Liebeslieder für den Metzgermeister

      Liebeslieder für den Metzgermeister

      [b]Liebeslieder für den Metzgermeister[/b]

      1. Teil

      „Hallo! Und jetzt alle!“ Michael heizte den Saal an. 1000 schunkelwütige Schlagerfans tobten und sangen lauthals mit:

      Zum Frühstück ein Stück von dir,
      zum Mittag noch ein bisschen mehr,
      zum Abendbrot will ich dich ganz,
      Liebling, ich liebe dich so sehr.

      „Wir danken euch, ihr seid die Besten. Das beste Publikum, das wir je hatten! Kommt gut nach Hause“ Cindy und Michael verbeugten sich. Das Playback wurde ausgeblendet. Frenetischer Applaus donnerte durch die Halle. Die beiden Stars der deutschen Schlagerszene verließen die Bühne, das Publikum forderte weitere Zugaben. Cindy und Michael kamen noch einmal zurück um ihren Hit „Wenn du gehst, behalt ich etwas von dir hier“ zu intonieren.

      Wenn du gehst,
      dann behalt ich ein Stück von dir hier.
      Wenn du gehst,
      dann gehst du nie ganz.
      Etwas bleibt hier bei mir,
      in meiner Erinnerung,
      da wirst du nie vergehen.

      Jetzt war aber wirklich Schluss. Cindy und Michael verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg in die Garderobe.
      Das Duo befand sich im Zenit ihres Erfolges. Abend für Abend ausverkaufte Häuser, Hallen, Arenen. Auftritte in den größten TV- Shows. Joachim Henzel, Florian Silberkreisel und Marion und Markus zählten zu ihren Gastgebern.
      Dabei ging es dem Duo nicht immer so gut wie jetzt. Michael war eigentlich Fleischer, Fleischermeister sogar und kam aus einem Kuhkaff in der Nähe von Dresden. Sein betrieb ging pleite nach der Wende. Außerdem starb das Dorf wie so viele andere, langsam aus. Und von den verblieben 200 Einwohnern, die ihr Fleisch im Supermarkt in der Stadt für einen Bruchteil des Geldes bekamen, welches er verlangte, konnte man auch nicht leben. Dazu kamen Probleme mit seiner Frau. Sie hatte ihn erwischt, als er sich von einem Gesellen im Lager seines ehemaligen Betriebes einen blasen ließ. Lange hatte er seine Bisexualität verstecken können. Aber dann war eben die Bombe geplatzt. Es folgte eine schwere Zeit, in der er als Schlächter in einem Großbetrieb arbeiten musste. Leider erwischte man ihn, wie er einem toten Schwein im Kühlraum ins Gesicht wichste. Er hatte Glück, dass er nur gekündigt wurde.
      Cindy war ebenso ein gezeichnetes Kind. Kein Schulabschluss, keine Lehre, dann in Leipzig auf dem Straßenstrich. Alkohol, Drogen, Abhängigkeiten. Die ganze Palette menschlicher Verfänglichkeiten. Während einer Razzia in einem illegalen Bordell in Leipzig wurde sie verhaftet, kam in den Entzug, in psychologische Behandlung und wurde dann von ABM zu ABM, von Eurojob zu Eurojob geschoben.
      Die ersten zehn Jahre nach der Wende waren für beide keine Zeit der Freude. Eher des Schmerzes und Versagens. Die Zeit hatte sie zu klassischen Verlierern geformt.
      Anfang 2000 lernten die beiden sich dann in einer Kneipe kennen. Cindy war gerade wieder dem Alkohol verfallen und Michael tat alles, um seiner Leber den selbigen Weg zu ebenen. Auf der kleinen Bühne der Kneipe intonierte ein Alleinunterhalter jämmerliche Coverversionen bekannter Schlager. Spätestens bei Jugendhiebe war es um die beiden Anfang vierziger geschehen. Die Liebe hatte sie am Kragen gepackt und noch am gleichen Abend entstand die Idee, dass man das mit dem Nachsingen auch könnte. Sie trafen sich bei Michael, der damals noch in dem Kuhkaffe in einem verfallenen Einfamilienhaus hauste, und probten gemeinsam. Bald schon tingelten sie durch dreckige Dorfkneipen, die nie ihren hässlichen DDR-Charme hatten ablegen können. Auch fing Michael an, sein bescheidenen Talent, selber Lieder schreiben zu können, zu entdecken. Cindy erfand Texte und 2002 nahmen sie ihre erste CD auf, die sich auf Dorffesten voller sich prügelnder Dorffaschisten und alkoholisierten geiler Bauern, prächtig verkaufte. Dann ging alles sehr schnell. Ein gemeinsamer Auftritt im Vorprogramm der Flickers brachte den Durchbruch. Große Auftritte folgten und seit 2004 zählten sie zu den ganz Großen der Szene. Ihre öffentliche Heirat 2003 im „Musikantenstall der Schlagermusik“ verpasste ihrer Karriere noch einmal den nötigen kultigen Antrieb.

