Hellsangel333 - Erlösung

      Hellsangel333 - Erlösung

      Erlösung

      Schon seit Jahren warte ich auf diesen einen Moment. Immer wieder habe ich sie gesehen, wie sie alles kaputt macht. Wie sie gewissenlos alle verletzt, die sie lieben und sich Sorgen um sie machen. Sie ist ein Biest. Wenn ich nur daran denke, wie sie selbst immer wieder im Selbstmitleid ertrinkt, weil sie angeblich keiner liebt. Verfluchte Scheiße, merkt sie gar nicht, dass sie totalen Scheiß labert? Es gibt so viele, die sie lieben und die alles für sie tun würden.

      Wie es mich quält, dass sie jede Nacht neben dem Mann einschläft, den ich liebe und unbewusst alles dafür tut, um ihn los zu werden. Sie liebt ihn nicht, sie bleibt nur bei ihm, weil sie mir nicht gönnt mit ihm glücklich zu werden.

      Sie hat Erfolg im Leben, schafft ihre Ziele mit Leichtigkeit. Und trotzdem ist sie nie zufrieden, will mehr Anerkennung. Und was ist mit mir? Eigentlich müsste ich den Ruhm bekommen, mit dem sie überschüttet wird. Ich war es schließlich, die sie zu dem gemacht hat, was sie ist. Aber heute werde ich mir holen, was mir zusteht.

      Langsam gehe ich in die Küche. Ich weiß, dass sie mir nicht weglaufen wird, ich kann mir also Zeit lassen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, aber ich weiß, dass ich diesmal den Mut haben werde es zu tun. Zu oft hat sie mich verletzt, jetzt muss sie daran glauben. Ich öffne die Schublade und bewundere das große scharfe Fleischermesser, dass ich erst vor ein paar Tagen gekauft habe. Wie schön sich das Licht doch in seiner Klinge bricht. Ich denke einen Augenblick daran, wie es sein wird sie zu töten und ich spüre dieses drängende Verlangen in mir, Blut an der Klinge zu sehen. Alles in mir schreit danach, es endlich zu tun.

      Der kalte Stahl des Messers brennt sich förmlich in meine Haut, während ich zu ihrem Schlafzimmer laufe. Ich werde eins mit ihm, eine metallische Verlängerung meines Arms. Angefüllt mit dem Hass, den ich für diese Frau empfinde. Als ich in der Tür stehe, kann ich sehen wie sie auf dem Bett kauert. Die Verzweiflung in ihren Augen droht mich fast schwach zu machen. Am liebsten würde ich mich neben sie setzen, sie in den Arm nehmen und trösten. Ihr sagen, dass das Leben gar nicht so schlimm ist, wie sie es sich immer ausmalt, doch sie würde mir eh nicht glauben. Sie schwelgt in ihrer eigenen Schwäche und deshalb werde ich diesmal stark sein. Sie hat sich genug selbst bedauert. Jetzt werde ich sie erlösen.
      Fasziniert sehe ich zu, wie ein Träne ihre Wange herab läuft und sich an ihrem Mundwinkel verfängt. Ob sie weiß was für einen sinnlichen Mund sie hat? Ich glaube sie weiß es und setzt ihn gezielt ein, wenn sie ihre perfiden Pläne durchführen will. Aber wie verletzlich er sie jetzt wirken lässt, wo sie völlig aufgelöst auf ihrem Bett sitzt und weint.

      Ich setze mich neben sie, schaue ihr bei ihrem Leid zu, doch ich traue mich nicht sie anzufassen. Sie nimmt mich nicht einmal wahr. Am liebsten würde ich sie anbrüllen und ihr sagen, dass ihre Schmerzen hausgemacht sind. Dass sie sich alles selbst kaputt macht und dass es eigentlich keinen Grund gibt, so zu heulen. Sie sollte eigentlich glücklich sein!

      Wieder einmal wird mir das Messer in meiner Hand bewusst. Es schreit nach ihrem Blut. Bisher habe ich mich nie überwinden können, ihr das anzutun, was sie verdient. Ihre Tränen haben mich immer weich gemacht. Ich hatte Mitleid mit ihr. Doch heute bleibe ich stark. Heute mache ich sie fertig.
      Vorsichtig nehme ich ihre Hand, schaue mir das Gelenk an und folge dem Verlauf ihrer Adern mit meinen Blicken. Wie zierlich sie doch aussehen. Wieder einmal muss ich mich zusammenreißen um sie nicht einfach in den Arm zu nehmen um mit zu heulen. Doch diesmal bin ich stark. Ruhig hebe ich das Messer und setze seine Klinge an ihren Arm. Sie hebt ihren Kopf und sieht mir genau in die Augen, doch sie wehrt sich nicht. Ihr Blick scheint mich nur zu fragen ob es wirklich das ist, was ich will. Und ich kann diese Frage nur mit Ja beantworten. Ja, ich will dass sie stirbt. Sie hat es verdient. Und ich glaube sie wird mir auch verzeihen, dass ich ihren Lebensfaden schon jetzt durchtrenne. Sie spürt selbst, dass es so am Besten ist.

      Mit wehmütigen Stichen in meinem Herzen gebe ich Druck auf die Klinge. Ohne Schwierigkeiten gleitet es durch ihre Haut. Langsam ziehe ich es durch ihre Adern, sehe zu wie das Blut sich pulsierend seinen Weg in die Freiheit bahnt.

      Ich habe quer geschnitten, auch wenn ich weiß dass es längs besser wäre. Wer sich längs die Pulsadern aufschneidet, ist unrettbar verloren. Schneidet man quer, besteht noch die Chance, dass man rechtzeitig gefunden und gerettet werden kann. Aber niemand wird sie finden und sie selbst wird auch keinen Versuch unternehmen sich zu retten.
      Fasziniert starren wir beide auf die klaffende Wunde in ihrem Arm. Ich weiß, was ich gerade getan habe. Ich habe ihr Todesurteil unterzeichnet. Ich merke wie mein Hass schwächer wird und wie das Messer aus meiner Hand gleitet. Mit einem lauten klirrenden Geräusch fällt es zu Boden. Ich würde sie jetzt gerne in den Arm nehmen und trösten. Ihr sagen, dass gleich alles vorbei ist. Doch ich bleibe nur sitzen und schaue zu, wie der rote Lebenssaft verrinnt.

      Ich merke, wie wir beide wieder eins werden. Sie ist ich und ich bin sie. Wir waren nie getrennt voneinander, waren schon immer ein und die Selbe Person. Wie kam es nur, dass ich mich selbst so sehr gehasst habe? Dass ich meine eigenen Taten verabscheut habe? Dass ich mich selbst richten konnte, als wäre ich jemand anders gewesen? Jetzt ist es eigentlich schon zu spät, diese Fragen zu stellen. Ich habe mich selbst verletzt, werde an meinem Hass auf mich selbst zugrunde gehen. Und doch fühlt es sich nicht verkehrt an, wie meine Kraft langsam entschwindet. Wenn nur das viele Blut nicht wäre, das sich jetzt auf meinem Bett ergießt. Ich spüre einen Stich in meinem Herzen, denn ich weiß, wie sehr ich den Menschen, die ich liebe, weh tue mit meinem Tod. Doch es wird endlich Zeit an mich selbst zu denken. Ich verlasse diese Welt, mit der ich einfach nicht umgehen kann. Ich schreite egoistisch in das schwarze Loch, das sich vor mir auftut. Ich komme Tod, erlöse mich von mir selbst.