Giallo Thread

      @horror1966
      Auf die Gegendarstellung hab ich schon gewartet! :D
      Das ist irgendwie so ein "spalter" Film. Ich kenne einige Leute die sehen das ganze so positiv wie Du. Andere stufen ihn sogar noch schlechter als ich ein. Mein Kumpel meinte noch: "5/10 ist viel zu hoch"...
      Naja, ist wie immer Geschmackssache.

      Gruß,
      deo

      PS: Ich hab noch ein paar Gialli hier rumliegen. Mal schauen was Du von den nächsten hälst! ;)
      Da kommt in den nächsten Tagen noch was dazu!

      Gruß,
      deo

      Spasmo (Italien 1974)



      Originaltitel: Spasmo
      Herstellungsland: Italien
      Erscheinungsjahr: 1974
      Regie: Umberto Lenzi

      Darsteller:
      Robert Hoffmann
      Maria Pia Conte
      Suzy Kendall
      Ivan Rassimov
      Adolfo Lastretti
      Monica Monet
      Guido Alberti
      Mario Erpichini
      Franco Silva
      Luigi Antonio Guerra
      Rosita Torosh
      Tom Felleghy

      Story:
      Christian ist mit seiner neuen Flamme Barbara im Motel und rasiert sich im Badezimmer den Bart ab. Da bricht plötzlich ein fremder Mann mit einer Pistole ein. Es kommt zu einem gerangel und der Mann liegt anscheinend erschossen auf dem Boden. Christian packt sich seine Bummsbekantschaft und verläßt das Motel. Als er kurz darauf zum Tatort zurückkehrt ist die Leiche verschwunden...
      Von nun an geschehen Dinge die ihm an seinem Verstand zweifeln lassen. Nicht nur das der Totgeglaubte ab und an mal wieder zurückkehrt, auch Gesichter aus seiner näheren Umgebung kommen ihm bekannt vor. Und was hat sein Bruder Fritz mit all dem zu tun? Geht es vielleicht um Fälle von Wahnsinn die in seiner Familie vorgekommen sind, bzw. hat er den Wahn geerbt? Oder will der Eifersüchtige Partner seiner neuen Bekanntschaft ihn in den Irrsinn stürzen...

      Meine Meinung:
      Äußerst konfuse Story, gepaart mit offensichtlichen Fehlern = Spasmo!
      Diesmal ist Umberto Lenzi der später für seine Kannibalenfilme bekannt wurde für diesen seltsamen Streifen verantwortlich.
      Interessant am Film ist eigendlich nur das er von Altmeister Fulci "hätte" gedreht werden sollen. Dieser konnte aber nicht, so übernahm Lenzi das Ruder.
      Der Film dümpelt so vor sich hin, für Lenzi untypisch wird weder auf nackte Haut, noch auf brutale Slasherszenen gesetzt. So ist dieser Film eigendlich als ziemlich Jugendfreundlich zu bezeichnen, hätte meiner Meinung nach auch locker ab 12 Jahren durchgehen können, aber so ein rotes "Ungeprüft" Siegel macht sich wohl besser auf der Giallo-Collection.

      Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht wie ich diesen Film beschreiben soll. Trashgurke im Giallo-Fahrtwasser wäre wohl eine passende Bezeichnung. Mal ganz von der äußerst wirren Story und den offensichtlichen Skript-Fehlern abgesehen, wird hier nur ein seichtes Krimichen geboten das auf die Dauer langweilig ist. Immerhin konnte ich ein paar mal herzlich lachen, da die Story teilweise solche unfreiwillge Situationskomik bot, Lenzi muß wohl entweder besoffen oder bekifft gewesen sein...
      Der Score ist von Ennio Morricone und wie von ihm gewohnt als gut zu bezeichnen.

      Fazit: Im Rahmen eines Trashfilm-Festivals vielleicht genießbar, mit Hilfe von ein paar Litern Bier...
      3/10

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      Malastrana
      (Malastrana)
      mit Ingrid Thulin, Jean Sorel, Mario Adorf, Barbara Bach, Fabijan Sovagovic, José Quaglio, Relja Basic, Piero Vida, Daniele Dublino, Sven Lasta, Luciano Catenacci, Michaela Martin
      Regie: Aldo Lado
      Drehbuch: Ernesto Gastaldi / Aldo Lado
      Kamera: Giuseppe Rizzolini
      Musik: Ennio Morricone
      FSK 16
      Deutschland / Italien / Jugoslawien / 1971

      Im Prager Stadtpark findet ein Wächter den leblosen Körper des amerikanischen Journalisten Gregory Moore. Obwohl er ins Leichenschauhaus gebracht wird und die Ärzte ihn für tot halten, lebt Gregory noch und liegt im Wachkoma. Langsam erinnert er sich an die Umstände, unter denen er in diesem Zustand gelangt ist. Alles begann mit dem Verschwinden seiner Freundin...


      Irrtümlicherweise wird Aldo Lado's Regie-Debut "Malastrana" von den meisten Leuten immer als Giallo geführt, obwohl die erzählte Geschichte eigentlich rein inhaltlich vollkommen von den ansonsten erzählten Mörder-Storys vollkommen abweicht und sich auch ansonsten prinzipiell einer hundertprozentigen Genrezuordnung eher entzieht, da hier doch einige Genres miteinander vermischt werden, die eine genaue Zuordnung doch fast unmöglich machen. Die Bezeichnung Psychothriller mit diversen Anleihen beim Horror-Genre trifft es wohl am besten, aber wie dem auch sei, der Film zählt ganz eindeutig zu den absoluten Perlen des Cinema Italiano und bietet einen jederzeit spannenden Filmgenuss, der auch ohne die sonst vorhandenen Morde und großartige Action auskommt und fast einzig und allein durch seine äusserst interessant erzählte Story zu überzeugen weiss.

      Diese wird dabei noch nicht einmal besonders temporeich, sondern viel eher ziemlich ruhig und bedächtig erzählt, doch gerade durch diese Tatsache entfaltet sich eine ganz eigene Dynamik und Intensität der Geschehnisse, die den Zuschauer auf eine ganz eigenartige Art und Weise fast schon hypnotisch in Beschlag nehmen und dabei eine äusserst unheimliche Faszination entfachen, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Allein der ständige Wechsel von der Gegenwart, in der sich der Journalist Gregory in einem scheintodähnlichem Zustand befindet, in dem er alles mitbekommt was um ihn herum passiert und der Vergangenheit in die er sich gedanklich begibt, um die Ereignisse zu rekonstruieren die zu seinem Zustand geführt haben hält die Konzentration des Zuschauers immer oben, da man auch wirklich nicht das kleinste Detail verpassen möchte, das zur Lösung dieser ominösen und geheimnisvollen Geschichte führt. Und geheimnisvoll ist nun wirklich genau der richtige Ausdruck für einen Story-Plot, den man dramaturgisch gesehen nicht besser hätte aufbauen können und der mit zunehmender Kaufzeit eine immer bedrohlicher erscheinenede Atmosphäre entwickelt, die einem so manche Gänsehaut über den Rücken jagen kann. Ohne das eigentlich wirklich viel passiert, baut sich dabei ein äusserst straff gezogener Spannungsbogen auf, der sich bis in die letzte Einstellung hinein aufrecht erhalten kann und zu keiner Zeit irgendwelche Einbrüche verzeichnet.

