Das weisse Band - Eine deutsche Kindergeschichte

      Das weisse Band - Eine deutsche Kindergeschichte






      Das weisse Band - Eine deutsche Kindergeschichte
      (Das weisse Band - Eine deutsche Kindergeschichte)
      mit Christian Friedel, Ernst Jacobi, Leonie Benesch, Ulrich Tukur, Ursina Lardi, Fion Mutert, Michael Kranz, Burghart Klaußner, Steffi Kühnert, Maria-Victoria Dragus, Leonard Proxauf, Levin Henning, Johanna Busse, Thibault Serie, Josef Bierbichler
      Regie: Michael Haneke
      Drehbuch: Michael Haneke
      Kamera: Christian Berger
      Musik: Keine Informationen
      FSK 12
      Deutschland / Frankreich / Italien / Österreich / 2009

      Der Erste Weltkrieg scheint bereits unaufhaltbar. In einem unauffälligen ganz normalen Dorf in Norddeutschland gehen die Dinge ihren täglichen Gang. Der Dorflehrer leitet auch den Schul- und Kirchenchor, der sich aus den Kindern und Jugendlichen des Ortes zusammensetzt. Sie bilden einen Querschnitt der dortigen Gesellschaft, sind die Kinder von Gutsherren, Hebammen, Ärzten und Bauern. Dann beginnen Unfälle, die sich zunächst niemand so recht erklären kann. Je mehr davon passieren, desto stärker kristallisiert sich heraus, dass eine Methode dahinter zu stecken scheint: Die vermeintlichen Unfälle scheinen eine Art Bestrafung zu sein.


      Michael Hanekes Werk richtig einzuordnen, fällt gar nicht einmal so leicht, denn handelt es sich doch größtenteils um eine Art Drama, könnte aber auch streckenweise als heimatfilm der 50er Jahre durchgehen. Jedoch ist dem Regisseur von Filmen wie beispielsweise "Funny Games" oder "Wolfzeit" eine Sache ganz sicher gelungen, nämlich ein beeindruckendes Soziogramm einer norddeutschen Dorfgemeinschaft zu zeichnen, das zeitlich kurz vor dem ersten Weltkrieg angesiedelt ist. So bekommt der Zuschauer eine wirklich interessante Geschichte präsentiert, die aufgrund einer authentischeren Wirkungsweise zudem noch in schwarz-weiss gedreht wurde. Und diese Tatsache trägt wirklich dazu bei, der schon von Haus aus glaubwürdigen Szenerie noch mehr Authenzität zu verleihen, so das einen nicht gerade selten das Gefühl überkommt, sich in der damaligen Zeit zu befinden. Und so könnte man sich jetzt eigentlich als Zuschauer auf einen recht beschaulichen Film freuen, der einem ziemlich detailgetreu das Leben in der deutschen Provinz kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges näherbringt und das beschauliche Leben auf dem Land widerspiegelt.

      Doch weit gefehlt, denn irgentetwas stimmt nicht in dieser Dorfgemeinschaft, denn auf einmal häufen sich mysteriöse Unfälle und Zwischenfälle. Der Dorfarzt erleidet einen Reitunfall, da sein Pferd durch ein zwischen zwei Bäumen gespanntes weisses Band zum Sturz kommt, der Sohn des ansässigen Gutsherren wird misshandelt aufgefunden, oder der geistig zurüchgebliebene Sohn der Dorfhebamme verliert durch Schläge fast sein Augenlicht. Durch diese ganzen "Unfälle", auf die man sich eigentlich keinen Reim machen kann und die auch nicht verraten, wer dafür verantwortlich zeichnet, wird dadurch ein nicht erwarteter Spannungsbogen entwickelt, der teilweise thrillerähnliche Züge erkennen lässt und mit einemmal ein vollkommen anderes Licht auf die beschauliche Geschichte wirft und so auch eine kaum zu erklärende Faszination auf den Zuschauer ausübt.

      Geschickt hat es Haneke hierbei verstanden, die Neugier des Zuschauers immer weiter zu steigern, denn enthält die Geschichte doch einige Andeutungen, die auf einen gewissen Kreis von Tätern hinweisen. So verfolgt man dann doch auch sehr interressiert und gespannt den weiteren Verlauf der Ereignisse, bekommt dabei einige etwas tiefergehende Einblicke in einige für die Story wichtige Charaktere und erfreut sich an der detailgetreuen Darstellung der damaligen Umgangsformen, über die man aus heutiger Sicht nur noch schmunzeln kann. Wird doch beispielsweise der männliche Elternteil von seinen Sprösslingen nicht mit Papa, sondern mit Herr Vater angesprochen, oder körperliche Züchtigungen werden damit begründet, das sie die Seele reinigen und zu mehr Verantwortungsbewustsein beitragen. Doch auch das Werben eines Mannes um die Gunst seiner Angebeteten wird auch charmante Art und Weise darsgestellt und betrifft hier den Lehrer des Dorfes, der sich als 31-Jähriger Mann in eine 17-Jährige verliebt hat und um deren hand anhält.

