Stuck (2007)

      In "Stuck" (Regie Stuart Gordon) geht es um eine allseits beliebte Krankenschwester, die unter Drogen- und Alkoholeinfluß einen Neo-Obdachlosen (der gerade einen der übelsten Tage seines Lebens hinter sich hat) anfährt, auf der Windschutzscheibe (dort bleibt er erstmal stecken) nach Hause transportiert und in der heimischen Garage einsperrt...
      Sie gerät in Panik und beschließt (seine Bitte um Hilfe ignorierend) das einzig Logische in dieser Situation: er muss beiseite geschafft werden!

      Eigentlich zähle ich mich ganz und gar nicht zur Stuart Gordon- Fangemeinde. Deswegen waren meine Erwartungen an "Stuck" mehr als gering.
      Umso größer war meine Überraschung...

      Schon lange nicht mehr habe ich einen so überdrehten wie unterhaltsamen, vor Klischees strotzenden, dabei aber nicht unintelligenten, mit Seitenhieben auf unsere Gesellschaft versehenen fiesen kleinen Film mit gut gemachten Splattereinlagen gesehen.

      Mein Fazit: Ansehen lohnt sich auch für "Nicht-Reanimator-Fans" :twisted:
      -Gone to Midian-
      Na das hört sich doch mal sehr interessant an. Vor allem wegen der Passage:

      mit Seitenhieben auf unsere Gesellschaft versehenen fiesen kleinen Film mit gut gemachten Splattereinlagen gesehen.


      Bei dem Film muss ich auch mal die Augen aufhalten - habe bislang noch nie etwas von dem Film gehört/gesehen.

      Re: Stuck (2007)

      Eine junge Altenpflegerin fährt im Drogenrausch einen Obdachlosen an. Anstatt den schwer verletzten, in der Windschutzscheibe steckenden Mann ins Krankenhaus zu bringen, fährt sie nach Hause und lässt ihn in der Garage verbluten.
      Soviel zum wahren Fall der Chante Mallard, der sich 2002 in Texas ereignet hat und vier Jahre später die Grundlage für das Skript zu Stuart Gordons STUCK bilden sollte.

      Wobei man die tatsächlichen Begebenheiten im Film variiert und ausgeschmückt hat, so dass Spoilerentwarnung für die vorangegangenen Zeilen gegeben ist. Ich will ja schließlich niemandem den Genuss des neuen Gordon madig machen.

      Stichwort: Gordon. Der Amerikaner ist ein Spross des Horrorgenres – keine Frage. Mit RE-ANIMATOR, FROM BEYOND in den Achtzigern und später mit seinem MASTERS OF HORROR – Beitrag DREAMS IN THE WITCH HOUSE hat er sein filmisches Schaffen mit Vorliebe Lovecraft gewidmet und insbesondere mit den beiden erstgenannten auch Splattergeschichte inszeniert. Nun, im etwas fortgeschrittenen Alter hat sich der 61 – Jährige etwas vom phantastischen Sujet gelöst und verfilmt nun gerne mal Geschichten, die das Leben schreibt. Und diese Storys sind des Öfteren – siehe oben! - ebenfalls Horror pur und gefundenes Fressen für den gewieften Drehbuchautor, der mal eine Auszeit von maskierten Killern und schleimigen Tentakelwesen braucht.
      Im Falle von STUCK ist die Ausgangssituation obendrein eine, die wir noch nicht schon hundert Mal auf den Bildschirmen hatten und somit ist der Streifen eine spannende Sache von Haus aus.

      Gordon führt die beiden tragischen (von Stephen Rea und Mena Suvari gespielten) Hauptfiguren anhand ihres jeweiligen Tagesablaufs ein und unausweichlich zu ihrer schicksalhaften Begegnung hin. Bei Suvari bringt der Morgen eine in Aussicht gestellte Beförderung, die am Abend mit Disco und Drogen gefeiert wird. Rea wird erst einmal aus seiner schäbigen Wohnung geschmissen, muss im An-schluss daran deprimierende Stunden in der Warteschlange auf dem Arbeitsamt verbringen und am Ende wartet die Parkbank auf den Neuobdachlosen. Doch eine Altenpflegerin auf Drogenfahrt bringt ihn vom Regen in die Traufe.
      Und ab da kämpfen die beiden ungleichen Protagonisten aus höchst unterschiedlichen Warten nur noch um eines: Um ihr Leben.

      Dann – der Bruch! Plötzlich will das bis dahin intensive True Crime – Drama eine schwarze Komödie sein und beraubt sich der Realitätsnähe und damit der schärfsten Waffe. Rea ist schauspielerisch weiter eine Wucht, hält seine blutende, sterbende Figur mit darstellerischer Inbrunst am Leben, während Suvari als verzweifelte und gewissenlose Unfallfahrerin fast zur Karikatur verkommt.
      Nichts gegen schwarzen Humor, aber im Fall von STUCK hätte er – wenn überhaupt notwendig – dann doch subtiler ausfallen müssen. Denn dieser Film hätte das Potential eines echten Eiertreters gehabt. Leider wurde der Abstieg in die tiefsten menschliche Abgründe auf halber Strecke zugunsten der Unterhaltung aufgegeben.
      Dann hat sich der Film nämlich zur schwarzen Komödie gewandelt, die zum Ende hin zwar sehr böse und blutig wird, aber dort längst ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt hat.
      Trotzdem ist STUCK ein sehens- und empfehlenswerter Film, der eine nicht alltägliche bitterböse Geschichte erzählt. Eine aus dem Leben eben!