      ***

      Es klopfte an die Tür des Backstageraumes.
      „Ja, einen Moment bitte!“ Michael zog sich eine Bundeswehrtrainingsjacke über und öffnete die Tür.
      „Guten Abend Michael. Das war ein sehr schönes Konzert heute Abend. Könnte ich bitte ein Autogramm haben?“ Die dickliche, etwa dreißig jährige Frau hielt Michael einen Edding und zwei CDs unter die Nase.
      „Cindy, hier möchte jemand ganz besonderes ein Autogramm!“
      „Ja, ich komme!“
      „Für wenn soll es denn sein?“, fragte Michael.
      „Einmal für mich, also für Sandra. Und die zweite bitte für meine Freundin. Für Tina.“
      „Wo ist denn deine Freundin?“, fragte Cindy.
      „Oh, die ist Zuhause. Sie konnte leider nicht kommen. Sie hatte kein Geld. Sie wissen schon, Hartz IV und so.“
      „Das tut mir aber leid.“ Michael setzte seine Beileidsmine auf. „Ich mache dir einen Vorschlag. Komm doch einfach mit deiner Freundin bei uns am Sonntag zum Kaffee vorbei.“
      „Wirklich?“ Sandra standen die Tränen in den Augen.
      „Ja, hier ist meine Karte. Da steht die Adresse drauf. Seid bitte um vierzehn Uhr da. Aber tut euch selbst einen gefallen, und erzählt es niemanden.“ Sandra hielt ihre beiden CDs ganz fest und war überglücklich. Würde sie bis Sonntag auch nur ein Auge zubekommen?


      ***

      „Scheiße Micha, die Melodie ist Mist!“ Cindy war stocksauer. „Wir haben eine Menge Geld dafür ausgegeben und dann liefert und dieser Dieter Anders ein Kinderlied für drei Jährige ab!“
      „Schatz, beruhig dich. Ich teil das morgen unserer Plattenfirma mit. Die sollen das Geld zurückfordern. Ich hatte ja von Anfang an Bedenken, ein Lied von den Typen schreiben zu lassen, der mal bei eine Gruppe mit dem Namen Auslaufmodell gespielt hat.“ Michael nahm seine Frau in die Arme. „Du siehst blendend aus Schatz. Ich liebe dich. Lass uns für heute aufhören.“
      „Ist gut Liebling. Ich habe auch Hunger. Lass uns was Essen gehen.“

      Re: Liebeslieder für den Metzgermeister

      *grins* Ich weiß schon was es zu essen gibt :D
      Freu mich schon auf die Fortsetzung.

      Ist echt mal ganz angenehm die Geschichten von anderen lesen zu können und nicht selber schreiben zu müssen 8)

