Ip Man






      Ip Man
      (Ip Man)
      mit Donnie Yen, Simon Yam, Siu-Wong Fan, Ka Tung Lam, Yu Xing, You-Nam Wong, Chen Zhi Hui, Lynn Hung, Hiroyuki Ikeuchi, Yu-Hang To
      Regie: Wilson Yip
      Drehbuch: Edmond Wong
      Kamera: Sing-Pui O
      Musik: Kenji Kawai
      Keine Jugendfreigabe
      Hongkong / 2008

      Im China der Vorkriegszeit ist IP Man der berühmteste Vertreter der Martial-Arts-Kampfkunst "Wing Chun". Doch als die Japaner ins Land einmarschieren und seine Heimatstadt gewaltsam einnehmen, kann er nicht mehr für seine Familie sorgen und sieht sich gezwungen, im Bergwerk zu arbeiten. Als nach einem Kampfpartner gefragt wird - gegen einen Sack Reis im Falle des Siegs - meldet er sich. Auch ein alter Freund IP Mans nimmt das Angebot an und stellt sich den Japanern in einem der brutalen Martial Arts-Kämpfe. Doch das fatale Duell endet für seinen Freund tödlich. Von Gerechtigkeit beflügelt versucht IP Man nun, den japanischen Soldaten auf seine eigene Art und Weise gegenüberzutreten. Es kommt zu einem alles entscheidenden Duell zwischen ihm und General Miura...


      Nun gibt es ja nicht gerade wenige filmische Biografien, die sich qualitätsmäßig teils sehr drastisch unterscheiden, einige sind wirklich als recht gelungen anzusehen, wohingegen der größere Anteil wohl eher etwas schlechter ausfällt. Was Regisseur Wilson Yip jedoch mit diesem halbbiografischen Kampfsportfilm an den Start gebracht hat, ist mit Worten kaum zu beschreiben, da man nach Sichtung dieser Geschichte noch ziemlich lange unter dem äusserst nachhaltigen Eindruck steht, den die Geschehnisse hinterlassen. Das ist aber längst nicht nur auf die fantastischen Kampfszenen bezogen, die dem Zuschauer hier präsentiert werden, sondern an dem mehr als nur beeindruckenden Gesamtbild, das dieses Werk hinterlässt.

      Erzählt wird hier die Geschichte des Großmeisters Yip Man, der als erster die chinesische Kampfkunst Wing Chun öffentlich unterrichtete und dessen berühmtester Schüler wohl die Martial Arts-Legende Bruce Lee sein dürfte. Zeitlich gesehen bezieht sich die Story allerdings lediglich auf die Zeitspanne des zweiten Japanisch - Chinesischen Krieges (1937 - 1945) und schildert dabei die Ereignisse in der chinesischen Stadt Foshan, in der Yip Man damals lebte. So stehen also inhaltlich gesehen hauptsächlich die Zustände der größtenteils zerstörten Stadt und das damit verbundene Leid der noch lebenden Bewohner im Vordergrund, aber auch das überhebliche und arrogante Machtgehabe der japanischen Invasoren, die sich gegenüber den Chinesen wie Übermenschen aufführen und ihre Gegner als absolut minderwertig ansehen.

      Die Figur des Ip Man erscheint in dieser Zeit der Zerstörung und Unterdrückung seines Volkes wie ein ruhender Pol, der anscheinend durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist, was sich aber im Laufe der Geschichte auch noch ändern soll, da die Ungerechtigkeiten ganz einfach Überhand nehmen. Hier muss man nun schon fast zwangsläufig auf die darstellerische Leistung von Donnie Yen eingehen, die man im Prinzip nur mit dem Prädikat fantastisch bezeichnen kann, denn er verleiht der Figur des Ip Man ein extrem hohes Maß an Authenzität und Glaubwürdigkeit. Gerade seiner ruhigen und phasenweise schon stoisch wirkenden Art ist es zu verdanken, das der Charakter überzeugend und realistisch erscheint. Kein übertriebenes oder gar theatrlisches Schauspiel, sondern immer sehr realitätsnah und sich seiner Stärken durchaus bewust, ohne diese jedoch irgendwie krampfhaft in den Vordergrund zu stellen. Insbesondere durch dieses ruhige Erscheinen wird er von vielen Gegnern stark unterschätzt, die diese Fehleinschätzung allerdings auf sehr schmerzvolle Art und Weise revidieren müssen und denen so nichts anderes übrigbleibt, als die Überlegenheit ihres Gegners anzuerkennen.