      Aldo Lado hat es vortrefflich verstanden, dem Zuschauer immer nur häppchenweise neue Informationen zu liefern die der Aufklärung dienen, wie Gregory in diesen todesähnlichen Zustand gelangen konnte. Dies geschieht zudem in einer sehr ruhigen Erzählweise und ohne jegliche Hektik, wobei das Szenario eine fast hypnotische Wirkung auf den Betrachter hinterlässt. Diese äusserst sich insbesondere auch durch flashbackartige eingestreute Bildfragmente, die sich in der Erinnerung des Journalisten abspielen und zu Beginn noch scheinbar sinnlos durcheinandergewirbelt dargestellt werden, bevor sie im weiteren Verlauf der Geschehnisse erst ganz am Ende einen wirklichen Sinn ergeben. So ist es auch nicht besonders verwunderlich, das man sich phasenweise in einen tranceähnlichen Zustand versetzt fühlt, denn "Malastrana" ist in irgendeiner Form fast schon ein wahrer Sinnesrausch, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt, so das man sich in der gegebenen Situation wie gefangen fühlt, was bei dem Zustand in dem sich der Hauptcharakter befindet für ein hohes Maß an Identifikation sorgt. Man kann sich extrem gut in die Lage der Hauptfigur hineinversetzen, fühlt man doch größtenteils die gleiche Hilflosigkeit, die in einem Mann vorgehen muss, der alles mitbekommt was um ihn herum passiert, seinen Mitmenschen aber nicht das kleinste Zeichen geben kann, das er sich noch am Leben befindet und lediglich sein Körper keinerlei Anzeichen dafür senden kann.

      Was mir besonders gut gefallen hat ist auch der Aspekt, das es in dieser Geschichte kein Happy End gibt, denn dieses wäre an dieser Stelle auch mehr als unpassend gewesen. Mag die gewählte Schlußsequenz auch nicht jeden Geschmack treffen, so ist sie doch in diesem Werk nahezu perfekt und rundet ein insgesamt exzellentes Filmerlebnis ab. Eigentlich beinhaltet "Malastrana" überhaupt nichts, was man wirklich kritisieren könnte, denn auch von den darstellerischen Leistungen her wird man regelrecht verwöhnt. Insbesondere Jean Sorel versteht es in der Rolle des Journalisten, mit ausdrucksstarkem und authentischen Schauspiel zu überzeugen und trägt somit einen nicht gerade unwesentlichen Anteil am brillanten Gesamteindruck, den man von dieser italienischen Film-Perle erlangt. Eine tolle und sehr interessante Geschichte, ein dramaturgisch sehr gelungener Spannungsbogen, erstklassige darsteller und eine fast hypnotisch anmutende Grundstimmung ergeben hier ein Gesamtwerk, das man einfach nur genießen sollte.


      Fazit:


      Kein typischer Giallo, sondern ein Mix aus mehreren Genres macht "Malastrana" zu einem Filmerlebnis der ganz besonderen Art, das eine sogartige Wirkung auf den Zuschauer ausübt, der sich nur zu gern in einen rauschartigen Strudel hineinziehen lässt, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Streckenweise ist es ein wahrer Rausch der Sinne der seine Faszination voll zur Geltung bringt, der man sich auf keinen Fall entziehen kann, selbst wenn man es wollte.


      9/10





      The Red Quuen kills 7 Times
      (La Dama rossa uccide sette volte)
      mit Barbara Bpuchet, Ugo Pagliai, Marina Malfatti, Marino Mase, Pia Giancaro, Sybil Danning, Nino Korda, Fabrizio Moresco, Rudolf Schündler, Maria Antonietta Guido, Carla Mancini, Bruno Bertocci
      Regie: Emilio Miraglia
      Drehbuch: Emilio Miraglia
      Kamera: Alberto Spagnoli
      Musik: Bruno Nicolai
      Ungeprüft
      Deutschland / Italien / 1972

      Eine alte Legende erzählt von einer schwarzen Königin, die die rote Königin, ihre Schwester, im Streit töten wird. Doch letztere wird nicht in ihrem Grab ruhen, sondern zurückkehren und sieben Menschen umbringen. Ihr letztes Opfer wird die verhasste Schwester sein Die beiden Schwestern Kitty und Evelyn sind seit jüngster Kindheit zerstritten. Bei einem Handgemenge passiert ein Unfall und Evelyn stirbt. Um den Totschlag zu vertuschen, wird die Leiche im Kellergewölbe versteckt und angegeben, dass Evelyn spurlos in den USA verschwunden sei. Als in Kittys Umgebung plötzlich Morde geschehen, steht die Polizei vor einem Rätsel. Alle Indizien deuten auf Kittys Liebhaber, ihren Boss Martin Hoffmann. Die Zeugen sprechen jedoch von einer Frau im roten Umhang, die Evelyn zum verwechseln ähnlich sieht


      Dieses Werk von Emilio Miraglia ist ein wirklich exzellenter Vertreter aus dem Genre der Giallis, der sich zudem noch durch die Mischung mit dezenten Grusel-und Mystery Elementen wohlwollend von den meisten anderen Filmen seiner Art abhebt. In erster Linie überzeugt der Film durch seinen dramaturgisch erstklassigen Spannungsaufbau, der den Zuschauer von Beginn an in seinen Bann zieht. Dabei legt sich die vom Geschehen ausgehende Faszination wie eine zweite Haut über den Betrachter und die enthaltenen Grusel-und Mystery Elemente tun ihr Übriges, um für ein ganzzeitig extrem spannendes Sehvergnügen zu sorgen. So ist es dann auch nicht besonders verwunderlich, das sich eine immer dichter werdende und sehr mysteriöse Atmosphäre entfalten kann, die sich auch bis in die letzten Passagen des Szenarios aufrechterhalten kann, das einem zum Ende hin sogar noch einen gewissen Überraschungseffekt bietet, mit dem man nicht wirklich rechnen konnte. Dieser Effekt bezieht sich nicht unbedingt auf den eigentlichen Täter, sondern vielmehr auf die Gesamtzusammenhänge, die sich erst ganz am Ende dieses tollen Filmes eröffnen.

      Emilio Miraglia hat es ausgezeichnet verstanden, dem Zuschauer immer wieder kleinere Hinweise zu geben, die auf die Identität des Mörders hindeuten. Gleichzeitig werden aber auch mehrere Personen in den Täterkreis einbezogen und es werden etliche falsche Fährten gelegt, die letztendlich in die Irre führen. Besonders lobenswert erscheint aber vor allem der Aspekt, das die endgültige Auflösung der mysteriösen Morde nicht vorzeitig zu erkennen ist, denn die Zusammenhänge bleiben doch fast die ganze Laufzeit über eher im Dunkeln. Dadurch ist es jederzeit gewährleistet, das man sich seiner eigenen Vermutungen niemals wirklich sicher sein kann, was ganz automatisch dazu führt, das die Konzentration des Zuschauers zu keiner Zeit sinken lässt. Und so kann man dann auch diesen fantastischen Giallo richtig genießen, der einem durch den Einfluss der dezenten Grusel-und Mystery Passagen sogar phasenweise ein richtig gelungenes Horror-Feeling vermittelt, das man wie ein Schwamm in sich aufsaugt. Dennoch steht hier ganz eindeutig der Giallo im Vordergrund, der aber durch die aussergewöhnliche Mixtur eine ganz eigene Faszination und Dynamik entwickelt, die dem gewonnenen Gesamtbild sehr zuträglich ist und den gewonnenen Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwertet.

