Valerie - Eine Woche voller Wunder

      Valerie - Eine Woche voller Wunder





      Originaltitel: Valerie a týden divu
      Herstellung: Tschechoslowakei 1970
      Regie: Jaromil Jires
      Darsteller: Helena Anýzová, Karel Engel, Jan Klusák
      Laufzeit: 73 Minuten
      Freigabe: FSK 16






      Inhalt :

      Als der jungen Valerie eines Nachts ein paar Ohrringe gestohlen werden, erwacht sie gerade noch rechtzeitig, um den Dieb davonlaufen zu sehen. Siel läuft ihm nach, doch auf ihrem nächtlichen Streifzug wirkt alles auf einmal seltsam fremd. Als am nächsten Tag eine Truppe Schausteller in ihr Dorf kommt, um für ein Hochzeitsfest zu spielen, bekommt die bisher heile Welt von Valeries wohlbehütetem Zuhause langsam Risse. Eine furchterregende Fratze lächelt sie aus der Menge an und auch ihre Großmutter scheint irgendwie verändert, während Vampire, lüsterne Priester und Dämonen im Dorf plötzlich ihr Unwesen treiben.



      SplatGore´s Meinung :

      Mittlerweile dürfte es ja mehr als nur bekannt sein, dass das Label Bildstörung keine normalen Filme herausbringt, sondern eher Filme die z.T. Perlen der Filmgeschichte sind und die sonst nie ausgegraben würden. Mit Valerie (der übrigens schon 40 Jahre auf dem Buckel hat) hat man die nächste Veröffentlichung geschaffen, die auch wieder nur ein sehr spezielles Publikum ansprechen wollen und auch sicherlich werden. Wer sich hier auf einen unterhaltsamen Film einstellen will, den muss man gleich enttäuschen. Valerie wirkt sehr künstlerisch und ist sehr bildgewaltig, wobei poetisch auf das ganze noch viel eher zutreffen mag. Eine grobe Inhaltsangabe ist auch nur sehr schwer wiederzugeben. Es handelt sich eben um das erwachsen werden und das manches viel schneller geht, als man es sich zu träumen lässt.

      Speziell geht es aber hier um Valerie, die mit 13 Jahren ihre erste Periode bekommt und in ihr die Kräfte der Sexualität so langsam erwachen. Und da gibt es natürlich viel auszukundschaften, wobei sie es recht schwer hat, da sie in einer sehr gläubigen Umgebung groß geworden ist und sich von klein auf immer an bestimmte Regeln und Sitten halten muss. Doch all das wird auch recht schnell über einen Haufen geworfen, denn die Leute die Valerie kennt, sind nicht mehr die gleichen, da Sex auf ein mal eine große Rolle für die meisten hier spielt. Und Schuld daran ist eigentlich ein Iltis, der aber ein Vampir ist und die Dorfbewohner nach und nach unter Kontrolle bringt. Sicherlich klingt das alles sehr abstrus und das ist es aber auch, doch wenn man das ganze sieht, versteht man das alles auch und vor allem wenn dann am Ende alles aufgelöst wird. Mit anderen Worten kann man sagen, dass es sich hierbei um einen Märchenfilm mit softerotischen Komponenten handelt und da viele Märchen aus Tschechien kommen, ist es auch nicht verwunderlich das Valerie auch von dort stammt.

      Für das Alter hat man das ganze sehr gut umgesetzt. Technisch ist das wirklich aller erste Sahne. Wie gewohnt hat man hier mit den Extras auch wieder nicht gespart und sich eine Menge einfallen lassen. Da ist das große Booklet ja beinahe schon zum Standard geworden. Doch als besonderen Bonus hat man noch eine Soundtrack CD hinzugefügt, die vor allem bei dieser besonderen Musik (die einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat) sehr gelungen ist. Wie immer eine Top Veröffentlichung, aber über den Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Es ist aber nicht verkehrt wenn man mal ein Blick hineinwirft und dann kann man immer noch entscheiden, ob man das Werk für gut befinden kann. Wer auf außergewöhnliche Werke abfährt, der wird hier mit Sicherheit Anklang finden.



