Hours - Wettlauf gegen die Zeit

      Hours - Wettlauf gegen die Zeit






      Hours - Wettlauf gegen die Zeit
      (Hours)
      mit Paul Walker, Genesis Rodriguez, Nancy Nave, Shane Jacobsen, Natalia Safran, TJ Hassan, Lena Clark, Kesha Bullard, Yohance Myles, Judd Lormand, Tony Bentley, Ian Hoch, Kerry Cahill
      Regie: Eric Heisserer
      Drehbuch: Eric Heisserer
      Kamera: Jaron Presant
      Musik: Benjamin Wallfisch
      FSK 16
      USA / 2013

      New Orleans, 2005: Bei der vorzeitigen Geburt ihrer Tochter stirbt Abigail im Krankenhaus. Zurück bleibt ihr geschockter Mann Nolan, der hilflos mit ansehen muss, wie sein Baby für die nächsten 48 Stunden an einen Respirator angeschlossen werden muss. Während Nolan um das Leben seiner Tochter bangt, verwüstet Hurrikan Katrina die ganze Stadt, das überflutete Krankenhaus muss evakuiert werden. Nur Nolan und sein Baby bleiben zurück. Die Lage spitzt sich zu, als der Strom ausfällt: Die Maschine muss alle paar Minuten per Hand aufgeladen werden, sonst droht die Kleine zu ersticken! Neben der Müdigkeit und der wachsenden Verzweiflung muss sich der junge Vater gegen Plünderer zur Wehr setzen und Entscheidungen treffen, die sein Leben und das seiner Tochter grundlegend verändern werden …


      Manchen Regisseuren gelingt es während ihrer gesamten Karriere nicht, einen wirklich beeindruckenden Film entstehen zu lassen, wohingegen andere gleich mit ihrer ersten Arbeit eine Geschichte erzählen, die dem Zuschauer lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Dies ist auch beim Erstling von Eric Heisserer der Fall, denn "Hours - Wettlauf gegen die Zeit" ist ein extrem einfühlsames Drama, in dem der leider viel zu früh verstorbene Paul Walker in einer seiner besten Rollen zu sehen ist. Man sollte gleich zu Beginn erwähnen, das die Geschichte nichts für Freunde rasanter Action ist, denn hier wird vielmehr der Liebhaber von ruhigen Dramen angesprochen, die gerade aufgrund ihrer eher bedächtigen Erzählweise eine unglaublich hohe Intensität erzeugen und dem Betrachter merklich unter die Haut gehen. Im Grunde genommen entwickelt sich mit der Zeit ein fast schon kammerspielartiges Szenario, denn fast über die gesamte Laufzeit ist man allein mit dem verstörten Vater der gerade seine Frau bei der Geburt ihres ersten Kindes verloren hat. Als wenn das nicht schon tragisch genug wäre, spielt sich das Geschehen auch noch zu der Zeit ab, als Hurrikan Katrina New Orleans verwüstet und der gute Mann ganz allein mit seinem Baby in einem evakuierten Krankenhaus ist. Die Situation an sich deutet schon an, das man hier mit einer äußerst beklemmenden Grundstimmung konfrontiert wird, doch welche tatsächliche Wirkung diese letztendlich auf einen selbst ausüben wird, merkt man im Prinzip erst nach dem Ende des Filmes. Man fühlt sich selbst vollkommen erledigt und merkt zu diesem Zeitpunkt erst, wie sehr man doch in die Ereignisse involviert war, die sich hier in gut 90 Minuten offenbaren.

