Stille Hochzeit

      Stille Hochzeit



      Originaltitel: Nunta muta
      Produktionsland: Frankreich, Luxemburg, Rumänien
      Produktion: Alina David, Vlad Paunescu
      Erscheinungsjahr: 2008
      Regie: Horatiu Malaele
      Drehbuch: Adrian Lustig, Horatiu Malaele
      Kamera: Vivi Dragan Vasile
      Schnitt: Cristian Nicolescu
      Spezialeffekte: Lucian Iordache
      Budget: ca. -
      Musik: Alexandru Andries
      Länge: ca. 83 Minuten
      Freigabe: FSK 12
      Darsteller: Iona Anastasia, Alexandru Potocean, Doru Ana, Meda Andreea Victor


      Inhalt:

      Rumänien 1953: In einem kleinen Dorf steht ein junges Paar kurz vor seiner Hochzeit. Die Gäste treffen nach und nach ein, das Bankett ist vorbereitet und alle freuen sich auf die Zeremonie. Doch plötzlich trifft eine sowjetische Militärdelegation im Dorf ein: Stalin ist tot, es herrscht eine einwöchige Staatstrauer und sämtliche Feierlichkeiten müssen sofort unterbunden werden. Doch das Dorf sträubt sich: gegen alle Widerstände wird gefeiert – und zwar stumm!


      Trailer:
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      Kinostart in Deutschland: 26.11.2009
      Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 04.06.2010 (Verleih: 07.05.2010)




      Meinung:

      Die kühle Gegenwart wird schnell wechseln und zwar anhand einer Geschichte über eine grauenhafte Vergangenheit, anhand einer Erzählung eines Bürgermeisters, in einem fast ausgestorben wirkenden Dorf. Die Vergangenheit wird uns mit einer prachtvollen Bildsprache nun sehr warm empfangen und das Geschehen nimmt seinen Lauf. Gezeigt werden die Dorfbewohner, die es im Leben gut geht, auch wenn nicht alles gut zu heißen ist, aber die Gemeinschaft funktioniert, es herrscht richtig Stimmung und die Welt ist noch in Ordnung. Was hier auffällt ist, dass das Geschehen natürlich wirkt und die Welt lange Zeit sehr frei ist, auch wenn die Zeiten in Russland zu Stalin’s Lebenszeit, ich mir doch härter vorgestellt hätte.

      Zu sehen gibt es einen Besoffenen und Sprüche reißenden Papa, der sein Baby umarmt und bekannt gibt, es im Suff gezeugt zu haben oder es wird jemand auf einen außergewöhnlichen Zweirad veralbert, wo gemeint wird, das hier eine Schraube locker wäre.
      „Wo denn, wo?“
      „Na bei dir man.“

      In der Scheune wird mitten in der Getreidesaat gepoppt, wo von der Frau ihr Kopf komplett in der Saat versinkt, während ein Junge durch ein Loch illert, der seinerseits auch gerne von der Dorf-Nutte mal unterm Röckchen gelassen wird. Apropo Schraube, bei den Charakteren wird man lange Zeit meinen, die haben auch eine Locker. Wobei viel gelacht wird mit reichlich teils überzogenen Witz, die Charaktere wirken oft kindlich und die Darsteller spielen dabei zumindest durchweg gut und unterhaltsam. Langeweile hat somit keine Chance.
      „Warum wollen die Kinder Erwachsen werden?“
      „Weil sie dumm sind.“

      Die Dramatik kommt ab Filmmitte auf, wobei die Komödie bis kurz vor Schluss bestimmend bleibt. Die gelegentliche Sounduntermalung ist lieblich ausgefallen. Die Kulissen sind schön und detailreich und die Umgebung ist durchweg atmosphärisch ausgefallen. Die Rahmenbedingungen sind also Top.
      Der Filmtitel „Stille Hochzeit“ erklärt sich im späten Verlauf, der hätte nicht besser gewählt werden können. Wobei der Bezug zum Stalin Kommunismus zur Entfaltung kommt, dabei sollte man aber nicht zu viel erwarten, denn wirklich kritisch ist das Werk nicht. Die Stärken des Films sind ganz klar die zahlreich präsentierten Ideen und das zum abfeiern böse, sowie traurige und nachdenkliche Ende. Dieses ist sogar in der Hitliste der besten Filmenden bei mir nun weit vorne.

      „Stille Hochzeit“ ist nicht jedermanns Geschmack, er bietet viele neue Ideen, der Humor ist reichlich vertreten, allerdings wird es dem ein oder anderen sicher auch zu viel, insbesondere bei dieser Thematik, wo man mehr Ernst erwarten könnte. Der Film wird erst mit dem Finale ernst und darf einen sehr nachdenklichen Eindruck hinterlassen. Somit haben wir es bei „Stille Hochzeit“ mit einem durchgeknallten, intelligenten, europäischen Film zu tun. Das Werk wird die meisten also begeistern, er ist aber ungewöhnlich und man sollte nicht zu ernst herangehen, vorher wohl lieber erst Leihen. „Stille Hochzeit“ ist dem Mainstream zugänglich genug und um Welten besser als langatmige Blockbuster Massenwahre wie Inglourious Basterds. Von mir eine Empfehlung!

      „Das ist eine Hochzeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeit!“ Yeeeeeehaaaa!

      9,5/10

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