      6,5 / 10




      Die DVD

      Anbieter: Bildstörung
      Verpackung: Amaray im Schuber
      Sprachformate: Tschechisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
      Untertitel: Deutsch





      Screenshots


















      Das Independent-Label Bildstörung ist ja mittlerweile sehr bekannt dafür, das es sich bei seinen Veröffentlichungen auf Filme speziallisiert hat, die nicht unbedingt der breiten Masse zugänglich sind, sondern vielmehr für eine kleinere Gruppe gedacht sind, die aussergewöhnliche Kunstwerke zu schätzen wissen. Und das "Valerie" ein solch aussergewöhnliches Kunstwerk darstellt, wird dem Zuschauer schon in den ersten Minuten des Filmes klar, denn offenbart sich doch von der ersten Minute an eine Film-Mixtur, die man recht schwierig mit Worten beschreiben kann, da man die Faszination dieses surrealistischen Meisterwerkes selbst erlebt haben muss, um die dabei entstehenden Eindrücke verarbeiten zu können. Im Prinzip dreht sich alles um die 13-Jährige Valerie, die mit ihrer ersten Menstruation konfrontiert wird und im Laufe der Geschichte die einzelnen Stufen der Pubertät durchlebt, die ein junges Mädchen auf dem Weg begleiten, wenn es langsam zu einer Frau heranreift. Es ist jedoch die surreale Darstellung dieser einzelnen Phasen, die hier absolut grandios in Szene gesetzt wurden und den Zuschauer auf eine Reise mitnehmen, während der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion ineinander übergehen und so ein Szenario entstehen lassen, das wie ein wuchtiger Fiebertraum auf einen einwirkt.

      Regisseur Jaromil Jires hat es absolut meisterhaft verstanden, teils märchenhafte Elemente mit denen des Horror-Genres zu kombinieren, was im Endeffekt diese einzigartige Mixtur ergeben hat, die einen hier vollkommen in ihren Bann zieht. Sicherlich werden die Meinungen über "Valerie" ziemlich stark auseinandergehen, denn diese symbolbehaftete Geschichte wird nicht jeden Geschmack treffen, jedoch ist es ein absolutes Erlebnis, sich an den hier präsentierten Bildern zu ergötzen, die wie ein wilder Rausch der Sinne auf den Betrachter einwirken und eine schon fast hypnotische Wirkung erzeugen können. Gern begleitet man das junge Mädchen auf ihrer Reise durch die unterschiedlichen Entwicklungsstufen, in denen sie sogar auf dem Scheiterhaufen ihr Leben verliert, um dann in der nächsten Phase wieder aufzuerstehen. Ebenso wie Traum und Realität verschwimmen hier auch Zeit und Raum und so mag es einige Passagen geben, in denen der Film scheinbar keinen Sinn ergibt. Vielleicht muss aber auch nicht alles einen Sinn ergeben und man sollte sich ganz einfach der visuellen Wucht der Bilder hingeben, die sich einem hier offenbaren.

      Denn insbesondere in visueller Hinsicht ist dieses Werk eine absolute Granate, man kann sich seiner Bildgewalt und der dadurch entstehenden Intensität des Geschehens ganz einfach nicht entziehen, so das man fast schon zwangsläufig in den berauschenden Sog der Ereignisse hineingezogen wird und keinerlei Möglichkeit hat, sich diesem zu entziehen. Dieser rauschartige Zustand wird von einem absolut stimmigen Score untermalt, der teilweise märchenhaft schön mit einschmeichelnden Klängen aufwartet, um dann auf einmal fast schon brachiale und bedrohliche Ausmaße annimmt, die das surreale Element der Geschichte noch einmal zusätzlich hervorheben. Ganz generell sollte man auch die gelungene Kombination aus ästhetischer Schönheit und bedrohlichen Passagen hervorheben, denn neben den märchenhaften und einfach wunderschönen Phasen gibt es die immer wieder eingefügten horrorartigen Szenen, die insbesondere durch die teils dämonischen Charaktere in den Vordergrund treten. So muss sich Valerie in ihrer Entwicklung zur Frau mit vampirartigen Wesen, Dämonen und Hexen ausenandersetzen, die wohl symbolmäßig die negativen Seiten der Pubertät darstellen sollen. Das dabei entstehende Szenario nimmt so auch phasenweise recht bizzare Ausmaße an und dem Geschehen einen ganz besonderen Stempel aufdrücken.

