Nackt über Leichen

      Nackt über Leichen






      Nackt über Leichen
      (Una sull'altra)
      mit Jean Sorel, Marisa Mell, Elsa Martinelli, Alberto de Mendoza, John Ireland, Riccardo Cucciolla, Bill Vanders, Franco Balducci, Giuseppe Addobbati, Felix Dafauce, Jesus Puente, George Rigaud
      Regie: Lucio Fulci
      Drehbuch: Lucio Fulci / Roberto Gianviti
      Kamera: Alejandro Ulloa
      Musik: Riz Ortolani
      ungeprüft
      Frankreich / Italien / Spanien / 1969

      Susan Dumerrier (Marisa Mell), die Frau des Arztes George Dumurrier (Jean Sorel), stribt nach schwerer Krankheit und hinterläßt ihrem Mann eine hohe Versicherungssumme, von der er bis dahin gar nichts wusste. Da Dumurrier schon öfter wegen fragwürdigen Geschäften aufgefallen und er schon länger eine Affäre mit der Pflegerin seiner verstorbenen Frau hatte, ermittelt ein Versicherungsbeamter wegen Mordes. Dumurrier selbst kann sich mit der Situation auch noch nicht so richtig anfreunden und ist schockiert, als er die Stripperin Monica Weston kennenlernt, die seiner verstorbenen Frau bis auf Details zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch dem Versicherungsbeamten ist die verdächtige Ähnlichkeit der beiden Frauen ein Dorn im Auge...


      Zumeist definiert man Lucio Fulci durch seine ziemlich harten Horrorfilme und spricht ihm dabei auch noch größtenteils sein Talent als Regisseur ab, da das Hauptaugenmerk dieser Filme doch hauptsächlich auf derben-und blutigen Passagen liegt. Das der gute Mann es aber auch durchaus verstanden hat, eine richtig interessante-und spannende Geschichte in Form eines exzellenten Erotik-Thrillers zu kreieren kann man an vorliegendem Beispiel perfekt erkennen. Dabei erzählt Fulci eine erstklassig inszenierte Story mit einigen überraschenden Wendungen und hat diese zudem auch noch mit einem in allen Belangen überzeugenden Cast besetzt. Vor allem die beiden Hauptrollen sind mit Jean Sorel und Marisa Melle nahezu perfekt besetzt, doch selbst bis in die kleinsten Nebenrollen bekommt der Zuschauer es mit Könnern ihres Fachs zu tun, die dem Film durch ihre erstklassigen Leistungen eine Menge an Klasse verleihen, was sich letztendlich ganz automatisch im gewonnenen Gesamtbild niederschlägt.

      Von Beginn an baut sich in kontinuierlicher Form ein straff gezogener Spannungsbogen auf, wobei Fulci es absolut brillant verstanden hat, diesen auch bis zur wirklich letzten Minute aufrecht zu erhalten. Es ist schon ein äußerst perfides Spiel, das hier mit der Hauptfigur George Dumurrier (Jean Sorel) getrieben wird und von dem am Anfang eigentlich so gut wie nichts zu erkennen ist. Beginnt der Film doch eher wie ein banales Ehe-Drama und entwickelt sich erst mit der Zeit zu einem richtig raffinierten Thriller, der einen bis zur letzten Einstellung bei Atem halten soll. Nun verhält es sich zwar keinesfalls so, das man die gesamte Laufzeit über vollkommen im Dunkeln tappt, streut Fulci doch immer wieder kleinere Puzzle-Teilchen ein, die den Betrachter zwar auf die richtige Spur bringen, doch die wahren Zusammenhänge werden erst wenige Minuten vor dem Ende präsentiert. So verhält es sich auch mit den Personen die für das stattfindende Komplott verantwortlich zeichnen, denn kann man im Laufe des Geschehens zwar durchaus seine Vermutungen anstellen, erhält man eine endgültige Bestätigung für den eigenen Verdacht erst zum Ende der Geschichte hin, die einem bis zu dem Zeitpunkt genügend Verdächtige präsentiert, die allesamt beteiligt sein könnten. Der gute Lucio hat es absolut perfekt verstanden, den Zuschauer des Öfteren auf eine falsche Fährte zu locken, bis sich letztendlich die wahren Hintergründe in ihrer vollen Pracht zu erkennen geben.

      Bis dahin kann man im Prinzip nicht mehr als nur vermuten, wobei eine der beteiligten Personen ziemlich offensichtlich in den Täterkreis gedrängt wird. Wer nun aber denkt, das sich das Geschehen dadurch zu vorhersehbar gestaltet erliegt einer fatalen Fehleinschätzung, denn gerade die Vermischung aus dem ganz deutlich Offensichtlichem und den etlichen Überraschungsmomenten macht die Klasse dieses Werkes aus, das einen von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht und dabei eine unglaublich starke Faszination entfaltet, der man sich unmöglich entziehen kann. Dabei entsteht insbesondere in der zweiten Filmhälfte ein extrem beklemmendes Gefühl beim Betrachter, das ganz eindeutig durch die scheinbar aussichtslose Lage des Hauptdarstellers ausgelöst wird. Wenn man nämlich sieht, welch grausame Konsequenzen sich hier aus einem absolut teuflischen-und gut durchdachten Plan für ihn ergeben, dann bekommt man schon einen dicken Kloß im Hals. Mehr sollte man an dieser Stelle auch keinesfalls verraten, denn ansonsten könnte man ohne Weiters ein großes Stück der Spannung vorwegnehmen, die sich bis zur letzten Einstellung halten kann.

      Letztendlich hat mich dieser frühere Film von Lucio Fulcio äußerst positiv überrascht, da es sich um eine absolut überzeugende Arbeit handelt, bei dem auch das wahre Können des Regisseurs blendend zur Geltung kommt. "Nackt über Leichen enthält keinerlei visuelle Härten, geschweige denn explizite Gewaltdarstellungen, sondern eine wirklich hervorragend umgesetzte Geschichte mit inhaltlicher Substanz und erstklassigen Darstellern. Dabei könnte man bei diesem reißerischen deutschen Titel sehr wohl auf andere Gedanken kommen, würde damit allerdings vollkommen falsch liegen. Wie dem aber auch sei, sämtliche Kritiker des verstorbenen Regisseurs die in ihm immer nur den Zombie-Filmer mit den derben Effekten gesehen haben, sollten sich dieses Werk auf jeden Fall anschauen, das einem doch eindringlich vor Augen führt, das der gute Mann weitaus mehr hinterlassen hat als einige brutale Horrorfilme.


      Fazit:


      "Nackt über Leichen" ist in meinen Augen eines der besten Werke von Lucio Fulci und zeigt vor allem eindrucksvoll auf, das der Regisseur ein hervorragendes Gespür für einen dramaturgisch äußerst gelungenen Spannungsaufbau hatte. In erster Linie ein Erotik-Thriller, beinhaltet der Film aber auch Elemente des Psycho-Krimis und kleinere Anleihen an den Gialli, was insgesamt gesehen eine wunderbare Kombination ergibt. Mit diesem Werk kann man überhaupt nichts falsch machen und wird mit einem absolut hochklassigen Film-Erlebnis belohnt, das man sich auch gern mehrmals anschaut.


      9/10