      Ein weiterer hervorzuhebender Pluspunkt dieses Werkes ist sicherlich die Tatsache, das man selten so viele gutaussehende Frauen in einem Giallo gesehen hat. Natürlich ist das nicht der wichtigste Punkt, aber für den optischen Eindruck dürfte das nicht ganz unerheblich sein. Ganz generell ist der Film in optischer Hinsicht absolut überzeugend, besticht er doch durch das gewohnt kräftige Spiel mit den farben, das man den italienischen Filmen der damaligen Zeit kennt. Phasenweise erscheint das Geschehen wie ein extrem kräftiger Farbenrausch, was man insbesondere an den jeweiligen Inneneinrichtungen diverser Wohnungen erkennen kann, in denen sich Teile der Geschichte abspielen. Streckenweise tun die Farbkompositionen schon fast in den Augen weh, denn die damals modernen Farb-Kombinationen waren doch äusserst grell und aus heutiger Sicht könnte man sich gar nicht vorstellen, das besispielsweise einige hier gezeigte Tapeten oder Kleidungsstücke einmal als modisch gegolten haben. So bekommt man also auch noch eine aus optischer Sicht perfekte Zeitreise zurück in die 70er Jahre, was auch gleichzeitig für ein hohes Maß an Authenzität sorgt.

      Letztendlich kann ich bei "The Red Queen kills 7 Times" nur zu einem absolut überzeugenden Gesamteindruck gelangen, für mich persönlich zählt dieser Film sogar zu den besten Giallis, was manch einer sicherlich nicht so sehen wird. Doch schon bei der ersten Ansicht dieses Werkes habe ich mich in diese Gesamtkomposition verliebt, die durch eine dramaturgisch erstklassig aufgebaute Geschichte zu überzeugen weiss. Sehr viel Spannung, eine bedrohliche und teils gruselige Grundstimmung und ein teilweise überraschendes Ende ergeben eine Kombination, die man nur als absolut sehenswert bezeichnen kann. Hinzu kommt eine Darsteller-Riege, die durch gelungenes Schauspiel die ganze Sache nahezu perfekt abrundet und insbesondere die vielen bildhübschen Darstellerinnen sind ein herrlicher Farbtupfer, der vor allem die männlichen Zuschauer begeistern dürfte. So handelt es sich letztendlich um ein Gesamtpaket, das man kaum besser hätte schnüren können und an dem man als Liebhaber italienischer Giallis einfach nicht vorbeikommt.


      Fazit:


      "The Red Queen kills 7 Times" ist meiner Meinung nach ein hervorragender Vertreter seiner Art, in dem alle Komponenten perfekt ineinander übergehen und der durch den Einfluss einiger Horror-Elemente etwas sehr Aussergewöhnliches an sich hat. Die gefundene Kombination der verschiedenen Genres machen dieses Werk zu etwas ganz Besonderem und garantiert gleichzeitig für ein absolut packendes Filmerlebnis, das sich kein Freund dieser Film-Gattung entgehen lassen sollte. Geschickt eingefügte Wendungen sorgen dafür, das man ganzzeitig der Faszination des Geschehens erliegt, die einen wie eine zweite Haut einhüllt und erst mit Beginn des Abspanns wieder freigibt.


      9/10





      Der Mann ohne Gedächtnis
      (L'Uomo senza memoria)
      mit Senta Berger, Luc Merenda, Umberto Orsini, Anita Strindberg, Bruno Corazzari, Rosario Borelli, Manfred Freyberger, Tom Felleghy, Carla Mancini, Vittorio Fanfoni, Duilio Cruciani
      Regie: Duccio Tessari
      Drehbuch: Ernesto Gastaldi
      Kamera: Giulio Albonico
      Musik: Gianni Ferrio
      FSK 16
      Italien / 1974

      Edward leidet nach einem schweren Verkehrsunfall an einer anhaltenden Amnesie. In der Psychiatrie trifft er einen Mann, der behauptet, Edward von früher zu kennen - und, dass Edward mit einer in Italien lebenden Amerikanerin verheiratet sei. Als kurz darauf der "alte Bekannte" von einem Killer mit einem Kopfschuss hingerichtet wird, fliegt Edward nach Italien, um den Dingen auf den Grund zu gehen.


      Duccio Tessaris Werk aus dem Jahre 1974 ist einerseits ein waschechter Giallo, der sich allerdings trotzdem ziemlich grundlegend von den meisten anderen Genre-Vertretern abhebt, was in allererster Linie schon einmal in der etwas anderen Erzähstruktur begründet liegt. Denn bekommt man hier doch nicht die ansonsten oft herbeigezogene Geschichte eines Serienmörders zu sehen, sondern vielmehr ein äusserst raffiniertes Puzzlespiel, das aus dem Gedächtnisverlust der Hauptfigur Edward entsteht und in dem man auf dessen nur langsam wiederkehrende Erinnerung angewiesen ist, um die Gesamtzusammenhänge der Ereignisse zu erkennen. Diese werden zwar über größere teile der Geschichte einigermaßen im Dunkeln gehalten, jedoch erhält man immer wieder recht deutliche Hinweise, die einen schon frühzeitig eigene vermutungen anstellen lassen, die sich dann letztendlich auch bewahrheiten sollen. Nun könnte man aufgrund dessen eventuell zu der Meinung gelangen, das es vorliegendem Film erheblich an Spannung mangeln könnte, was aber keineswegs der Fall ist. Denn obwohl man in vorliegender Geschichte viel füher auf die Lösung des Geschehens kommen kann als in vielen anderen Giallos, so beinhaltet das Szenario einen dennoch sehr konstanten Spannungsbogen, der für ein ganzzeitig interessantes und abwechslungsreiches Filmerlebnis Sorge trägt, in dem zu keiner Zeit so etwas wie Langeweile aufkommt.

      Dafür sorgen allein schon die recht unterschiedlichen Charaktere die "Der Mann ohne Gedächtnis" zu bieten hat, sind da einerseits mehrere ziemlich dubiose Figuren, mit denen man zu Beginn noch nicht viel anfangen kann, die aber im weiteren Verlauf der Story einen nicht gerade unwesentlichen Stellenwert einnehmen, andererseits wartet der Film aber auch mit Charakteren auf, die von Beginn an sehr viele Symphatiepunkte beim Zuschauer sammeln können. Zu diesen zählen hauptsächlich Sara (Senta Berger) und selbst der unter Amnesie leidende Edward (Luc Merenda), der trotz seiner anscheinend kriminellen Vergangenheit die sich immer mehr herauskristallisiert, einen äusserst symphatischen Eindruck hinterlässt. Weiterhin wird der Betrachter auch noch durch diverse Personen etwas hinters Licht geführt, da die zu Beginn der Geschichte scheinbar positiven Charaktereigenschaften sich am Ende als leere Fassade darstellen und sich regelrecht umkehren. Man sieht also ziemlich deutlich, das nur in diesem einen Aspekt schon eine extreme Vielschichtigkeit zum Tragen kommt, die dem Film insgesamt sehr gut zu Gesicht steht und für ein abwechslungsreiches Szenario sorgt.