      Auch wenn "Valerie - Eine Woche voller Wunder" jenseits jeglichen Mainstreams angesiedelt ist, so kann man dieses Werk nur jedem Film-Freund ams herz legen, da es ein absolutes Erlebnis ist, sich von der ausgehenden Bildgewalt gefangennehmen zu lassen. Der Film ist wie ein visueller Fiebertraum, in dem die Grenzen zwischen Realität, Fiktion, Zeit und Raum vollkommen ineinander verschwimmen und so ein rauschartiges Film-Erlebnis offenbart, das eine ungeheure Faszination entfacht und sich zwangsläufig auch auf den Zuschauer überträgt. Und auch, wenn nicht jede Passage der Geschichte verständlich erscheint, sollte man sich dieses Werk auf jeden Fall anschauen, da es nicht sehr oft vorkommt, eine solch bizzare Mischung aus Märchen-und Horror zu Gesicht zu bekommen. Auch nach nunmehr vier Jahrzehnten, die der Film schon auf dem Buckel hat, ist rein gar nichts von seiner Faszination und seinem Reiz verlorengegangen, erst recht die immense Bildgewalt verfehlt keineswegs die Wirkung auf den Betrachter, der auch noch längst nach dem Ende des Filmes noch nachhaltig unter den gewonnenen Eindrücken steht, die man erst einmal sacken lassen muss.

      Bildstörung hat mal wieder einen wirklich aussergewöhnlichen Film veröffentlicht, der eine gelungene Mischung aus Ästhetik und Bedrohlichkeit bietet, die man in dieser Form wohl noch nicht gesehen hat. Ein teils verwirrender Mix aus Märchen-und Horror, bizzare Charakter und eine herausragende Hauptdarstellerin sorgen für ein brillantes Film-Erlebnis, das auch nachhaltig im Gedächtnis des Zuschauers haften bleibt. Die DVD erscheint in der üblichen Aufmachung, die im Bezug auf Qualität einmal mehr keine Wünsche offen lässt. So gibt es wieder jede Menge Extras, wie beispielsweise eine Soundtrack-DVD, Audiokommentare uvm.


      Fazit:


      Freunde des aussergewöhnlichen Films werden bei "Valerie - Eine Woche voller Wunder" sicherlich auf ihre Kosten kommen, denn bietet der Film doch vor allem in visueller Hinsicht ein absolut berauschendes Erlebnis. Unterstützt von einer absolut stimmigen Filmmusik begibt man sich auf eine Reise, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, so das das gesamte Geschehen größtenteils wie ein wirrer, aber vollkommen genialer Fiebertraum anmutet, der durch die Kraft seiner Bilder besticht. Ein Film, den man gesehen haben sollte, allein um die gewaltigen Eindrücke wie ein Schwamm in sich aufzusaugen, die hier auf einen einprasseln und die nicht immer ganz verständlich erscheinen, was aber meiner Meinung nach durchaus beabsichtigt ist, um auch Spilraum für die eigene fantasie zu lassen.