      Re: Liebeslieder für den Metzgermeister

      Michael steuerte seinen dicken Wagen durch die Straßen von Dresden. Zielstrebig fuhr er durch die Altstadt und hielt schließlich in einer kleinen Straße.
      „Cindy? Wie war die Hausnummer?“
      „6b.“ Cindy hielt ein kleines rotes A5 Blatt. Darauf eine Telefonnummer und ein kleiner Text: Manuela, 50 jährige mit üppiger Oberweite und Rubensfigur, verwöhnt ältere Paare. Von zärtlich bis romantisch, Rollenspiele, Massagen, SM, Bondage, Klistierspiele. Ihre Fantasie bestimmt was möglich ist! Manuela ist sauber, diskret und immer bereit. Ein Anruf genügt!
      Die beiden stiegen aus dem Wagen und suchten kurz den richtigen Hauseingang. Manuela hatte ihre Residenz im ersten Stockwerk. Sie klingelten, die Tür wurde von Innen entriegelt und Manuela öffnete. Vor Cindy und Michael stand eine Frau, der man ihr Alter kaum ansah. Fett strafft halt die Haut. Lange blonde Haare fielen über ihren wirklich enormen Busen und endeten erst in Höhe ihres freiliegenden Bauchnabels, welcher das Zentrum eines fast unnatürlich rund geformten Bauches bildete. Alles war straf und ausladend und nur von einem offenem Kimono leicht bedeckt.
      „Guten Abend. Ihr müsst Cindy und Michael sein.“
      „Ja, sind wir.“ Alle reichten sich die Hände und Manuela den beiden ein Glas Wein. Cindy und Michael hatten sich einen romantischen Abend zum verwöhnen bestellt. Manuale lotste ihre Gäste in ihr Arbeitszimmer, welches aus einem großen Himmelbett und einer riesigen Couchgarnitur mit Tisch bestand. Der Rest der Ausstattung war geschmackvoll, wenig aufdringlich und auch nicht kitschig. Michael stellte seinen Aktenkoffer ab und setzte sich mich Cindy zu Manuela. Diese streifte ihren Kimono ab.
      „Macht euch doch bitte auch frei!“ Cindy und Michael folgten der Aufforderung sofort. Sie hatten ja auch nichts zu verbergen. Dank der guten Verdienste in der Schlagerbranche, der bescheuerte GEZ – Zahler wurde ja zur Kasse gebeten, konnte das Duo es sich leisten, ihre Körper gut in Schuss zu halten. Cindy ließ sich jedes Gramm Fett sofort absaugen und Michael versorgte seinen Körper immer kräftig mit Anabolika. Schließlich mussten sie das tun, standen sie doch immer im Visier der Klatschblätter.
      Manuela kniete sich vor Cindy und schob ihre Beine auseinander. Ihre Zunge begann, Cindys Kitzler zu massieren.
      „Nimm mich von hinten!“, forderte sie in einer kurzen Unterbrechung Michael auf, der gerade sein Glied steif massiert hatte. Sofort folgte er der Anweisung der Edelnutte. Cindy presste inzwischen ihre Schenkel zusammen, so dass Manuelas Kopf dazwischen eingeklemmt war. Michael spritze ab. Er zog sein Glied aus Manuelas Darmausgang und die Hure wollte ihren Kopf zwischen Cindys Beinen herausziehen.
      „Nein, noch nicht. Leck mich weiter. Ich will das du mich zum Höhepunkt bringst!“ Sie presste ihre Schenkel noch fester zusammen. So konnte Michael unbemerkt seine Aktentasche öffnen und sein kleines Fleischerbeil herausholen. Echte deutsche Wertarbeit, auf dieses Instrument der Fleischerzunft war er besonders stolz. Er hatte sich seinen Namen eingravieren lassen, welchen er noch einmal kurz lass, wie, um sich zu vergewissern, dass er es war, der jetzt dieses Beil mit einem gezielten Hieb, direkt auf Manuelas Wirbelsäule rasen ließ. Zwischen den Schulterblättern zersplitterten die Wirbel. Cindy lockerte ihre Schenkel und Manuela riss ihren Kopf hoch. Sie sah noch für einen Augenblick voller unerwarteter Überraschung Cindy an, dann fiel sie zuckend zur Seite.
      Cindy drehte den wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelnden Körper auf den Rücken. Blut sickerte in den wahrscheinlich nicht gerade preiswerten Teppich. Michael reichte seiner Frau ein großes Schlachtermesser. Noch während der Körper etwas Leben in sich beherbergte, Schnitt Cindy ihm ein Stück Fleisch aus dem Oberkörper und biss voller Inbrunst hinein. Michael schlitze inzwischen den Bauch auf, womit sich der Körper endgültig in eine Leiche verwandelte, und riss die Leber heraus.
      Nach einer Stunde war das Abendmahl beendet. Beide saßen auf dem Sofa, auf dem Boden lag die ausgeweitete Leiche, und tranken die Flasche Wein ihrer Gastgeberin leer.


