Bereavement - In den Händen des Bösen

      Bereavement - In den Händen des Bösen






      Bereavement - In den Händen des Bösen
      (Bereavement)
      mit Alexandra Daddario, Spencer List, Brett Rickaby, Michael Biehn, Nolan Gerard Funk, Kathryn Meisle, Peyton List, John Savage, Greg Wood, Ashley Wolfe, Andrea Havens, Tom McNutt
      Regie: Stevan Mena
      Drehbuch: Stevan Mena
      Kamera: Marco Cappetta
      Musik: Stevan Mena
      SPIO/JK
      USA / 2010

      Martin Bristoll ist sechs Jahre alt als er von seiner Hinterhofschaukel entführt wird. Der geistesgestörte Graham Sutter hält ihn auf seinem heruntergekommenen ehemaligem Schlachthof gefangen. Er zwingt ihn Zeuge seiner brutalen und abscheulichen Morde zu werden. Die Schreie seiner willkürlich ausgewählten Opfer verschwinden in den Weiten der Landschaft. Fünf Jahre lang bleibt Martins Aufenthaltsort im Verborgenen, bis die 17-jährige Allison Miller zu Ihrem Onkel aufs Land zieht. Als Allison ihre neue Umgebung erkundet, macht sie beunruhigende Entdeckungen an dem nahe gelegenem Farmhaus


      Ich bin wirklich überrascht, wie teilweise negativ oder gerade einmal durchschnittlich der Film von Stevan Mena bei den Kritiken im Netz wegkommt, da wird von oberflächlich beleuchteten Charakteren oder gar teils mangelnder Spannung geredet, was ich persönlich gar nicht nachvollziehen kann. Zugegebenermaßen bietet zumindest der erste Punkt einen teilweise gerechtfertigten Ansatz zur Kritik, denn bis auf die Figur der 17-Jährigen Allison werden die anderen Charaktere wirklich nicht tiefgehender beleuchtet. Hierbei sind es wohl hauptsächlich der offensichtlich geisteskranke Killer Sutter und sein Opfer Martin, die den Unmut vieler Leute auf sich ziehen, denn die Entfaltung dieser beiden Personen hält sich in wirklich überschaubaren Grenzen, was man jedoch durchaus auch als positiven Aspekt ansehen kann. Gerade der kleine Martin hinterlässt durch seine schweigsame und eingeschüchterte Art einen teils sehr verstörenden Eindruck beim Zuschauer, der ganz automatisch mit dem Jungen mitleidet und die offensichtlich zerbrochene Seele fast in seinen kleinen Augen zu erkennen glaubt. Dieser Punkt ist insbesondere für das harte Ende der Geschichte nicht unwesentlich, denn hier wird man mit einem Paukenschlag konfrontiert, der einen mit ungeheurer Wucht in die Eingeweide trifft und einen äußerst bitteren-und nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Zwar könnte man nun sehr wohl argumentieren, das der finale Showdown eventuell vorhersehbar war, was aber letztendlich rein gar nichts an dessen brutaler Wirkung ändert.

      Auch die Einführung des Killers ist meiner Meinung nach absolut ausreichend, man bekommt die nötigen Informationen die man braucht, auch wenn diese nicht unbedingt sehr reichhaltig ausfallen. Doch durch viele kleine Andeutungen und diverse Selbstgespräche des Psychophaten ergeben sich etliche Ansätze für seine Beweggründe, so das genügend Freiraum für die eigene Fantasie gelassen wird, welche ganz offensichtlich in der Kindheit liegenden Gründe dazu geführt haben, das hier ein echter Serienkiller geformt wurde. Das verleiht dem Film eine ganz besondere Note, es liegen nicht alle Einzelheiten auf dem Tisch, wodurch ein Freiraum für eigene Interpretationen entsteht und das tut dem geschehen insgesamt gesehen eher gut, als das man diesen Punkt als störend empfinden würde. Natürlich liegt das immer in der Sichtweise des jeweiligen Betrachters, denn manch einer hätte sich eine absolut schlüssige Story mit jeder Menge Erklärungen gewünscht, doch was von vielen als Schwäche ausgelegt wird, kristallisiert sich viel eher als absolute Stärke heraus. Womit wir auch schon bei der oft erwähnten mangelnden Spannung wären, auch hier kommt es auf die persönliche Empfindung an. "Bereavement" bezieht seinen Spannungsbogen hauptsächlich aus der Situation an sich, in der sich der kleine Martin befindet. Seine Beziehung zu seinem Entführer bleibt größtenteils recht schwammig und ist nicht immer leicht zu deuten. Wirkt der Junge doch einerseits vollkommen eingeschüchtert und ängstlich, so startet er doch andererseits sogar einen Befreiungsversuch für eine junge Frau, die auch von dem eiskalten Killer getötet werden soll.

