Messias des Bösen

      Messias des Bösen






      Messias des Bösen
      (Messiah of Evil)
      mit Michael Greer, Marianna Hill, Joy Bang, Anitra Ford, Royal Dano, Elisha Cook Jr., Charles Dierkop, Bennie Robinson, Morgan Fisher, Emma Truckman, Dyanne Asimow, Herb Margolis, Alex Michaels
      Regie: Willard Huyck / Gloria Katz
      Drehbuch: Willard Huyck / Gloria Katz
      Kamera: Stephen M. Katz
      Musik: Phillan Bishop
      FSK 18
      USA / 1973

      Die junge Arletty begibt sich in das abgelegene Küstenstädtchen Pointe Dune, weil sich ihr dort lebender Vater schon seit längerem nicht mehr gemeldet hat. Sie findet sein Haus verlassen vor, schließt aber Bekanntschaft mit Thom und seinen beiden Begleiterinnen Laura und Toni. Thom ist aus Interesse an der örtlichen Legende vom blutigen Mond in die Stadt gekommen. In der Tat benehmen sich die Bewohner von Pointe Dune ausgesprochen seltsam...


      Es ist schon erstaunlich, das man immer wieder auf eher unbekannte Perlen des Genres trifft, die bisher eher unbeachtet an einem vorbeigezogen sind. "Messiah of Evil", wie dieser feine Beitrag aus den frühen 70er Jahren im Original heißt ist ein prägnantes Beispiel dafür, bekam das Werk von Willard Huyck und Gloria Katz doch erst jetzt eine deutschsprachige DVD-Veröffentlichung spendiert, die aufgrund der Klasse des Filmes doch schon weitaus früher ihre Berechtigung gehabt hätte. Mit einem offensichtlich recht geringem Budget wurde es geschafft hier eine Geschichte zu kreieren, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute absolut in ihren Bann zieht und dabei eine fast schon hypnotische Wirkung hinterlässt. Nun könnte man sich die Sache eher leicht machen und "Messias des Bösen" schlichtweg als Vertreter des Zombie-Filmes einordnen, wobei man dem Ganzen jedoch nicht so ganz gerecht werden würde. Sicherlich sind diverse Elemente des Sub-Genres ziemlich augenscheinlich, doch im Prinzip versteckt sich hinter dem Offensichtlichen eine außergewöhnlich gelungene Mischung aus Horror-und Mystery, in der die Erklärungsversuche für die ominösen Ereignisse sich eher stark bedeckt halten.

      Dieser Aspekt mag nun von vielen Leuten eventuell als Schwäche des Szenarios ausgelegt werden, doch eigentlich liegt genau hier eine der absoluten Stärken dieses feinen Film-Juwels, wird doch das Meiste der Interpretation des Zuschauers überlassen, der sich schon während des Filmes seine Gedanken macht, wie das Ganze denn nun wirklich zusammenhängen könnte. Die Macher setzen vielmehr auf die teils unglaubliche Ausdruckskraft ihrer Bilder und setzen dabei auf eine nahezu grandiose Kamera-Arbeit. Gleichzeitig wird aber auch auf ein kräftiges Spiel mit den Farben gesetzt, so das nicht selten der Eindruck entsteht, das man sich auch in einem italienischen Frühwerk des Horrorfilms befinden könnte. Teilweise gewagte Farb-Kompositionen unterstützen diesen Eindruck und auch die Entstehung des eher subtilen Horror in Verbindung mit diversen blutigen Passagen lässt starke Anlehnungen an etliche italienische Genre-Vertreter erkennen. So stellt dieser Film allein schon in visueller Hinsicht einen absoluten Leckerbissen dar, doch auch die Geschichte an sich mit ihren etlichen Andeutungen die zu keiner Zeit eine wirklich ausführliche Erklärung nach sich ziehen, setzt sich im Kopf des Betrachters fest. Erwartet man ansonsten immer eine rundum zufriedenstellende Erklärung für sämtliche Abläufe, so ist man in diesem Fall eher erleichtert darüber, das genügend Spielraum für die eigene Fantasie gelassen wird und nicht jedes Detail bis ins Kleinste erläutert wird.

      Nur so können die Ereignisse auch ihre ganze Faszination entfalten, die sich dann auch innerhalb kürzester Zeit vollends auf einen überträgt, wobei man selbst schon fast zum Spielball des mysteriösen Szenarios wird, das sich in der Kleinstadt abspielt. Im Laufe der Zeit offenbart der Film dabei einige Passagen, die für eine gepflegte Gänsehaut sorgen und an manchen Stellen läuft es einem sogar eiskalt den Rücken runter. Mein persönliches Highlight ist dabei der Abschnitt im städtischen Kino, denn gruseliger-und bedrohlicher hätte man diese Sequenz keinesfalls in Szene setzen können. Doch ganz generell beinhaltet "Messias des Bösen" einen dramaturgischen Spannungsaufbau, der einem merklich unter die Haut fährt. Unterstützt von einer herausragenden Grundstimmung manifestiert sich der aufkommende Horror dabei tief unter der Haut und nimmt einen mit in die geheimnisvolle Welt von Point Dune, wo sich die ominösesten Dinge abspielen, für die man bis wenige Minuten vor dem Ende keinerlei Erklärung erhält, sondern lediglich mit etlichen verschwommenen Andeutungen konfrontiert wird, die Haupt-Charakter Arletty (Marianna Hill) den schriftlichen Aufzeichnungen ihres scheinbar verschwundenen Vaters entnehmen kann. Durch diesen Aspekt der Geschichte versinkt man selbst immer tiefer in der bedrohlich anschwellenden Atmosphäre, die größtenteils so dicht erscheint, das man sie mit einem Messer durchschneiden könnte. Man verliert sich fast in dem Geschehen und berauscht sich gleichzeitig an den herausragenden Bildern, die einem phasenweise präsentiert werden. Durch das brillante Farbenspiel entsteht dann wie schon kurz erwähnt die hypnotische Kraft eines Szenarios, das in seiner Gesamtheit eine absolut grandiose Gesamt-Komposition ergibt, an der man sich nur zu gern ergötzt.

      Letztendlich handelt es sich bei "Messias des Bösen" um ein absolutes Kleinod des Genres, das sich kein echter Fan durch die Lappen gehen lassen sollte. Einmal mehr bekommt man ein Paradebeispiel dafür geboten, das einem herausragendem Film nicht zwangsläufig ein hohes Budget zu Grunde liegen muss, sondern das es auf den Inhalt und die Verpackung einer Geschichte ankommt. Was Willard Huyck und Gloria Katz hier in Szene gesetzt haben, ist in meinen Augen schon fast ein kleines Meisterwerk, in dem die vorhandenen Zutaten eine stimmige-und rundum gelungene Einheit ergeben, die den Zuschauer vom Anfang bis zum Ende begeistert. Wer also gelungenen Mystery-Horror mit einigen blutigen Passagen und genügend Freiraum für eigene Interpretationen zu schätzen weiß, ist bei diesem Werk genau an der richtigen Stelle und sollte bedenkenlos zur DVD greifen.


      Fazit:


      Eine fesselnde Story, jede Menge Spannung, grandiose Bilder und eine jederzeit faszinierende Atmosphäre machen dieses Film-Juwel zu einem absoluten Hingucker. Mittlerweile vier Jahrzehnte konnten diesem Werk rein gar nichts anhaben, an dem sich so mancher Vertreter der Neuzeit eine dicke Scheibe abschneiden könnte.


      9/10