Emperor - Kampf um den Frieden

      Emperor - Kampf um den Frieden






      Emperor - Kampf um den Frieden
      (Emperor)
      mit Matthew Fox, Tommy Lee Jones, Eriko Hatsune, Toshiyuki Nishida, Masayoshi Haneda, Kaori Momoi, Colin Moy, Masatoshi Nakamura, Masatô Ibu, Isao Natsuyagi, Takatarô Kataoka, Aaron Jackson, Nic Sampson, Shôhei Hino
      Regie: Peter Webber
      Drehbuch: Vera Blasi / David Klass
      Kamera: Stuart Dryburgh
      Musik: Alex Heffes
      FSK 16
      Japan / 2012

      Für seine Untertanen ist er ein lebender Gott: Kaiser Hirohito. Doch sein Leben liegt in der Hand der amerikanischen Besatzer. Im Sommer 1945 landet General MacArthur im besiegten Japan, auch um über die Zukunft des Kaisers zu entscheiden. Soll er als Kriegsverbrecher hingerichtet werden oder seinen Status behalten? Eine hochbrisante Entscheidung, die die Zukunft der gesamten japanischen Nation beeinflussen wird. MacArthur delegiert die schwierige Aufgabe an den Japankenner General Bonner Fellers. Nur 10 Tage hat Fellers Zeit, um eine Empfehlung für die U.S.-Regierung zu formulieren. Doch neben dieser offiziellen Mission hat Fellers noch eine höchst private. Er sucht Aya, die junge Japanerin, in die er sich vor Jahren verliebt hat …


      "Emperor" ist der genau richtig gewählte Titel für dieses intensive Nachkriegs-Drama, in dessen Mittelpunkt ein bisher selten beleuchteter Aspekt steht. Dreht sich doch im Prinzip die ganze Geschichte darum, welche Mitschuld der japanische Kaiser Hirohito am Pazifik-Krieg trägt, der sowohl auf Seiten der Japaner wie auch der USA unzählige Todesopfer forderte. So sollte man also von Anfang an darauf eingestellt sein das man hier keinen wirklichen Kriegsfilm voller Action präsentiert bekommt, sondern vielmehr ein Szenario, dessen Geschichte erst nach dem Kriegsende beginnt als die Amerikaner als Besatzungsmacht in der vollkommen zerstörten Hauptstadt Tokio eintreffen, um dort eine 10-tägige Untersuchung einzuleiten, in der die Schuld-oder Unschuld des Tenno festgestellt werden soll. Dabei beginnt Regisseur Peter Webber (Hannibal Rising) seine Erzählung mit Original-Bildern in s/w, die dem Zuschauer noch einmal die amerikanischen Bombenabwürfe auf Japan ins Gedächtnis rufen sollen und dieser Schachzug vermittelt einem dann auch gleich die erste leichte Gänsehaut. Das Aufsteigen des Atompilzes löst sofortiges Unbehagen aus, versetzt einen aber sogleich in genau die richtige Stimmung für diesen Film. Für die Liebhaber actionreicher Kost ist "Emporer - Kampf um den Frieden" sicherlich nicht die beste Wahl, lebt das Geschehen doch in der Hauptsache von seinen erstklassigen Dialogen und der intensiven Beleuchtung politischer Verhältnisse, sowie einem eindrucksvollen blick in die japanische Tradition.

      Genau dieser Aspekt erfordert dann auch die Aufmerksamkeit des Betrachters, denn in etlichen Gesprächen zwischen dem Haupt-Charakter General Fellers (Matthew Fox aus Lost) und diversen hochrangigen japanischen Politikern versucht Peter Webber einen tiefen Eindruck in eine tief verwurzelte Tradition zu gewähren, die insbesondere uns Europäern ziemlich befremdlich erscheinen mag. Begriffe wie Stolz und Loyalität stehen dabei im Vordergrund und obwohl einem diese Worte sicherlich ein Begriff sind, bekommen sie hier doch eine vollkommen andere Gewichtung. Im Zentrum des Ganzen steht dabei immer die Person des Kaisers die in Japan den Status eines gottähnlichen Wesens inne hat und dieser Punkt wird vor allem auch dadurch extrem gut zur Geltung gebracht, das man die eigentliche Person erst kurz vor dem Ende des Filmes auch wirklich zu Gesicht bekommt. Bis dahin jedoch wird lediglich über die Figur gesprochen, so das sich fast schon zwangsläufig eine mystische Aura aufbaut, die gleichzeitig die Fantasie des Zuschauers in Gang bringt. Webber ist es dabei exzellent gelungen, eine Art sagenhafte Gestalt aufzubauen, wobei erst am Ende wieder die Realität in das Geschehen Einzug hält, als man endlich auch den menschlichen Körper des Tenno zu sehen bekommt. An dieser Stelle liegt ein äußerst gelungener Kontrast vor, denn die in der eigenen Fantasie entstandene Figur entspricht doch so gar nicht dem, was die menschliche Gestalt am Ende darstellt. Neben diesem für die Geschichte äußerst wichtigem Aspekt ist es aber auch der Unterschied zwischen der Außendarstellung und den wirklichen Gegebenheiten in Japan, der hier ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Kultur ist, die nach unseren Maßstäben nur sehr schwer nachzuvollziehen ist. Kristallisiert sich doch im letzten Drittel des Filmes heraus, das der Kaiser eben nicht diese allmächtige Person ist, der alle Untertanen anscheinend blind folgen und hauptsächlich repräsentative Wirkung ausstrahlen soll, wobei die eigentliche Macht viel eher in den Händen diverser Politiker und des Militärs lagen, die unter keinen Umständen einer Kapitulation Japans zustimmen wollten.

