22 Bullets






      22 Bullets
      (L'Immortel)
      mit Jean Reno, Marina Fois, Kad Merad, Jean-Pierre Darroussin, Joey Starr, Richard Berry, Gabriella Wright, Guillaume Gouix, Claude Gensac, Daniel Lundh, Fani Kolarova, Carlo Brandt, Anthony Sonigo
      Regie: Richard Berry
      Drehbuch: Franz-Oliver Giesbert / Richard Berry
      Kamera: Thomas Hardmeier
      Musik: Klaus Badelt
      Keine Jugendfreigabe
      Frankreich / 2010

      Charly Matteï (Jean Reno) hat seine gesetzlose Vergangenheit als Mafia-Pate hinter sich gelassen. Er war der Beste seines Fachs, dennoch hat er seinen Dienst vor Jahren quittiert, um endlich ein ruhiges und beschauliches Leben mit seiner Frau und seinen Kindern führen zu können. Doch sein früheres Leben holt ihn ein. Matteï wird von acht maskierten Männern am helllichten Tag von 22 Kugeln durchsiebt und dem Tod überlassen. Erstaunlicherweise überlebt Matteï den Anschlag seiner damaligen Bandenchefs und erhebt sich nun mit aller Macht gegen die, die ihn töten wollten.


      OK, "22 Bullets" präsentiert eine Ausgangsposition, die nicht unbedingt sehr realistisch erscheint. Da wird der Haupt-Charakter zu Beginn des Filmes bei einem Mordanschlag von 22 Pistolenkugeln durchlöchert und überlebt diesen feigen Anschlag auf sein Leben. Es wird sicherlich nicht gerade wenig Leute geben die sich bei dieser Ausgangslage die Haare raufen, doch trotz dieser eher unglaubwürdigen Einführung entwickelt sich in der Folgezeit ein absolut erstklassiger Action-Thriller, in dem ein überragender Jean Reno einmal mehr eine Kostprobe seines schauspielerischen Könnens abgibt. Zu Beginn der spannenden Geschichte wird der Zuschauer noch mit einigen zu Beginn etwas wirr erscheinenden Bildern konfrontiert, die nur schwerlich die Zusammenhänge des Ganzen erkennen lassen. Dieser Zustand ändert sich jedoch innerhalb kürzester Zeit und man bekommt einen sehr genauen Überblick für die Gesamtsituation der Ereignisse. Regisseur Richard Berry gelingt es dabei absolut vorzüglich , das vorhandene Tempo immer wieder zu variieren, so das sich actiongeladene Passagen mit eher rihigen Phasen abwechseln. Darin liegt meiner Meinung nach auch eine der größten Stärken des Filmes, der zu keiner Zeit in ein überladenes Action-Szenario ausartet, sondern auch viel Wert auf gute Charakter-Beleuchtungen legt.

      Die dabei gefundene Mischung erscheint dabei mehr als gelungen und wenn man einmal großzügig über die unrealistische Ausgangslage hinwegsieht, dann bekommt man einen in allen Belangen überzeugenden Rache-Thriller zu sehen, der allein schon durch die vorhandene Mafia-Thematik für äußerst interessante Filmkost sorgt. Ein weiteres Highlight ist ganz sicher die Performance eines Jean Reno, dem man die Rolle des eher schweigsamen Ex-Mafia-Paten jederzeit abnimmt. In seiner unnachahmlichen Art und Weise verleiht er seiner Figur ein hohes Maß an Authenzität und erscheint auch als unbarmherziger Rächer absolut glaubhaft. Doch auch die anderen Darsteller liefern durch die Bank erstklassige Leistungen ab und tragen so zu einem wirklich überzeugendem Gesamteindruck bei, den dieser Film hinterlässt. Es fällt auch überhaupt nicht schwer sich in die Ereignisse hineinzuversetzen und die französische Stadt Marseille ist geradezu prädestiniert für eine Geschichte mit Mafia-Hintergrund.

      Die immer wieder auftretenden Tempowechsel sind absolut perfekt gewählt und lassen dem Zuschauer auch die Möglichkeit, sich zwischen den tollen Action-Sequenzen ein wenig zu erholen. Die eher ruhigen Momente des Filmes sind aber zu keiner Zeit langweilig sondern bilden die nahezu perfekte Ergänzung zum temporeichen Geschehen. In diesen Passagen ist auch genügend Freiraum für emotionale Momente, die nie zu stark in den Vordergrund rücken und vor allem überhaupt nicht schmalzig oder gar aufgesetzt erscheinen. Dadurch präsentiert sich hier ein meiner Meinung nach absolut gelungener Action-Thriller, an dem man richtig Freude haben kann. Bis auf die schon erwähnte Ausgangslage gibt es eigentlich nichts, was man negativ beanstanden könnte, was jedoch wie eigentlich immer im Auge des jeweiligen Betrachters liegt. Sejenswert erscheint das Ganze allein schon durch einen erstklassig aufgelegten Jean Reno, der ganz einfach immer wieder durch sein herausragendes schauspielerisches Talent auffällt, ganz egal, in welcher Rolle er das unter Beweis stellen kann.

      Letztendlich wird man bei "22 Bullets" durchgehend ganz hervorragend unterhalten, mich selbst hat dieser Kracher sogar regelrecht begeistert. Nach "Leon - Der Profi" und "Die purpurnen Flüsse" liegt hier für mich der beste Film von Reno vor, der das Ganze durch seine Omnipräsenz und seine charismatische Ausstrahlung fast schon im Alleingang trägt. Phasenweise geraten die anderen Akteure dadurch schon etwas in den Hintergrund und erwecken dadurch den Eindruck einer nötigen Zutat. Dennoch können sich selbst einige Nebenfiguren recht gut entfalten, wobei sie aber immer im schatten eines brillanten Hauptdarstellers stehen.


      Fazit:


      Auch wenn der Beginn der Geschichte einen ziemlich unglaubwürdigen Eindruck hinterlässt, mindert dieser Punkt die Klasse des Gesamtwerkes nur ganz unwesentlich. Richard Berry hat mit "22 Bullets" einen kurzweiligen, rasanten-und extrem spannenden Action-Thriller auf den Weg gebracht, der auch nach mehrmaliger Sichtung immer wieder interessant ist. Ein grandios aufspielender Jean Reno und eine knallharte Geschichte sollten Grund genug sein, sich diesen Film zumindest einmal anzuschauen.


      8,5/10