Antichrist

      Ein neuer Output von Lars von Trier - ich freu mich schon teuflisch auf diesem Film, auch wenn er weit abseits der Unterhaltungsfilme schwimmt und mit Horror nix zu tun hat - es sei denn, man definiert 'Horror' über wäldliche Einöde und trostlose Gefangenschaft der eigenen Vergangenheit.

      Trailer: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.youtube.com/watch?v=-OGnqYMe3UQ">http://www.youtube.com/watch?v=-OGnqYMe3UQ</a><!-- m -->

      Plot:
      Währden des poppens stürzt sich der Sohn des Ehepaars tödlich ausm Fenster; um dies aufzuarbeiten, verzieht sich das paar in eine einsame Waldblockhütte und muß dort festellen, daß die Natur nicht so idyllisch ist und die Welt von der Unterwelt, von Satan regiert wird.
      Klingt abgefahren? Ist es wohl auch! :wink:

      Re: Antichrist

      Story:
      Nachdem tödlichen Unfalls des kleinen Nic zerbrechen die Eltern fast an der übermenschlichen Trauer und den Selbstvorwürfen der Mutter. Glücklicherweise ist der Ehemann ein erfahrener Psychologe und versucht alles mögliche, um seine Frau und vor allem auch seine Ehe zu therapieren - und somit zu retten. Dabei müssen die beiden fast buchstäblich durch die Hölle gehen, was auf sehr einfühlsame Weise veranschaulicht wird.

      Bewertung:
      Klingt lahm? Ist es keineswegs!! Der Film ist in drei Kapitel + Prolog & Epilog eingeteilt, namentlich Trauer, Schmerz, Verzweiflung. Diese drei Empfindungen ziehen sich mal mehr und mal weniger metaphorisch durch den gesamten Film, dargestellt durch drei Vertreter aus dem Tierreich: dem Reh, dem Fuchs und dem Raben. von Trier geht überaus detailiert auf jede der drei Empfindungen ein und quält geradezu den Zuschauer mit konsequenter Detailliebe. Was in der ersten Hälfte des Filmes leicht zum Nachteil wird, da es auf Kosten der Spannung geschieht.
      Aber jungejunge, insgesamt ist die Spannung sehr feingewoben, aber fesselnd - das steigert sich bis zum dramatischen Ende in einer unerwarteten Art & Weise. Dabei wird das blutdürstige Auge mit reichlich krankem Scheiss bedient, und diesmal mein ich das nicht nur als Floskel: was hier an physischen (und psychischen) Gewalttätigkeiten geboten wird, schreit geradezu nach einer Zensur. Auch vor Tieren wird kein Halt gemacht, welche als Spannungstransfer benutzt werden, doch kann man hier erstens sicher sein, daß für den Film keine echten Tiere getötet wurden und zweitens passen die entsprechenden Szenen bestens in den Kontext.
      Man muß bei Antichrist auf jeden Fall mitdenken und eine Menge Fantasie besitzen. Sind am Anfang die einen oder anderen Handlungsweisen noch durchaus nachvollziehbar, wird der Film von Minute zu Minute immer bizarrer, sodaß die meisten am Ende vollends den Durchblick verlieren werden. Ich tue mich auch ein bischen schwer damit, den Film als Horrorfilm einzuordnen, eine bessere Genre-Einteilung fällt mir jedoch nicht ein. Um ihm was abgewinnen zu können, muß man auf jeden Fall eine gewisse Vorliebe fürs Abstrakte und bildreiche Sprache haben - sonst fällt der Film gnadenlos durch.
      Spätestens dann, als die Diskussionen über das Gute und das Böse in der Natur beginnen, ob nun die Natur von sich aus das Böse ist oder ob es die Frauen sind, welche Satans Wesen entsprechen, werden philosophische Ebenen erreicht, die den normalen Zuschauer eher abschrecken als fesseln dürften. Aber das ist auch gut so, das macht den Film zu etwas besonderem.

