Bedevilled - Zeit der Vergeltung

      Bedevilled - Zeit der Vergeltung






      Bedevilled - Zeit der Vergeltung
      (Kim Bok-nam sakinsageonui jeonmal)
      mit Yeong-hie Seo, Seong-won Ji, Min-ho Hwang, Min Je, Ji-eun-i Lee, Jeong-hak Park
      Regie: Chul-soo Yang
      Drehbuch: Kwang-young Choi
      Kamera: Gi-tae Kim
      Musik: Tae-seong Kim
      Keine Jugendfreigabe
      Südkorea / 2010

      Nur wenige Menschen leben auf der Insel Moodo. Eine davon ist Bok-nam, die von ihrem Mann und den restlichen Bewohnern wie ein Tier behandelt wird. Ihr ganzes Leben besteht nur aus Demütigungen und Misshandlungen, die sie nur dank der Liebe zu ihrer kleinen Tochter zu ertragen vermag. Als eines Tages Bok-nam's Jugendfreundin Hae-won aus Seoul zu Besuch kommt, da keimt in der geschundenen Frau wieder die Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch all ihr Flehen um Hilfe bleibt von der egoistischen Hae-won ungehört. Als Bok-nam auf eigene Faust versucht von der Insel zu fliehen, kommt dabei ihre Tochter ums Leben. Es ist der Beginn eines Strudels der Gewalt, dem sich niemand entziehen kann. Denn nichts wiegt so schwer, wie die eiskalte Wut einer Mutter.


      Asiatische Rache-Dramen sind in der Regel schon fast eine Garantie für anspruchsvolle und sehr intensive Filmkost und "Bedevilled" zeigt auf sehr beeindruckende Art und Weise, das sich diese Behauptung wieder einmal bewahrheitet. Nun gibt es sicherlich genügend Filme, in der die Rache einer Mutter themarisiert wird, jedoch kann ich mich kaum an eine erinnern, der man ihre Rache so sehr gönnt wie Bok-nam, der Hauptfigur in dieser aufwühlenden Geschichte. Zu Beginn des Filmes wird der Zuschauer allerdings erst einmal mit dem Charakter von Hae-won konfrontiert, einer egoistischen jungen Frau aus Seoul, die gleichzeitig die beste Freundin von Bok-wan ist und eine nicht unbedeutende Rolle in dieser Story einnehmen soll. So erfährt man innerhalb kürzester Zeit, das Hae-won absolut ich-bezogen durchs Leben geht und sich eigentlich gar nicht um das Schicksal anderer Menschen schert. Dieser Aspekt wird insbesondere im zweiten Teil des Geschehens extrem wichtig, dient er doch mit als Auslöser für die Geschehnisse, die sich auf der einsamen kleinen Insel Moodo abspielen. Regisseur Chui-soo Yang setzt in seinem Film gerade am Anfang auf eine eher beschauliche und ruhige Erzählweise die erst mit der Zeit etwas temporeicher gestaltet wird, dabei aber zu keiner Zeit eine einschläfernde Wirkung auf den Zuschauer ausübt. Zu gut ist der dramaturgische Spannungsaufbau der Story, in der man prinzipiell von der ersten Minute an spürt, das sich etwas sehr Unheilvolles aufbaut, was man zu Beginn aber noch nicht richtig greifen kann. Dieser Zustand ändert sich allerdings schlagartig in dem Moment, als Hae-won ihre Jugenfreundin auf der abgelegenen Insel besucht, denn ziemlich schnell wird klar, unter welchen Umständen diese dort leben muss.

      Scheint sie doch für die wenigen Bewohner der Insel viel eher eine Art Nutztier als ein Mensch zu sein, menschlicher Respekt wird ihr erst gar nicht entgegengebracht. Das Schlimmste jedoch ist ihr Verhältnis zum eigenen Ehemann und dessen Bruder, von denen sie die größten Demütigungen erfahren muss, die man sich nur vorstellen kann. Immer stärker schiebt sich die pure Menschenverachtung in den Vordergrund und man kann sich nur schwerlich vorstellen, wie ein Mensch sich so dermaßen erniedrigen lassen kann. Schläge, Tritte gegen den Kopf und ständige Vergewaltigungen stehen auf der Tagesordnung, doch Bok-wan lässt das alles über sich ergehen, da sie niemals an sich, sondern immer nur an ihre kleine Tochter denkt. Nachdem der Verdacht aufkommt, das diese von ihrem brutalen Stiefvater sexuell missbraucht wird, will die Mutter mit ihrem Kind aufs Festland flüchten und löst damit eine Katastrophe aus. Ihr Mann bemerkt nämlich den Fluchtversuch und im darauffolgendem Handgemenge wird die Tochter getötet. War "Bedevilled" bis zu diesem Zeitpunkt schon ein äusserst intensives und aufwühlendes Filmerlebnis, so steigert sich die Intensität des Filmes jetzt fast ins Unermessliche, zumal die psychische Härte nun auch noch mit blutigen und brutalen passagen angereichert wird. Es beginnt ein gnadenloser Rachefeldzug einer jungen Mutter, den man vom menschlichen Standpunkt gesehen nur zu gut nachvollziehen kann, hat sich doch in einem selbst mit der Zeit soviel Wut und Agression aufgebaut, das man die Rache am liebsten selbst vollziehen möchte.

