Im Angesicht des Verbrechens

      Im Angesicht des Verbrechens






      Im Angesicht des Verbrechens
      (Im Angesicht des Verbrechens)
      mit Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Misel Maticevic, Marie Bäumer, Alina Levshin, Mark Ivanir, Arved Birnbaum, Georgii Povolotskyi, Katja Nesytowa, Uwe Preuss, Yevgeni Sitokhin, Marko Mandic, Anton Lewit, Bernd Stegemann
      Regie: Dominik Graf
      Drehbuch: Rolf Basedow
      Kamera: Michael Wiesweg
      Musik: Sven Rossenbach / Florian van Folxem
      FSK 16
      Deutschland / 2010

      In Berlin herrscht Krieg. Banden der Russenmafia liefern sich in Berlins Unterwelt einen Kampf um die Vorherrschaft im Menschen- und illegalen Zigarettenhandel. Die beiden jungen Polizisten Sven Lottner (Ronald Zehrfeld) und Marek Gorsky (Max Riemelt) wollen die Drahtzieher hinter Gitter bringen. Doch Marek, Sohn baltisch-jüdischer Einwanderer, steht bald zwischen den Fronten. Sein Bruder ist vor Jahren von der Russenmafia ermordert worden, seine Schwester Stella (Marie Bäumer) mit einem Mafiaboss (Misel Maticevic) verheiratet.


      Insbesondere auf dem Spannungssektor herrscht bei uns in Deutschland schon seit etlichen Jahren ein riesiges Defizit und auch die Krimis sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Umso erfreulicher ist deshalb die Tatsache, das mit "Im Angesicht des Verbrechens" endlich einmal wieder eine wirklich spannende und erstklassig inszenierte Krimi-Serie erschienen ist, deren Sichtung man nur dringendst empfehlen kann. In 10 Episoden mit jeweils circa 50 Minuten Spielzeit hat Regisseur Dominik Graf dabei ein authentisches Szenario geschaffen, das dem Zuschauer einen tiefen Einblick in den Bandenkrieg der Berliner Russenmafia gewährt, in dem es um die Vorherrschaft in der Hauptstadt geht. Besonders gut hat mir der Aspekt gefallen, das Graf hier nicht in blinden Aktionismus verfällt und ein actionüberladenes Geschehen in Szene gesetzt hat, sondern dem Betrachter eine glaubwürdige Geschichte präsentiert, die auch Platz für Emotionen und menschliche Schicksale bietet.

      Im Focus steht das Polizisten-Duo Marek Gorsky und Sven Lottner, deren eigentlicher Traum es ist, irgendwann beim LKA zu arbeiten. Dieser Traum erfüllt sich dann auch schneller als vermutet, ist allerdings auch mit einigen Problemen behaftet. Ermitteln die beiden doch gegen die Russenmafia und versuchen dabei, hinter die weitverzweigten Strukturen dieser kriminellen Organisation zu schauen, was insbesondere durch Mareks familiäre Herkunft zusehends erschwert wird. Nicht nur das er baltisch-jüdische Wurzeln hat, auch die Tatsache, das seine Schwester mit einem der Bosse der Russenmafia verheiratet ist, erschwert die Ermittlungen ungemein, da er in den reihen der Russen als Verräter gilt, denn Polizisten sind dort nicht gern gesehen. Zudem will Marek auch endlich den Mörder finden, der 10 Jahre zuvor seinen Bruder Grisha erschossen hat. Und so entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit ein absolut vielschichtiges und abwechslungsreiches Geschehen, das sehr temporeich und jederzeit spannend in Szene gesetzt wurde. Man wird mit etlichen für die Geschichte wichtigen Charakteren konfrontiert, die auch größtenteils eine tiefergehende Beleuchtung erfahren, so das man zu den meisten auch eine Art Beziehung aufbauen kann. Dabei filtern sich äusserst schnell gewisse Symphatieträger heraus, ebenso entpuppen sich recht schnell einige Fieslinge, denen man von Beginn an nicht so richtig aufs Fell schauen kann. Doch ganz egal, welche Figuren einem mehr zusagen und welche nicht, alle werden von erstklassigen Darstellern interpretiert, deren exzellentes Schauspiel nicht unwesentlich zum authentischen Eindruck der Serie beitragen.