      Fazit:
      Selbstverstümmelung, Folter, psychologischer Druck, Okkultismus und natürlich jede Menge Trauer, Schmerz, Angst, Wut & Verzweiflung sind die starken Elemente in Antichrist - nichts für schwache Nerven aber definitiv auch nichts für Leute, die sich nach 2012-Manier nur mit Effekten berieseln lassen wollen. Dank der grandiosen Schauspieler und dem spannenden Plot wirkt der Film zu keinem Zeitpunkt lächerlich: es hat mich fasziniert, wie toll die Hauptdarsteller gerade die Gefühle Angst & Verzweiflung vermitteln konnten.
      Wer sich etwas mehr für Psychologie interessiert, dürfte an Antichrist nicht vorbeikommen. 8,5 Punkte!

      Re: Antichrist

      Ok, ich steh ja mehr auf provokante Werke, der Splattergehalt is tmir meist eher nicht wichtig, ich denke mal der Film müsste mir eigentlich doch liegen. Der lief hier allerings nicht im Kino, sonst hät ich ihn mir wohl schon angesehen.
      Um es vorweg zu nehmen: Antichrist wird das Mainstream Publikum hier sicherlich rein gar nicht ansprechen, da er viel zu speziell ist. Dies aber auf eine positive Weise, denn er weiß schon zu begeistern. Der Film ist in 3 Kapitel samt Prolog und Epilog eingeteilt. Letztere werden nur in schwarz / weiß dargestellt, dafür aber in einer sehr gekonnten Einstellung und die Bildsprache spricht regelrecht Bände. Vor allem gleich zu Beginn, als hier noch sehr viel liebe zum Detail aufgebaut wird und man jede Schneeflocke, oder aber auch Wassertropfen sehen kann. Doch leider werden die Schneepflocken dem kleinen Nic zum Verhängnis, denn als seine Eltern sich am „Vergnügen“ sind, schleicht er sich aus seinem Laufstall und setzt sich an das offene Fenster. Den Rest kann man sich vorstellen. Vor allem die Töne zum Prolog und Epilog sind so fabelhaft in Szene gesetzt, das sie sprichwörtlich wie die Faust auf´s Auge passen. Vor allem darf man dann gespannt sein, wie sich der Film weiterentwickelt, da man ja anhand der Inhaltsangabe keine konkrete Vorgabe bekommt und so erahnen muss, in welche Richtung der Film einschlägt.

      Die 3 Kapitel sind namentlich in Trauer, Schmerz und Verzweiflung aufgegliedert. Diese ziehen sich durch den ganzen Film. Vor allem hat jedes Kapitel ein Tier als Vertreter, der für diesen Abschnitt sinnbildlich erscheint. Diese sind ein Reh, ein Rabe und ein Fuchs. Es sei gesagt, das man hier aufpassen sollte, als es dann ab in den Wald geht, denn es läuft nebenbei noch eine Geschichte ab, die man so nicht gleich sehen wird, sondern erst am Schluss dar gezeigt bekommt und dann setzen sich die ganzen Bilder natürlich auch wieder zusammen. Zudem kann man hier auch noch gut seine Fantasie einfließen lassen, da Lars von Trier seinen Film ein wenig „außergewöhnlich“ gestaltet hat und der Wald nicht einfach nur Wald zu sein scheint. Auch hier fließt wieder viel Liebe zum Detail rein, wobei sich das eigentlich durch den ganzen Film zieht. Und das stellenweise auf eine wirklich beeindruckende Art und Weise.

      William Dafoe und Charlotte Gainsbourg sind eigentlich die einzigsten Darsteller, die man zu sehen bekommt. Doch wenn man denkt, das es auf Dauer doch langweilig wird, dem kann man gleich wieder den Wind aus den Segeln nehmen. Nicht umsonst hat die Dame bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis für die beste Darstellerin erhalten – und das absolut zurecht. Die Spielweise der beiden ist in dem Film herausragend und diese steigert sich auch von Minute zu Minute. Vor allem wenn es immer bizarrer wird und man meint, Charlotte würde nun komplett durchdrehen. Vor allem die Ängste von ihr werden ja dann „vor Ort“ bekämpft und sie muss einige Prüfungen absolvieren, um ihre Angst zu besiegen. Und wenn sie dann wieder eine Panikattacke bekommt und man denkt, das es gleich um sie geschehen ist, treiben ihrer lüsternen Triebe es auf die Spitze und sie will Sex. Danach geht es ihr wieder besser. Man muss sagen, das hier wirklich oft gepimpert wird und sogar alle Geschlechtsteile in Nahaufnahme zu sehen sind. Doch nicht nur deswegen ist der Film anders, als andere Filme.