      ***

      „Das Playback auf meinem Monitor bitte etwas lauter. Und den Bass etwas raus!“ Michael kommandierte den Tontechniker jetzt schon seit einer Stunde nur wegen des Monitorsounds herum. Der ließ sich die nervende Situation aber nicht anmerken, obwohl er innerlich extrem angepisst war. Schließlich würde er noch einmal eine Stunde für den Frontsound benötigen. Also Nerven bewahren und den Playbackkünstlern den Arsch geleckt. Waren ja eh die Letzten heute Abend. Stefanie Mörtel und Steffan Kloß sowie die Geschwister Hohlmann, De Randlichter, Michel und Michelle, die Mooskopf - Sisters und einige weitere Nachwuchskünstler hatten ihren Soundcheck schon hinter sich.
      Die Veranstaltung am Abend verlief dann auch ohne Zwischenfälle. Das Publikum tobte und all diese Möchtegernhelden der Volksmusik und des Schlagers wurden abgefeiert.
      Jetzt hockten sie alle Zusammen in einem großen Zelt, etwas ab von dem Freiluftgelände, auf welchem sie im Rahmen der Landesgartenschau in einer beschissenen Kleinstadt im Grünen, gespielt hatten. Es wurde getrunken, Florian Silberkreisel zog sich eine Bahn Koks nach der nächsten in die Nase und die Geschwister Hohlmann steckten sich die Finger in den Hals, um selbst die Kalorien des Mineralwassers aus ihren Körpern zu bannen. Die Party auf Kosten des brav zahlenden Publikums war voll im Gange.
      Cindy und Michael unterhielten sich angeregt mit Stefanie und Steffan. Steffan war wie immer völlig zugeknallt mit Tranquilizern, welche die Wirkung des Speeds etwas eindämmen sollten und starrte apathisch an die weiße Zeltwand. Stefanie hatte sich bis über beide Ohren zugekifft, zwischen ihren riesigen Zähnen steckte immer noch ein Joint, an dem sie zog, ohne ihn aus dem Mund zu nehmen.
      „Ich hab noch was LSD in unserem Bus.“, meinte Cindy zu dem wesentlich jüngeren Ehepaar. „Wollen wir uns was werfen gehen?“
      Stefanie und Steffan grinsten. Sie folgten sofort Cindy und Michael in ihren geräumigen Tourbus, wo Michael vier Blättchen LSD mit dem Bild eines blonden Typen mit dicker schwarzer Sonnenbrille verteilte. Was die zwei anderen Junkies im Bus nicht wussten war, dass die beiden Blättchen von Cindy und Michael gar kein LSD enthielten.
      Stefanie und Steffan schoben sich ihre Blättchen in den Mund und waren in wenigen Minuten auf einem wahren Horrortrip. Oder war es Realität, was sie soeben erlebten? Sie konnten es nicht mehr unterscheiden. War es wirklich ein Schlachterbeil, welches da auf Steffans Kopf hernieder sauste und seinen Schädel in zwei Hälften spaltete? Stefanie musste bei diesem Farbenprächtigen Bild lachen. Das Blut ihres Partners spritzte über ihr weißes Kleid. Selbst als sie ihm die Gedärme aus dem Leib rissen, und Cindy sein Gehirn verspeiste, wähnte sie sich noch auf einem lustigen Trip. Sie sah zu, wie Steffan gefressen wurde, saß in seinem Blut, manschte in seinen Gedärmen herum und amüsierte sich köstlich. Das LSD war wirklich von ausgezeichneter Qualität.
      Selbst als ein Fleischermesser ihr die Finger der linken Hand abtrennte, war sie noch nicht in der Lage, den Ernst der Situation zu erkennen. Sie kicherte und besah sich die Verstümmlung ihrer Hand, während Cindy und Michael sie bei lebendigem Leibe auffraßen, nicht ohne dabei selbst, durch das im Blut befindliche LSD auf einen Trip zu kommen.
      Plötzlich ging die Tür des Busses auf. Sturzbetrunken wankte Michelle herein. Der Anblick, welcher sich ihr bot, ließ sie einen Schwall flüssiger Kotze mit halbverdauten Käsebällchen erbrechen und dann schreien. Nervlich eh sehr schwach, brach sie ohnmächtig zusammen.
      „Hast du noch Hunger Schatzi?“, fragte Cindy ihren Michael.
      „Na ja, soviel ist an der nicht dran.“ Er zückte sein Beil und zerteile Michelle in handliche Stücke. Nach einer Stunde war auch Michelle verspeist.
      „Wir sollten mal wieder unsere Freunde von den Herzberger Wildbuben einladen. Bei so einem Festschmaus wie heute Abend, wären die sicher gern dabei gewesen. Cindy knutschte Michael ab.
      „Die fressen doch nur kleine Kinder. Aber du hast Recht. Wenn wir so weiter futtern, sehen wir bald aus wie die.“
      „Und dann hilft auch kein Fettabsaugen mehr.“ Cindy stieß einen Seufzer aus.
      „Ich kann sie ja für Sonntag einladen.“
      „Schatzi, heute ist Sonntag. Wir sollten uns mal so langsam auf den Weg nach Hause machen.“
      „Vorschlag! Ich ruf die Buben jetzt an, und wir holen sie unterwegs ab. Da können die gleich die Reste futtern.“
      „Ha, die werden uns den Bus sauber lecken, wenn wir denen sagen, wen sie fressen können.“
      „Ok, ich fahre!“, sagte Michael. „Und du rufst die an.“
      Wenig später saßen zwei fette Herzberger Buben im Bus des Schlagerduos und nagten an den Knochen von Michelle, Stefanie und Steffan.