      Beginnt die Geschichte noch relativ normal, so verdichtet sich die vorherrschende Atmosphäre doch zusehends in einer Art und Weise, wie man es eher selten zu sehen bekommt. Heisserer ist es absolut perfekt gelungen eine authentische Situation zu schaffen, in der lediglich eine einzige Person den gesamten Film durch sein herausragendes Schauspiel trägt, denn Paul Walker legt hier eine Performance an den Tag, die ganz eindeutig aufzeigt, wie vielseitig er doch einsetzbar war. Die Rolle scheint ihm regelrecht auf den Leib geschneidert und man nimmt ihm den trauernden Ehemann-und gleichzeitig sorgenden Vater jederzeit ab, der in der gegebenen Lage über sich hinauswachsen muss, um das Leben seines zu früh geborenen Babys zu retten. Dabei präsentiert sich einem ein extrem beklemmendes Szenario denn die Lage scheint so gut wie aussichtslos, da Hilfe anscheinend nicht in Sicht ist. Das Ganze wird noch dadurch intensiver, da man unmöglich die Zeit einschätzen kann, denn obwohl das Szenario lediglich 90 Minuten dauert hat man das Gefühl, hier eine quälende Ewigkeit mit dem Protagonisten zu verbringen. Das bedeutet nun aber keinesfalls, das ein langweiliges Szenario vorliegt sondern viel eher, das man sich immer mehr mit der Lage und der Hauptperson identifiziert und jegliches Zeitgefühl verliert. Es ist regelrecht zermürbend mit anzusehen, das sämtliche Rettungsversuche des Vaters scheinbar zum scheitern verurteilt sind und es überkommt einen ein Gefühl der Ohnmacht und der absoluten Hilflosigkeit, die einen selbst richtig fertig macht.

      Lediglich einige eingestreute Flashbacks sorgen für ein wenig Entspannung, werden doch des Öfteren Rückblicke eingefügt, in denen Walker mit seiner Ehefrau in glücklichen Tagen zu sehen ist. Diese Momente geben einem wieder Hoffnung, das sich doch noch alles zum Guten wendet und man zieht ebenso wie der Vater seine Kraft und Hoffnung aus diesen kleinen Momenten. Dennoch verspürt man durchgehend den immensen Druck, der sowohl physisch wie auch psychisch auf dem Mann liegen muss, der nicht auch noch sein Kind verlieren will. Es ist wirklich fast so, als wenn man die Ereignisse selbst durchleben muss und insbesondere im letzten Drittel offenbaren sich dann noch einmal kritische Passagen, als einige Plünderer in das Krankenhaus kommen. Auch an diesen Stellen kommt es zu keinerlei überzogenem Aktionismus, es ergeben sich viel eher glaubwürdige Situationen, die relativ nüchtern gelöst werden, so das die Ereignisse jederzeit ihren authentischen Eindruck behalten. Nun mag manch einem das enthaltene Ende ein wenig kitschig und ausgesetzt vorkommen, doch ehrlich gesagt hinterlässt es den Zuschauer nach den ganzen Strapazen mit einem sehr befriedigenden Eindruck aus einem Film, den man erst einmal richtig verdauen muss und der spürbare Folgen hinterlässt. Denn wenn man sich auf das dargestellte Geschehen einlässt, dann müsste man eigentlich nach der Sichtung fix und fertig sein, aber dennoch mit einem Gefühl zurückgelassen werden, das man soeben etwas ganz Besonderes gesehen hat, das man nicht so schnell vergessen wird.

      Und so hat ein Paul Walker in seinem letzten Film noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das er doch ein weitaus vielseitigerer Darsteller war, als es ihm viele Leute zugetraut haben. Seiner grandiosen Performance ist es größtenteils zu verdanken, das man hier mit einer Geschichte voller Tragik-und Drama konfrontiert wird, die definitiv nachhaltig im Gedächtnis haften bleiben wird. Gleichzeitig muss man auch Eric Heisserer zu einem Regieerstling gratulieren, der sich wirklich gewaschen hat. Denn einmal mehr bekommt man hier den eindeutigen Beweis geliefert das es zumeist die eher unscheinbaren-und kleineren Produktionen sind, die letztendlich den größten Eindruck hinterlassen. "Hours - Wettlauf gegen die Zeit" ist somit ein in allen Belangen absolut empfehlenswertes Werk das man sich in aller Ruhe anschauen sollte, um auch die ganze Kraft und Intensität einer Geschichte zu verspüren, die einem gerade zum Ende hin sogar die Tränen in die Augen treiben kann.


      Fazit:


      Ich bin wirklich absolut begeistert von diesem ruhig erzählten Drama, das durch die gegebene Situation eine unglaubliche Kraft entfaltet, der man sich unmöglich entgegenstellen kann. Bewegend, teils schockierend und unglaublich einfühlsam schildert Eric Heisserer eine Situation, um die man die Hauptfigur keinesfalls beneidet. Mit Paul Walker ist die Hauptrolle perfekt besetzt und ehrlich gesagt hätte ich dem guten Mann niemals zugetraut, eine dermaßen brillante Performance an den Tag zu legen.


      9/10