      7,5 / 10
      Lesbos - Land of hot and languorous nights

      Re: Stuck (2007)

      "Crystal Lake" schrieb:


      Denn dieser Film hätte das Potential eines echten Eiertreters gehabt.

      Gut, dass ich keine Eier habe :D

      "Crystal Lake" schrieb:

      Leider wurde der Abstieg in die tiefsten menschliche Abgründe auf halber Strecke zugunsten der Unterhaltung aufgegeben.
      Dann hat sich der Film nämlich zur schwarzen Komödie gewandelt, die zum Ende hin zwar sehr böse und blutig wird, aber dort längst ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt hat.


      Meiner Meinung nach waren die Figuren von Anfang an total überzeichnet. Deiner Theorie vom "Bruch" kann ich deshalb so nicht zustimmen.

      Was die Hauptdarsteller allein schon in der ersten Viertelstunde erleben, lässt darauf schließen, dass man es nicht mit einem True Crime Film bzw. einem "Eier(stock)treter" zu tun hat.
      Ich finde, dass "Stuck" sehr gelungen ist und mich fasziniert daran, wie darin die (eigentlich ernsthafte und tragische) Realität karikiert wird.
      Und mal ehrlich: Hätte sich jemand von einem Stuart Gordon etwas anderes erwartet?
      -Gone to Midian-

      Re: Stuck (2007)

      Stuart Gorden hatte mich kürzlich mit seinen "King Of The Ants" sehr positiv überrascht, weil ich immer annahm außer einem Re-Animator sind seine Filme nur Mittelmass (wie "Castle Freak"), über diesen Schnitt liegt auch sein Werk "Stuck".
      Der Film konnte mich insbesondere mit seinen ungewöhnlichen Szenen überzeugen, wenn ein älterer Herr im Pflegeheim sich komplett Vollkackt und man das Resultat auch ausführlich zu sehen bekommt, was ekelig ausschaut.
      Der Humor ist hierbei versteckt vorhanden und kann vereinzelt einige Lacher aufzeigen.
      Ansonsten ist es der Überlebenskampf eines versifften Mannes, über den man nicht viel in Erfahrung bringen wird, außer das er scheinbar etwas verwirrt ist, wahrscheinlich handelt es sich auch um einen Straßen-Penner, den man eher überraschenderweise als Mitleidendes Folteropfer präsentieren wird, jenes Mitfühlen sich dann auch ein wenig in Grenzen hält, als wenn man eine Frau für ihn gewählt hätte. Aber die dargestellte Situation mit dem gefangen sein wurde an sich richtig beklemmend rübergebracht, wo natürlich auch das Blut nicht fehlen darf.
      Für die Optik darf natürlich ein kurzes Liebesspiel nicht fehlen, wo auch Nackte Haut aufgezeigt wird. Die ab und zu eingesetzte Hip-Hop Musik wirkt ganz gut angepasst und ertönt auch nicht zu oft.
      Unsere Hauptdarstellerin "American Pie" Mena Suvari macht einen brauchbaren Job, wenn sie ihre Verwirrtheit nach dem Unfall aufzeigen wird, so ganz zufrieden stellend empfand ich sie aber nicht.
      Ich habe auch etwas mehr noch zu bemängeln, so ganz schlüssig ist der Handlungsstrang von Mena Suvari als "Brandi" allgemein nicht ausgefallen, wenn sie von der liebenswürdigen Krankenschwester, dann das skrupellose und herzlose Wesen von sich gibt, wenn es noch eine Fahrerflucht wäre, aber zusammen mit dem gut sichtbaren Opfer durch die ganze Stadt zu fahren und dabei auch an ein paar Polizisten unbemerkt vorbei zu kommen, grenzt schon an etwas zu viel Fantasie, zumal ihr Handeln alles andere als schlüssig ist, jenes nicht nur der Straßen-Penner hinterfragen wird, sondern mit Sicherheit auch der Zuseher, ob es am Drehbuch lag oder die Rolle nur schlecht gespielt wurde kann ich nicht beurteilen. Insgesamt ist Struck ein sehenswertes und mehr als nur Standart-Filmchen geworden.