      So ist es ganz besonders die Figur des Jungen, die dem Zuschauer hier phasenweise echte Rätsel aufgibt, auf die man erst wenige Minuten vor dem Ende eine grauenhafte Lösung offenbart bekommt. Dort zeigen sich dann letztendlich die wahren Folgen der 5 Jahre in Gefangenschaft und man wird das Gefühl nicht los, das in diesem Moment ein vorher scheinbar ruhender Vulkan zum Ausbruch kommt und alles das ausspuckt, was er über einen langen Zeitraum in sich reingefressen hat. Vielleicht fehlen mir an dieser Stelle die richtigen Worte, aber genau das waren die Empfindungen, die ich in diesem Moment ganz immens gespürt habe. Auch wenn "Bereavement" von den expliziten Gewaltdarstellungen gar nicht einmal so stark bestückt ist, entfaltet das Szenario eine unglaubliche Härte, die auch von einer mehr als bedrohlichen Grundstimmung noch zusätzlich verstärkt wird. Außerdem sollte man erwähnen, das die hier vorgestellte SPIO/JK Fassung leider um gut 1,5 Minuten erleichtert wurde, aber momentan die einzige Möglichkeit darstellt, dieses tolle Werk auch in deutscher Sprache zu genießen. Stevan Mena hat hier wirklich eine Geschichte ins Bild gesetzt, die einem im Minutentakt immer tiefer unter die Haut geht und bleibende Spuren hinterlässt. Selbst lange nach dem Abspann kann man das Gesehene nicht einfach abstreifen und beschäftigt sich im Kopf noch eine lange Zeit mit den grausamen Ereignissen und muss dabei ständig an einen kleinen Jungen denken, der diese schier unfassbare Grausamkeit 5 Jahre lang miterleben musste.

      Letztendlich handelt es sich um ein echt starkes Stück Film, das man sich keinesfalls mal nebenbei anschauen sollte, denn hier sollte man sich wirklich die Zeit-und die Ruhe nehmen, eine unglaublich harte Story auch richtig auf sich wirken zu lassen. Wenn man dazu in der Lage ist und sich auf die Ereignisse einlässt, dann wird man mit einem Szenario belohnt, das weitaus härter-und brutaler Einfluss auf einen selbst nimmt, als wie 100 Horrorfilme, in denen mit Kunstblut nur so um sich geschüttet wird. Echte Härte entsteht in der eigenen Fantasie und die in diesem Fall oftmals nur angedeuteten Tötungen sind ein Paradebeispiel dafür, das es nicht immer unzählige SFX sein müssen um eine Gewaltspirale in Gang zu setzen, die etliche unschuldige Menschen das Leben kostet.


      Fazit:


      Auch wenn viele das anders sehen mögen, "Bereavement" ist ein echter Schocker und verfehlt die gewünschte Wirkung beim Betrachter auf keinen Fall. Freiraum für eigene Interpretationen, gut agierende Darsteller und ein nicht zu verachtender Härtegrad ergeben hier einen sehr explosiven Mix, den man sich als Fan des Genres auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


      8/10