      Dabei sollte man nicht unerwähnt lassen, das gerade das hier gezeigte Schauspiel der gesamten Darsteller-Riege einen absoluten Höhepunkt darstellt, ist es in vielen anderen Giallos oft der Fall, das die einzelnen Figuren eher etwas farblos gezeichnet werden und auch die Darsteller nicht unbedingt sehr ausdrucksstark agieren, so nimmt "Der Mann ohne Gedächtnis" in diesem Punkt fast schon eine kleine Ausnahmestellung ein, die ihn sehr wohlwollend von anderen vertretern abhebt. Doch auch ansonsten unterscheidet sich Tessaris Werk ganz erheblich von vielen anderen Filmen dieser Gattung, fehlen doch beispielsweise fast gänzlich die handelsüblichen Nacktszenen von hübschen Frauen und auch das fast schon obligatorische Liebesspiel eines Paares sucht man hier vergebens. Ich persönlich habe das keineswegs als negativ empfunden, hat man sich doch in vorliegendem Fall vielmehr auf die wesentlichen Punkte der Geschichte focusiert, was den Film in meinen Augen enorm aufwertet. Dazu zählen auch die wunderbaren Schauplätze an denen sich das Geschehen abspielt, der Zuschauer wird mit herrlichen Kulissen konfrontiert und bekommt eine Kameraarbeit geboten, die einen wahrlich mit der Zunge schnalzen lässt. Da kann man es auch als Giallo-Liebhaber jederzeit verschmerzen, das die geschichte fast gänzlich ohne die üblichen blutigen passagen auskommt und das man nicht mit einer Reihe von Morden konfrontiert wird, die man ansonsten geboten bekommt.

      So kann man Regisseur Duccio Tessari ohne Übertreibung attestieren, das er mit "Der Mann ohne Gedächtnis" eine wahre Perle des Sub-Genres geschaffen hat, die sich sehr wohlwollend von vielen anderen Giallos abhebt und sich qualitätsmäßig auf einem äusserst hohen Level ansiedelt. Nicht die ansonsten übliche Mörder-Story, sondern ein intelligentes Puzzle-Spiel das sich rückwärtig zusammensetzt, zieht den Zuschauer in seinen bann und übt eine unglaublich starke Faszination auf ihn aus, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Besetzt mit erstklassigen Schauspielern und einer herausragenden Senta Berger, die hier sogar zur Kettensäge greift um ihr Leben zu verteidigen bietet der Film absolut hochklassige Unterhaltung, die sich kein Liebhaber des italienischen Kinos entgehen lassen sollte. Herrliche Kulissen und eine absolut hervorragende Kameraarbeit runden ein nahezu perfekt geschnürtes gesamtpaket ab, das man sich immer wieder gut anschauen kann, ohne das es langweilig wird.


      Fatit:


      "L'Uomo senza memoria", wie das Werk im Original heisst, zieht den Betrachter von der ersten Minute an in seinen Bann und präsentiert eine intelligente Geschichte, die fast gänzlich ohne Härte und blutige Passagen auskommt und dennoch jede Menge Spannung bietet. Auch die handelsüblichen nacktszenen bekommt man hier nicht geboten, was allerdings keineswegs eine negative Kritik darstellen soll sondern das Gesamtwerk noch zusätzlich aufwertet. So kann man sich insgesamt an einem herrlichen Film erfreuen, der mit einer grandiosen Senta Berger zu einem echten Erlebnis wird.


      9/10





      Das Schloss der blauen Vögel
      (La Bestia Uccide A Sangue Freddo)
      mit Klaus Kinski, Margaret Lee, Rosalba Neri, Jane Garret, John Karlsen, Gioia Desideri, John Ely, Fernando Cerulli, Sandro Rossi, Giulio Baraghini, Ettore Geri, Antonio Radaelli, Monica Strebel, Carla Mancini, Franco Marletta
      Regie: Fernando Di Leo
      Drehbuch: Fernando Di Leo
      Kamera: Franco Villa
      Musik: Silvano Spadaccino
      Ungeprüft
      Dominikanische Republik / Italien / 1971

      Schloss Hohenschwand fungiert als Nervenheilanstalt. Die meisten Frauen, die dort behandelt werden, haben psychische Probleme durch Inzucht, gescheiterte Ehen oder Nymphomanie. Seit kurzem geht des Nachts ein Triebtäter im Schloss um, der sich nicht nur an den nackten und vor Lust zuckenden Frauenkörpern ergötzt, sondern ihnen auch ein blutiges Ende bereitet!


      Fernando Di Leo hat hier ganz sicher keinen Beitrag geleistet, der zu den besten Giallis zu zählen ist und dennoch entfaltet das Werk seine ganz eigene Faszination und ist somit für Freunde dieser Film-Gattung ein unverzichtbarer Genre-Beitrag. Die größten Stärken dieser Produktion sind in erster Linie ganz eindeutig die vielen sehr hübschen Darstellerinnen und die streckenweise recht blutig in Szene gesetzten Morde, die in der Nervenheilanstalt stattfinden. Eine Schwäche hungegen dürfte die doch ziemlich inhaltsleere Story darstellen, denn wirklich viel Substanz ist in diesem Bezug nicht zu erkennen. Nun kommt dieses Phänomen zwar in so einigen Giallis vor, doch in "Das Schloss der blauen Vögel" kommt dieser Aspekt meiner Meinung nach besonders stark zum Vorschein. Anstatt etwas mehr Wert auf eine gewisse Struktur der Ereignisse zu legen, hat Di Leo sein Hauptaugenmerk vielmehr auf einige äusserst schöne Frauen und viel nackte Haut gelegt. Einige der Erotikszenen, in denen sich diverse Damen an den eigenen Geschlechtsteilen herumspielen, erinnern dabei schon fast an eine Hardcore-Produktion und waren in dieser expliziten Darstellung sicherlich nicht unbedingt notwendig.

      Ganz generell hätte man sich als Zuschauer sowieso lieber etwas mehr Handlung gewünscht, als manch äusserst sinnbefreite Nackttanz-Einlage der Damen ertragen zu müssen. Dadurch baut sich auch zu keiner Zeit ein echter Spannungsbogen auf, wie man ihn ansonsten in diesen Filmen geboten bekommt, denn die verübten Morde geraten doch ziemlich stark in den Hintergrund, was auch sicherlich darin begründet ist, das die ganze Zeit über so gar kein Motiv zu erkennen ist. Dieses tritt nämlich erst ganz am Ende etwas in den Vordergrund, als die Identität des Mörders gelüftet wird. Prinzipiell sind mir die krimi-und Thrilleranteile dieses Filmes etwas zu kurz zu geraten, denn schon sehr schnell wird recht deutlich, das die erotische Komponente ganz eindeutig im Focus des geschehens steht. Das mag insbesondere für die mesiten männlichen Zuschauer ganz erfreulich sein, jedoch verschenkt man damit auch eine Menge an Potential, das die Geschichte an sich ganz bestimmt beinhaltet, aber zu keiner Zeit wirklich ausschöpft.

