Blutige Seide

      Blutige Seide

      BLUTIGE SEIDE
      (Sei Donne per l´assassino)
      Italien, Frankreich 1964
      Regie: Mario Bava
      LZ: 85 Minuten
      Freigabe: FSK 16

      INHALT:
      Das Tagebuch eines Models löst eine Mordserie in der Haute coture aus… -

      REVIEW:
      Mit dem noch in b/w gedrehten THE GIRL WHO KNEW TOO MUCH beförderte Mario Bava ein neues Genre in den Geburtskanal. Ein Jahr später mit BLUTIGE SEIDE öffnete sich der Schoß endgültig und der erste wahre Giallo erblickte in prächtigem Eastman Color das Licht der Leinwandprojektoren.
      Er erblühte in jener Nische, wo sich der elegante und erotische Psycho – Thriller und der Slasherfilm innig küssen.

      BLUTIGE SEIDE war die Blaupause für alle folgenden italienischen Mörderstreifen und legte den Ehrenkodex unmissverständlich fest: Maskierte Mörder und schöne Frauen in einer stylischen Inszenierung.
      Und BLUTIGE SEIDE ist sehr stylisch. Was Bava in diesem Streifen an Licht- und Schattenspielen, an Farbdramaturgie und an außergewöhnlichen Kamerafahrten auffährt, sieht man sonst in zwei Dutzend Filmen nicht. So ist jede Szene visuelle Hochspannung.

      Und die Mordszenen erst! Die sind nicht einfach abgefilmt; die sind komponiert. Wer immer schon wissen wollte, wo ein Argento seine Kunst gelernt hat, sollte sich mal den zweiten Mord in BLUTIGE SEIDE reinziehen. Und ja, das dort verwendete Mordwerkzeug dürfte auch einen anderen Genrespezialisten – namentlich Luciano Ercoli – zu seinem DEATH WALKS AT MIDNIGHT inspiriert haben.

      Das Killerrätsel lädt den Zuschauer mit vielen Verdächtigen zum Mitraten ein, wenngleich die Auflösung einem nicht von Hocker haut.
      Aber wie so oft beim Giallo ist es nicht unbedingt wichtig, wer es getan hat, sondern wie.

      Bavas BLUTIGE SEIDE ist vielleicht nicht der beste, aber doch einer der besten Gialli. Und vor allem war der Film einflussreich genug, um eine große Anzahl anderer Filmemacher zu großen Taten zu beflügeln. Mario Bava hat seinen Kollegen mit BLUTIGE SEIDE die Rezeptur dafür geliefert.

      FAZIT: Im Jahr 1 nach THE GIRL WHO KNEW TOO MUCH leuchtete der Stern von Rom in eine Krippe und drinnen lag – gehüllt in BLUTIGE SEIDE – der erste wahre Giallo.

      8,5 / 10
      Lesbos - Land of hot and languorous nights