      Gegen Ende treibt man es immer weiter auf die Spitze und der psychologische Druck wird zunehmend sichtbarer. Und da der Film nicht umsonst mit der roten Plakette versehen ist, bekommt man auch noch den Beweis geliefert, das diese zurecht da drauf ist. Und hier muss man sagen, das der Film richtig hart wird. Die auch sichtbare Härte spielt sich aber vielmehr in den Köpfen der Zuschauer ab und man kann ein klein wenig nachempfinden, was die beiden gerade durchmachen. Vor allem wenn es dann an die Folter und Selbstverstümmelung geht, fällt einem nichts mehr ein. Zart besaitet darf man hier nicht sein, auch wenn man solche Szenen nicht lange zu sehen bekommt. Doch diese reichen auf jeden Fall aus! Antichrist ist nichts für schwache Nerven und durch die vielen unterschiedlichen Komponenten wird er besonders.

      8 / 10
      Die anfänglich aufgezeigten Kunstbilder in einer bildlich starken, verträumten Kulisse, lässt malerisch künstlerische Werte erkennen und mit zahlreichen Slow-Motion an Board, wird auch nicht gegeizt. Nur fällt es hier Anfangs doch schwer, so richtig ins Geschehen zu finden. Das Werk wird in 4 Kapitel eingeteilt und wirkt zunächst sehr ruhig und schwer zugänglich. Der Junge eines Paares wird ziemlich schnell dahinraffen und dann wird auch das Paar sich gegenseitig therapieren gedenken, oder besser gesagt der Mann versucht es bei seiner Frau, die vollkommen von der Rolle scheint. Die angewendeten Methoden bestehen zunächst anhand von harten Sexszenen, die ein wenig an Basic Instinct erinnern. Es wird dabei das Geschehen um das verunglückte Kind zu schnell abgehandelt und die aufkommenden Sexszenen lassen erst mal eine Kaltblütigkeit und Gleichgültigkeit der Eltern erkennen, zudem sind die ausdrucksstarken Kunstbilder nicht herzlich genug und somit auch nicht gerade förderlich, um hier ins Geschehen zu finden. So dümpelt dieses Werk gut 20 Minuten recht distanziert daher. Mit dem eintreffen in einem atmosphärisch dichten Waldgebiet, wo starker Grünwuchs herrscht, viel Gestrüpp erscheint und sich reichlich Nebelschaden bilden, so gewinnt man hier langsam Bezug auf die ordentlich agierenden Darsteller (sind ja zumeist nur 2) und auch auf die Story. Die Dialoge werden einige harte Passagen offenbaren, wie das bekanntgeben, dass die Natur Satans Kirche ist. Die eingebrachten Schockszenen werden bei „Antichrist“ ein starkes zusammenzucken erwirken dürfen, diese kommen sehr plötzlich, meist in ruhiger Situation, welche absolut verstörend wirken. Vor allem mit verendetes Ass wird einiges aufgezeigt, wo der Tierfreund besser wegschauen sollte. Ekelig sind diese Szenen allemal, wie Ameisen die über einen vollendeten kleinen Vogel marschieren, der gerade per Schockszene vom Baum gefallen ist und ihn die Ameisen somit gerade auseinander nehmen. Zudem taucht wahrscheinlich das Muttertier des Vogels auf, nicht um ihn noch mal aufzupäppeln oder zu trauern, sondern um ihn zu verspeisen. So grausam ist das Leben und dabei wird auch der Bezug zu dem verunglückten Jungen dargestellt, hier spielt sich jedenfalls nach den trägem Beginn doch reichlich Psychoterror und ein außergewöhnliches Erlebnis ab. Die präsentierte Wendung fand ich nicht mal so überraschend, da man schon früh der Meinung ist, dass unser Paar im Kopfe nicht ganz normal sein kann. Zumindest ist die schnell angewendete Sextherapie wegen des verstorbenen Kindes doch extrem skurril. Aber so wird mit der Wendung hier noch viel Härte mit eingebracht, wo auch der Gorehound angesprochen werden darf, diese auftauchenden Folter- und Ekelszenen haben es ebenfalls in sich, gerne untermalt durch extreme Schockszenen, wo man sich auch Kastrieren gedenkt. Penis und Vagina werden also streckenweise präsentiert und wie einst bei „Nekromatik“ zu sehen, pervers verstümmelt. Lars von Trier ist mit Antichrist ein sehr provokantes und von der Story her nicht immer ganz schlüssiges, somit experimentelles Werk gelungen. Für den Mainstreamjünger ist dieser Film gewiss nicht geeignet, somit der Skandalfilm geboren war, absolut verständlich, wenn das Werk so in der Öffentlichkeit geschoben wurde, wie bei den Filmfestspielen von Cannes zu sehen. Der anfangs rein kunstvolle Stil des Filmes, wo Slow-Motion und Farbenpracht dominierten, wird zum Glück noch Leben eingehaucht, wo es dann eine sehr verstörende und experimentelle Story zu sehen gibt, wobei man einiges rein interpretieren kann und die Story nicht zu sperrig ist, dass man den Faden ganz verlieren könnte. Lars von Trier hat uns hier mit einem provokanten und ekeligen Werk beglückt. Im Gegensatz zum in Cannes 2009 ebenfalls provozierenden „Inglourious Basterds“, wird hier nicht schon nach der ersten Szenerie das komplette Pulver verschossen, sondern bei „Antichrist“ baut sich nach schwachen Beginn erst die Provokation richtig derb auf.

