Schauspiel seiner Hauptfigur Paul (Darren Healey) lebt, denn verleiht Healey dem von ihm dargestellten Charakter doch eine ungeheure Authenzität und Glaubwürdigkeit, das es schon fast erschreckend ist. Man leidet förmlich mit diesem Mann mit, der überhaupt nicht mit der gegebenen Situation zurechtkommt und mehr und mehr an ihr zerbricht. Dabei werden die einzelnen Veränderungsstufen wunderbar herausgearbeutet und von Healey dargestellt, das die Geschichte trotz einer eher ruhigen und bedächtigen Erzählstruktur eine unglaubliche Wucht entfaltet, die den Zuschauer wie ein Tiefschlag in die Eingeweide trifft und ihn streckenweise in eine Art Ohnmacht versetzt.

      Phasenweise fühlt man sich wirklich wie paralysiert, ist es doch erschreckend mitanzusehen, wie ein Mensch hier innerlich immer mehr zerfällt, obwohl sein Wesen ja scheinbar stärker wird. Doch ist diese Stärke absolut trügerisch und lediglich als blinde Wut zu sehen, die sich am Ende des Filmes mit einer ungeheuren Agressivität entlädt, so das die Ereignisse in einer menschlichen Katastrophe enden. Dieses Ende ist aber letztendlich nur die logische Schlussfolgerung eines detailiert geschilderten Weges, den die Hauptfigur hier beschreitet. Denn ohne sich in irgendeiner Art dagegen wehren zu können, muss Paul erkennen, das der seelische Verfall nicht aufzuhalten ist und er von einem ängstllichen Opfer zu einem agressiven racheengel mutiert, der seine angestauten Gefühle nicht mehr beherrschen kann. Die Übergänge zwischen Angst, Kontrolle, Zorn und Rache erfolgen dabei fließend und erlangen eine visuelle Intensität, die man kaum in Worte fassen kann. Dabei verzichtet Brendan Muldowney bis auf das bittere Ende seiner Geschichte eigentlich vollkommen auf blinden Aktionismus und explizit dargestellte Härte und beschränkt sich fast ausschließlich auf die mentale Verfassung seiner Hauptfigur, wodurch sich für den Betrachter eine äusserst beklemmende Atmosphäre ergibt, die einem streckenweise die Luft zum atmen nimmt.

      Nun gibt es nicht gerade wenige Rache-Thriller, die allerdings größtenteils mit viel Action angereichert wurden, um besser beim Zuschauer anzukommen und sicherlich auch, um den reinen Unterhaltungswert zu steigern. "Savage" geht da prinzipiell einen ganz anderen Weg und sticht so fast schon zwangsläufig aus der breiten Masse heraus. Mit fällt kein ähnlich gelagerter Film ein, in dem das Hauptaugenmerk der Geschehnisse so extrem auf die Gemütsverfassung und die vollkommene Wesensänderung eines Opfers gelegt wird. Dadurch entsteht eine total andere Sichtweise des Zuschauers, der sich auf einmal nicht mehr mit actiongeladenen Racheaktionen auseinandersetzen muss, sondern die seelischen Qualen eines Mannes miterlebt, der innerlich an den ihm zugefügten Aktionen zerbricht und zum Ende hin nur noch von blinden und unkontrollierbaren Rachegefühlen geleitet wird, die sein Leben für immer verändern sollen.


      Fazit:


      Dieses Langfilm-Debut von Brendan Muldowney ist ein kleines Meisterwerk und zählt ganz sicher zu der Art von Filmen, die einem sichtlich unter die Haut kriechen und auch ihre Spuren hinterlassen. Ein wirklich dramatischer Rache-Thriller, der durch das brillante Schauspiel seines Hauptdarstellers ein immenses Maß an Intensität erlangt und eine tiefgehende Charakterstudie bietet, die einem die Tränen in die Augen treiben kann. Man kann sich der Faszination aber auch der ausgehenden Schockwirkung beim besten Willen nicht entziehen und leidet mit einem Menschen mit, dessen seelischer Verfall nicht mehr aufzuhalten ist und so auch der Auslöser für die am Ende stattfindende Katastrophe ist.