      ***

      Am Sonntag berichtete schon die Bild – Zeitung über das Verschwinden der Volksmusikgrößen. Niemand wusste, wo sie abgeblieben waren und das Entsetzen in der Szene war enorm. Aber niemand hatte etwas gesehen oder bemerkt. Kein Wunder, die wenigsten konnten sich am nächsten Morgen überhaupt noch an den Abend erinnern. Auch bei Cindy und Michael hatte man nachgefragt. Aber natürlich wussten auch die von nichts und ließen einige dicke Tränen vor den Augen der Polizei und Presse kullern. Welch tragisches Ereignis! Damit würden Cindy und Michael noch einmal ganz nach oben in den Schlagerhimmel aufrücken. Michael legte grinsend die Bild – Zeitung zur Seite und goss sich einen Kaffee ein.
      Sie saßen jetzt wieder auf ihrem Grundstück in der Nähe von Dresden. Die Sonne schien und beide beobachteten die angepflockten Herzberger Wildbuben im Garten hinter dem Haus. Ziemlich unsanft stritten jene sich um die Überreste von Stefanie, fetzten Fleischstücke von Knochen und schnauften wie wilde Tiere. Cindy und Michael genossen den Anblick.
      „Völlig krank die Idioten. Ich werde sie mal ein wenig zur Ordnung rufen. Die brauchen mal eine Lektion in guten Manieren.“, sagte Cindy.
      „Das kennen wir ja schon. Kannst du dich noch an das Schlachtfest letzten Sommer erinnern? Als wir Gunther Emmentaler zum Essen da hatten?“
      „Ja, da hat sich Willi Herzberger doch einen ganzen Fuß auf einmal in den Mund gestopft und wäre daran bald erstickt.“ Cindy musste lachen. „Mir ist aber gerade etwas danach, diesen fetten Ärschen etwas in ihre fetten Ärsche zu treten. Die sind doch eh nur wilde Tiere.“
      „Mach doch, was du nicht lassen kannst.“ Michael nahm einen Schluck Kaffee und malte Stefanie auf der Titelseite der Bild am Sonntag ein kleines Bärtchen, so breit wie ihre Nase, auf die Oberlippe. Cindy hatte inzwischen einen der degenerierten Wildbuben losgelassen und spielte mit ihm Knochenfangen. Ein amüsanter Anblick, wie dieses dicke Tier über den Rasen des Gartens walzte, während der andere seines Futters beraubt, wild an seiner Kette zerrte.
      „Liebling, sperrst du die dann mal ein!? Es ist gleich zwei. Wir erwarten doch noch Gäste!“, rief Michael seiner Cindy zu.
      „Ok Schatz. Ich schaff sie in den Stall, dann komm ich.“

      Re: Liebeslieder für den Metzgermeister

      Habe so ein bisschen Bedenken um deinen Cholesterinspiegel, Sven. Es geht schon wieder nur ums Essen und lass mich raten-zu einem guten Stück Fleisch sagst du auch nicht nein :D

      Re: Liebeslieder für den Metzgermeister

      Sandra war furchtbar aufgeregt. Sie hatte das Radio voll aufgedreht und sang lautstark mit:

      Liebeslieder für den Metzgermeister,
      der so sympathisch hinter seiner Theke steht,
      jeden Tag,
      geh ich zu ihm,
      und hol Schnitzel für meinen Schatz,
      doch oh weh,
      ich hab mich verliebt,
      in den Metzgermeister,
      von nebenan.