      8/10





      Antichrist
      (Antichrist)
      mit Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg, Storm Acheche Sahlstrom
      Regie: Lars von Trier
      Drehbuch: Lars von Trier
      Kamera: Anthony Dod Mantle
      Musik: Keine Information
      Keine Jugendfreigabe
      Deutschland / Dänemark / Polen / Italien / Schweden / Frankreich / 2009

      Ein trauerndes Paar zieht sich in ihre einsame Hütte "Eden" in den Wäldern zurück. Sie kämpft nach dem Tod des kleinen Sohnes mit Trauer und Schuldgefühlen, die in ihr eine Depression hervorrufen. Er ist Psychiater und will sie dort im Wald, vor dem sie sich so sehr fürchtet, therapieren. Doch er muss bald erkennen, dass sehr viel mehr hinter dem Verhalten seiner Frau steckt, und beide stürzen in der Abgeschiedenheit der Hütte in eine Spirale aus Sex und Gewalt.


      Wohl selten gingen die Meinungen über einen Film in den letzten Jahren so weit auseinander, wie es bei "Antichrist" der Fall ist. Von langweiligem Schund bis hin zu einem genialen Meisterwerk ist so ziemlich alles vertreten, was man sich nur vorstellen kann. Und ganz ehrlich gesagt kann ich diese extrem unterschiedlichen Meinungen durchaus nachvollziehen, denn handelt es sich hier doch um ein Werk, das schwerlich mit normalen Maßstäben zu messen ist und das man in seiner Gesamtheit auch kaum erklären kann, da die erzählte Geschichte doch so viele verschiedene Sichtweisen bietet, die jeder Zuschauer anders deuten kann. Im Wesentlichen dreht sich alles um die Natur des Menschen, Schmerz, Trauer und die verschiedenen Arten, diese zu verarbeiten. Dabei provoziert der Film durch ständige Andeutungen und Sex-Szenen, die manch Einem eventuell vollkommen überflüssig erscheinen, jedoch sehr ästhetisch in Szene gesetzt wurden und hier als Ventil für angestaute Agressionen und Ängste dienen.

      Ganz bewust hat Lars von Trier auf eine sehr ruhige und bedächtige Erzählweise gesetzt, die Vielen wahrscheinlich eher langweilig vorkommen mag, doch nur so war es möglich, das hier eine zu Beginn noch nicht erkennbare Intensität entsteht, die sich wie eine zweite Haut über den Betrachter legt und in so zunehmends in Beschlag nimmt. So bemerkt man erst mit der Zeit, wie einen das Geschehen fasziniert und man phasenweise selbst zu einem Teil des surreal anmutenden Szenarios wird. Man kann es sich irgenwie selbst nicht richtig erklären, weshalb dieser kammerspielartige Film eine so ganz eigenartige Faszination auf einen ausübt, von der man sich teilweise magisch angezogen fühlt. Sicherlich ist einer der Gründe dafür bei den beiden herausragenden Darstellern zu suchen, denn der vorhandene Kontrast zwischen den beiden könnte kaum größer sein. Ist da auf der einen Seite der schon fast stoisch ruhig erscheinende Willem Dafoe, der in seiner therapeutischen Art die Ängste und Verhaltensweisen seiner Frau analysieren will, erscheint andererseits Charlotte Gainsbourg, die von ihren Ängsten und dem extrem tiefsitzenden Schmerz nahezu besessen wirkt und mit der Zeit lediglich durch äusserst starke Agressionen ein Ventil findet, um sich von ihrer Last zu befreien. Diese Befreiung äussert sich dabei mit der Zeit auch in purer Gewalt, die sie aber nicht nur ihrem mann, sondern auch sich selbst antut. Die dabei gezeigten Szenen möchte ich nicht weiter beschreiben, aber es geht dabei ziemlich krass und derbe zur Sache.

