Ralf Kemper (Interview vom 27.11.2009)
Wer unseren Ralf Kemper nicht kennt, sollte hier nun besser mal Nachlesen.
Dr.Doom:
Was hat dich zum Filme drehen verleitet?
Ralf Kemper:
Mit 14 habe ich meine erste Kamera bekommen. Eine Super 8 Stummfilm Kamera, die ich heute noch habe ;-). Das erste, was ich damit gemacht habe, war in unserem Bergpark zu rennen und mit ein paar Freunden einen Vampirfilm zu drehen. Ich habe dann in den folgenden Jahren immer wieder kleinere und größere Super 8 Spielfilme gedreht. Irgendwann hatte sich das dann totgelaufen. Ich habe dann erst mal ein paar Jahre Musik gemacht und bin mit meiner Band „Die Schnitter“ 10 Jahre getourt. Als dann, vor ein paar Jahren, der Digitalschnitt am Homecomputer möglich war, musste ich mir einfach eine Mini-DV-Kamera zulegen und wieder Filmen. Angefangen hat es bei Konzerten. Ich weiß nicht wie viel Stunden Material ich von meiner Band habe. Dann kam einfach wieder die Lust einen Spielfilm zu machen. So entstanden die „Mörderrucksäcke“.
Dr.Doom:
Welche Filmtitel würdest du als deine Favoriten bezeichnen?
Ralf Kemper:
Oh, da gibt es viele. Ich sehe mir eigentlich so ziemlich alles an. Ich mag die Filme von George A Romero, Danny Boyle, Ridley Scott. Am liebsten sehe ich Horrorfilme und Thriller, aber auch Sience Fiction und Fantasy. David Lynch Filme finde ich klasse, weil sie so schön schräg sind. „Memento“ hat mich ziemlich beeindruckt. „REC“ fand ich klasse. Was ich gar nicht ab kann sind Actionfilme alà Stalone, Schwarzenegger und Konsorten.
Dr.Doom:
Hast du Vorbilder im Filmgeschäft, wenn ja welche und haben diese einen Einfluss auf deine Werke gehabt.
Ralf Kemper:
„Dawn of the Dead“ von 1978 hat mich wohl am meisten geprägt. Irgendwie
muss ich in jedem meiner Filme darauf anspielen oder gar eigene Zombies auf
den Weg schicken. Ich war begeistert als 2003 Danny Boyle mit „28 days later“
eine grandiose Hommage an George A Romero geschaffen hat. Wenn ich mal viel
Geld zur Verfügung habe, werde ich wohl ein Remake von „Dawn of the Dead“
machen ;-), was sich am Original orientiert und nicht nur die Location und
den Namen übernimmt, wie die Version von 2004. Was nicht heißen soll, dass
die schlecht ist.
Dr.Doom:
Nun Berichte mal etwas über das aktuelle Projekt „Toxic Lullaby“, worum wird es sich dort handeln, was erwartest du von diesem Film.
Ralf Kemper:
„Toxic Lullaby“ ist im Vergleich zu meinen früheren Sachen, eine sehr
aufwendige Produktion. Wir haben ein halbes Jahr an den Vorbereitungen
gesessen. Ein Casting haben wir veranstaltet und haufenweise Proben.
Szenenproben und Choreografieproben für die Actionsequenzen. Dann, ab dem
3.1.09 haben wir fast jedes Wochenende, über ein halbes Jahr verteilt
gearbeitet. Anfangs bei Minus 15 Grad. Gleichzeitig begann ich mit dem
Schnitt und bin jetzt, 11 Monate später, am letzten Schliff. Egal was
daraus wird, das Projekt hat viel Energie gekostet. Ich hoffe, dass es sich
letztendlich auszahlen wird. Nicht finanziell sondern emotional.
Dr.Doom:
Die Besetzung ist wieder zum größten Teil unbekannt und teils scheinbar unerfahren, was allerdings nicht schlechtes heißen muss, zuletzt bei „Die Waldbewohner“ konnte der unerfahrene Cast durchweg Überzeugen. Lediglich Prashant Prabhakar kann einschlägige TV Erfahrung vorweisen, Eva Balkenhol zählt ja seit „Überfall der Mörderrucksäcke“ schon zur Stammbesetzung und ein Andreas Pape wird den Amateurfilmfreund kein Unbekannter sein, aber ich nehme mal an, dass eher unbekannte Darsteller in den Hauptrollen spielen?
Ralf Kemper:
Wir haben, durch unsere Castingaktion, einige erfahrene Schauspieler
gewinnen können. Darunter Prashant Prabhakar, der leider, wegen seines
vollem Terminkalender, nur eine kurze Rolle übernehmen konnte. Mit Film und
TV Erfahrung wäre da noch Franz Hofmann zu nennen.
Daneben haben wir einige professionelle Schauspieler vom Staatstheater
Kassel begeistern können. So Christian Sprecher, Peter Elter, Alina Rank und
Thomas Sprekelsen. Alle mit Festanstellung. Unsere Hauptdarstellerin,
Samantha Richter ist ebenfalls eine erfahrene Theaterschauspielerin. Neben
einigen weiteren Theaterleuten sind auch wieder einige Schauspielschüler
und Amateure im Cast. So hat sich zum Beispiel mein Hauptdarsteller Noah
Hunter, alles selbst beigebracht. Mit Noah werde ich sicher in Zukunft mehr
machen, er hat ein vielseitiges Potenzial. Vielleicht gibt es dann bald ein
Kasseler Independenttraumpaar: Eva Maria Balkenhol und Noah Hunter ;-).