      Tina stellte die Musik leiser. „Glaubst du, wir können da einfach so hin fahren? Ich meine, nachdem ja gestern die drei verschwunden sind, könnte es doch sein, dass die andere Sachen zu tun haben.“
      „Mach dir keine Sorgen. Mehr als uns nach Hause schicken, könne sie ja nicht. Oder das sie einfach nicht da sind.“
      „Ach Sandra, ich will doch nur, dass du nachher nicht enttäuscht bist.“
      „Wie weit ist es noch?“, Sandra wollte von diesen Bedenken ablenken.
      „Wir sind gleich da!“ Tina lenkte das Auto in eine kleine Ortschaft. Alles war sehr vornehm hier. „Am Ende der Straße muss es sein.“ Was auch nicht schwer zu deuten war. Schließlich gab es nur diese eine Straße. Und dann konnten sie den Wagen auch schon in der Auffahrt eines wahrhaft prächtigen Grundstücks anhalten. Vor ihnen lag ein riesiges Haus, so eines, wie sie es den Videos der Schlagerstars kannten. Komplett aus Holz und mit riesigen Fenstern. Um das Haus ein Fußballfeld großer Rasen, welcher von drei Seiten durch ein Waldstück begrenzt wurde.
      „Na so was hätte ich gern.“, meinte Tina. „Jetzt weiß ich zumindest, wo mein Geld für die CDs hingegangen ist.“
      „Neidisch?“, fragte Sandra schnippisch.
      „Ein bisschen schon. Wer von uns kann sich so etwas schon leisten?“ Sie stiegen aus dem Wagen aus und gingen zu dem Mannshohen Tor aus Holz und Eisen.
      „Gibt es hier eine Klingel?“ Sandra suchte das Tor ab und Stieß auf eine Gegensprechanlage. Sie drückte den Rufknopf.
      „Ja?“ Das war Cindy! Sandra wurde heiß und kalt zugleich.
      „Sandra und Tina hier.“, sagte sie dem Apparat.
      „Oh, kommt rein.“ Das Tor öffnete sich. Sandra verließ ihren Körper und schwebte die fünfzig Meter bis zum Haus, magisch angezogen, als hinge sie an einer langen Hundeleine, die gerade eingezogen wurde. An der Tür des Hauses stand schon Cindy.
      „Hallo. Schön das ihr gekommen seid. Kommt doch herein. Michael deckt gerade den Tisch.“
      „Dankeschön.“, sagten Tina und Sandra fast im Duett. Sie betraten das Haus und waren erst einmal völlig geplättet. Goldene Schallplatten hingen an den Wänden und die Einrichtung war nicht nur stilvoll, sondern sah auch extrem teuer aus.
      „Sie haben ein sehr schönes Haus.“ Sandra fiel gerade wirklich nichts Besseres als diese Floskel ein. Und Tina stand immer noch völlig benommen da und starte Cindy an.
      „Danke. Aber lasst uns doch ins Gästezimmer gehen.“ Dort wartete bereits Michael. Er hieß die Gäste willkommen und bat sie, sich zu setzen. Artig befolgten die Frauen die Anweisung. Die Anwesenheit ihrer Stars hatte sie gelähmt.
      „Nehmt erst einmal einen Schluck Kaffee.“, sagte Michael, um die Stimmung etwas aufzulockern. Beide folgten auch dieser Anweisung mit der Folge, dass sich wenige Sekunden nach dem ersten Schluck die Umgebung in schwammige Farben auflöste.
      „Mir ist so komisch!“, meinte Tina. Dann wurde ihr ein kleiner Sack über den Kopf gezogen und Dunkelheit herrschte. Im selben Moment rutschte Sandra von ihrem Stuhl. Auch ihre Umgebung löste sich in Dunkelheit auf. Der Kaffee war mit einer Mischung aus LSD und Tranquilizern angereichert wurden.

