Straw Dogs - wer Gewalt sät...

      Straw Dogs - wer Gewalt sät...



      Origninaltitel: Straw Dogs
      Land / Jahr: USA/1971
      Regie: Sam Peckinpah
      Laufzeit: 108 Minuten
      Genre: Thriller
      FSK: ab 16 Jahren


      Der amerikanische Mathematiker David Sumner und seine attraktive Frau Amy ziehen in ein friedliches englisches Dorf. Dort will David in Ruhe eine wissenschaftliche Arbeit beenden.
      Bald schon belästigen die Einheimischen den zurückhaltenden Intellektuellen und werfen seiner Frau lüsterne Blicke zu. Doch die Situation eskaliert noch weiter...



      Als ich mir diesen Film gekauft habe, wusste ich eigentlich kaum etwas darüber, die 9,99€ für das schöne Digipack mit 2 DVDs und massig Extras haben sich aber gelohnt !

      Was einem mit dieser Perle der 70er geboten wird ist mehr als nur Kurzweilige und Spannende Unterhaltung, die nicht zuletzt daher kommt das wirklich jeder Charakter in diesem Film unberechenbar wirkt,
      es ist ein Film, der einen wirklich dazu anregt über Gewalt zu Philosophieren und ich denke, das war auch sein Ziel.
      Der Film zeigt auf wie Gewalt entsteht, wie aus wenig Gewalt eine ganze Menge wird und wie zu guter Letzt selbst der nette, Intellektuelle von neben an zur Bärenfalle über dem Kamin greift.


      Eine absolute Kaufempfehlung von mir, denn das eben erwähnte Digipack ist tatsächlich sehr günstig zu haben :)

      von mir: 8,5/10
      "Ich würde mein Leben geben um tot zu sein... - Dellamorte Dellamore"





      Straw Dogs - Wer Gewalt sät
      (Straw Dogs)
      mit Dustin Hoffman, Susan George, Peter Vaughan, T.P McKenna, Del Henney, Jim Norton, Donald Webster, Ken Hutchison, Len Jones, Sally Thomsett, Robert Keegan, Peter Ame, Cherina Schaer, Colin Welland
      Regie: Sam Peckinpah
      Drehbuch: David Zelag Goodman / Sam Peckinpah
      Kamera: John Coquillon
      Musik: Jerry Fielding
      FSK 16
      Großbritannien / USA / 1971

      David ist Mathematiker. Ein kühler Kopf. Aber damit hat er nicht gerechnet: In dem idyllischen Dorf, in dem er Ruhe und Frieden suchte, wird seine Familie zum Opfer von Terror und Haß. Die Bewohner demütigen ihn Tag für Tag. Seine Frau wird vergewaltigt. Als David einen geisteskranken Mörder vor der Lynchjustiz retten will, rottet sich der blutgierige Mob vor seinem Haus zusammen. Die Wut der Verzweiflung treibt den nüchternen Rechner in einen Blutrausch


      Aufgrund der knappen Inhaltsangabe könnte man sehr schnell auf den Gedanken kommen, das Sam Peckinpah's Meisterwerk "Straw Dogs" ein stinknormaler Rape and Revenge Film ist, der sein Hauptaugenmerk weniger auf eine inhaltsvolle Geschichte, sondern vielmehr auf einen hoch angesiedelten Härtegrad legt. Mit sämtlichen dieser Vermutungen liegt man jedoch ziemlich daneben, offenbart sich doch eine Gesellschafts-Studie, die man wohl kaum besser hätte in Szene setzen können. Der für seine unangenehm berührenden Filme bekannte Regisseur legt dabei sehr viel Wert auf eine eher ruhige Erzähl-Struktur und vermittelt dem Zuschauer dabei einen teils beschaulichen Eindruck, spielt die Geschichte doch in einem kleinen Dorf in England das fast schon jenseits der modernen Zivilisation angesiedelt ist. Hier scheint die Welt noch in Ordnung, doch dieser Eindruck trügt ganz gewaltig. Denn obwohl in der ersten Stunde eigentlich nicht wirklich etwas Wesentliches passiert, hat Peckinpah seinem Werk von der ersten Minute an eine sehr beklemmende Grundstimmung verpasst, die sich hauptsächlich in Kleinigkeiten zu erkennen gibt. Schon in der Eröffnungs-Passage wird ziemlich offensichtlich, das zwischen einigen Männern des Dorfes und David's Frau Amy ein angespanntes Verhältnis besteht, das eindeutig in einer gemeinsamen Vergangenheit begründet liegt. Es entsteht sofort eine knisternde Spannung und dem Zuschauer ist auf der Stelle klar, das dem Ganzen eine ungeheure Aggression beiwohnt, die im Laufe der Zeit immer stärker zum Ausdruck kommen soll. Zwar sind in diesem Moment die wirklichen Ausmaße noch nicht zu erkennen, doch von Beginn hängt den Geschehnissen etwas sehr Unheilvolles und Bedrohliches bei, das man zunächst noch nicht richtig greifen kann.