      9/10
      Fernab vom Mainstream und ein bisschen sonderbar - also genau das richtige für mich ^^ Ich mag tschechische Märchen und Valerie gehört definitiv in diese Kategorie. Okay, die Story ist zum Teil ein wenig undurchsichtig und ich muss mir den Film irgendwann nochmal anschauen, damit ich ihn voll und ganz nachvollziehen kann. Aber die Grundelemente - Valeries Entwicklung vom Mädchen zur Frau - versteht man sofort. Valerie nimmt im Film oft eine beobachtende Rolle ein - sie schaut ihren
      Mitmenschen bei ihrem Treiben zu und versucht dabei, ihre eigene neue
      Position zu finden.
      Was mir besonders gut an dem Film gefallen hat, sind die wunderbaren Aufnahmen der Darsteller. Immer wieder wird Valerie mit einem verträumten Ausdruck in den Augen gezeigt und man kommt nicht umhin anzuerkennen, dass sie ein wirklich hübsches Mädchen ist.

      Einziger Negativpunkt: Der Film ist komplett auf tschechisch und man muss den Untertitel lesen, um mitzukommen. Das ist auf Dauer ein bisschen nervig. Aber für Valerie hab ich das gerne in Kauf genommen.
      Wer also mal eine Pause von blutigen Horrorfilmen braucht und sich eine künstlerische Geschichte zum Thema sexueller Selbstfindung anschauen mag, dem kann ich Valerie nur empfehlen.
      Valerie ist ein Film voller surrealer und fantasievolles Wunder, die für den normalen Filmkonsumenten nicht nachvollziehbar bleiben werden.

      Das Werk schafft es aber einen schon mit dem Vorspann zu verzaubern, wo ein sehr liebliches osteuropäisches Musikstück ertönt und wobei eine hübsche junge Damen mit voluminösem Haar zu beobachten ist, die so etwa in der Pubertät stecken müsste.
      Im Verlauf wird der Betrachter das Gefühl bekommen, höchstpersönlich in der Totenwelt zu verweilen, stetig wird jemand gekreuzigt sein und unsere Valerie befreit diese Personen und auch sich selbst aus den Klauen der Vampire oder der Hexenverbrennung. Zudem werden oft makabere Sexspiele veranstaltet und zwar mit lesbischen Anspielungen, gesteigert durch Missbrauch von älteren Männern an Minderjährige und auch das Liebkosen des eigenen Nachwuchses ist angesagt. Mit Tiere wird hier auch etwas makaber umgegangen, wie das spielen im Wasser mit den Fischen, die ins Oberteil von jungen Damen getan werden. Zudem darf ein Marder kräftig zulangen, indem er Hühner rupft, worauf dieser dann erschossen wird, dabei wird auch mit der Kamera drauf gehalten. Nebenher wird noch die Pest umhergehen und Tiere sowie einige Menschen dahinraffen. Im Mittelpunkt steht zudem die Vampir-Thematik, wo stetig mit spitzen Zähnen zugebissen wird. Alles Gute hat aber auch seinen Preis und ich bin keiner der nur die schönen Dinge an einen Baum mit roten Äpfeln sieht. Den Durchblick bei den Themen zu bekommen, verlangt schon einen Geniegeist oder es ist nicht zu erklären, was inhaltlich aufgezeigt wird. Jedes Mal wenn die hübsche Valerie ihre Kapseln zu sich nimmt oder an andere verfüttert, so weis man, das gleich wieder etwas unerklärliches geschehen wird oder die Szenerie aus dem Erzählstoff heraus zu wechseln gedenkt. (Da waren Drogen in der Kapsel joint )

      Der Sinn hinter diesem Kunstmärchen ist nicht wirklich zu verstehen, aber es kann ohne nachzudenken verzaubern. Welches pubertäre Mädchen mag schon solch eine Fantasie- oder Traumwelt erlebt haben? So verstörend und schön der Film auch ist, so verwirrend ist der Ablauf wiederum ausgefallen. Zu gute halten möchte ich beim Gesamteindruck aber noch, dass der Film einem mit dem Finale eine ungezwungene, vollkommen melancholische Freiheit offenbart.

      5/10