Der Junge im gestreiften Pyjama

      Der Junge im gestreiften Pyjama






      Der Junge im gestreiften Pyjama
      (The Boy in the Stripped Pyjamas)
      mit Asa Butterfield, Zac Mattoon O'Brien, Domonkos Nemeth, Henry Kingsmill, Vera Farmiga, Cara Horgan, Zsusza Holl, Amber Beattie, Laszlo Aron, David Thewlis, Richard Johnson, Sheila Hancock, Charlie Baker, Ivan Verebely, Bela Vesztbaum
      Regie: Mark Herman
      Drehbuch: John Boyne / Mark Herman
      Kamera: Benoit Delhomme
      Musik: James Horner
      FSK 12
      Großbritannien / USA / 2008

      Bruno ist der achtjährige Sohn eines Offiziers im Dritten Reich. Als der Vater als Aufseher eines Vernichtungslagers aufs Land versetzt wird, muss ihm die gesamte Familie folgen. Bruno fühlt sich einsam und allein gelassen. Auf seinen verbotenen Streifzügen durch die Wälder, gelangt er an den Zaun des Arbeitslagers. Dort lernt er den gleichaltrigen Shmuel kennen und zwischen den ungleichen Jungen entsteht eine enge, aber auch gefährliche Freundschaft.


      Wenn man das DVD-Cover nicht kennt und auch keine Informationen über die Thematik des Films hat, dann erscheint einem der Filmtitel im ersten Moment schon etwas eigenartig. Nach Sichtung dieses Werkes muss man jedoch feststellen, das man keinen besseren Titel hätte finden können. Die Geschichte, die sich einem hier offenbart, entwickelt mit der Zeit ihre ganz eigene Härte und Intensität, der man sich als Zuschauer einfach nicht entziehen kann. Dieses bewegende Drama zeigt dem Zuschauer die Schrecken des zweiten Weltkrieges durch die naive Sichtweise eines 8 Jahre alten Jungen, dessen Vater zum Lagerkommandanten eines auf dem Land gelegenen KZ's ernannt wird.

      So hält der kleine Bruno das Konzentrationslager für einen Bauernhof und wundert sich lediglich darüber, das alle dort arbeitenden Bauern in gestreiften Pyjamas herumlaufen. Nun mag sich das für viele Leute vielleicht nicht gerade besonders interessant anhören, doch dieser Schein trügt ganz gewaltig. Was hier zu Beginn nämlich noch wie ein Kinderfilm wirken mag, der zeitlich gesehen im zweiten Weltkrieg spielt, entwickelt sich mit der Zeit zu einem immer beklemmenderen Drama, das insbesondere zum Ende hin so starke tragische Züge annimmt, das es einem die Tränen in die Augen treiben kann. Und auch, wenn man hier einmal nicht mit den sonst üblichen harten Tötungsszenen an Juden konfrontiert wird, wie es beispielsweise in Filmen wie "Schindlers Liste" oder "Holocaust" der Fall ist, erzielt das dargestellte Szenario eine so extrem beklemmende und auch verstörende Wirkung, das man als Betrachter sichtlich schockiert ist und phasenweise einen dicken Kloß im Hals stecken hat.

      Größtenteils ist dafür die entstehende Freundschaft zwischen dem kleinen Bruno und dem jüdischen Jungen Shmuel verantwortlich, die eigentlich gar nicht hätte entstehen dürfen, da es Bruno von seinen Eltern verboten wurde, sich dem "Bauernhof" zu nähern. Sich über dieses Verbot hinwegsetzend, lernt Bruno so den kleinen Shmuel kennen, mit dem er schnell eine sehr ungewöhnliche Freundschaft schließt, die durch die kindlich naive Sichtweise einige sehr rührende und bewegende Momente beinhaltet. Beide Kinder wissen dabei nicht, was es wirklich mit dem Lager auf sich hat, denn auch Shmuel weiss nur, das er dort sein muss, weil er jüdischer Abstammung ist. So ist es dann fast schon logisch, das die beiden unter den gegebenen Umständen sogar einigermaßen kindgerecht miteinander umgehen, sie spielen durch den Zaun getrennt mit einem Ball und unterhalten sich, wie es Kinder in diesem Alter nun einmal tun.

      Wenn man gerade diese Passagen mit dem thematischen Hintergrund sieht, wirkt das ganze Szenario schon äusserst makaber und es entfaltet sich gerade durch die angewandte Sichtweise der Kinder ein so hohes Maß an Intensität, das man es kaum in Worte fassen kann, weil die dabei entstehenden Gefühle beim Zuschauer so manigfaltig sind, das man es einfach nicht in Worten ausdrücken kann. Denn kaum ein Wort könnte die Emotionen auch nur annähernd Dem nahebringen, was einen während dieses Films innerlich durchtobt. Trauer, Ungläubigkeit, Ohnmacht und Wut kommen dem Gefühlten wohl einigermaßen nahe, doch es steckt noch viel mehr in dieser tief bewegenden Geschichte, die auch ihre rührenden und schönen Momente hat. Der absolute Hammer kommt dann allerdings mit dem Ende des Films, das zwar einerseits fast logisch erscheint, deswegen aber nicht minder tragisch ist. Es entlässt einen mit absoluter Fassungslosigkeit aus einem Film, der insbesondere durch seine eher bedächtige und recht ruhige Erzählweise seine gesamte Intensität und Härte entfalten kann, die den Zuschauer mit der brachialen Wucht eines Keulenschlages in die Innereien trifft und ihn in einer Art Schockzustand zurücklässt, aus dem man sich erst einmal wieder befreien muss, so schwer dies auch fallen mag.