      Es ist insbesondere der wohl dosierte Spannungsaufbau der einem hier sichtlich zu schaffen macht, denn Peckinpah lässt die Aggressionen und die Gewaltspirale lange Zeit eher unterschwellig köcheln, um dann im letzten Drittel des Filmes eine Eskalation in Szene zu setzen, die einen mit der Wucht eines Keulenschlages in die Eingeweide trifft. Und obwohl man im Prinzip die ganze Zeit über auf eine Explosion der aufgestauten Gefühle wartet, ist die eskalierende Gewalt letztendlich so roh und brutal, das man eine geraume Zeit braucht, um das Gesehene so richtig zu verdauen. An dieser Stelle sollte man dann auch Hauptdarsteller Dustin Hoffman erwähnen, dessen Performance als ruhiger und nüchterner Mathematiker eine einzige Augenweide ist. Denn vor allem seine charakterliche Veränderung zum Ende hin ist geradezu schockierend, verwandelt sich der junge und sehr besonnene Mann in eine reißende Bestie, die in einen regelrechten Blutrausch gerät. Hier liegt wirklich ein außerordentlich gutes Beispiel für herausragendes Schauspiel vor, das man ja von Hoffman eigentlich aus allen seinen Filmen her kennt. Erschreckend für den Betrachter ist dabei die wie vollkommen normal erscheinende Berechenbarkeit, mit der er sich seiner Gegner erledigt. Selbst in einer schier aussichtslosen Situation bleibt die Hauptfigur immer kühl und geht bei seinen Handlungen mit einer fast schon mathematischen Nüchternheit an die Sache heran und schafft es dabei auch noch absolut authentisch und glaubhaft zu erscheinen.

      Was mich an diesem Film am meisten fasziniert hat ist der Aspekt, das hier keineswegs ein gnadenloser Rachefeldzug für die Vergewaltigung an seiner Frau vorliegt, was man aufgrund der Inhaltsangabe durchaus vermuten könnte. An dieser Stelle haben die Macher nämlich einen Neben-Erzählstrang eingebaut, der das ganze in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. David weiß überhaupt nichts von den Geschehnissen, die seiner Angetrauten widerfahren sind, sondern versucht ganz einfach, einen Fremden vor dem wütenden Mob zu retten. An dieser Stelle wird es meiner Meinung nach schon ziemlich makaber, denn erstens handelt es sich um einen Mörder und zweitens bestraft David unwissend die Peiniger seiner Frau, die aber auch ihn schon die ganze Zeit über mit Kleinigkeiten gedemütigt hatten. Dabei rückt auch der Aspekt scheinbarer Feigheit in den Vordergrund, denn Amy hatte ihren Mann schon viel früher darum gebeten, etwas gegen die Männer zu unternehmen, die ihr teils schwer beschädigtes Anwesen renoviert haben. Seine nüchterne und zurückhaltende Art im Bezug auf diesen Wunsch erscheint dem Zuschauer wirklich phasenweise wie die pure Feigheit, weshalb auch die zum Ende hin auftretende Charakter-Änderung umso intensiver auf einen einwirkt. Sam Peckinpah hat vor allem diese Gegensätze absolut hervorragend ins Bild gesetzt, was es einem auch streckenweise sehr schwer macht, das Gesehene überhaupt zu ertragen. So wird man nicht nur einmal an die eigenen Grenzen geführt und hat auch des Öfteren mit den eigenen moralischen Werten zu kämpfen. Hinzu kommt auch noch die schier brachiale Gewalt die im letzten Drittel zum Vorschein kommt, denn ist man zuvor lediglich mit der Zuspitzung der immer dichter werdenden Atmosphäre konfrontiert worden, so ist es von einer Minute zur anderen vorbei mit unterschwellig aufkeimender Gewalt. Die bis hierhin köchelnden und aufgestauten Emotionen erfahren eine Eskalation von Brutalität und Gewalt, die einen förmlich aus dem Sessel haut. Dabei sind es gar nicht einmal literweise Blut und etliche explizite Gewaltdarstellungen, sondern vielmehr die Summe aus allem zusammen, die den Betrachter hier das Fürchten lehren. Und obwohl man sich selbst die ganze Laufzeit über innerlich auf einen spektakulären Showdown vorbereiten wollte, trifft einen das Szenario fast unvorbereitet. Man kann noch so sehr auf diverse Dinge eingestellt sein, doch wenn sie dann wirklich mit einer solch ungeheuren Wucht auf einen einschlagen, ist das etwas vollkommen anderes.

      Zu meiner absoluten Schande muss ich eingestehen, das mir dieses Meisterwerk bisher vollkommen unbekannt war. Die nun erfolgte erste Sichtung ist jedoch als eines der intensivsten und härtesten Film-Erlebnisse zu bezeichnen, die mir je vergönnt waren. Und selbst nach nunmehr über 40 Jahren hat dieses Werk anscheinend gar nichts von seiner brutalen Faszination verloren, denn streckenweise sitzt man wirklich mit geöffnetem Mund vor dem heimischen Bildschirm und kann kaum glauben, was man dort gerade gesehen hat. "Straw Dogs" ist ein in allen Belangen absolut zeitloser Klassiker, der einem so richtig unter die Haut geht und zudem einen extrem nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Grandiose Darsteller und ein alles überragender Dustin Hoffman sind allein schon ein Grund, sich diesen außergewöhnlich beeindruckenden Film anzuschauen. Doch auch ansonsten eröffnet sich ein Gesamt-Paket, das rundum stimmig daher kommt.


      Fazit:


      Auch in der heutigen Zeit kann man "Straw Dogs" immer noch als hartes und brutales Meisterwerk bezeichnen. Spielt sich in der ersten Stunde noch Vieles im Kopf des Betrachters ab, so bekommt man danach Geschehnisse präsentiert, die brachial und absolut kompromisslos in Szene gesetzt wurden. Ich bin jetzt schon auf die Sichtung des kürzlich erschienenen Remakes gespannt, das es jedoch extrem schwer haben dürfte, an das Original heranzukommen.


      10/10