      Auch im darstellerischen Bereich weist der Film erhebliche Mankos auf, selbst ein Klaus Kinski wirkt in der Person des stellvertretenden Anstalts-Leiter eher blass und kann rein gar nichts von seinen schauspielerischen Fähigkeiten in die Waagschale werfen, da seine Rolle dies ganz einfach nicht hergibt. Ebenso verhält es sich mit sämtlichen Schauspielern, denn die Damen müssen einfach nur schön sein (und das sind sie wirklich) und die Herren der Schöpfung wirken in diversen Passagen schon fast wie Fremdkörper, die gar nicht so richtig in die Szenerie hineinpassen. Doch auch wenn sich das alles jetzt sehr negativ anhört, entfaltet dieses Werk seine ganz eigene Faszination und besitzt auch eine Menge Charme, dem man besonders als Liebhaber des Giallos erliegt. Einzig und allein in Sachen Spannung und Atmosphäre kommt der Film nicht an die wirklichen Größen des Sub-Genres heran, fehlt es dem Geschehen doch an richtig bedrohlichen Elementen, die für eine echte Gänsehaut-Atmosphäre sorgen würden. Wenn man damit kein Problem hat und sich an wohlgeformten Körpern erfreuen kann, dann kommt man an diesem Werk nicht vorbei, nur sollte man von Anfang an mit den richtigen Erwartungen an Di Leos Film herangehen.

      Spannungszechnisch ist "Das Schloss der blauen Vögel" nicht unbedingt eine Granate und hinkt in diesem Bezug etlichen Genre-Kollegen weit hinterher, dafür bekommt der Zuschauer hier einen ordentlichen Schuß Erotik geboten, der meiner persönlichen Meinung nach schon etwas zu groß geraten ist. Etwas weniger nackte Haut, dafür aber etwas mehr Handlung und Spannung hätten dem Film ganz sicher gut zu Gesicht gestanden und den Thriller-Anteil um Einiges in die Höhe getrieben. So aber muss man sich als Betrachter mit einem immer noch überdurchschnittlichem Giallo begnügen, der allerdings weitaus besser hätte ausfallen können, wenn man die jeweiligen Anteile etwas besser verteilt hätte.


      Fazit:


      "Das Schloss der blauen Vögel" zählt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zum Besten, was man unter den unzähligen Giallis finden kann, ist aber trotz einiger offensichtlicher Mankos immer noch ein sehenswerter Beitrag, der insbesondere dem männlichen Publikum sehr zusagen dürfte. Jede Menge wunderschöner Frauen und sehr viel nackte Haut regen die Fantasie des Betrachters an, der sich dafür allerdings mit einem nicht gerade hoch angesiedeltem Spannungsbogen zufriedengeben muss.


      6,5/10





      Hatchet for the Honeymoon
      (Il Rosso segno della follia)
      mit Stephen Forsyth, Dagmar Lassander, Laura Betti, Jesus Puente, Femi Benussi, Antonia Mas, Luciano Pigozzi, Gerard Tichy, Veronica Limera, Pasquale Fortunato, Jose Ignacio Abadal, Silvia Lienas, Montserrat Riva
      Regie: Mario Bava
      Drehbuch: Santiago Moncada
      Kamera: Mario Bava
      Musik: Sainte Maria Romitelli
      FSK 16
      Spanien / Italien / 1970

      John Harrington und seine Frau Mildred führen ein elegantes Geschäft für Brautmoden. Niemand ahnt, dass sich hinter dem charmanten Geschäftsmann ein Massenmörder verbirgt, der zwanghaft junge Frauen in ihrer Hochzeitsnacht mit einer Axt zerstückelt. Denn mit jedem neuen Opfer kann sich Harrington besser an das Gesicht des Mörders seiner eigenen Mutter erinnern. Auch seine eigene Frau wird zum Opfer des Psychopathen. Sie kehrt als Geist zurück und will mit ihrem Gemahl noch ein Wörtchen in eigener Sache reden. Denn wie heißt es doch so schön: Bis dass der Tod euch scheidet!


      Obwohl dieser Film von Mario Bava zumeist immer als Giallo geführt wird, sind die Elemente des Sub-Genres eher nur in Ansätzen zu erkennen. So weiss man beispielsweise von der ersten Minute an über die Identität des Mörders bescheid, was ja im Prinzip viel eher vollkommen untypisch für einen waschechten Giallo erscheint. Nuchtsdestotrotz bekommt der Zuschauer einen echten Bava präsentiert, was sich in erster Linie fast selbstverständlich durch die geniale Kameraarbeit und das extrem kräftige Farbenspiel ausdrückt, das der Regisseur so hervorragend verstanden hat. Vor allem visuell bekommt man phasenweise einen wahren Bilderrausch geboten, der streckenweise schon fast bizarre Kameraeinstellungen beinhaltet, die eine sogartige Wirkung auf den Betrachter ausüben und diesen so immer tiefer in das Geschehen hineinziehen, von dem eine ganz eigene Faszination ausgeht, die man wirklich nur schwerlich in Worte fassen kann sondern selbst erlebt haben muss.

      Ein wirklicher und konstanter Spannungsbogen kann sich in diesem Werk zwar nicht aufbauen, was sicherlich durch den Aspekt vereitelt wird, das die Identität des Killers kein Geheimnis darstellt, dafür hat sich Bava hier vielmehr auf den Charakter des Mörders focusiert und stellt insbesondere dessen Paranoia ganz eindeutig in den Vordergrund der Ereignisse. Die Erklärung für die psychische Krankheit von Harrington bekommt man zwar erst ganz am Ende des Filmes geliefert, dennoch kann man sich im Prinzip schon viel früher einen Reim darauf machen, was hauptsächlich an einem Jungen liegt, der zwar immer wieder während der Geschichte eingeblendet wird, den man aber zuerst gar nicht richtig einordnen kann. Hier gelangt man zu einem Aspekt der Story, der manchen Leuten anscheinend etwas schwer im Magen liegt, denn der Plot kann einen teilweise etwas verwirrenden Eindruck entstehen lassen, in manchen Passagen mag das Szenario nämlich im ersten Moment etwas unstrukturiert wirken und die Zusammenhänge sind erst im späteren Verlauf verständlich und ergeben dann auch einen Sinn. Hinzu kommen einige fast komödiantische Momente, die man eigentlich nicht aus Filmen dieser Art gewöhnt ist, andererseits verleiht das dem Film auch seinen aussergewöhnlichen Anstrich, der definitiv vorhanden ist.