      Und es ist dann auch die aufgezählte Vielfältigkeit, die Hanekes Werk zu einem ganz besonderen Film macht, einerseits das beschauliche, aber auch sehr arbeitsreiche Landleben in der Provinz und andererseits die thrillerartigen Elemente, die dem Ganzen sehr viel Spannung und Intensität verleihen. Diese Mischung ist für einen Film dieser Art sehr ungewöhnlich, verleihen ihm aber meiner Meinung nach sehr viel Klasse, die lediglich vom absolut unpassenden Ende stark beeinträchtigt wird. Ohne dieses Ende hätte man hier, je nach Geschmack, von einem kleinen Meisterwerk sprechen können, das uneingeschränkt in jeder Beziehung überzeugen konnte. Doch wenn man nach knapp 140 Minuten Film-Genuss mit einem Schluß konfrontiert wird, bei dem lediglich Vermutungen geäussert werden, dem Zuschauer aber jegliche Gewissheit verweigert wird, wer denn nun für die ganzen mysteriösen Zwischenfälle verantwortlich zeichnet, dann stellt dies schon eine äusserst herbe Enttäuschung dar. Hier hätte ich mir etwas mehr als nur Andeutungen und Vermutungen gewünscht, denn so trägt der unpassende Schluß-Akkord fast zwangsläufig zu einer Abwertung des Gesamtbildes bei, die man durchaus hätte vermeiden können. Es ist ja immer schön, wenn Spielraum für eigene Interpretationen gelassen wird, doch in vorliegendem Fall wäre eine echte Aufklärung über die Geschehnisse die weitaus bessere Variante gewesen.


      Fazit:


      "Das weisse Band" ist bis auf das katastrophale Ende ein wirklich beeindruckender Film, der einerseits wie ein deutscher Heimatfilm anmutet, aber auf der anderen Seite durch spannende Elemente angereichert wurde, die schon denen eines Thrillers ähneln. Umso unverständlicher ist es deswegen in meinen Augen, das man die aufgestaute Neugier des Betrachters nicht mit einem würdigen Ende belohnt, sondern ihn dazu verurteilt, eigene Vermutungen anzustellen, die lediglich auf einigen im Film gezeigten Andeutungen beruhen können, ihm aber nie die Gewissheit bringen, ob er sich nicht doch im Irrtum befindet. Trotz dieses offensichtlichen Mankos handelt es sich aber immer noch um ein beeindruckendes Film-Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


      7,5/10
      Kunstvolles Kino aus deutschen Landen - Oscarnominiert und einzigartig. Gewinner unzähliger Preise - darunter die goldene Oalme und der golden Globe.
      Bis in die Nebenrollen Erstklassige Darsteller... Zieht den Zuschauen von Anfang an in seine Welt und bis auf das erwähnte schwächere Ende ein sehr gelungener Film...

      8/10
      Gezeigt werden Kinder die von ihrem Elternhaus streng erzogen werden. Es wird auch gezeigt wie Kinder geschlagen werden und ausgepeitscht hinter Zimmertüren ihre Kindheit verlieren. Die Darsteller spielen glaubhaft und natürlich. Die Erzählstimme im Off wird ganz ordentlich vorgetragen.
      Die s/w Optik passt sehr gut und verleiht den Film auch eine richtige Atmosphäre, die gut zum Filmablauf und dem weißen Schnee, dem wießen Band der Schande, sowie den bösen (schwarzen) Machenschaften passt. Es wird ein paar schreckliche Ereignisse geben, wo es zu schweren Verletzung und dem Tot kommt. Wobei aber nicht die Urheber der Taten ermittelt werden. So wird etwas Zeit vergehen und dann kommt das Ganze wieder zum Ausbruch und zum Ende hin spitzt es sich dann zu. Allerdings bekommen wir hier keine Auflösung, sondern lediglich Spekulationen werden offenbart. Die Spielzeit ist vor dem Krieg, wo durch den Ausbruch des Krieges auch der Film nicht zu Ende erzählt wird. Es ist so zu sagen wie ein Schnitt aus dem Leben, was der Beginn vom 2. Weltkrieg am Ende unterbricht. Der Ablauf ist leider recht langsam gestaltet, so richtig fahrt wird nie aufgenommen, dass macht auch bis Filmmitte noch nichts aus, denn das Geschehen interessiert durchaus, aber nach gut einer Stunde zieht sich der Film dann doch. Man könnte den Film mit den guten Werken von Lars von Trier vergleichen, allerdings kommt hier das Tempo auch mal völlig zum einschlafen, wie in einem bayrischen TV-Heimatfilmchen und das Ende hat mir auch nicht gefallen, da es keine Auflösung gibt. Mit 30 Minuten weniger Spiellänger hätte „Das weisse Band“ sogar ein guter Film werden können. Wobei die Story im Gegensatz zu einem Lars von Trier jetzt auch nichts außergewöhnliches ist, aber es ist auch ein Film mit natürlicher Erzählwiese und makaberen Momenten. So gesehen ist zumindest „Das weisse Band“ von Michael Haneke wahrscheinlich wie auch seine anderen Werke etwas überbewertet, aber nicht so derb überschätzt wie Lynch oder Tarantino.

      6/10