      Man kann sich äusserst gut vorstellen, das die hier gezeigten Ereignisse sich auch in der Realität recht ähnlich abspielen könnten und wie schwer es für die Ermittlungsbehörden sein muss, einen richtigen Einblick in die vorherrschenden Strukturen zu erlangen, um so die Hintermänner überführen zu koönnen. Die Beweispflicht ist schwerlich beizubringen, die Hintermänner so gut wie unantastbar und selbst die Handlanger der Russenmafia sind kaum zu greifen, da alles scheinbar perfekt durchorganisiert ist, so das die Polizei trotz ihrer Abhörmethoden nichts erfährt, was ihr wirklich weiterhelfen könnte. Zudem gibt es auch hier Intrigen, Korruption und Verrat, was die Ermittlungsarbeiten noch zusehends erschwert. Diese ganzen Dinge sind absolut glaubwürdig in die Geschichte placiert worden, so das nicht selten der Eindruck beim Zuschauer entsteht, es hier mit einer Reality-Doku zu tun zu haben, was ganz eindeutig für die realistische Umsetzung des Ganzen spricht und dieser tollen Serie ein hohes Maß an Klasse verleiht, wie man es in den letzten Jahren kaum in einer deutschen Produktion gesehen hat. Das kommt auch durch die vielen kleineren Nebenerzählstränge zum Ausdruck, die einzelne Schicksale wie das der beiden ukrainischen Mädchen Jelena und Swetlana, oder auch die Beziehung zwischen Marek und seiner Schwester Stella behandeln. In diesen Nebenschauplätzen wird praktisch die gesamte Gefühlspalette bedient, von Liebe, Hoffnung, Angst und Wut ist alles vertreten, was man sich nur vorstellen kann.

      Insbesondere diese Vielfältigkeit ist es, die "Im Angesicht des Verbrechens" so absolut sehenswert macht und diese Serie auch erheblich von anderen abhebt. Dominik Graf ist es ganz einfach gelungen, eine ganz besondere Mischung zu finden, die den Zuschauer fast zwangsläufig in ihren Bann zieht und sich jederzeit seiner ungeteilten Aufmerksamkeit erfreuen kann. Ohne es zu merken, erliegt man der vom Geschehen ausgehenden Faszination und fiebert richtiggehend mit. Nun mag es auch sicherlich wieder genügend Leute geben, die eventuell den nicht gerade übermäßig vorhandenen Action-Anteil bemängeln werden, doch ist das meiner Meinung nach vollkommen unberechtigt. Hier steht ganz eindeutig die Geschichte im Vordergrund, die in ihrer höchst realistischen Umsetzung an Spannung und Intensität schwerlich zu überbieten ist. Zudem gibt es ja auch Action-Passagen, nur wurde auf ein action-überladenes Szenario verzichtet, denn dieses hätte das gewonnene Gesamtbild doch erheblich getrübt und hätte der Serie viel von ihrer Stärke genommen.


      Fazit:


      "Im Angesicht des Verbrechens" ist endlich einmal wieder ein Beitrag im deutschen Spannung-Sektor, den man sich unbedingt anschauen sollte. Das beste Beispiel dafür, das auch bei uns immer noch Einiges möglich ist, wenn es darum geht dem Zuschauer spannede und interessante Krimi-Kost zu bieten. Sehr gute Schauspieler, die der Serie durch ihre überzeugenden leistungen ihren Stempel aufdrücken und eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Minute äusserst spannend ist, sorgen für ein auch nachhaltig beeindruckendes Sehvergnügen, das nicht umsonst schon preisgekrönt daherkommt.


      Die DVD:

      Vertrieb: Ascot Elite
      Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0 Stereo / Französisch DD 2.0 Stereo
      Untertitel: Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch
      Bild: 1,78:1 (16:9)
      Laufzeit: 488 Minuten
      Extras: Making Of, Trailershow