      Man sollte sich bei "Hatchet for the Honeymoon" darüber im Klaren sein, das die Geschichte sich von den ansonsten handelsüblchen Plots erheblich unterscheidet, was für viele eventuell eher eine Enttäuschung darstellen mag, für echte Liebhaber allerdings gerade ein Grund sein dürften, Bavas Werk etwas höher zu bewerten, als es die breite Masse tut. Es ist in erster Linie die visuelle Ausdruckskraft des Szenarios, die einen wahren Augenschmaus darstellt und echte Fans des großen Regisseurs nahezu in Verzückung geraten lässt. Hinzu kommt ein Darsteller-Ensemble, das durch gute darstellerische Leistungen zu überzeugen weiss, wobei Stephen Forsyth in der Rolle des geisteskranken Mörders den Film meiner bescheidenen Meinung nach fast schon im Alleingang trägt und seiner Figur sehr viel Glaubwürdigkeit und Authenzität verleiht. Der Wahnsinn ist ihm dabei im Gesicht abzulesen, seine Mimik aber auch die Gestik sind dabei besonders ausgeprägt und vermitteln dem Betrachter einen sehr guten Eindruck über die kranke Seele dieses Mannes.

      "Hatchet for the Honeymoon" ist sicherlich nicht das beste Werk von Mario Bava und wird auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht jeden Geschmack treffen, jedoch lohnt sich eine Sichtung allein schon aufgrund der herausragenden Kameraarbeit und den farbenprächtigen Bildern, die man hier zu sehen bekommt. Vom künstlerischen her handelt es sich in meinen Augen sogar um ein echtes Meisterwerk, über den Rest kann man ganz sicher unterschiedlicher Meinung sein. Wer aussergewöhnlich strukturierte Filme mag, die den italienischen Thriller mit einigen komödiantischen Momenten verbinden, der sollte sich den Film auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen, für wahre Fans gehört er sowieso zum Pflichtprogramm, denn daran führt definitiv kein Weg vorbei. Und auch wenn es im Bezug auf eine spannende Story etliche bessere Vertreter gibt, bin ich ein begeisterter Fan dieses visuell absolut überragenden Werkes, das wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellt, welch begnadete Fähigkeiten ein Mario Bava besessen hat.


      Fazit:


      Rein filmisch gesehen sicherlich reine Geschmackssache, ist "Hatchet for the Honeymoon" in künstlerischer Hinsicht ein wahres Meisterwerk. Ein visueller Bilderrausch, der den geneigten Liebhaber in Entzückung versetzt und dessen Augen schmeichelt. Ich persönlich mag diesen Film sehr und kann nur dringend zu einer Sichtung raten, die man bestimmt nicht bereuen wird.


      8/10
      The Perfume of the Lady in Black ( Il Profumo della signora in nero )


      Kurz zur Geschichte:
      Silvia (Mimsy Farmer) wird von unheimlichen Träumen und Visionen geplagt. Traumatisiert durch Geschehnisse in ihrer frühen Kindheit, scheint die junge und hübsche Frau mehr und mehr aus der Realität abzudriften. Auch ihre Freunde scheinen sie nicht zu verstehen, obwohl der ein oder andere vielleicht mehr weiß als er zugeben möchte? Es geschehen immer mehr unheimliche Dinge die Silvia betreffen, Freunde und Nachbarn aber sehen nichts davon...

      Meine Meinung:
      Ein äußerst ungewöhnlicher Film, bzw. Italo-Mystery Beitrag! Er wird zwar öfters unter dem Begriff "Giallo" eingeordnet, aber dies ist er eigendlich nicht! Es geht nicht wirklich um einen "Mörder", sondern viel mehr um die qualen einer verwirrten jungen Frau! Doch auch dies kann man nicht so im Raum stehen lassen, wenn man den leider ziemlich unbekannten Film eine Chance gibt und ihn bis zum Schluß verfolgt, wird man doch mit offener Kinnlade dastehen und sich wundern!

      Ich möchte nicht zuviel verraten, da dies dem Film die Spannung nehmen würde, also beschränke ich mich auf die Filmkünstlerische starke Wirkung die dieses kleine Meisterwerk zu bieten hat!
      Dies ist kein 0815 Film den man so nebenbei schauen sollte! Man sollte auch keinen auf plumpe Gewalt ausufernden Film erwarten. Wer Filme mit einer langsam vortschreitenden Handlung nicht mag, wird hier sicher enttäuscht werden. Der Film ist über die gesamte Spieldauer sehr ruhig gehalten, aber immer großartig in Szene gesetzt. Hier stimmt jedes kleinste Detail! Ich habe selten besser eingefangene Momentaufnahmen gesehen, ein ganz großes Lob an den Regisseur und das Kamerateam! Da wird so manche ruhige Szene zu einem kleinen Kunstwerk hochstilisiert! Und wenn ich schon von Kunstwerken rede, der Soundtrack ist wirklich fantastisch! Die Musikuntermalung von Nicola Piovani ist so passend und erzeugt ohne jeglichen Schnörkel gruselige Schauer! Wo in vielen anderen Italo-Beiträgen auf quäkende "Easy-Listening" Melodien gesetzt wurde, hebt sich Piovanis Score so großartig ab! Streicher, Orchestrale Gänsehautmusik, ein Genuß für jeden Filmmusikfan! Klassisch gehalten und immer passend zum Geschehen! Ganz toll!
      Auch bei den Darstellern finde ich keinen Grund etwas negatives zu berichten. Die "Nebendarsteller" sind erfreulich gut gecastet, auch in ihren Darstellungen gibt es kein "Overacting" wie man es leider auch aus anderen Beispielen dieses Genres kennt. Kommen wir zu der Hauptdarstellerin Mimsy Farmer: Eine wirklich hübsche junge Schauspielerin, die die Rolle der labilen mit Problemen aus ihrer Vergangenheit behafteten Frau gnadenlos gut bis zum Ende spielt. Ich "WILL" ja nicht immer andere Filme der Dekade zum Vergleich heranziehen, aber wenn es mehr solcher Darstellerinnen gegeben hätte wären einige der Italo- oder Giallofilme weitaus bekannter geworden und nicht nur ein Steckenpferd von einigen Fans!
      Punkte:
      9/10
      Ein kleines Meisterwerk!

      Trailer:


      Originaltitel: Il Profumo della signora in nero
      Herstellungsland: Italien
      Erscheinungsjahr: 1974
      Regie: Francesco Barilli

      Darsteller:
      Mimsy Farmer
      Lara Wendel
      Maurizio Bonuglia
      Mario Scaccia
      Donna Jordan
      u.a.





      Das unheimliche Auge
      (Le Foto di Giola)
      mit Serena Grandi, Daria Nicolodi, Vani Corbellini, David Brandon, George Eastman, Trine Michelsen, Karl Zinny, Lino Salemme, Sabrina Salerno, Capucine, Loredana Petricca, Beatrice Krüger, Marcia Sedoc
      Regie: Lamberto Bava
      Drehbuch: Gianfranco Clerici / Luciano Martino
      Kamera: Gianlorenzo Battaglia
      Musik: Simon Boswell
      Ungeprüft
      Italien / 1987

      Gioia ist die Chefredakteurin des Erotik-Magazins «Pussycat». Im Swimmingpool ihrer Villa finden immer wieder einmal Photosessions statt. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wird ein Starmodel auf dem Nachhauseweg am Rande des Schwimmbeckens ermordet. Ein Zeuge berichtet Gioia davon, die Leiche scheint jedoch zunächst wie vom Erdboden verschwunden. Wenige Tage später wird ein weiteres Model auf grausame Art und Weise ermordet. Der Pussycat Verlag erhält mit der Post jeweils ein Photo der Leichen. Der Täter platziert die leblosen Körper immer vor ein riesiges Gioia-Plakat, bevor er sie fotografiert...


