Nosferatu - Phantom der Nacht

      Nosferatu - Phantom der Nacht

      Land: Deutschland, Frankreich
      Jahr: 1979
      Regie: Werner Herzog
      Darsteller: Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz u.a.


      Klaus Kinski als Nosferatu das passt. :)
      Ich mach mir aus ältere Dracula/Vampir Filme nicht so viel, dieser hier ist neben Andy Warhols Dracula mein Favorit, schon allein wegen der Atmosphäre.
      Natürlich ist er von der Idee und Genialität her an das Original "Eine Symphonie Des Grauens" angelehnt, aber ist mir das Original mit den 20er Jahre Effekten einen ganzen Zacken zu Alt, ohne ihn schlechter reden zu wollen!

      "Hören sie, die Kinder der Nacht, wie sie Musik machen (Wölfe heulen) "
      Fazit: KULT!

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      Re: Nosferatu - Phantom der Nacht

      REVIEW:
      Bescheiden wie Werner Herzog nun mal ist, bezeichnet er sein Remake des alten Murnau – Klassikers NOSFERATU als „den wichtigsten Film, der je in Deutschland gedreht worden ist“.

      Nach dem Vorspann inklusive minutenlanger Kamerafahrt über mumifizierte Körper in einer namenlosen Gruft fängt der „wichtigste Film Deutschlands“ erst einmal etwas lau an. Unangenehm auffallend ist ein Tandem aus übertriebener Theatralik und gestelzten Dialogen. Dazu kommt ein Mischmasch aus den Originalstimmen der deutschen und den nachsynchronisierten Sprechrollen der ausländischen Darsteller, der manchmal Ohrenschmerzen verursacht.

      Dagegen ist die verspielte Sphärenmusik von Popol Vuh die reinste Medizin. Am effektivsten kommen die hypnotischen Klänge zur Geltung, wenn sie die düsteren Naturaufnahmen der als Karpaten hergenommenen tschechischen Landschaft begleiten. In Nebel gehüllte Berggipfel, Ritte und Fußmärsche durch Wälder bei Dämmerung versetzen jedes Wohnzimmer ins unheimliche Siebenbürgen des 19. Jahrhundert.

      Wo in anderen DRACULA – Verfilmungen nach 25 Minuten der altbekannte Protagonist Jonathan Harker Schloss Dracula bis in die Gruft des Gastgebers kennen gelernt und sein Stelldichein mit drei Vampirdamen bereits hinter sich hat, benötigt Herzog diese Zeit um Harkers Reise ins Reich des Vam-pirs en detail zu dokumentieren. Somit sollte klar sein, dass hier der Kraft der Bilder mehr vertraut wird als der Dramatik der Romanvorlage. Und nach dem etwas holprigen Start entwickelt das PHANTOM DER NACHT sich mehr und mehr zu einem delierenden Bilderrausch.

      Mittendrin Klaus Kinski. Er tritt das Erbe des Max Schreck an, jenen wohl groteskesten aller Dracula – Darsteller, diese Alptraumgestalt aus Murnaus Klassikers aus den Zwanziger Jahren. Wer wäre auch ein würdigerer Nachfolger gewesen als dieses unvergessene, wahnsinnige Schauspielgenie? Kinski lebt NOSFERATU, leidet mit jeder Mimik unter dem Fluch der Unsterblichkeit und verkörpert in Vollkommenheit die Tragik des Blutsaugers. Dafür wurde er mit einem hoch dekorierten deutschen Filmpreis ausgezeichnet, den er – der Exzentriker mit Prinzipien – natürlich verweigert hat.
      Bruno Ganz verblasst da völlig neben Kinski - und der wunderschönen Isabelle Adjani (DIE BARTHOLOMÄUSNACHT), die das Objekt der transsylvanischen Begierde spielt.

      Rein dramaturgisch betrachtet kann NOSFERATU als Horrorfilm nicht überzeugen. Doch er hat – hier sei noch mal auf die einzigartigen Bilder und Kinskis unglaubliche Präsenz verwiesen - einen hohen künstlerischen Wert. Allerdings hat Werner Herzog den Mund doch etwas zu voll genommen. Nicht NOSFERATU - PHANTOM DER NACHT ist der wichtigste in Deutschland gedrehte Film - diese Ehre gebührt wohl NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS. Doch im Gegensatz zu den Remakes, mit denen uns Hollywood seit Jahren überschüttet, ist Herzogs Neuverfilmung eine mit Sinn, Berechtigung und Anspruch. Trotz Spannungsmängel und anderer kleinerer Schwächen für Genrefeinschmecker ein stimmungsvolles Erlebnis mit apokalyptischer Weitsicht, das man sich am besten um Mitternacht herum gönnt.

      8 / 10
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