Bret Easton Ellis - Lunar Park

      Bret Easton Ellis - Lunar Park

      Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Users kommt hier also mein Review über oben genanntes Buch. Laut Klappentext glaubt man zunächst, "eine Autobiographie in den Händen zu halten: Autor und Protagonist B.E.Ellis fasst sein Leben zusammen, er erzählt von seinen Romanen, von den Menschen, die in seinem ausschweifendem Leben eine Rolle spielten, von Beziehungen und Affären, von seiner Familie, vor allem von seinem unerträglichen Vater. (...) Bret heiratet Jayne, eine bekannte Schauspielerin, und zieht mit ihr und den beiden Kindern in einen Vorort, um endlich ein richtiges Familienleben zu führen, weit weg von Drogen und sonstigen Verführungen. Doch das Idyll wird gestört, als seltsame Dinge geschehen: ein Spielzeug seiner Tochter beginnt ein Eigenlebenzu führen, ein junger Fan sieht aus wie Patrick Bateman aus der Verfilmung von American Psycho. Jungen verschwinden aus der Nachbarschaft und die Farbe des Hauses blättert ab. Ist das alles nur auf Ellis' kranke Fantasie zurückzuführen, wie Jayne glaubt, oder passiert das alles wirklich? Aus dem Familienroman wird ein Horrorszenarium à la Stephen King, doch kann man das alles wirklich ernst nehmen?"

      Bewertung
      Soweit zur Inhaltsangabe. Für mich als Fan von Ellis und Kenner seiner Romane war es ein Genuss, ein Erstaunen und eine Freude, dieses Buch zu lesen, da man unglaublich viele Hintergründe in bezug auf seine vorangegangenen Romane, wie auch auf die Person Bret Easton Ellis erfährt. Er lässt in diesem Roman wirklich sehr geschickt die Grenzen eines Romanes und einer Autobiographie verschwimmen, aber wenn man sich andererseits seinen Drogenkonsum vor Augen hält und das Buch aufmerksam liest, gewinnt man schnell den Eindruck, daß das alles für den Autor / Protagonisten tatsächlich real ist, nämlich in seinem Kopf (mit Querverweis auf Schizophrenie, was allerdings rein meine persönliche Meinung ist).
      Ellis versucht sich hier auf für ihn völlig neuem Terrain, nämlich dem schleichendem & abstraktem Horror, wie man es sonst von einem Stephen King gewohnt ist; der Vergleich ist gar nicht mal soweit hergeholt. Aber dieser Ausflug gelingt ihm gut: spielend leicht wird Spannung aufgebaut, die bewirkt, das man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte - völlig neu für mich, da Ellis' Erzählstil normalerweise von einer peniblen Gleichgültigkeit bzw. Desinteresse geprägt ist; auch bei Lunar Park ist unser Hauptdarsteller durch Kleinigkeiten völlig überfordert ("Ich winkte Studenten freundlich zu, die ich nicht kannte und vorher noch nie gesehen hatte") oder gereizt, ertränkt jedoch alles in einem Überfluss an Tranquilizern wie zB Xanax, welche sich wie Bateman wie ein roter Faden durch alle von Ellis' Büchern ziehen ("...ich wirke vielversprechend normal, obwohl das, was ich dort mitbekam, mich anwiderte.")
      Überhaupt wird der Griff zu Drogen, um die berühmte oberflächliche american correctness zu erreichen, auf herrlich subtile Weise dargestellt, daß zB die Erziehung der Kinder reicher Vorstadteltern in die Hände von Therapeuten und/oder Beruhigungsdrogen gelegt wird, welches die Kinder einfach ruhigstellt & bequem macht. Ellis rechnet schonungslos mit sich selbst ab, indem er detailiert das Verlangen nach Xanax oder die Auswirkungen einer durchzechten Nacht beschreibt und wie er dadurch zu einem gefühllosen Zombie wird. Jedesmal wenn man glaubt, etwas menschliches in der Figur von Bret zu entdecken, worüber man erleichtert lächeln könnte, wird es durch seinen sofortigen Drogenkonsum wieder zunichte gemacht.

      Fazit:
      Ein Kampf, den Bret Easton Ellis mit sich selbst austrägt, ein Kampf gegen Drogen und verdrängte familiäre Erlebnisse sowie ein Kampf um ein ruhiges Leben mit Jayne und seinen Kindern sind das, was das Buch auszeichnet und interessant macht. Verzweiflung, Desinteresse und echtes Bemühen, Angt, Grauen & Erleichterung geben sich die Klinke in die Hand bis hin zu dem typisch spekulativen Ende, welches einen zwingt, nochmal alles Revue passieren zu lassen.
      Für mich als Fan wie gesagt ein tolles und lesenswertes Buch! Nicht so krank wie American Psycho, nicht so zäh wie (teilweise) Glamorama, aber ehrlich wie ein Dokumentarfilm und zugleich fesselnd wie ein spannender Horrorfilm. Für Personen, die sich mit Ellis genauso anfreunden können, ist Lunar Park eine definitive Empfehlung!

      Re: Bret Easton Ellis - Lunar Park

      Klingt wirklich sehr spannend! Ich mag es wenn Realität und Fiktion verschwimmen. Werds mir nbestimmt auch mal durchlesen, sobald ich irgendwann mal wieder überhaupt zum lesen komme.. *seufz*