Der schöne Körper der Deborah

      Der schöne Körper der Deborah






      Der schöne Körper der Deborah
      (Il Dolce corpo di Deborah)
      mit Carroll Baker, Jean Sorel, Ida Galli, George Hilton, Luigi Pistilli, Michael Bardinet, Valentino Macchi, Mirella Pamphili, Domenico Ravenna, Giuseppe Ravenna, Renato Montalbano, Sisto Brunetti
      Regie: Romolo Guerrieri
      Drehbuch: Ernesto Gastaldi / Luciano Martino
      Kamera: Marcello Masciocchi
      Musik: Nora Orlandi
      ungeprüft
      Frankreich / Italien / 1968

      Ein Pärchen, das in den USA geheiratet hat, will seine Hochzeitsreise in die Heimat des Ehemanns in die Schweiz machen. Dort erfährt er von einem alten Freund, dass sich seine Exfrau wegen ihm umgebracht haben soll. Das kann er nicht glauben und es verschlägt ihn in seine mittlerweile unbewohnte Villa. Dort erklingt eine mysteriöse Musik, doch niemand scheint im Haus zu sein. Das Paar flüchtet in eine gemietete Villa nach Italien. Doch der mysteriöse Bekannte taucht wieder auf, und auch vom neuen Nachbar scheint eine Bedrohung auszugehen. In der ersten Nacht spitzt sich die Lage mörderisch zu. Ein dunkles Geheimnis schwebt über dem jungen Paar.


      Die Inhaltsangabe der vor Kurzem erschienenen Veröffentlichung von Edition Tonfilm wurde so gestaltet, das nicht zu viel vom Inhalt des Filmes verraten wird. Erwähnenswert ist das aus dem einfachen Grund, das im Netz auch etliche andere Inhaltsangaben herumschwirren, die ganz eindeutig zu viele der in der Geschichte enthaltenen Überraschungsmomente vorwegnehmen und manch einem so die Vorfreude auf dieses Frühwerk des Giallo im Keim ersticken. Das Werk von Romolo Guerrieri erzählt nämlich eine äußerst spannende Story, die erst kurz vor dem Ende die wirklichen Zusammenhänge erkennen lässt und mit der Schluss-Einstellung noch einen sehr netten Überraschungs-Bonbon parat hält. Vergleicht man den Film mit anderen Genre-Vertretern so stellt man doch ziemlich schnell fest, das "Der schöne Körper der Deborah" nicht unbedingt ein typischer Giallo ist, sondern sich sehr wohlwollend von anderen Beiträgen abhebt. Die ansonsten obligatorische Mord-Serie entfällt völlig, zudem beinhaltet die Geschichte im Prinzip keinerlei blutige Einstellungen.

      Stattdessen setzt Guerrieri hier auf eine eher ruhige-und sehr bedächtige Erzählweise der Ereignisse und fügt seiner Erzählung etliche mysteriöse Momente hinzu, die schon fast in die Richtung eines Gruselfilms gehen. Eigentlich passiert nicht wirklich viel und in etlichen Passagen offenbart das Szenario sogar den Eindruck eines 2 Personen-Kammerspiels, das jedoch an verschiedenen Schauplätzen stattfindet. Sicherlich gibt es genügend Leute, für die sich das eher langatmig und uninteressant anhört, in der filmischen Umsetzung sieht das jedoch vollkommen anders aus. Natürlich stehen die beiden Hauptfiguren Deborah (Carroll Baker) und Marcel (Jean Sorel) im Vordergrund des Ganzen und es wird sich genügend Zeit genommen, dem Zuschauer die beiden Figuren näher zu bringen. So entsteht der augenscheinliche Eindruck einer großen Liebe, die allerdings von Marcel's Vergangenheit überschattet wird. Immer wieder werden dabei Szenen eingestreut, die einen auf eine falsche Fährte führen sollen und manchmal weiß man auch nicht so recht, wie man diverse Verhaltensweisen der Akteure einzuordnen hat. Genau aus diesem Gesichtspunkt bezieht die Geschichte ihre große Stärke und fordert den Betrachter förmlich dazu auf, seine ganz eigenen Vermutungen anzustellen. Nun muss man sicherlich kein Genie sein um eventuell schon frühzeitig darauf zu kommen, welch perfides Spiel hier stattfindet, doch bis kurz vor dem Ende kann man sich seiner Sache nie wirklich sicher sein, so das durchgehend ein sehr konstanter Spannungsbogen vorhanden ist.

      Wenn in einem Film 2 Personen so dermaßen im Fokus stehen wie es hier der Fall ist, dann kommt es natürlich ganz besonders auf überzeugendes Schauspiel an, um einem einen glaubhaften Eindruck der Ereignisse zu vermitteln. In dieser Hinsicht kann man sich dann auch keinesfalls beschweren denn Carroll Baker ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern überzeugt auch in der Rolle der scheinbar ängstlichen-und vollkommen verunsicherten Deborah, während Jean Sorel jederzeit als besorgter Ehemann glänzen kann. Im späteren Verlauf der Ereignisse stößt dann auch noch Giallo-Experte George Hilton zu den beiden und auch wenn er dieses Mal lediglich in einer Nebenrolle zu sehen ist, soll diese am Ende nicht unwesentlich für die gesamte Geschichte sein. "Der schöne Körper der Deborah" ist ein Film der eher leisen Töne, entfaltet aber dennoch eine sehr starke Intensität, die man in jeder einzelnen Einstellung spüren kann. Ohne jeglichen Aktionismus schafft es die Geschichte fast spielerisch, den Zuschauer und dessen Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.

      Mit den geringsten Mitteln ist es Romolo Guerrieri gelungen einen absolut zeitlosen Klassiker zu schaffen, der meiner Meinung nach im oberen Drittel des Genres anzusiedeln ist. Es muss nicht immer die handelsübliche Mord-Serie sein, die dem Zuschauer reißerisch in Szene gesetzte Morde präsentiert, manchmal sind es viel eher die ruhigen Filme, die eine hohe Intensität entstehen lassen. Wenn dann noch so wie in vorliegendem Fall mysteriöse Elemente Einzug in das Szenario halten, ist ein äußerst spannendes Film-Erlebnis eigentlich schon vorprogrammiert. Freunde des italienischen Thrillers sollten hier auf jeden Fall zugreifen, denn nun endlich hat dieses grandiose Frühwerk durch Edition Tonfilm auch eine würdige Veröffentlichung erhalten. Wenn es daran überhaupt etwas auszusetzen gibt ist es wahrscheinlich der Punkt, das die deutschen Untertitel nicht ausblendbar sind, aber dieses Manko ist durchaus zu verschmerzen.


      Fazit:


      Es ist immer wieder wunderbar, auf welche italienische Film-Juwelen man aufmerksam wird und "Der schöne Körper der Deborah" zählt für mich definitiv dazu. Eine eher bedächtig erzählte Geschichte weicht wohlwollend von den üblichen Giallo-Storys ab, was der vorhandenen Klasse dieses Werkes jedoch keinerlei Abbruch tut. Sehr gutes Schauspiel und einige nette Überraschungsmomente sind das Salz in der Suppe und sorgen für einen insgesamt äußerst guten Gesamteindruck, so das einer Empfehlung nichts im Wege steht.


      8/10