      Es sind insbesondere die darstellerischen Leistungen, die hier ganz besonders hervorstechen und dem Film ganz unweigerlich seine extrem hohe Intensität verleihen, die sich von Minute zu Minute immer mehr steigert, bis sie sich zum Ende hin in einem unglaublichen Showdown vollkommen entladen kann und auch eine stellenweise schockierende Wirkung auf den Zuschauer hinterlässt. Eine weitere große Stärke von "Antichrist" sind die vielen verschiedenen Möglichkeiten zur Deutung des Geschehens, die sich dem Zuschauer offenbaren. So kann man beispielsweise Anlehnungen an die Hexen-Thematik erkennen, es wird religiöse Symbolik eingestreut, oder aber der Satan höchstpersönlich wird mit ins Spiel gebracht. Allein schon diese thematischen Andeutungen verleihen dem Ganzen eine sehr surrealistische Note, die allerdings noch zusätzlich durch die visuelle Inszenierung der Geschichte äusserst stark unterstützt wird. Das äussert sich schon im Intro des Films, das sich in Zeitlupe und in Schwarz/Weiß präsentiert. Dort kann man das Ehepaar in Slow Motion beim intensiven Geschlechtsakt beobachten und gleichzeitig die Situation sehen, wie es zum Tod des kleinen Sohnes kommt, der sich aus seinem Gitterbett befreien kann und durch dicke Schneeflocken fasziniert auf einen Tisch klettert, um daraufhin aus dem offen stehenden Fenster in die Tiefe zu stürzen.

      Allein schon diese Eröffnungs-Sequenz ist visuell so brillant in Szene gesetzt worden, das die Erwartungen an das folgende Szenario deutlich in die Höhe schnellen. Für mich persönlich wurden die Erwartungen auch vollkommen erfüllt, denn die ineinander verschachtelte Story, die sich einem hier offenbart, bietet so viel Stoff zum Nachdenken und lässt unheimlich viel Platz für eigene Interpretationen, so das einen nicht selten das Gefühl überkommt, das man seinen ganz eigenen Film kreieren kann und die vorliegende Story lediglich eine rahmanhandlung bietet, die man nach eigenem Gutdünken gestalten kann. Selten habe ich einen solchen Film gesehen, der ganz sicher sehr harter Tobak ist und sich vollkommen abseits des üblichen Mainstreams bewegt, aber dem Betrachter etliche Möglichkeiten bietet, sich sein eigenes Szenario auszumalen und so praktisch in seinem Kopf eine ganz andere Version von "Antichrist" entstehen zu lassen.


      Fazit:


      Mit "Antichrist" hat der Däne Lars von Trier einen extrem provozierenden beitrag abgeliefert, der die Meinungen extrem spaltet. Sicher nicht für das breite Mainstrem-Publikum geeignet, bietet der Film allerdings Kopf-Kino der allerbesten Art. Visuell beeindruckend wird eine Geschichte präsentiert, die manch Einem eher langatmig und sinnlos erscheinen mag, aber andererseits äusserst viele Möglichkeiten der Interpretation bietet, so das man in seinem eigenen Kopf einen ganz anderen Film entstehen lassen kann. Die Faszination des hier dargestellten Geschehens mag sich eventuell nicht Jedem erschließen, ist deswegen aber dennoch im Überfluss vorhanden und bereitet so ein aussergewöhnliches Film-Erlebnis der ganz besonderen Art, das man keinesfalls verpassen sollte.


      Die DVD:

      Vertrieb: Ascot Elite
      Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1, DD 2.0
      Untertitel: Deutsch
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 104 Minuten
      Extras: Trailer, Audiokommentar


      9/10