      Die dabei in Szene gesetzten Kämpfe sind dabei von einer solch hohen Qualität, wie man sie schon länger nicht mehr in Filmen dieser Art gesehen hat. man bekommt Schlagfolgen zu sehen, bei denen es streckenweise schwerfällt, ihnen 100 %ig zu folgen, denn sie sind so extrem schnell, das hier die volle Konzentration des Betrachters erforderlich ist. Dabei wirkt hier auch nicht nur eine einzige Passage übertrieben oder künstlich, ganz davon abgesehen, das alle gezeigten Kämpfe auch noch einen sehr hohen ästhetischen Eindruck vermitteln. Die Choreografie der Kampfszenen ist absolut perfekt gelungen und gibt auch nicht den kleinsten Grund zur Beschwerde, was in nur sehr wenigen Kampfsport-Filmen der Fall ist.

      Konnte man bei Filmen wie "Ong-Bak" noch geteilter Meinung über die inhaltliche Substanz der Story-Line sein, da viele die Geschichte als ziemlich dünn angesehen haben und der Focus eventuell zu stark auf die Kampfszenen gerichtet war, so dürfte dieses Argument bei vorliegendem Film nun wirklich nicht aufkommen, denn Wilson Yip ist es meisterhaft gelungen, grandiose Kampfszenen mit einer tiefergehenden Geschcihte zu verbinden, die viel Substanz und Qualität aufzuweisen hat. So ist es dann auch nicht wirklich verwunderlich, das dieser Film von der ersten bis zur letzten Minute zu begeistern weiss und keinerlei Längen beinhaltet. Ehe man sich versieht, ist der Film auch schon zu Ende und man hat gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit doch vergangen ist. Ein grösseres Kompliment kann man einem Film doch eigentlich gar nicht machen, denn zeigt diese Tatsache doch auf, das man spannend und kurzweilig unterhalten wurde. Letztendlich ist "Ip Man" in meinen Augen einer der besten Filme seiner Art, die je produziert wurden, wobei man sich schon jetzt auf den angekündigten Nachfolger freuen kann. Wenn dieser nur annähernd an das hohe Niveau und die vorhandene Qualität dieses Films herankommt, sind einem wieder spannende und niveauvolle Momente vor dem Bildschirm garantiert.


      Fazit:


      "Ip Man" ist einer der besten Vertreter seiner Art, die ich je zu Gesicht bekommen habe und das waren nicht gerade wenige. Was hier besonders auffällt, ist die Tatsache, das neben erstklassigen Kampfszenen auch eine stimmige und Substantielle Geschichte zugrunde liegt, die absolut fasziniert und überzeugt. Hinzu kommen ausgezeichnete Darsteller, die dem Ganzen noch einmal sehr viel an Authenzität verleihen. Herausragend ist dabei natürlich Donnie Yen, der dem Charakter des Ip Man sehr viel Ausdruck verleiht und durch seine Kampfkunst eines der absoluten Highlights dieses Werkes ist, das für Fans des Martial Arts-Films absolutes Pflichtprogramm ist.


      Die DVD:

      Vertrieb: Splendid
      Sprache / Ton: Deutsch / Kantonesisch DD 5.1
      Untertitel: Deutsch / Niederländisch
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 102 Minuten
      Extras: Making of, Deleted Scenes, Interviews Cast & Crew, Am Set von Ip Man



      10/10