      Man merkt also, das "Emporer - Kampf um den Frieden" durchaus eine Art von Geschichtsunterricht darstellt, der hier in einer sehr interessanten-und informativen Form ins Bild gesetzt wurde. Gleichzeitig beinhaltet das Werk aber auch den Nebenerzählstrang einer tragischen Liebesgeschichte, die jedoch absolut passend erscheint und dem Ganzen eine teils sehr emotionale Note beifügt. Dabei wurde sorgsam darauf geachtet, zu keiner Zeit die Verhältnismäßigkeit der Ereignisse außer acht zu lassen, so das dieser Teil der Geschichte nie die Oberhand gewinnt oder dem Szenario einen kitschigen Anstrich verleiht. Im Prinzip ergibt sich so ein insgesamt herausragender Gesamteindruck eines Filmes, der wenn überhaupt nur einen kleinen Wermutstropfen beinhaltet. Die Figur des legendären Generals Douglas MacArthur (Tommy Lee Jones) der später auch Präsidentschafts-Kandidat war kommt leider etwas zu kurz. Gerade diese Figur hätte man noch etwas tiefer beleuchten können und etwas stärker in die Abläufe integrieren müssen. Die Person wird jedoch eher oberflächlich in eine Nebenrolle gepresst und kann so nicht wirklich zur Entfaltung kommen. Dennoch wird sie aber von Jones gut dargestellt, hat aber erst ganz am Schluss ihren großen Auftritt, als es zu einem Treffen mit dem japanischen Kaiser kommt. Hier hat sich Webber noch einmal einen absoluten Höhepunkt aufgespart, denn vollkommen anders wie eigentlich geplant entwickelt sich ein wahres Feuerwerk an Menschlichkeit, das nach dem kontinuirlichen Aufbau einer gottähnlichen Person keinesfalls zu erwarten war. Die bis dahin in Dialogen geschilderte Unnahbarkeit des Tenno fällt in einer einzigen Passage vollkommen in sich zusammen und präsentiert vielmehr ein stinknormales Wesen aus Fleisch und Blut, das in seiner äußeren Erscheinung zudem hilfebedürftig und verletzlich erscheint.

      Letztendlich ist dies ein absolut passendes Finale in einer Geschichte die dem Betrachter nicht nur einen glaubwürdigen Eindruck verleiht, sondern ihn auch durchaus menschlich berührt. Gleichzeitig handelt es sich um eine äußerst gute Beleuchtung der japanischen Traditionen, auch wenn diese natürlich nur in gewissen Zügen erfolgen kann. Trotzdem kann sich manch einer nach der Sichtung des Filmes eventuell einen besseren Eindruck über ein Volk und seine Traditionen machen, die in unseren Breitengraden doch immer noch eher mysteriös und unverständlich wirken. Wie dem aber auch sei, Peter Webber hat mit viel Gespür für das Wesentliche eine eindrucksvolle Inszenierung geschaffen, die einen von der ersten bis zur letzten Minute absolut fasziniert und gleichzeitig berührt. Grandioses Schauspiel, hochklassige Dialoge und kraftvolle Bilder ergeben einen Gesamteindruck, den man einfach nur als hervorragend bezeichnen kann und genau diese Bezeichnung hat ein Film wie "Emporer - Kampf um den Frieden" auch verdient.


      Fazit:


      Es ist schon wirklich ein sehr starkes Stück Film das sich einem hier präsentiert. In knapp 100 Minuten Laufzeit bekommt man äußerst interessanten Geschichtsunterricht geboten, der mit erstklassigen Bildern, einem glaubwürdigen Eindruck und hervorragenden Darstellern untermauert ist. Das Mediabook von Ascot Elite ist dabei eine grandiose Veröffentlichung das in seiner 3 Disc Limited Edition den Film auf DVD sowie auf Blu-ray präsentiert und auch noch eine DVD mit etlichen Extras beinhaltet. Besonders zu erwähnen ist auch noch das sehr informative Booklet, das einem insbesondere die Geschichte Japans ein wenig näher bringt. Eine absolut lohnenswerte Veröffentlichung, für die ich nur eine unbedingte Empfehlung aussprechen kann.


      9/10