Mystic River

      Mystic River






      Mystic River
      (Mystic River)
      mit Sean Pen, Tim Robbins, Kevin Bacon, Laurence Fishburne, Marcia Gay Harden, Laura Linney, Kevin Chapman, Tom Guiry, Emmy Rossum, Spencer Treat Clark, Andrew Mackin, Adam Nelson, Robert Wahlberg, Jenny O'Hara, John Doman
      Regie: Clint Eastwood
      Drehbuch: Brian Helgeland / Dennis Lehane
      Kamera: Tom Stern
      Musik: Clint Eastwood
      FSK 16
      USA / 2003

      Jimmy. Dave. Sean. Die Freunde sind gemeinsam im Arbeiterviertel von Boston aufgewachsen, bis eine furchtbare Tragödie sie getrennt hat. Jahre später führt ein grausiges Ereignis sie wieder zusammen Jimmys 19-jährige Tochter ist kaltblütig ermordet worden. Dave steht unter Verdacht. Und Sean, inzwischen Polizist, bemüht sich das Verbrechen aufzuklären, bevor der aufgebrachte Jimmy das Gesetz in die eigene Hand nimmt. Aus Brian Helgelands Drehbuchfassung zu Dennis Lehanes Roman schafft Regisseur Clint Eastwood ein Meisterwerk - einen düsteren Thriller über Familie, Freunde und verlorene Unschuld. Sean Penn, Tim Robbins und Kevin Bacon spielen die drei Freunde im Zentrum der Geschichte. Zur Besetzung - einer der überzeugendsten der letzten Jahre - gehören auch Laurence Fishburne, Marcia Gay Harden und Laura Linney. Ein mitreißender Krimi. Eine spannende Ermittlung. Eine Expedition in die Abgründe des Herzens.


      Immer wieder gibt es diese Filme, die einen extrem nachhaltigen Eindruck hinterlassen und sich manchmal sogar in der Seele des Zuschauers festfressen. "Mystic River", der unter der Regie von Clint Eastwood entstanden ist, gehört ganz sicher in diese Kategorie, hat der alte Recke hier doch ein äusserst intensives Thriller-Drama geschaffen, das einen von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht und dabei jede Menge Emotionen freisetzt, die absolut fantastisch in Szene gesetzt wurden. Nun kann man sich über die darstellerischen Fähigkeiten eines Clint Eastwood sicherlich vortrefflich streiten, bietet seine Filmografie doch eher wenige Ausnahmen, in denen schauspielerische Brillanz gefragt ist, sondern vielmehr ein Sammelsurium an waschechten Macho-Filmen, in denen er hauptsächlich den eher schweigsamen Einzelgänger gibt. Seine Fähigkeiten als Regisseur hingegen dürften jedoch unbestritten sein, was sich im Laufe der letzten Jahre schon oft genug eindrucksvoll gezeigt hat. Nicht anders verhält es sich in vorliegender Geschichte, in der ehemalige Freundschaften, eine verlorene Jugend, falsche Verdächtigungen und sehr tragische Fehleinschätzungen im Vordergrund stehen. Manch einer mag nach der Sichtung dieses Filmes eventuell der Meinung sein, das die Story zu emotinslastig ausgefallen wäre, doch wenn man sich das Gesamtwerk einmal näher betrachtet müsste man eigentlich feststellen, das jede einzelne Einstellung dieses tragischen Meisterwerkes absolut passend erscheint und rein gar nichts von irgendwelchen Übertreibungen zu spüren ist. Meiner Meinung nach ist sogar eher das Gegenteil der Fall, denn das gesamte Szenario präsentiert sich mehr als nur authentisch und glaubwürdig, was in erster Linie der äusserst gut durchdachten Geschichte und insbesondere den fantastischen Darstellern zu verdanken ist, die sich hier in absolut brillantem Schauspiel gegenseitig übertreffen.

      Die hohe Qualität dieses Werkes macht sich allein schon durch den Aspekt bemerkbar, das Hochkaräter wie Lawrence Fishburne oder der sehr oft unterschätzte Kevin Bacon trotz erstklassiger Darstellungen vielmehr den Status einer notwendigen Randerscheinung einnehmen, was ganz eindeutig auf das herausragende Schauspiel der beiden eigentlichen Hauptfiguren hindeutet. Denn vollkommen zu Recht erhielten Tim Robbins und Sean Penn jeweils einen Oscar für ihre hier gezeigten Schauspielkünste, Wobei Robbins als bester Nebendarsteller und Penn als bester Hauptdarsteller geehrt wurden. Wenn man sich diesen Film in Ruhe anschaut und so richtig auf sich wirken lässt, dann kann man diese Entscheidung nur zu gut nachvollziehen. Allein schon Robbins in der Rolle des dave ist eine absolute Augenweide, verleiht er doch dem in seiner Kindheit missbrauchten Mann eine Präsenz, die einem richtiggehend unter die Haut kriecht. Man leidet förmlich mit dem Familienvater mit, der anscheinend noch nicht einmal seiner Frau von seinem schrecklichen Geheimnis erzählt hat, was in einem längeren Dialog der beiden im letzten Filmdrittel ziemlich stark zum Ausdruck kommt und auch zu einer fatalen Fehleinschätzung der Ehefrau führt, die daraufhin eine tragische Katastrophe auslöst. Übertroffen wird Robbins lediglich von einem alles überragenden Sean Penn, den ich persönlich noch nie brillanter wie in der Rolle eines verzweifelten Vaters gesehen habe, der den Tod seiner über alles geliebten Tochter gesehen habe. Die von ihm an den tag gelegte Performance kann man kaum in Worte fassen, denn man muss sie unbedingt selbst gesehen haben, um die Kraft und Authenzität zu spüren, die dem Zuschauer hier ganz automatisch eine Gänsehaut verpasst.

