Da waren´s nur noch neun

      Da waren´s nur noch neun

      DA WAREN´S NUR NOCH NEUN
      (Ten little Indians)
      Großbritannien 1965
      Regie: George Pollock
      LZ: 86 Minuten
      Freigabe: FSK 16

      INHALT:
      Sieben Männer und drei Frauen erhalten eine mysteriöse Einladung auf ein Schweizer Schloss, das isoliert in den Bergen liegt. Kurz nach ihrer Ankunft gibt es den ersten Toten. Denn es stellt sich heraus, dass jeder der zehn Menschen in der Vergangenheit einmal ungesühnt getötet hat und nun will ihr unbekannter Gastgeber die Verbrecher richten. Und dies tut er, indem er sie nach einem alten Kinderlied ermordet… -

      REVIEW:
      Die Romanvorlage stammt von der 1976 verstorbenen Krimikönigin Agatha Christie und hieß auf Deutsch einst Zehn kleine Negerlein. Aus Gründen der Political Correctness hat man den Titel aber mittlerweile auf Und dann gab es keines mehr geändert. Das gleiche übrigens geschah auch im englischsprachigen Raum (Ten little niggers, dann Ten little indians und jetzt And then there were none).

      Unter AND THEN THERE WERE NONE wurde die Geschichte 1945 zum ersten (und wohl besten) Mal verfilmt. DA WAREN´S NUR NOCH NEUN (aka GEHEIMNIS IM BLAUEN SCHLOSS) ist ein Remake dieses Klassikers. Er stammt aus der Produktion von Harry Alan Towers, der auch die FU MAN CHU-Reihe mit Christopher Lee und eine Handvoll Jess Franco-Streifen finanziert hat.

      Mit Shirley Eaton (die Goldene aus GOLDFINGER), Mario Adorf (genial in MILANO KALIBER 9, hier leider etwas deplaziert), dem alten, verdienten Genrefuchs Dennis Price und Dahlia Lavi (DER DÄMON UND DIE JUNGFRAU) ist der Streifen auch recht prominent besetzt und mit George Pollock (der die berühmten Miss Marple-Streifen mit Margaret Rutherford inszeniert hat) sitzt ein alter Agatha Christie-Profi auf dem Regiestuhl.

      Natürlich ist der Film unterhaltsam und spannend; schließlich hat der einst von Agatha Christie ersonnene Plot quasi das Einmaleins des Slasherfilms eingeführt, indem sie dort den alten Ab-zählreim der 10 kleinen Negerlein als Grundlage für einen simplen, aber genialen Body Count genommen hat. In Kombination mit einer klassischen Whodunit-Situation verspricht eine solche Geschichte natürlich Spannung von Hause aus.

      Im Roman ist das Ganze zudem mit einem cleveren und bösartigen Ende verdelt. Letzteres sucht man in der Verfilmung leider vergebens. Ich will nicht näher darauf eingehen, weil dies zu fetten Spoilern führen würde, aber soviel sei gesagt: Kenner des Christie-Schluss werden das Ende von DA WAREN´S NUR NOCH NEUN nicht nur als Enttäuschung, sondern als Affront auffassen. In seinen letzten Minuten lässt das ansonsten routiniert und unterhaltsame S/W-Mörderstück die meisten Federn. DA WAREN´S NUR NOCH NEUN besitzt zwar zweifelsohne nette, alte Grusel(-krimi)atmosphäre, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass in Sachen Stimmung (wie übrigens auch bei den Morden) nicht das Optimum herausgeholt worden ist.

      Anyway, DA WAREN´S NUR NOCH NEUN ist leichenreiche und sehenswerte Whodunitunterhaltung aus alten Schwarz/Weiß-Tagen., Verärgert aber mit einem Ende, welches bestimmt nicht im Sinne der Erfinderin war.

      6,5 / 10
      Lesbos - Land of hot and languorous nights