Runaway Girl






      Runaway Girl
      (Hick)
      mit Chloë Grace Moretz, Christopher Coakley, Anson Mount, Juliette Lewis, Tim Parati, Robert Baker, Bob Stephenson, Eddie Redmayne, Blake Lively, Leon Lamar, Jonathan Cornick, Brian Avery Galligan
      Regie: Derick Martini
      Drehbuch: Andrea Portes
      Kamera: Frank Godwin
      Musik: Larry Campbell
      FSK 16
      USA / 2011

      Die 13-jährige Luli hat Ihr Kleinstadt-Leben zwischen dem ständig besoffenen Vater und der überforderten Mutter satt. Sie reißt aus und macht sich auf den Weg nach Las Vegas. Bewaffnet mit einem 45er Revolver und etwas Taschengeld geht es per Anhalter nach Westen. Auf ihrer Reise trifft sie den Cowboy Eddie und die Kokserin Glenda. Findet Sie in Las Vegas wirklich was Sie sucht?


      Wenn man zu seinem dreizehnten Geburtstag einen 45er Revolver geschenkt bekommt, dann kann im eigenen Umfeld so Einiges nicht in Ordnung sein. Und so zeigt sich dem Zuschauer auch gleich zu Beginn ein tiefer Einblick in das Familienleben der kleinen Luli, die ganz augenscheinlich keinen leichten Stand als heranwachsender Teenager hat. Dargestellt wird das Mädchen von der großartig aufspielenden Chloë Grace Moretz (Carrie), die an dieser Stelle eine perfekte Mischung aus naivem Landei und Lolita zum Besten gibt und dabei eine kindliche Überzeugung an den Tag legt, die den Film auf jeden Fall prägt. Derick Martini hat unter seiner Regie eine Geschichte entstehen lassen die mehrere Genres miteinander verbindet, so bekommt man streckenweise einen Road Movie präsentiert, der gleichzeitig auch die Elemente eines Teenager-Dramas erkennen lässt und gleichzeitig komödiantische Züge trägt.

      Während die Charakter-Beleuchtungen der einzelnen Figuren recht oberflächlich ausfallen, legt Martini gesteigerten Wert darauf, dem Zuschauer die Figur des Mädchens näher zu bringen. Dies gelingt auch absolut erstklassig und man entdeckt dabei die verschiedendsten Facetten der kleinen Luli. Einerseits ist sie keinesfalls auf den Mund gefallen und erscheint phasenweise auch recht reif für ihr Alter, während an anderen Stellen die kindliche Naivität immer wieder durchschimmert und diverse Passagen auch die Gedanken des Teenies wiedergeben. Das passiert zumeist, wenn Luli an die Vergangenheit denkt und an diesen Stellen tritt auch immer wieder der mögliche Grund in Erscheinung, warum ihre Eltern so dermaßen entgleist sind, das sie definitiv nicht dazu in der Lage sind sich um ihre Tochter zu kümmern. Die Geschichte zeigt an diesen Stellen, wie verletzlich doch die noch zarte Kinderseele ist und verleiht dem Gesamtbild eine ziemlich tragische Note. Und so stellt sich immer mehr heraus, das die Handlungen des kleinen Mädchens im totalen Gegensatz zu ihrer Gedankenwelt stehen, in der sie sich nichts sehnlicher wünscht als eine intakte Familie.

      Die Realität sieht jedoch leider vollkommen anders aus und auf ihrer Flucht vor dem Elternhaus muss Luli die Erfahrung machen, das es anscheinend niemand wirklich gut mit ihr meint. Diverse Bekanntschaften stellen sich Menschen dar, die das Mädchen auf die ein-oder andere Art lediglich benutzen wollen um eigene Bedürfnisse zu stillen. Dadurch erhält die Geschichte eine streckenweise sehr harte Ausstrahlung und es entfaltet sich eine Intensität, die kurz vor dem Ende ihre ganze Kraft entfaltet. Denn auch wenn "Runaway Girl" stellenweise durchaus humorig erscheint, so bezieht der Film seine eigentliche Stärke doch aus den tragischen-und dramatischen Elementen, die immer häufiger im Vordergrund stehen. Andererseits ist man auch wirklich angetan von der Performance einer Chloë Grace Moretz, die schon in jungen Jahren ein unglaubliches Talent offenbart, das ihr im Normallfall eine glänzende Karriere als Schauspielerin garantieren müsste.

      Im Endeffekt handelt es sich hier sicherlich um kein filmisches Meisterwerk, doch "Runaway Girl" ist ein kleiner, aber sehr feiner Genre-Mix der allemal sehenswert erscheint. Getragen von einer wunderbar agierenden Hauptdarstellerin entpuppt sich eine Geschichte voller Kontraste, wobei sämtliche Facetten des kindlichen Daseins absolut erstklassig beleuchtet werden. "Das Leben ist kein Pony-Hof" und diese leidvolle Erfahrung muss die junge Luli ein ums andere Mal auf ihrer Flucht vor dem eigenen Elternhaus machen. Nichtsahnend, das sie dabei vom Regen in die Traufe kommt erlebt sie wirklich schlimme Dinge und es bewahrheitet sich einmal mehr, das manche Kinder einfach schneller erwachsen werden als andere.


      Fazit:


      Ich bin wirklich ohne jegliche Erwartungen an diesen auf den ersten Blick nichtssagenden Film herangegangen, der sich im nachhinein jedoch als gänzlich überzeugender Genre-Mix voller Intensität herausstellt. So kann ich dann auch eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, denn allein schon die Performance der Hauptdarstellerin ist eine Sichtung wert.


      7,5/10