The Iceman






      The Iceman
      (The Iceman)
      mit Michael Shannon, Winona Ryder, Chris Evans, Ray Liotta, David Schwimmer, Robert Davi, Danny A. Abeckaser, John Ventimiglia, Ryan O'Nan, McKaley Miller, James Franco, Megan Sherrill, Stephen Dorff, Hector Hank
      Regie: Ariel Vromen
      Drehbuch: Morgan Land / Ariel Vromen
      Kamera: Bobby Bukowski
      Musik: Haim Mazar
      FSK 16
      USA / 2013

      Als der Gelegenheitsgangster Richard Kuklinski in den frühen 60er Jahren Roy DeMeo, ein Mitglied der Gambino-Familie, mit seiner Kaltblütigkeit beeindruckt, hat er bereits ein halbes Dutzend Menschen getötet und kein Problem damit, der Liste weitere hinzu zu fügen. Während er eine Frau heiratet, drei Töchter zeugt und für die Nachbarn ein netter Kerl ist, verbreitet Kuklinski nackten Terror in der Unterwelt. Als er jedoch auch Aufträge anderer Gangster übernimmt, kommt es zu einem folgenreichen Zerwürfnis mit DeMeo.


      Die kurze und knappe Inhaltsangabe deutet im Prinzip nur recht vage auf ein filmisches Szenario hin, das auf dem Leben des Verbrechers Richard Kuklinski basiert, der aufgrund seiner von ihm ausgehenden Kälte schlicht und ergreifend "The Iceman" genannt wurde. Unter der Regie von Ariel Vromen entstanden, setzt die Geschichte zeitlich gesehen im Jahre 1964 an und präsentiert dem Zuschauer zu Beginn eine ziemlich wortkarge Hauptfigur, die man zunächst noch nicht so richtig einschätzen kann. Unbeholfene Annäherungsversuche an seine zukünftige Ehefrau und die dabei sehr einsilbigen Dialoge deuten darauf hin, das man es mit einem äußerst schüchternen Mann zu tun hat, der anscheinend ganz augenscheinliche Schwierigkeiten mit dem weiblichen Geschlecht, aber auch ganz generell mit seiner gesamten Umwelt hat. Dieser erste Eindruck bietet jedoch lediglich eine kurze Momentaufnahme, denn in verhältnismäßig kurzer Zeit offenbart sich einem der wahre Charakter von Kuklinski, der dem Betrachter wahrlich echtes Eiswasser in die Adern schießen lässt. Der gute Mann trug seinen Beinamen ganz offensichtlich nicht umsonst, denn nur selten wurde man wohl mit einem Menschen konfrontiert, in dessen Adern vielmehr Eiswasser an stelle von Blut fließt.

      Um diesen Eindruck auch möglichst glaubhaft und authentisch rüber zu bringen bedarf es eines Darstellers, der auch wirklich Einfühlungsvermögen für diese Rolle unter Beweis stellt und mit Michael Shannon (Man of Steel) hat man nahezu die Idealbesetzung gefunden. Seinem Schauspiel zu folgen ist das absolute Highlight eines Filmes, der jedoch auch in den Nebenrollen absolut erstklassig besetzt ist. So tauchen Namen wie Wynona Rider, David Schwimmer, Robert Davi, aber vor allem auch Ray Liotta auf, was prinzipiell schon für eine ziemlich hochklassige Inszenierung sprechen dürfte. Und diese Vermutung soll keineswegs täuschen, entwickelt sich schnell eine Geschichte voller Tempo und Spannung, die sich gelegentlich aber durchaus auch ihre Momente für die stilleren Töne nimmt, was in der Gesamtheit für einen erstklassigen Film Sorge trägt. Dennoch ist es in erster Linie das generell herausragende Schauspiel der Akteure, das den Zuschauer durchgehend in seinen Bann zieht und einen äußerst tiefen Einblick in das unglaubliche Doppelleben eines Mannes gewährt, der einerseits anscheinend eine Bilderbuchehe führt und glücklicher Vater von 3 Töchtern ist, aber andererseits keinerlei Skrupel aufkommen lässt, wenn er anderen Menschen eiskalt das Leben nimmt. Der Begriff eiskalt bekommt hier eine wirklich ganz besondere Bedeutung, denn Shannon verschmilzt förmlich mit seiner Figur und deren Charakter, was bei einem selbst den dringlichen Wunsch aufkommen lässt, diesem Mann niemals persönlich begegnen zu wollen. Ein stechender-und grausamer Blick und eine minimalistische-aber umso effektivere Mimik sorgen dafür, das man selbst phasenweise von einer Gänsehaut regelrecht überfallen wird, gegen die man sich unmöglich zur Wehr setzen kann.

      Lediglich seiner Familie gegenüber zeigt der "Iceman" auch einmal Gefühle, wobei selbst diese sich rein Äußerlich eher schwer erkennen lassen. Dennoch spürt man ganz eindeutig die starke Verbindung und die Liebe zu Ehefrau und Töchtern die definitiv das einzig Wichtige im Leben des Verbrechers sind. Ariel Vromen setzt ganz bewusst auch immer wieder diesen Aspekt in den Fokus des Geschehens, das ansonsten hauptsächlich von Gewalttaten und einigen blutigen Szenen beherrscht wird. Dabei gibt es zwar keine expliziten Gewaltdarstellungen, doch die Geschichte an sich beinhaltet so viel Härte und Intensität, das sich einem ein extrem guter Einblick über die damaligen Zeiten offenbart. Zwangsläufig stellt man sich dabei mehr als einmal die Frage, ob man selbst überhaupt ein solches Leben führen könnte, in dem man ständig seine Familie von den "beruflichen Ereignissen" fernhalten muss. Die Antwort lautet ganz eindeutig nein und dennoch kommt eine komische Art von Bewunderung für einen Menschen auf, der zwei so vollkommen unterschiedliche Wesen in sich trägt. Der kaltblütige-und emotionslose Killer und andererseits der liebende Ehemann und Familienvater, der zum Ende hin durch die entstandenen Ereignisse auch das erste Mal Angst um seine Familie haben muss. Die hier gefundene Kombination aus Krimi, knallhartem Thriller und einem grandiosen Drama ist absolut hochklassig und verspricht gut 100 Minuten Filmkost der Extraklasse, die sich wirklich niemand durch die Lappen gehen lassen sollte.

      Eine erstklassig verfilmte Story, jede Menge Spannung-und Crime und insbesondere hervorragendes Schauspiel der Akteure sind die absoluten Markenzeichen eines Filmes, den man unbedingt gesehen haben sollte. Authentisch-und glaubwürdig in Szene gesetzt wird man mit dem Doppelleben eines Mannes konfrontiert, das kaum einen intensiveren Eindruck hätte hinterlassen können. Freunde solcher Werke sollten unbedingt zugreifen, werden sie doch mit einer mehr als gelungenen Kombination mehrerer Genres belohnt, die meiner persönlichen Meinung nach absolute Höchstnoten verdient hat.


      Fazit:


      "The Iceman" ist ein Film, der seinen Titel vollkommen zu recht trägt, steht in seinem Mittelpunkt doch eine Figur, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Perfekt von einem grandios aufgelegten Michael Shannon dargestellt, bekommt man einen Richard Kuklinski offenbart, der einen äußerst nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis des Betrachters hinterlässt.


      8,5/10