      Fazit:


      Man sollte sich bei diesem Film nicht vom Titel abschrecken lassen, denn "Der Junge im gestreiften Pyjama" zeigt einem die Schrecken des Krieges einmal von einer ganz anderen Seite. Dabei bedient man sich der naiven Sichtweise zweier kleiner Jungen, die gar nicht so recht wissen, was da eigentlich um sie herum wirklich passiert. Die dabei entstehende Fehleinschätzung der wahren Situation führt letztendlich zu einer tragischen Katastrophe, die einem unter die Haut geht und fühlbare Spuren hinterlässt. Hier handelt es sich keineswegs um einen Film, den man sich einfach so nebenbei ansehen sollte, da er ansonsten auf keinen Fall die vollständige Intensität entfalten kann, die er beinhaltet.


      10/10
      Während ein paar Jungs sehr ausgelassen spielen, könnte in dem Moment gedacht werden, die freie, unbeschwerte Kinder-Welt wird präsentiert, ohne Sorgen und Kummer, wie Kinder eigentlich sein sollten. Makaber dabei, dass die SS gerade mehr als Nebenschauspiel ein paar gefangene Juden abtransportiert, davon nehmen die Kinder keine Notiz und rennen spielend durch die Straßen. Die 40er Jahre sind anhand der gut aussehenden Kulisse bestens wiedergegeben, auch die alten Autos passen sich dem prima an. Die Darsteller werden ausnahmslos, alle samt erstklassig agieren, sogar ein David Thewlis (Harry Potter’s Remus Lupin, Das Omen - Remake) spielt hier die (Vater)Rolle seines Lebens. Oskarverdächtig das Schauspiel des jungen Hauptdarstellers Asa Butterfield (The Wolfman).
      Die Gesichte wird aus der Sicht des Jungen erzählt, der neugierig ist und die Welt erforschen möchte, wo sein Vater ein hochrangiger SS-Offizier darstellt, mit eigenem Grundstück.
      So spielt der Bursche mit Judenkindern, rennend durch die Straßen, aber seine Eltern sehen es natürlich nicht so gerne und erlauben es nicht mehr. Somit werden sie wegziehen, in die Nähe eines Judenlagers, mit Verbrennungsöfen. Die Juden werden hier aus der Sicht des Jungen lange Zeit als Bauern gesehen, voller Angst und Gehorsam ausgestattet. Die Atmosphäre ist wunderschön, wo förmlich die prachtvoll bewachsenen Wiesen zu durften beginnen. Kameraschwenks in den strahlenden Himmel und durch Dickicht der Bäume schließt sich an und stetiges Zirpen sowie Insekten Geräusche, sowie Vogelgezwitscher lassen eine sehr entspannte Szenerie gewähren. Zwischendrin immer wieder Blicke auf dem Randbereich des Juden-Lagers. So wird der Junge dann von seinen Anwesen spielend Flüchten gedenken, ausbüchsend durch ein Hinterfenster, ohne sich zunächst dabei groß was zu denken, einfach nur aus Langeweile. Ist auch besser so, denn die ihm mitgebrachten Bücher, geschrieben von der SS, wären wohl die schlechtere Variante gewesen, um sich die Zeit mit zu vertreiben. Der Junge möchte oft wissen, was bei den großen Schornsteinen verbrannt wird, da dieser Qualm stark stinkt.
      Er erhält natürlich nicht die richtige Antwort von seinem Vater.
      Klar wird der ein oder andere sich wundern, dass die 2 Jungen so ungestört ihr Gespräche führen können, nur getrennt durch einen Maschendrahtzaun. Sogar Brettspiele können sie unbeaufsichtigt nachgehen und der Judenjunge wird dann ab und zu nur per Pfeifton zur Arbeit gerufen. Niemand bekommt also etwas mit. Nicht dass die arbeitenden Juden nicht doch auch mal ungestört Pause haben, aber man sieht in dem Lager bis vor dem Finale nur den einen Jungen richtig in der Nahaufnahme. Dafür muss ein Punkt Abzug her, so schwer es mir auch fällt, denn der Film ist außergewöhnlich gut. Wobei das bitter böse Ende wiederum so Klasse geworden ist, dass von mir nur die Höchstpunktzahl drin sein kann.


      And the Oskar goes to.. “Der Junge im gestreiften Pyjama“


      Junge: “Oh, wie wäre es mal, wenn du zum Abendessen zu uns kommen würdest.”
      Antwort des Juden: „Das kann ich doch nicht, wegen dem (Stacheldrahtzaun) da. Junge: „Aber der ist doch nur da, damit die Tiere nicht raus kommen oder?“ Antwort: „Hä, Tiere? Nein damit die Menschen nicht raus kommen“ Junge: „Darfst du denn nicht hier raus und wieso nicht? Was hast du denn getan?“ Antwort: „Ich bin Jude.“
      Anschließend wird fast eine halbe Minute geschwiegen und man wird nur die immense Atmosphäre verspüren. Atem raubend!

      10/10