Compliance

      Compliance






      Compliance
      (Compliance)
      mit Ann Dowd, Matt Servitto, Dreama Walker, Pat Healy, Philip Ettinger, Ashlie Atkinson, Nikiya Mathis, Ralph Rodriguez, Stephen Payne, Bill Camp, Amelia Fowler, John Merolla, James McCaffrey
      Regie: Craig Zobel
      Drehbuch: Craig Zobel
      Kamera: Adam Stone
      Musik: Heather McIntosh
      FSK 16
      USA / 2012

      Sandra ist Geschäftsführerin eines Fast-Food-Restaurants. Jeden Tag steht sie unter enormen Druck, besonders heute, da ein Angestellter tags zuvor vergessen hat, die Türe des Gefrierraums zu schließen. Die Folge: ein großer finanzieller Schaden und verärgerte Kunden, die ihre Burger ohne Gurken und Speck serviert bekommen. Zusätzlich stößt ihr Becky sauer auf, die neue Angestellte, die mit ihrem jugendlichen und unbedarften Verhalten all das verkörpert, was Sandra zuwider ist. Als plötzlich das Telefon klingelt, sich an der anderen Leitung ein Polizeibeamter namens Daniels meldet und erklärt, dass Becky einer Kundin Geld gestohlen hat, ist die ohnehin gestresste Sandra bereit dies ohne zu Hinterfragen zu glauben. Es ist der Beginn eines Kreislaufes aus Verdächtigungen und Anschuldigungen mit dem einen Ziel: die systematische Demütigung von Becky.


      5 Jahre nach seinem Regie-Debüt "Great World of Sound" präsentiert Regisseur Craig Zobel mit "Compliance" einen sehr außergewöhnlichen Film, der eine gelungene Mixtur aus Thriller-und Drama darstellt. Die Geschichte soll dabei auf einer wahren Begebenheit beruhen und wenn man als Zuschauer einmal davon ausgeht das es sich hier um wahre Ereignisse handelt, liegt das Szenario besonders schwer im Magen. Phasenweise ist es schon fast unglaublich, wie hier aufgrund eines schlichten Telefonates eine junge Frau auf das Übelste gedemütigt wird und im Grunde genommen eine Vergewaltigung über sich ergehen lassen muss. Erscheint das Geschehen stellenweise schon fast unglaublich, so kann man sich andererseits sehr gut vorstellen, das die Ereignisse wirklich passiert sind. Dieser Aspekt wird insbesondere durch den dominant auftretenden Anrufer unterstützt der sich als Polizist ausgibt und keinerlei Zweifel an seiner Identität aufkommen lässt. Seine verbale Manipulation aller Beteiligten geschieht auf eine dermaßen dominante Art und Weise, das man sich ganz zwangsläufig immer wieder die Frage stellt, wie man selbst in der vorherrschenden Situation reagieren würde. Zwar treten immer wieder Zweifel auf, die der Anrufer jedoch leicht und locker zerstreuen kann, da er auf jede Frage postwendend die richtige Antwort parat hat. Ohne das Ganze wirklich zu hinterfragen folgt man seinen Anweisungen, die er mit dezenten Drohungen zusätzlich unterstreicht, so das die Protagonisten trotz vollkommen begründeter Zweifel jedem Befehl nachkommen, auch wenn sie sich dabei nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlen.

      Für die junge Becky artet das Ganze nach einer gewissen Zeit in ein wahres Martyrium aus, denn nachdem das Geschehen zu Beginn noch eher harmlos verläuft, so artet die Szenerie mit zunehmender Laufzeit immer mehr aus und kann letztendlich getrost als seelische-und körperliche Vergewaltigung ausgelegt werden, ohne das der Anrufer dabei selbst auch nur einen Finger rühren muss. Für den Betrachter ist die gesamte Choose nur sehr schwer zu ertragen, aus anfänglicher Ungläubigkeit wird mit der Zeit eine wahre Seelen-Qual, leidet man doch fast körperlich mit der jungen Becky mit. Und obwohl man sich gar nicht vorstellen mag das eine solche Situation wirklich passieren kann, erscheinen die Ereignisse unglaublich realistisch, wodurch der Film eine grausame Faszination entfaltet, die sich wie ein bleierner Mantel auf die eigenen Schultern legt und einen dabei fast zu erdrücken scheint. Dazu trägt auch die äußerst beklemmende Grundstimmung bei, denn nach den ersten ruhigen Minuten des Filmes entfaltet sich eine bedrückende Atmosphäre, die man kaum in Worte fassen kann.

