Sightseers






      Sightseers
      (Sightseers)
      mit Alice Lowe, Eileen Davies, Steve Oram, Roger Michael, Tony Way, Seamus O'Neill, Monica Dolan, Jonathan Aris, Aymen Hamdouchi, Tom Meetan, Kali Peacock, Kenneth Hadley, Stephanie Jacob, Christine Talbot
      Regie: Ben Wheatley
      Drehbuch: Alice Lowe / Steve Oram
      Kamera: Laurie Rose
      Musik: Jim Williams
      FSK 16
      Großbritannien / 2012

      Tina ist 34 und lebt noch immer bei ihrer Mutter. Völlig aus dem Häuschen ist diese, als Tina ankündigt, mit ihrem neuen Freund Chris im Wohnmobil das ländliche Yorkshire erkunden zu wollen. Die Frischverliebte zieht mit gepacktem Koffer inklusive eigens gehäkelter altrosa Reizwäsche von dannen. Was Tina jedoch nicht ahnen kann: Ihr angebeteter Chris ist ein psychopathischer Serienkiller. Schon an der ersten Sehenswürdigkeit gerät der extrem reizbare und cholerische Mann mit einem Schmutzfinken aneinander, den er kurz danach auf dem Parkplatz über den Haufen fährt. Das ist natürlich unschön. Doch darf sich eine in Lust entbrannte Frau von derlei Umständen den hart erkämpften Urlaub vermiesen lassen?


      Immer wieder gibt es diese Filme, die mit den einfachsten Mitteln eine maximale Wirkung erzielen. "Sightseers" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie, präsentiert sich hier doch ein wunderbarer Genre-Mix aus Drama und Komödie, wobei die humorigen Anteile doch ganz deutlich die Oberhand haben. Sicherlich ist der Film nicht unbedingt auf das breite Mainstream-Publikum ausgelegt, spricht die Geschichte doch vielmehr die Liebhaber des tief-schwarzen britischen Humors an, die dann auch massig auf ihre Kosten kommen. In gewisser Art und Weise beinhaltet das Werk von Ben Wheatley schon diverse Ähnlichkeiten zu Oliver Stone's "Natural Born Killers", nur das es hier weitaus witziger zur Sache geht. Es macht viel Spaß, das Pärchen Tina und Chris bei ihrem Camping-Urlaub zu begleiten, der sich doch so vollkommen anders präsentiert, als wie man es sich selbst vorstellen würde. Ziemlich schnell sind nämlich bei Chris psychophatische Züge zu erkennen, denn der gute Mann beginnt ohne Vorwarnung andere Menschen zu töten. Weiß die schüchterne Tina zu beginn noch nicht so richtig wie sie damit umgehen soll, so findet bei ihr mit zunehmender Laufzeit eine Charakter-Veränderung statt, die sie selbst zu einer mordenden Furie werden lässt.

      Nun hört sich das nicht unbedingt neu und innovativ an, denn ein solches Szenario hat man sicherlich schon etliche Male zu Gesicht bekommen, doch ist es im vorliegendem Fall die Umsetzung, die das Szenario so absolut bemerkenswert macht. Im Vordergrund steht dabei pechschwarzer britischer Humor der feinsten Sorte, der zudem auch noch unglaublich trocken erscheint. Brillante Dialoge, versteckter Wortwitz und sehenswerte Situationskomik geben sich gegenseitig die Klinke in die Hand und bieten phasenweise ein wahres Feuerwerk für die eigenen Lachmuskeln. Streckenweise nimmt die ganze Chose dabei extrem skurrile Züge an, so das dem Zuschauer auch so manches Mal die Tränen in die Augen schießen können.

      In erster Linie lebt "Sightseers" von seinen beiden Hauptdarstellern, die hier auch gleichzeitig für das Drehbuch verantwortlich zeichnen. Man merkt den beiden ihre Spielfreude in jeder einzelnen Einstellung an und stellt sich während des Filmes mehr als nur einmal die Frage, wie sie bei den ganzen grotesken Taten zu jeder Zeit so ernst bleiben können. Legen die beiden doch eine Selbstverständlichkeit beim Begehen ihrer Morde an den Tag, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre, einige Menschen ohne wirklichen Grund ins Jenseits zu befördern. Dadurch wirken etliche Passagen auch durchaus makaber, wobei sich das Geschehen auf einen finalen Höhepunkt zu bewegt, der dem Ganzen dann die absolute Krone aufsetzt und äußerst gut in das skurrile Gesamtbild passt, das diese Geschichte beim Zuschauer hinterlässt.

      Und so bietet "Sightseers" einerseits eine wunderbar bitter-böse Komödie, die aber auch durchaus Anteile des Dramas erkennen lässt. Zwei herausragende Hauptdarsteller sorgen dabei durch ihre grandiosen Performances für so manches Highlight, an dem man sich göttlich erfreuen kann. Man sollte jedoch eine Vorliebe für den trockenen britischen Humor haben, denn ansonsten dürfte der Film für manch einen nicht das Gelbe vom Ei sein. Wer sich aber daran erfreuen kann, der wird in vorliegendem Fall mit einem absolut erstklassigen Werk konfrontiert, das in seiner Gesamtheit mehr als nur überzeugen kann. Mir persönlich hat "Sightseers" extrem gut gefallen und ich kann für diese brillant umgesetzte Geschichte nur eine dicke Empfehlung aussprechen.


      Fazit:


      Und wieder einmal handelt es sich um einen Film, an den man im Prinzip ohne jegliche Erwartungen heran geht, der einen aber letztendlich absolut blendend unterhält. Grandioses Schauspiel, etliche skurrile Momente und der typisch britische Humor, der dieses Mal schon äußerst stark geschwärzt ist. Insgesamt ergibt das eine blendende Mixtur, an der man durchgehend seine helle Freude hat.


      8/10