      ***

      Tina hatte ihr Zeitgefühl verloren. Als sie wieder zu sich kam, hing sie mit dem Kopf nach unten in einem schwarz gefliesten Raum. Ihr war schwindelig. Sie hatte einen merkwürdigen wirren Traum gehabt. Von Menschen in Trachtenkleidern die Volkslieder schmetternd aus Gräbern gestiegen waren. Als die gestalten näher kamen, hatte sich ihre Gesichtshaut gelöst und Tina konnte in verwesende Antlitze sehen. Die Volksmusikmonstren hatten sich dann an ihr vergangen und sie anschließend aufgefressen. Das konnte Tina alles von außen beobachten.
      Sie spürte, dass ihre Momentane Position äußerst unangenehm war. Sie hob den Kopf. Wie ein Schwein zum schlachten hatte man sie aufgehängt. Und sie war nackt.
      „Schatz, kann ich bitte das große Messer haben?“
      „Aber natürlich Cindy.“ Tina sah die Personen zu den Stimmen nicht. Wahrscheinlich standen sie hinter ihr. Dann hörte sie Schritte.
      „Schatz, bevor du anfängst, lasse ich noch unsere Gäste rein.“
      Tina hörte eine Kette rasseln. Dann öffnete sich in ihrem Sichtfeld eine Klappe in der Wand. Aus der Öffnung krochen zwei fette nackte Typen. Tina schrie auf. Sie hatte die Herzberger Wildbuben erkannt, auch ohne ihre sonst einheitlichen Sachen. Diese krochen auf allen vieren, wie Tiere, auf sie zu und fingen an, ihr Gesicht abzulecken. Einer hob seine Faust und schlug ihr damit direkt auf die Nase. Tina hörte ihre eigene Nase brechen und wie sich ein Schwall Blut aus jener den Weg nach draußen bahnte. Die Wildbubenschweine leckten ihr das Blut aus dem Gesicht. Tina schrie und musste sich übergeben.
      „Es gibt Futter!“, hörte sie Michael rufen. Dann spürte sie, wie eine kalte Klinge an ihrem Gesäß angesetzt wurde und ihr ins Fleisch schnitt. Tina fing an, ihren Körper in Bewegung zu setzen. Sie fuchtelte mit ihren Armen herum. Vergebens. Die Klinge drang tiefer in ihr Fleisch ein und außer schreien, konnte sie in dieser hoffnungslosen Lage nicht viel machen. Ihr wurden beide Pobacken abgeschnitten. Wo war Sandra? Konnte sie nicht helfen? Sie versuchte nach Sandra zu rufen. Doch die Schmerzen ließen ihre Stimme ersterben und sie brachte nur ein paar würgende Gurgellaute hervor.
      Das Stück Fleisch ihres Körpers klatschte vor ihr auf den Boden. Sofort machen sich die Wildbubenschweine darüber her. Tina erkannte diesen Vorgang nur noch schemenhaft, konnte aber zusehen, wie ihr Arsch gefressen wurde. Das letzte was sie sah, war Michael, der sich mit einem riesigen Fleischerbeil vor sie stellte und das Metzgerinstrument in die Luft schwang….
      Tina spürte nur noch ein kurzes Zucken, welches durch ihren Körper ging, dann herrschte wieder Dunkelheit.
      Michael zerteilte ihren Körper mit dem Beil in zwei Hälften. Er ging dabei wie der geübte Fleischermeister der er war, vor. Die zwei Volksmusikschweine stopften sich die heraus fallenden Gedärme in ihre Münder. Cindy und Michael machten sich über das Fleisch der Beine her.