      9/10
      Die Story hat man bereits in zahlreichen anderen Filmen verwendet, da hat es Regisseur Brendan Muldowney schon nicht einfach. Gerade aber da er mit Savage sein Spielfilmdebut ablegt, ist man bei diesem ohnehin schon sehr kritischen Thema sehr gespannt was einem hier erwartet. Als besten irischen Film 2009 angepriesen soll er dem Zuschauer schon vorher schmackhaft gemacht werden, aber sein wir mal ehrlich. Welchen anderen Film aus Irland hat man den zuvor schon gesehen, bzw. von gehört? Aber nachdem man den Film gesehen hat, kann man dem nur beipflichten und das hat viel mehr an der Umsetzung zu tun, als das es in diesem Land nur sehr wenige Filme produziert werden. Nachdem Paul überfallen wurde, teilt sich der Film in 4 Abschnitte auf. Angst, Kontrolle, Zorn & Rache. Man bekommt in diesen Szenarien immer mehr Einblicke und kann sich recht schnell in die Lage des Opfers hinein versetzen. Der Zuschauer wird regelrecht mitgenommen was man so sicherlich nicht immer erwartet hätte. Aber dies ist einer der Filme wo man sich nicht einfach nach hinten lehnen kann und sich einfach einen schönen Abend macht, sondern hier ist man wirklich gefordert.

      Man wird recht schnell damit konfrontiert, wie Paul auf dem Nachhauseweg überfallen und misshandelt wird. Nach der Tat läuft der Film noch sehr gemächlich ab. Beinahe schon zu ruhig. Aber man will nicht gleich schon sein ganzes Pulver verschießen und baut den Film somit ganz gemächlich auf. Man kann schon sagen das er etwas zu ruhig ist und einige Szenen nur schleppend herüber kommen. Doch zum Glück legt man dann gleich ein Hebel um und Savage nimmt so wieder mehr an Fahrt auf und kommt dann immer mehr ins Rollen, was man anfänglich gar nicht gedacht hätte. Man durchlebt (wie oben geschrieben) die 4 Abschnitte und wie Paul diese durch lebt. Einer davon ist wie er lernen will sich selbst zu verteidigen, dass wenn noch ein mal so etwas passiert er sich sofort gegen wehren kann und diesen Pein nicht noch mal durch leben zu müssen. Man weiß das Paul sich an den beiden rächen will und das der ganze Film mehr oder weniger darauf aufgebaut ist, bevor er dann zu schlägt. Aber es passt auch wieder voll und ganz rein das der Racheakt an sich recht schnell von statten geht (dafür aber auch richtig hart und kompromisslos – so wie die beiden es schon an ihm gemacht haben). Viel mehr ist das interessante wie der Weg bis dorthin verläuft.

      An Härte wird es dem Film nicht mangeln und so bekommt man mit visueller und realer Brutalität gleich mal beides auf´s Auge gedrückt. Vor allem aber wie Paul sich der Sache hingibt und mit der Zeit die Veränderungen wahr zu nehmen sind. Hierzu kommen auch die Äußerlichen Veränderungen, da er komplett von vorne anfängt und damit super Glaubwürdig wird. Es ist schon erstaunlich wie Paul in der Rolle als Opfer nach und nach aufgeht und wie er diesen Film zelebriert. Mit diesem Film soll uns die Augen geöffnet werden und ich denke die Message kommt auch bei jedem an. Man soll nicht die Augen vor der Gewalt da draußen schließen und wenn es nur möglich ist, das man auch eingreift, wenn es zu solchen Überfällen kommt. Die Veröffentlichung in der Störkanal Reihe passt hier wieder ein mal sehr gut rein und ist für dieses besondere Werk auch sehr passend. Sicherlich ist der Film nicht für jedermann geeignet, aber man sollte wirklich mal ein Blick hinein werfen. Es wird sich lohnen, auch wenn es eine harte Kost ist, die dem Zuschauer hier entgegengebracht wird.


      8,5 / 10