Overlord





      Originaltitel: Overlord
      Herstellung: GB 1975
      Regie: Stuart Cooper
      Darsteller: Brian Stirner, Davyd Harries, Nicholas Ball
      Laufzeit: 80 Minuten
      Freigabe: FSK 16






      Inhalt :

      1944. England mobilisiert seine Truppen. Auch der junge Tom Beddows muss sein behütetes Leben hinter sich lassen. Nach einem letzten Besuch bei seinen Eltern macht er sich gefasst auf den Weg zum Bahnhof. Die ersten Tage der Grundausbildung sind hart, doch nach und nach arrangiert er sich mit seinem neuen Leben als Soldat – wie all die anderen. So vergehen die Wochen. Nur dieser Traum lässt ihn nicht los: Ein Soldat läuft durch den Sand, reißt plötzlich die Arme hoch… fällt… Dann kommt der Einsatzbefehl: Die Truppen sollen sich an der Südküste Englands sammeln.





      SplatGore´s Meinung :

      Der junge Tom Beddows wird wie so viele Männer in die Armee eingezogen um seinen Dienst zu leisten. Parallel tobt noch der zweite Weltkrieg in vollen Zügen. Aber erst ein mal muss die Grundausbildung absolviert werden, um ihn dann in einen Einsatz schicken zu können. Dieser Einsatz wird der Angriff auf die Normandie am D Day sein, wovon unser Hauptdarsteller aber anfangs noch nicht weiß. Die Geschichte wird rund um Beddows aufgebaut wie er von seinen Eltern auf ausbricht um dann in der Armee anzukommen und das alles für ihn ungewohnt ist. Vor allem der Drill und die harte Grundausbildung machen ihm doch schon ein wenig zu schaffen. Wobei man in der damaligen Zeit (speziell in diesem Zeitraum) richtig hart rangenommen wurde, da man jeden Mann einsatzbereit brauchte.

      Das besondere an dem Film ist eigentlich die Machart. Auch wenn Kriegsfilme immer eine Geschichte aufweisen, so wird die Story in Overlord eigentlich mehr oder weniger eine Randgeschichte. Viel mehr beindrucken die Bilder aus der damaligen Zeit, bei der man wirklich Filmmaterial hiervon verwendet hat. Mit einer pompösen Sounduntermalung versehen verfehlen diese Bilder auch nicht seine Wirkung und man fühlt sich dem ganzen noch näher verbunden. Eben auch da man weiß dass es sich tatsächlich so abgespielt hat. Der Rest des Filmes hat man mit einem alten Kameraobjektiv gedreht, damit das ganze auch vom Bild her passt. Und das passt sowas von gut, dass man sich das ansehen muss.

      Stanley Kubrick der ja mit Full Metal Jacket auch einen der besten Kriegsfilme gedreht hat wird auf dem Cover zitiert: „Das einzige, was mit OVERLORD nicht stimmt, ist, dass er anderthalb Stunden zu kurz ist.” Und das kann man gerne so unterstreichen. Man würde gerne noch etwas weiter schauen, da hier viel mehr noch einmal die Geschichte von damals aufgelegt wird. Und dieses Kriegsdrama ist auf jeden Fall einen Blick wert und es ist eigentlich schade, dass Overlord nur knapp 80 Minuten geht. Vor allem da das ganze auch ein wenig poetisch ablaufen wird. Man darf hier auf keinen Fall einen Film wie etwa Full Metal Jacket erwarten, oder gar Der Soldat James Ryan (speziell der Angriff auf die Normandie). Wenn man sich auf so etwas einstellt, dann geht vom komplett falsch an den Film ran. Die Unterhaltung ist eine ganz andere, denn man setzt eindeutig auf die Bildgewalt und das schafft man auch. Vor allem werden die Bilder noch ein wenig nachwirken.