Dr.Doom:
Du hast ja auch schon vor der Kamera gestanden, wie war es für dich und stehst du lieber vor oder hinter der Kamera?
Ralf Kemper:
Ich mache das lieber hinter der Kamera. Für mehr als so kleine
Cameoauftritte reicht es bei mir einfach nicht. Meine Zaubervorstellung bei
den „Waldbewohnern“ finde ich nicht so gelungen, hätte ich es doch bloß
gelassen…
Dr.Doom:
Welches Filmgenre spricht dich für das Drehen eigentlich am meisten an, Trash wie bei „Überfall der Mörderrücksäcke“, Fantasy oder doch etwas anderes?
Ralf Kemper:
Eigentlich sind Horrorfilme meine große Schwäche. Allen voran haben es
mir eben wie schon erwähnt die Zombies angetan. Aber ich komme auch mit
anderen Sachen klar und hoffe, ich kann bald wieder eine richtig schöne
schräge Horrorfantasyfictiontrashfilmkomödie machen. Momentan fehlt mir dazu
einfach die Zeit.
Dr.Doom: Wie sieht es eigentlich mit den bereits abgedrehten Filmen „Five“ sowie „Unter Merryland“ aus, sucht du dort noch ein Label für und hast du noch vor etwas an den Filmen zu Verändern?
Ralf Kemper:
Den Kurzfilm „Unter Merryland“ habe ich auf die „Waldbewohner“ DVD mit
drauf gepackt. Somit brauche ich mir da keine Gedanken mehr machen. Was
„Five“ betrifft ist es etwas schwieriger. Da wir den Film in Englisch
gedreht haben, will ihn hierzulande niemand in sein Programm aufnehmen und
für eine Synchronisierung in Deutsch fehlt es leider an allen Ecken. Der
Film selbst hat von mir im laufe dieses Jahres ein neues Gewand bekommen.
Ich habe ihn auf 73 min gekürzt und chronologisch geschnitten. Jetzt muss
ich nur noch ein Label finden, was ihn mir abnimmt.
Dr.Doom:
Du bist ja auch der Organisator des Festivals „Der Phantastische Trashfilm“, jener am 9. und 10. Oktober bereits in die 5. Runde ging, zu sehen war auch „Sadisticum“ von Sebastian Radtke und „BloodBound“ von Ully Fleischer, sicherlich die Highlights, was hast du zu Berichten und wie kam es zu dieser sehr guten Idee eines solchen Festivals.
Ralf Kemper:
Das erste Festival war eigentlich nur die Plattform für meinen Kurzfilm
„Moving“. Ich wollte ihn irgendwie in einem anderen Rahmen präsentieren, als
zu Hause bei einer kleinen Videoparty. Die Filme damals kamen fast
ausschließlich aus der Region und ich habe alle gezeigt, die ich bekommen
hatte. Über die Jahre kamen immer mehr Einsendungen zu den Festivals.
Mittlerweile kommen die Filme aus allen Deutschsprachigen Ländern und ein
kleines Team muss aussondern was wir zeigen und was nicht. Dies Jahr hat
sich der ein oder andere beschwert; „Ich dachte hier laufen nur lustige
Filme“, was bei „Sadisticum“ zum Beispiel nun gar nicht der Fall war. Nun
ja, Trash ist vielseitiger als die meisten denken, denn Trash ist das, was
du als Trash verstehst und für mich steht fest; Trash muss nicht immer
billig, albern oder schlecht sein. Aber das gute daran ist; Trash darf
billig, albern oder auch einfach nur schlecht sein. Das Festival macht
einfach Spaß und mit Eva Maria Balkenhol habe ich ja auch eine tolle
Moderatorin.
Dr.Doom:
Wie sieht die Zukunftsplanung eines Ralf Kemper aus, was wären deine Wünsche für die Zukunft im Filmgeschäft, jenes auch dein Schlussstatement beinhalten darf. Ich bedanke mich schon mal herzlich für das Interview und die geraubte Zeit.
Ralf Kemper:
Momentan liegt meine ganze Energie in der Fertigstellung von „Toxic
Lullaby“. Was danach kommt, mal sehen. Auf jeden Fall, dass 6. Phantastische
Trashfilmfestival 2010 – Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen – diesmal
mit einer Sonderrubrik Sience Fiction (mit Extrapreis). Bis Ende August
können wieder Filme eingereicht werden. Einfach DVD oder MiniDV an Ralf
Kemper, Langenhofsweg 5, 34134 Kassel. Infos – www.spontitotalfilm.com.
Was die Filmerei angeht so sind zwei halbe Drehbücher fertig und einige
Ideen in der Schublade. Da ich no-budget arbeite kann mir das Geld ja nicht
ausgehen, also bleibt zu hoffen, dass mir die Freunde nicht ausgehen. Denn
ohne die geht gar nichts. Ansonsten freue ich mich auf die „Toxic Lullaby“
Premiere, die für Ende März geplant ist und ganz besonders auf das Buch, was
Thomes Knip schreibt.
Ich möchte mich auch bedanken, beste Grüße – Ralf