Ikonen des Horrorfilms: The Toxic Avenger

      Ikonen des Horrorfilms: The Toxic Avenger

      Teil 9:
      The Toxic Avenger


      Der „Toxic Avenger“, der auch vielen unter dem Namen „Atomic Hero“ bekannt sein dürfte, ist sicherlich keine Horror-Ikone im normalen Sinne. Bei ihm handelt es sich nicht um einen psychopatischen Serienmörder, der Teenager reihenweise tötet, auch mit anderen Genretypischen Figuren wie Vampiren, Werwölfen oder Ähnlichem hat er nichts zu tun.

      Eigentlich handelt es sich bei „Toxie“, wie er liebevoll genannt wird, um den größten Loser von Tromaville, nämlich um Melvin Junko. Er arbeitet im Fitness-Studio seiner Heimatstadt und ist dort für die niedrigsten Arbeiten zuständig. Von seinen Mitmenschen wird er ständig nur schikaniert und herumgestoßen. Allein wegen seiner körperlichen Unterlegenheit kann er sich nicht wehren, was von den Bodybuildern natürlich schamlos ausgenutzt wird. Sie treiben ihre Scherze mit dem hilflosen Melvin und einer dieser üblen Scherze endet damit, das er nach einer wilden Jagd durch das Studio aus einem Fenster stürzt. Da genau vor dem Haus ein Lastwagen parkt, der offene Giftmüll-Fässer transportiert, stürzt Melvin kopfüber in eines dieser Fässer.

      Durch den Kontakt mit den hochgiftigen Substanzen verwandelt sich Melvins Körper, er mutiert zum „Toxic Avenger“, der zwar abstoßend hässlich, jedoch mit vielen Muskeln und einer ungeheuren Kraft ausgestattet ist. Nebenbei hat „Toxie“ auch noch einen sehr stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und so kommt es, das er auf einmal der Superheld von Tromaville ist, der dem Verbrechen und der Korruption den Kampf ansagt. Kein Verbrecher und kein Politiker sind mehr vor ihm sicher und wer sich trotzdem mit ihm anlegt, verliert nicht gerade selten sein Leben.

      Die Figur des „Atomic Hero“ ist wohl so ziemlich das Skurrilste, was es im Horror-Genre zu sehen gibt. Im Verlauf der Jahre hat sich diese Figur einen riesigen Kultstatus erworben und das vor allem bei Fans von Troma-Produktionen. Die Firma Troma ist ja nun bekannt dafür, extrem trashige Filme zu produzieren und es ist wohl nicht übertrieben, wenn man Toxie als Flaggschiff der Firma bezeichnet. Seit die von den Regisseuren Michael Herz und Lloyd Kaufman erschaffene Figur 1985 das Licht der Welt erblickte, hat sie einen sehr hohen Beliebtheitsgrad bei den Fans erreicht, was sich auch darin niederschlägt, das „Toxie“ es immerhin auf 4 verfilmte Abenteuer gebracht hat, von denen im letzten Jahr auch endlich der letzte Teil zu einer deutschen DVD-Veröffentlichung gebracht hat. Dabei sollte nach dem ersten Teil nur eine Fortsetzung folgen, doch da man nxch Beendigung des Drehs zuviel Material übrig hatte, wurde kurzerhand gleich noch ein dritter Teil gedreht (1989).

      11 lange Jahre mussten die Fans dann warten, bis im Jahre 2000 dann endlich das leider letzte Abenteuer des skurrilen, aber auch sehr sympathischen Helden erschien ( Premiere Oktober 200 in Spanien beim Sitges Film Festival). Und neben den Filmen erschien 1991 auch noch eine Zeichentrick-Serie mit dem Namen „The Toxic Crusaders“, die allerdings nur eine Staffel mit 13 Episoden nach sich zog. Bei den Fans ist eigentlich die gesamte Reihe sehr beliebt, auch wenn Teil 2-4 etwas schwächer anzusiedeln sind als der Erstling, bei Kritikern und Publikum allerdings fielen die Fortsetzungen weitestgehend durch.. Vor allem Teil 1 (Atomic Hero) gilt als sehr gelungene Satire auf den vor allem in den 80 er Jahren betriebenen Körperkult und stellt so auch die die gesellschaftliche Oberflächlichkeit an den Pranger. Aber auch die Verwandlung Melvins in einen Superhelden und seine Handlungen, für Recht und Ordnung zu sorgen, werden nicht auf übliche Art und Weise dargestellt, sondern bewusst übertrieben in Szene gesetzt.

      So wird in allen Teilen der Film-Reihe mit extrem überzogener Gewalt und teilweise sehr derben Splatter / Gore Effekten nicht gerade gegeizt, so fliegen reihenweise Körperteile durch die Gegend, alte Leute werden vollkommen beabsichtigt auf brutalste Art und Weise getötet und der Kunstblutverbrauch nimmt teilweise überdimensionale Formen an. Das alles wird mit total überzogenem Humor gemixt, wobei man anmerken sollte, das es sich meist um Fäkalhumor der übelsten Sorte handelt, was sicher nicht Jedermanns Sache ist.

      Trotzdem zählen die Filme meiner Meinung nach zu den absoluten Highlights im Bereich des B-Movie-Horrorfilms, gerade weil man sie nicht so ernst nehmen kann. Alles ist so skurril und grotesk, das man sich phasenweise vor lachen kaum halten kann. Schon die Tatsache, das „Toxie“ auf einer Müllhalde wohnt und eine blinde Freundin hat, die ihn natürlich für besonders gutaussehend hält, birgt schon ein gewisses Maß an Ironie in sich. Und durch das Giftmüll-Bad unseres Helden wird hier selbst der Geschlechtsverkehr zu einem sehr amüsanten Erlebnis, denn die beiden treiben es im wahrsten Sinne des Wortes bis es qualmt.

      Am Ende der Filme ist es logischerweise immer so, das „Toxie“ die Oberhand behält und die Gerechtigkeit siegt, auch wenn es nicht immer einfach ist und er etliche Steine aus dem Weg räumen muss, die ihm die „Bösen Buben“ in den Weg legen. Und das Ganze geschieht natürlich immer auf seine ganz eigene, aber trotz allem liebenswerte Art und Weise.

      Wer trashigen Horror mag, der wird „Toxie“ sicherlich lieben, aber wer mit dieser Art von Filmen nicht viel anfangen kann, der sollte die Finger von den Filmen lassen, denn vor allem die hier gezeigte Art von Humor könnte für manch einen doch sehr gewöhnungsbedürftig sein.

      Filmografie:
      The Toxic Avenger
      The Toxic Avenger Part II
      The Toxic Avenger Part III: The Last Temptation of Toxie
      Citizen Toxie
      The Toxic Crusaders