      Dieser Spät-Giallo von Lamberto Bava erschien zu einer Zeit, als die Blütezeit dieser Filmart eigentlich schon beendet war und wird leider immer wieder etwas unter Wert bewertet. Sicher, es handelt sich hier ganz bestimmt nicht um ein absolutes Highlight des Genres, aber dennoch hat der Sohn von Regie-Legende Mario Bava eine größtenteils sehr spannende Geschichte auf den Weg gebracht die zwar auch kleinere Längen beinhaltet, insgesamt gesehen aber alles andere als ein echter Langeweiler ist, wie es einige Leute behaupten. Das eigentliche Problem dieses Filmes ist es viel eher, das ihm etwas die Ecken und Kanten fehlen, was sich leider ein wenig negativ auf die vorherrschende Grundstimmung auswirkt, die eigentlich nur selten eine so starke Bedrohlichkeit aufkommen lässt, wie man es aus etlichen anderen Genre-Vertretern her kennt. Das liegt insbesondere in den vorhandenen Schauplätzen begründet, die das Szenario insgesamt gesehen zu glatt erscheinen lassen. Ein großer Teil der Geschichte spielt sich beispielsweise in einer riesigen Villa ab, die von Chefredakteurin Giola (Serena Grandi) bewohnt wird, die in diesen pompösen Anwesen doch ziemlich verloren erscheint.

      Zudem hat sich Bava etn wenig zu stark auf die Glitzerwelt der Models focusiert, was ja im Grunde genommen nichts Verwerfliches sein muss, doch die ständigen Einblicke in diverse Foto-Sessions hätte man durchaus kürzer halten können, nehmen sie doch einen nicht gerade kleinen Anteil der Gesamtspielzeit des Filmes ein. Man sollte allerdings fairerweise anmerken, das der Zuschauer einige sehr hübsche Frauen zu Gesicht bekommt, die auch nicht mit nackten Reizen geizen. Unter ihnen befindet sich zum Beispiel auch Sabrina Salerno, die vielen älteren Semestern auch noch als vollbusiges Popsternchen aus den 80er Jahren ein Begriff sein dürfte. Über genügend nackte haut und schöne Frauen kann man sich also wirklich nicht beschweren, was allerdings wie schon erwähnt ein wenig auf Kosten der Atmosphäre geht. Dabei ist diese doch in etlichen Passagen sogar äusserst dicht geraten und unterstützt den recht soliden Spannungsaufbau, jedoch sind da immer wieder diese kleinen Einbrüche, die man auf jeden Fall hätte vermeiden können.

      Mir persönlich hat das eigentlich nicht sehr viel ausgemacht, denn als Gesamtpaket kann man dieses Werk ohne Weiteres als gut bezeichnen, zudem hat "Das unheimliche Auge" auch einige richtig gute Momente, womit ich nicht unbedingt die hübschen-und streckenweise nackten Damen meine, sonders dies vielmehr auf etliche spannende Passagen innerhalb des Filmes beziehe. So ist auch die Suche nach dem scheinbar psychophatischen Killer durchaus interessant in Szene gesetzt worden, der Zuschauer wird mit den schon fast oblgatorischen falschen Fährten des Öfteren in eine vollkommen falsche Richtung gelenkt, was die Identität des Mörders betrifft. Und auch die Motive sind eigentlich so gut wie gar nicht zu erkennen, lediglich der Aspekt das es sich um einen persönlcichen Rachefeldzug gegen Giola handelt, tritt ziemlich offensichtlich in den Vordergrund. Erst ganz kurz vor dem Ende kommt es dann zur endgültigen Preisgabe der Identität des verrückten Killers und diese kann man aufgrund der bis dahin stattfindenden Ereignisse schon als kleinen Überraschungsmoment ansehen, der nicht zwangsläufig vorhersehbar war.

      So kann man dann auch insgesamt zu einem guten Gesamteindruck gelangen, denn auch in darstellerischer Hinsicht hat man schon weitaus Schlechteres zu Gesicht bekommen, als es in vorliegender Geschichte der Fall ist. Wunderdinge sollte man jedoch nicht erwarten, den insbesondere die weiblichen Akteure bestechen vor allem durch hübsches Aussehen und nicht unbedingt durch oscarreife Schauspielleistungen. Trotzdem bewegt man sich auf solidem Niveau und das ist ja viel mehr, als manch anderer Film zu bieten hat. Lamberto Bava kann mit diesem Giallo also auf keinen Fall an die Genialität seines berühmten Vaters herankommen, hat aber einen insgesamt doch überdurchschnittlich guten Vertreter kreiert, an dem man als Fan des Genres jederzeit seine Freude haben kann. Langeweile konnte ich persönlich jedenfalls nicht feststellen, lediglich die streckenweise etwas zu focusierte Darstellung der Glitzerwelt in der Model-Branche erscheint etwas störend und hätte etwas kürzer ausfallen können.


      Fazit:


      "Das unsichtbare Auge" ist keinesfalls der schlechte Film, den man aufgrund diverser Kritiken vermuten könnte. Sicher, ein Meisterwerk ist hier ganz bestimmt nicht entstanden, aber immerhin ein interessanter-und spannender Vertreter seiner Art, in dem nur etwas zuviel Wert auf Nebensächlichkeiten wie gutes Aussehen und nackte Haut gelegt wurde. Dennoch wird man kurzweilig und spannend unterhalten, so das ich diesen Film auf jeden Fall empfehlen kann.


      7/10





      Das Rätsel des silbernen Halbmonds
      (Sette orchidee macchiate di rosso)
      mit Antonio Sabato, Uschi Glas, Pier Paolo Capponi, Rossella Falk, Marina Malfatti, Renato Romano, Claudio Gora, Gabriella Giorgelli, Aldo Barberito, Bruno Corazzari, Franco Fantasia, Petra Schürmann, Ivano Davoli
      Regie: Umberto Lenzi
      Drehbuch: Roberto Gianviti / Paul Hengge
      Kamera: Angelo Lotti
      Musik: Riz Ortolani
      FSK 16
      Deutschland / Italien / 1971

      "Rom: ein grauenvoller Mord wird an einer jungen Prostituierten verübt. Die Polizei tappt noch im Dunkeln, als eine regelrechte Serie weiterer Frauenmorde beginnt. Die einzige Spur ist ein kleiner silberner Halbmond, der bei jener der Toten aufgefunden wird. Nur eine junge Dame namens Giulia kann dem Seriemörder entkommen. Sie erkennt auch den Zusammenhang zwischen den Opfern: Alle Ermordeten waren mit einem Amerikaner in einem Hotel abgestiegen, der einen Halbmond an seinem Schlüsselbund trug. Doch dieser Amerikaner ist schon vor Jahren unter nie geklärten Umständen bei einem Autounfall ums Leben gekommen..."