      Man kann dem Label Bildstörung mal wieder zu einer weiteren gelungenen Veröffentlichung gratulieren. Nachdem Overlord 1975 auf der Berlinale den silbernen Bären gewonnen hat, ist er mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden. Erst als man 2004 in einer Dokumentation Ausschnitte gesehen hat, wurde man wieder auf den Film aufmerksam. Zu der gelungenen Neuauflage hat man auch hier wieder zahlreiche Informationen rund um den Film beigepackt und auch das Bonusmaterial lohnt sich sehr. Genial ist auch, dass man in dem Booklet u.a. 2 Briefe veröffentlich hat, die zeitlich nach dem Film spielen. Am 06.05.2010, also genau vor 66 Jahren, hat der Angriff auf die Normandie begonnen. Passender kann man den Film auch nicht mehr rausbringen. Genial!



      8 / 10




      Die DVD

      Anbieter: Bildstörung
      Verpackung: Amaray im Schuber
      Sprachformate: Deutsch, Englisch
      Untertitel: Deutsch





      J7TJea3S160




      Screenshots


















      1944. England mobilisiert seine Truppen. Auch der junge Tom Beddows muss sein behütetes Leben hinter sich lassen. Nach einem letzten Besuch bei seinen Eltern macht er sich gefasst auf den Weg zum Bahnhof. Während der Zugfahrt hat er zum ersten Mal diesen Traum; verschwommen: Ein Soldat läuft durch den Sand, reißt plötzlich die Arme hoch... fällt... Die ersten Tage der Grundausbildung sind hart, doch nach und nach arrangiert er sich, wie all die anderen mit seinem neuen Leben als Soldat . Nur dieser Traum lässt ihn nicht los. So vergehen die Wochen. Dann kommt der Einsatzbefehl: Die Truppen sollen sich an der Südküste Englands sammeln.


      "Ich habe nichts mehr.....ich habe alles weggeworfen"


      Allein dieser eine Satz, der aus dem Tagebuch der Hauptfigur Tom Beddows stammt, zeigt ganz eindeutig das Ansinnen des Regisseurs Stuart Cooper, der mit "Overlord" einen sehr ruhigen, aber unglaublich intensiven Antikriegsfilm geschaffen hat, der sich von anderen Genre-Kollegen doch ziemlich stark unterscheidet. Ist es doch insbesondere die vollkommene Sinnlosigkeit des Krieges, die sich hier mit dem Verlust der eigenen Identität der Protagonisten vermischt, die dem Geschehen eine ungeheuer starke Authenzität verleiht. Nichts ist von den ansonsten üblichen heroischen Zügen der Soldaten zu sehen, die man so oft in anderen Filmen dieser Art serviert bekommt, es gibt keine der handelsüblichen und oft reisserisch in Szene gesetzten Schlachten zu beobachten, vielmehr bekommt der Zuschauer einen tiefen Einblick in den Alltag der Soldaten präsentiert, die sich auf die nahende Invasion vorbereiten. Dabei steht die eigentliche Invasion eigentlich mehr im Hintergrund des Geschehens und spielt somit eine eher untergeordnete Rolle.

      Der Film verzichtet vollkommen auf spektakuläre Effekte, sondern legt sein Hauptaugenmerk vielmehr auf den immer stärker werdenden Identitätsverlust des Soldaten Tom Beddows, der von Brian Stirner absolut authentisch und glaubhaft dargestellt wird. Dabei werden immer wieder Traum-Sequenzen eingefügt, die den jungen Mann quälen und in denen er praktisch seinen eigenen Tod vorraussieht. So entsteht ein äusserst intensiver Mix aus Fiction und Realität, was dem ganzen Geschehen sehr viel Intensität verleiht, die für den Betrachter fast körperlich spürbar erscheint. Gleichzeitig entsteht durch die gezeigten Ereignisse, die immer wieder mit Original-Filmmaterial in Form von Luftangriffen und Bildern von zerstörten Städten untermalt werden, eine äusserst bedrückende und beklemmende Grundstimmung, die der Geschichte einen sehr realistischen Anstrich verleihen.