      Craig Zobel stellt hier den Aspekt der menschlichen Manipulation extrem gut in den Vordergrund und fügt der Geschichte so auch eine sozialkritische Note bei, die wie ein extremer Tiefschlag in die Eingeweide daher kommt. Nur aufgrund verbaler Aussagen am Telefon wird hier ein Mensch aufs brutalste gedemütigt, wobei dessen Peinigern dies noch nicht einmal richtig bewusst wird. Der Begriff Polizei scheint sämtliche logischen Denkweisen vollkommen außer Kraft zu setzen, was insbesondere bei Becky's Vorgesetzter Sandra zu verspüren ist. Trotz der unwirklich erscheinenden Situation und diverser aufkommender Zweifel ist diese sogar noch dazu in der Lage, diverse Späßchen mit dem angeblichen Polizisten am Telefon zu machen. So erhält das Szenario phasenweise schon eine äußerst makabere Note und erscheint trotz seiner Grausamkeit manchmal unfreiwillig komisch. Nicht weiter verwunderlich also, das man als Zuschauer stellenweise den Eindruck erhält, sich in einer verschärften Version von "Vorsicht Kamera" zu befinden, wobei man jedoch vergeblich darauf wartet, das sich alles als ganz übler Scherz herausstellt. Die ganz große Stärke des Filmes sind sicherlich die streckenweise brillanten darstellerischen Leistungen der Schauspieler, wobei man Ann Dowd (Sandra) und Dreama Walker (Becky) ganz besonders hervorheben sollte. Beide Darstellerinnen warten mit geradezu herausragenden Performances auf und tragen so ihren Teil dazu bei, das die Geschichte ihre volle Intensität entfalten kann.

      Meiner Meinung nach ist "Compliance" ein absolut hervorstechender Film, der trotz seiner manchmal schon fast surreal erscheinenden Story ein unglaublich hohes Maß an Authenzität enthält. Obwohl man die Ereignisse eigentlich nicht für wahr halten will kann man sich unglaublich gut vorstellen, das sich alles wirklich so abgespielt hat. Die Manipulation des menschlichen Verstands scheint allein schon durch ein dominantes Auftreten am Telefon möglich und trotz aufkommender Zweifel ist man schnell dazu bereit, andere Menschen zu erniedrigen. Das eigene Schuldbewusstsein wird dabei weitesgehend außer Kraft gesetzt, was man sehr gut in einem Interview erkennen kann, das Sandra am Ende des Filmes im Fernsehen gibt. Es setzt ein gewisser Verdrängungs-Prozess ein und die gute Frau versucht krampfhaft, sich ihr Verhalten schön zu reden, wobei man ihrem Gesicht und ihrer gesamten Körpersprache durchaus ablesen kann, das ihr Verstand es besser weiß. "Compliance" ist somit ein Film der ziemlich eindrucksvoll aufzeigt, das Menschen trotz diverser Bedenken leicht zu manipulieren sind und ohne jegliches Hinterfragen auch dazu bereit sind andere Mitmenschen zu demütigen, wobei das logische Denken nur durch den Anruf eines angeblichen Polizisten vollkommen außer Kraft gesetzt wird. Die Wirkung des Gesehenen ist für den Betrachter unglaublich realistisch und intensiv, so das die Geschichte auch extrem nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.


      Fazit:


      Unglaublich aber dennoch äußerst realistisch und glaubwürdig erzählt "Compliance" eine Story, die man im Prinzip nicht für möglich halten möchte, die aber gerade deswegen wahnsinnig authentisch erscheint. Herausragende Darsteller, eine extrem bedrückende Grundstimmung und ein unglaublich hohes Maß an Intensität machen dieses Werk zu einem absolut fantastischen Film-Erlebnis, das auch noch lange nach dem Ende wie ein schwerer Klumpen im Magen des Betrachters liegt und einem fast schon körperliche Schmerzen zufügt.


      9/10
      Wie sehr man jemanden mit Worten beeinflussen kann, wird einem hier deutlich aufgezeigt. Eigentlich ist so ein Szenario undenkbar, da es keiner mitmacht, wenn sich jemand am anderen Ende der Leitung als Polizist darstellt und jemanden beschuldigt und es dann via Telefon zu einer Leibesvisitation kommt. Das die Polizei so nicht handelt und immer vor Ort ist, sollte eigentlich alle stutzig machen, aber da der Officer ihr glaubhaft macht, dass er sich in der Wohnung der Beschuldigten befindet, nimmt ihm das jeder ab.

      Man kann sich es gar nicht vorstellen, wie der Film ablaufen wird und sich vor allem die Geschäftsführerin als ein Biest raus stellt, das die Übeltäterin so schnell wie möglich Dingfest machen will, doch dem ist nicht so. Da sie am Telefon immer gelobt wird wie toll sie das macht, wird sie manipuliert und merkt es gar nicht. Und da die Polizei jede Minute hier ist, macht sie das Spiel mit. Sie muss ja auch wieder in den Laden, da an dem Tag so viel zu tun ist. Aber ihre Pflicht als gute Bürgerin sagt ihr, dass sie sich dem Fall annehmen muss.

      Als Zuschauer schüttelt man immer wieder mit dem Kopf, da man nicht glauben kann, dass sich so etwas wirklich abspielen kann. Wer aber selbst in dieser Situation steckt, der kommt genauso in eine moralische Zwickmühle, aber ich denke, dass die wenigsten so weit gehen würden. Der Film ist absolut glaubhaft gespielt, vor allem an Becky, die den ganzen Pein und Demütigungen, über sich ergehen lassen muss. Basiert auf einer wahren Begebenheit und hier kann man wirklich glauben, dass sich so etwas mal wirklich abgespielt hat.


      7 / 10




      youtube.com/watch?v=P-XNQmoDCYA



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