      Selten hat man wohl eine so eindrucksvolle Interpretation von Seelenschmerz gesehen, wie Penn sie bei der Entdeckung seiner toten Tochter an den Tag legt. Im Prinzip hat das mit einer hochemotionalen Darstellung recht wenig zu tun, entsteht bei einem selbst doch viel eher der Eindruck, das hier ein Mann wirklich die Erkenntnis trifft, das er das Liebste auf der Welt verloren hat und an dieser Tatsache zu zerbrechen droht. Im totalen Gegensatz dazu stehen dann immer wieder die Passagen, in denen er eher von Rache, Wut und Hass getrieben wird, denn erscheint er an diesen Stellen doch fast eiskalt und berechnend. Schaut man aber etwas unter die Oberfläche, dann merkt man äusserst schnell, das hinter der kalt erscheinenden Fassade so viel Scjerz steckt, so das es scheinbar nur eine Frage der Zeit ist, bis ein menschlicher Vulkan zum Ausbruch kommt. Das dies selbstverständlich zum Ende hin auch passiert, ist dann letztendlich nur eine logische Folge der Ereignisse die sich einem hier präsentieren, denn durch etliche Missvertständnisse und folgenschwere Fehleinschätzungen wird eine Tragödie ausgelöst, die letztendlich einfach nicht mehr aufzuhalten ist. Eastwood hat bei seiner Geschichte genau die richtige Mischung gefunden und obwohl die dramatischen Anteile gegenüber dem Thriller überwiegen, offenbart sich ein extrem spannendes Geschehen, das absolut erstklassig fotografiert ist und eine mehr als nur beklemmende Grundstimmung beinhaltet, die sich größtenteils wie eine zentnerschwere Last auf die Schultern des Betrachters legt und diesem in vielen Momenten fast die Luft zum atmen nimmt. Die hohe Emotionalität des Geschehens tut dabei ihr Übriges, um eine ungeheure Intensität zu entfalten, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann, selbst wenn man es wollte. Zu sehr taucht man in die Geschichte ein und erliegt der Faszination eines Filmes, den man nicht besser hätte umsetzen können.

      Die tragischen Ereignisse aus Vergangenheit und Gegenwart, die hier drei Männer eher unfreiwillig wieder zusammenbringen, lassen bei einem selbst einen dicken Kloß im Hals entstehen, den man auch über die gesamte Laufzeit nicht mehr los wird und der auch lange nach dem Ende des Filmes spürbar nachwirkt. Die besondere Tragik wird dabei durch eigene Familienangehörige ausgelöst, ist es doch zuletzt die Ehefrau von Dave (Marcia Gay Harden), die durch mangelndes Vertrauen eine Katastrophe auslöst, die durch nichts mehr aufzuhalten ist. Regisseur Clint Eastwood ist es ganz generell sehr gut gelungen, selbst den eher kleinen Nebenrollen in seiner Story extremes Gewicht zu verleihen, was man insbesondere am Ende durch die Preisgabe der wahren Täter zu spüren bekommt. Gleichzeitig hat er jedem einzelnen Charakter ein enormes Maß an Tiefe verliehen, so entsteht selbst bei den seltener im Vordergrund stehenden Figuren eine ungeheuer starke Identifikation und man wird das Gefühl nicht los, das man sämtliche Charaktere äusserst gut kennt. Im Prinzip wird man selbst ein Teil dieser Geschichte, die einen mit einer schier übermächtigen Kraft in einen tragischen Strudel der Geschehnisse zieht und dabei im tiefsten Inneren berührt. Dabei verspürt auch der Zuschauer selbst die ganze Gefühlspalette, die sich hier vor ihm aufbaut und und dabei einen Fawcetten-Reichtum an den Tag legt, der einen mit einer schon erschreckenden Wucht wie ein Schlag in die Magengrube trifft.

      Im Endeffekt ist "Mystic River" ein absolut brillantes Meisterwerk, das man nicht eben einmal im Vorrübergehen anschaut. Man muss sich auf die Geschichte wie auch auf die starken Emotionen einlassen, um die ganze Kraft eines Werkes zu spüren, das man ohne Übertreibung als genial bezeichnen kann. Eine sehr gut durchdachte Story, immens viel Spannung, eine äusserst beklemmende Atmosphäre un eine überirdisch gute Besetzung sind ein absoluter Garant für ein Filmereignis, das man nicht so schnell wieder aus seiner Erinnerung verdrängen kann.


      Fazit:


      War Clint Eastwood als Darsteller zumeist der schweigsame macho-und Einzelkämpfer, so ist er als regisseur eine absolute Klasse für sich und verwöhnt den Zuschauer mit äusserst eindrucksvollen Filmen. Emotionale Tiefe, erstklassig gezeichnete Charaktere und eine hervorragend durchdachte Geschichte sind jedenfalls die große Stärke von "Mystic River", der ein in allen Belangen perfektes Meisterwerk darstellt, an das man sich noch lange erinnern wird.


      10/10