      Trotz seiner eher ruhigen Erzählweise entwickelt "Overlord" eine ungeheure Wucht, die den Zuschauer wie ein Schlag in die magengrube trifft und auch eine gewisse betroffenheit entfacht. Es ist schon bewundernswert, wie hier der Verlust der eigenen Identität dargestellt wird und die Soldaten so gar nichts heroisches an sich haben, sondern lediglich wie kleine Rädchen in einer riesigen Kriegsmaschinerie erscheinen, in der auch das kleinste Teil funktionieren muss, um einen sinnlosen Krieg zu gewinnen, der doch lediglich Trostlosigkeit verbreitet und in dem alles menschliche in den Hintergrund gerät. Es zählt lediglich die Funktionalität des Einzelnen Soldaten, dem durch Drill und unbedingtem Gehorsam beigebracht wird, das ausschließlich der funktionierende Körper gefragt ist, das Gefühlsleben des Menschen aber nicht sonderlich interessiert. Ganz besonders diese Aspekte werden hier ganz hervorragend herausgearbeitet und von den einzelnen Darstellern fantastisch zum Ausdruck gebracht. Wenn man allein nur die Figur des Tom Beddows nimmt, kann man an seiner Person die Veränderung ganz fantastisch nachvollziehen, denn wirkt der junge Mann doch am Anfang der Geschichte noch lebenslustig und fröhlich, so verändert sich sein Gemütszustand doch immer mehr. Mit zunehmender Laufzeit erscheint sein Gesichtsausdruck dann auch maskenartig und fast schon leblos, als wenn man ihm sämtliche Gefühlsregungen entfernt hätte.

      In Verbindung mit den immer wiederkehrenden Traum-Passagen, in denen er seinen eigenen Tod vorraussieht, kann man letztendlich das langsame Sterben seiner Identität perfekt nachvollziehen und leidet richtiggehend mit diesem jungen Mann mit, dessen leben sich auf so dramatische Art und Weise verändert hat. So schreibt er auch in einem Brief an seine Eltern, das er sich ganz sicher ist, diesen Krieg nicht zu überleben und so nahezu perfekt seine innerliche Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringt. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, das die hier erzählte Geschichte einen besonders starken Eindruck beim Zuschauer hinterlässt, der einen äusserst eindrucksvollen und bewegenden Antikriegsfilm zu sehen bekommt, der sich doch ganz erheblich von anderen Genre-Vertretern abhebt. Wenn man überhaupt etwas an diesem Werk bemängeln kann, dann ist es die doch verhältnismäßig kurze laufzeit von knapp 80 Minuten, in denen die Geschichte aber eine so starke Intensität aufbaut, die erst einmal verarbeitet werden muss. Hinzu kommt die hervorragende Kombination aus Traum-Passagen, Realität und Original-Filmaufnahmen, die insgesmat gesehen ein eindrucksvolles und sehr trostloses Bild eines Krieges und den damit verbundenen Verlusten eines einzelnen Menschen aufzeigt, wie man sie in vorliegender Form wohl eher selten zu sehen bekommt.

      Im Endeffekt hat das Label "Bildstörung" mal wieder ein erstklassiges Drop Out abgeliefert und einem fantastischen Film zu einer weiteren, sehr lohnenswerten DVD-Veröffentlichung verholfen, bei der auch die Extras wieder einmal recht üppig ausfallen. So enthät die DVD beispielsweise ein 36-seitiges Booklet, einen Audiokommentar des Regisseurs, diverse Interviews, einen Kurzfilm uvm.. Wer Filme dieser Art mag, sollte sich dieses aussergewöhnlich gute und beeindruckende Werk auf keinen Fall entgehen lassen.


      Fazit:


      Regisseur Stuart Cooper hat mit "Overlord" einen äusserst starken Film geschaffen, der trotz seiner eher ruhigen Erzählweise wuchtig und hart erscheint. Dabei entsteht die Härte hauptsächlich durch die erschreckend realistische Darstellung seines Hauptdarstellers, der den Verlust seiner eigenen Identität nahezu perfekt zum Ausdruck bringt. Ohne viel vom eigentlichen Kriegsgeschehen zu sehen, erlangt man einen tiefen Einblick in die Schrecken des Krieges, die sich hier nicht unbedingt auf Kampfhandlungen beziehen, sondern auf den Verlust der Menschlickeit bezogen sind, so das Soldaten vielmehr als funktionierende, aber seelenlose Maschinenteile einer gewaltigen Kriegsmaschinerie dargestellt werden, die keinerlei Rücksicht auf menschliche Bedürfnisse nehmen kann, was auch im Laufe der Story sehr gut zum Ausdruck kommt.



      8,5/10