      Und so begleitet man die junge Mutter nur zu gern bei ihren nun folgenden Taten, die einerseits vollkommen ruhig und beinahe sachlich erscheinen, andererseits aber die ganze Wut und Verzweiflung ausdrücken, die sich im Laufe der Zeit in ihr angestaut haben. Aus der einst so ruhigen Frau, die sämtliche Demütigungen über sich ergehen ließ, wird eine unkontrollierbare Mordmaschine, die durch nichts aufzuhalten ist und hier nicht nur Rache für den Tod ihrer Tochter nimmt, der ihr von den Insel-Bewohnern auch noch fälschlicherweise in die Schuhe geschoben wurde. Es ist die aufgestaute Wut von etlichen Jahren der Erniedrigung, die hier wie eine Explosion aus ihr herauskommt und darstellerisch absolut brillant und authentisch in Szene gesetzt wird. Doch nicht nur die Hauptdarstellerin, sondern die gesamte Darsteller-Riege agiert hier sehr beeindruckend. Das dargebrachte Schauspiel ist dabei streckenweise schon fast erschreckend realistisch, so das größtenteil gar nicht der Eindruck eines Spielfilmes entsteht, vielmehr überkommt einen das Gefühl, sich in einer wahren Begebenheit zu befinden, die sich in diesem Moment vor einem abspielt. "Bedevilled" trifft einen mit der Wucht eines Keulenschlages mitten in die Eingeweide und hinterlässt vor allem aufgrund seines tragischen Endes einen sehr bitteren Beigeschmack, der auch noch eine lange Zeit vorhält. Es ist verdammt schwer, die Geschehnisse so richtig sacken zu lassen, wühlt einen die Story doch spürbar auf und löst dabei ein hohes Maß an Wut aus, die man fast körperlich spüren kann. Man möchte hilfreich eingreifen und der jungen Mutter zur Seite stehen, muss aber tatenlos zusehen, wie sie einem Vulkanausbruch ähnlich einen Rachefeldzug beginnt, der auch vor ihrer besten Freundin keinen Halt macht. Denn auch Hae-won war Zeugin beim Tod der kleinen Tochter, doch wie schon in der Anfangsphase des Filmes glänzte sie wieder einmal durch Gleichgültigkeit gegenüber ihren Mitmenschen und war so mitverantwortlich, das die Schuldigen nicht bestraft wurden.

      Letztendlich handelt es sich hier um einen Film, der an Intensität kaum zu überbieten ist und den Zuschauer noch lange nach dessen Ende sehr nachdenklich zurücklässt. Immer wieder stellt man sich dabei die Frage, wie viele Demütigungen und Erniedrigungen ein Mensch über sich ergehen lassen kann und nicht daran zerbricht. "Bedevilled" stellt allerdings nicht nur diesen Aspekt in den Vordergrund, sondern prangert auch den menschlichen Egoismus an, der viele dazu bewegt, sich immer nur um sich selbst zu kümmern und ansonsten lieber wegzuschauen, um nicht selbst in Schwierigkeiten zu kommen. So beinhaltet der Film also auch eine äusserst sozialkritische Note, die dem Gesamtwerk sehr gut zu Gesicht steht. Insgesamt gesehen kann man wirklich von einem perfekten Film sprechen, der in wuchtigen Bildern eine Geschichte erzählt, die einem merklich unter die Haut geht und ihre Spuren hinterlässt. Dramaturgisch erstklassig in Szene gesetzt entfacht der Plot dabei einen Härtegrad, der nicht nur in psychischer Hinsicht zu spüren ist. Ein herausragendes Darsteller-Ensemble tut sein Übriges, um dieses herausragende Werk zu einem echten Erlebnis zu machen, von dem man sich nach seiner Sichtung erst einmal erholen muss.


      Fazit:


      Es gibt etliche asiatische Dramen, die beim Zuschauer einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlassen, doch "Bedevilled" ragt aus dieser gruppe noch einmal heraus. Hart, kompromisslos und extrem aufwühlend wird die Geschichte einer Mutter erzählt, die kaum grausamer hätte ausfallen können. Authentisches Schauspiel und ein immens hoher Härtegrad sorgen für ein intensives Filmerlebnis, das man bedenkenlos weiterempfehlen kann. Man sollte allerdings von Beginn an wissen, das es sich hier um keine seichte Unterhaltung handelt, sondern um eine Geschichte, die sich regelrecht im Kopf des Zuschauers festfrisst und auch noch lange Zeit nachwirkt.


      Die DVD:

      Vertrieb: Splendid
      Sprache / Ton: Deutsch / Koreanisch DD 5.1
      Untertitel: Deutsch
      Bild: 2,35:1 (16:9)
      Laufzeit: 112 Minuten
      Extras: Trailer, Trailershow, Exklusives Booklet