      7/10

      Re: Stuck (2007)

      "Dr.Doom" schrieb:

      ... wenn es noch eine Fahrerflucht wäre, aber zusammen mit dem gut sichtbaren Opfer durch die ganze Stadt zu fahren und dabei auch an ein paar Polizisten unbemerkt vorbei zu kommen, grenzt schon an etwas zu viel Fantasie, zumal ihr Handeln alles andere als schlüssig ist, jenes nicht nur der Straßen-Penner hinterfragen wird, sondern mit Sicherheit auch der Zuseher, ob es am Drehbuch lag oder die Rolle nur schlecht gespielt wurde kann ich nicht beurteilen. Insgesamt ist Struck ein sehenswertes und mehr als nur Standart-Filmchen geworden.
      7/10


      Unglaublich, aber wahr! Der Film basiert ja auf einer wahren Begebenheit. Und mit dem Unfallopfer in der Windschutzscheibe durch die Stadt und in die eigene Garage gefahren - genau diese Aktion hat die Dame in Wirklichkeit ja gebracht - siehe auch die Extras von STUCK oder im Internet findet sich auch viel zu dem wahren Fall dieser kaltblütigen Fahrerflüchtigen...
      Lesbos - Land of hot and languorous nights

      Re: Stuck (2007)

      heute auch gesehen: Stuck! Durch eure Reviews neugierig geworden hab ich heute gleich meinen DVD-Freund in die Videothek geschleift um nach Stuck Ausschau zu halten.
      Völlich abgefahren, was einem hier geboten wird!! Zum Glück hgat sich hier mal die alte Faustregel "based on a true story" = Kackfilm nicht bestätigt, halleluja! Stuck ist vollgestopft mit bitterbös tiefschwarzen Schicksalsschlägen, die unserem Antihelden hier widerfahren! Über die gleichwohl subtil versteckten Seitenhiebe auf unsere abgestumpfte Gesellschaft (wie picture schon sagte) kann man eigentlich nur den Kopf schütteln und gleichzeitig lächeln, was bleibt einem anderes übrig... Traurig, daß das alles realitätsnah ist.
      Die Szene, die DrDoom bemängelt hat mit dem unbemerkt an den Polizisten vorbeifahrendem Auto, würde ich jetzt gar nicht mal ankreiden, da die beiden trotzig die Aufforderung des vernommenen Penners, sich mal umzudrehen, ignorierten. Dafür hat der Film leider ein paar andere Schönheitsfehler: erstens müsste der "Beifahrer" (lol) eigentlich verbluten, bzw dürfte nach 2 Tagen feststecken und rumbluten gar nicht mehr die Kraft für solche Aktionen haben; zweitens hätte er unter dem Müllsack ersticken müssen, die vielen Stunden, die er dort drunter verbracht hat, wobei man darüber natürlich noch diskutieren kann; drittens ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß sich jemand mit einem offenen Schienbeinbruch überhaupt noch derart bewegen kann, zumal -und jetzt wirds eklig- er mit seinem Knochen an der Windschutzscheibe hätte hängenbleiben müssen, als er sich dort durchzwängte.
      Und zuguterletzt hält ein Motorola-Akku niemals 12 Stunden lang durch, wenn das Handy die ganze Zeit aufgeklappt und somit aktiv im Auto rumliegt :D Der kackt vorher ab.
      Ja ich bin pingelig und heul zuviel rum, aber meiner Meinung nach ist der Film nicht sooo wirklichkeitsgetreu. Nichtsdestotrotz eine hervorragende Empfehlung und unbedingt sehenswert! Vor allem ist es auch ziemlich spannend, wie die Geschichte ausgeht, das ist mal nicht absehbar. Von mir trotz Abzug in der B-Note aufgrund der Fehlerchen immernoch 8 Punkte!

      Re: Stuck (2007)

      cooles review, dg.
      der erste absatz trifft so ziemlich genau meine meinung und deckt sich mit dem, wie ich den film verstanden habe.

      bezüglich "ungereimheiten" bzw. "nicht logischen ereignissen" im film:
      ich denke, gerade das war trotz des "based on true events" nicht die intention des regissseurs: den film wirklichkeitsgetreu zu machen.
      dann wäre der film nämlich das, was du anfangs befürchtet hattest :D
      -Gone to Midian-

      Re: Stuck (2007)

      "DeadGod" schrieb:

      nuja soviel reviewed hab ich nun auch wieder nicht, mehr gemotzt :)
      aber stimmt eigentlich, es heisst ja nur, daß der streifen auf einer wahren geschichte basiert und nicht eine wahre geschichte verfilmt.



      Das mit der wahren Geschichte habe ich bei meiner Meinung zum Film erst gar nicht mit berücksichtigt, schon zu oft wurde dies doch behauptet um den Absatz wohl anzukurbeln (Bsp. Wolf Creek), dass prüfe ich erst gar nicht mehr, ob dies stimmt oder nicht. ;)

      @DeadGod Da bist bestimmt nicht der einzige, meine Reviews sind auch vom Motzen geprägt. :D Dein Review liest sich aber gut ! und die Meinungen gehen hier auch nicht gross auseinander.
      Es gibt einen Film der hat EXAKT die selbe Story wie dieser hier, ich komm nur nicht mehr auf den Namen. Den gabs VOR Stuck mit Mena Suvari, komisch ist nur das nirgendwo steht das STUCK ein Remake des anderen Films ist (anscheinend).
      Weiß einer vielleicht wie der Original-Film heißt? Ich such mich schon blöde, find aber nix. Würde die beiden gerne nochmal vergleichen.

      Gruß,
      deo
      :rock