      ***

      Sandra kam zu sich. Sie lag in einem schwarz gefliesten Raum. Was war geschehen? Wo waren ihre Kleider? Warum war sie nackt? Warum hatte sie gerade von fickenden Schaben und kunterbunten, russisches Roulette spielenden Affen, deren herausgeschossene Gehirne ihr mit Milch gereicht wurden, geträumt? Wo war Tina? Ihr Gehirn schaltete auf Panik und Rückkehr des Erinnerungsvermögens um. Sie erinnerte sich wieder, wo sie war. Aber was war geschehen? Sie versuchte auf die Beine zu kommen, doch jene versagten ihre Dienste und fühlten sich wie Wackelpudding an. Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm! – Ging ihr durch den Kopf. Aber wen sollte sie fragen?
      Vielleicht den blutverschmierten Menschenkopf, dem ein fetter, ebenso Blut besudelter Körper folgte, der sich da gerade aus der Wand schob? Diesem ersten Körper folgte ein zweiter von gleichen Ausmaßen. Sandra konnte kaum fassen, was sie da sah. Die Herzberger Wildbuben! Nackt, life und in Farbe, wenn auch recht eindimensional in dunkelrot. Und diese Typen stürmten grunzend auf sie zu. Einer biss ihr in die Schulter. Sandras kurzer Moment der Überraschung wandelte sich in Angst und Entsetzen. Sie schlug wild um sich. Reaktivierte ihre Gliedmaßen und trat mit den Füßen in die Fetten Körper. Doch die Untiere bedrängten sie weiter. Sandra bekam die Klöten von einem der Buben zu fassen und quetschte diese in ihrer Hand fest zusammen. Der Herzberger jaulte auf. Sandra ließ aber nicht los. Sie zog an dem Gehänge bis sie spürte, wie ein Hoden nachgab und sich in Brei auflöste. Der Wildbube heulte auf und hielt sich seine Eier. Blut spritzte aus seinem Schwanz. Sandra wurde von dem anderen Angreifer in den Bauch gebissen. Er riss ein Stück Fleisch aus ihren Körper. Sandra schrie. Sie schlug mit der Faust in das Gesicht, welches gerade ein Stück ihrer Bauchdecke zerkaute. Der Schlag wirkte. Blut spritzte aus der Nase des Getroffenen und lenkte ihn für einen Augenblick von seinem weiteren Vorhaben ab.
      Sandra sah die offene Klappe in der Wand. Ihre Chance zur Flucht! Sie krabbelte auf allen vieren zu dem Loch, der Boden unter ihr war glitschig vom Blut. Sie zwängte sich in das Loch. Zähne rammten sich in einen ihrer Unterschenkel. Wieder spürte sie, wie ein Stück aus ihrem Körper herausgerissen wurde. Sie trat nach hinten, traf auf etwas, was zurückwich und schaffte es, aus dem Raum zu kriechen.
      Sandra richtete sich unter Schmerzen auf. Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle. In dem Raum, in dem sie sich jetzt befand, sah sie Teile ihrer Freundin. Zerteilt und geschlachtet. Eigentlich erkannte sie nur noch Tinas Kopf, der auf einem Arbeitstisch aus Edelstahl lag. Doch zum trauern blieb ihr jetzt keine Zeit. Hinter ihr krochen schon die Wildbuben aus dem Loch. Sandra stürzte nach vorn. ihr Gehirn hatte Beile und Messer registriert und jene Utensilien in die Kategorie der Waffen zur Selbstverteidigung einsortiert. Der Befehl an ihren Körper lautete: Waffen fassen! Wildbuben tot machen!
      Sie humpelt zu dem Tisch mit dem Metzgerzubehör, griff sich ein Schlachterbeil und schlug damit auf den ersten Wildbuben ein. Das Beil spaltete seinen Schädel. Er klatschte zu Boden und sein verfettetes Blut verteilte sich auf dem Boden. Sein Körper zuckte noch einen Moment. Er grunzte, dann gehörte er der Vergangenheit an. Wildbube Nummer zwei stieß glucksende Geräusche, die sich nach einer Art Schluchzen anhörten aus. Rasende Wut zeichnete sein Gesicht. Sein Busenfreund war tot! Er stürzte noch vorn, direkt in das Beil hinein, welches ihm fast den Kopf vom Körper trennte. Sein Kopf klappte zu Seite, Blutfontainen spritzten in die Luft, dann fiel er mit einem lauten klatschen auf den gefliesten Boden. Nie wieder würde er die Umwelt mit seinen Liedern verschmutzen können. Sandra war das egal. Sie wollte nur noch weg hier.
      Bewaffnet mit dem Beil stürzte sie zu der einzigen Tür des Raums hinaus und stand sofort im Freien. Warme Nachtluft umspülte sie. Außer ihrem eigenen schweren Atem und dem zirpen von Grillen, konnte sie nichts hören. Wenigstens für einen Moment. Dann durchbrach ein lauter Knall die Ruhe und nur einen Augenblick später spürte sie einen heftigen Schmerz am Kopf.
      Sandra sackte auf den Rasen. Ihr Gesicht war mit einer dicken Blutschicht überzogen. Doch sie lebte. Auf jeden Fall hörte sie ein heftiges klopfen im Kopf. Aber es waren keine Schmerzen mehr da und ihr wurde plötzlich kalt.
      Gedämpfte Stimmen kamen näher. Sie konnte nicht erkennen, wer da sprach, Blut war in ihre Ohren gelaufen. Oder lief es aus ihnen? Sicher beides. Doch das war auch egal. Sie nahm für einen kurzen Augenblick noch einmal einen stechenden Schmerz in ihrem Bauch war, dann herrschte Dunkelheit.


      Ende