      Dieser Film gehört wie auch "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" zu den Filmen der letzten Edgar Wallace Box und stellt eine deutsch-italienische Co-Produktion dar. Gleichzeitig handelt es sich auch um die einzige Wallace-Verfilmung, deren Handlung sich komplett in Italien abspielt, was schon einmal einen ganz grundlegender Unterschied zu den üblichen Krimis des britischen Autors darstellt. Doch auch im Bezug auf den Handlungsstrang handelt es sich wieder um einen echten Giallo, der sämtliche markanten Merkmale dieser Filmgattung aufweist. So entfaltet sich von der ersten Minute an eine äusserst mysteriöse Geschichte, in deren Mittelpunkt fast schon selbstverständlich eine geheimnisvolle Mordserie steht, auf die man sich lange Zeit keinen wirklichen Reim machen kann. Scheinbar wahllos tötet ein Mörder mehrere junge Frauen, die eigentlich keinerlei Bezug zueinander haben. Erst mit zunehmender Laufzeit lässt sich eine Gemeinsamkeit erkennen die alle Opfer miteinander verbindet, so das gleichzeitig auch ein Verdächtiger benannt werden kann. Als sich allerdings herausstellt, das diese Person schon mehrere Jahre tot ist, steht der Zuschauer mit seinen eigenen Vermutungen wieder am Anfang und hat im Prinzip keinerlei Anhaltspunkte, um sich der wahren Identität des Killers zu nähern.

      Allein schon durch diesen Aspekt verspricht das Geschehen doch eine ganze Menge Spannung, die mit zunehmender Laufzeit förmlich greifbar wird und sich in mehreren Passagen sogar zur absoluten Hochspannung entwickelt, was beim Betrachter für ein extrem angespanntes Sehverhalten sorgt. Dennoch kommt "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" meiner Meinung nach nicht ganz an die Qualität eines Filmes wie "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" heran, was allerdings weniger an der immer spannenden Geschichte, sondern vielmehr an den hier agierenden Darstellern liegt. Damit will ich keinesfalls andeuten, das die schauspielerischen leistungen hier schlecht wären, aber es fehlt ein wenig an Überzeugungskraft. So hat mir das deutsche "Schätzchen" Uschi Glas nicht sonderlich in ihrer Rolle gefallen, kann man doch diverse Ansätze von Theatralik in ihrer Darstellung erkennen, so das mehrere Momente entstehen, in denen ihr Schauspiel seltsam gekünstelt und ziemlich überzogen erscheint. Doch ganz generell ist die Besetzung in diesem unter der Regie von Umberto Lenzi entstandenen Film nicht annähernd so stark ausgefallen, wie man es noch bei "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" beobachten konnte. Dort erschien das gesamte Ensemble ganz einfach viel überzeugender und vor allem authentischer, was eine ganz große Stärke des Filmes war. In vorliegendem Fall handelt es sich viel eher um eine kleine, aber keinesfalls unwichtige Schwäche, die den ansonsten sehr guten Gesamteindruck ein klein wenig trübt.

      Dennoch handelt es sich hier um einen absolut sehenswerten Genre-Beitrag des italienischen Kinos, das ganz eindeutig die Oberhand in dieser Co-Produktion hat. Sämtliche Zutaten eines erstklassigen Giallos sind vorhanden und wurden von Lenzi auch sehr überzeugend in Szene gesetzt, so das Italo-Fans absolut begeistert sein dürften. Da kann man dann auch schon einmal über die kleinen Schwächen beim dargebotenen Schauspiel hinwegsehen, da doch sämtliche anderen Aspekte der Geschichte jederzeit sehr gute-und extrem spannende Unterhaltung garantieren. Die immer straffer angezogene Spannungsschraube des Szenarios wird von einer fast schon herausragenden Grundstimmung brillant unterstützt, es gibt mit zunehmender Laufzeit immer mehr bedrohliche Momente, die an einigen Stellen auch durchaus für eine gepflegte Gänsehaut beim Zuschauer sorgen können. Und auch wenn es sich bei "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" nicht um eine absolut typische Edgar Wallace Verfilmung handelt, so dürften doch auch die eingefleischten Fans auf ihre Kosten kommen, handelt es sich doch um eine äusserst atmosphärische Story, in der strekenweise ein herrliches Grusel-Feeling in den Vordergrund rückt, das für schaurig-schöne Unterhaltung sorgt und jederzeit kurzweilige Unterhaltung bietet.

      Auch wenn das voliegende Gesamtpaket mich nicht ganz so begeistert hat wie bei "Das Geheimnis der grünen Stecknadel", so sollte man sich diese Wallace Spät-Verfilmung keinesfalls durch die Lappen gehen lassen, denn im Bezug auf Spannung und Atmosphäre handelt es sich um einen ertklassigen Genre-Beitrag. Einzig und allein der Cast stellt hier meiner Meinung nach eine kleine Schwäche dar, ansonsten wird man aber mit sehr guter italienischer Filmkost konfrontiert, die man sich immer wieder gut anschauen kann, denn auch nach mittlerweile vier Jahrzehnten hat "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" rein gar nichts von seiner Faszination und Ausstrahlung verloren, so das man bedenkenlos zu diesem Film greifen kann, wenn man ein Freund von spannungsgeladener Genrekost ist, der ganzzeitig ein äusserst mysteriöser-und geheimnisvoller Touch beiwohnt.


      Fazit:


      "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" entspricht auf keinen Fall den ansonsten üblichen Wallace Verfilmungen, bietet aber dennoch extrem gute Filmkost, die insbesondere durch einen dramaturgisch erstklassigen Spannungsaufbau und eine äusserst dichte Atmosphäre zu überzeugen weiss. Ein wenig zuviel Theatralik im Schauspiel einiger Darsteller verhindert eine noch bessere Bewertung, doch insgesamt gesehen siedelt sich dieses Werk von Umberto Lenzi auf jeden Fall im oberen Drittel der Qualitäts-Skala an.


      8/10





      Das Geheimnis der grünen Stecknadel
      (Cosa avete fatto a Solange?)
      mit Joachim Fuchsberger, Fabio Testi, Cristina Galbo, Karin Baal, Günther Stoll, Claudia Butenuth, Camille Keaton, Maria Monti, Giancarlo Badessi, Pilar Castel, Giovanna Di Bernardo, Vittorio Fanfoni, Marco Mariani, Antonio Casale, Emilia Wolkowicz
      Regie: Massimo Dallamano
      Drehbuch: Bruno Di Geronimo / Massimo Dallamano
      Kamera: Joe D'Amato
      Musik: Ennio Morricone
      FSK 16
      Deutschland / Italien / 1972

      Im Londoner Hyde Park wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, die Schülerin des nahe gelegenen Mädcheninternats war. Neben ihr liegt eine grüne Stecknadel. Der verheirate Lehrer Henry, der ein Verhältnis mit Schülerin Elisabeth hat, das entdeckt werden könnte, gerät in den Verdacht des ermittelnden Inspektors Barth, da er in der Nähe des Tatorts einen Füller verloren hat. Auch Elisabeth wird ermordet. Auf eigene Faust gehen Henry und seine Frau Herta dem Mörder nach und stellen ihn.


      Diese deutsch-italienische Co-Produktion ist einer der letzten Filme, die in der legendären Edgar Wallace Film-Reihe erschienen sind und zählt somit zu den wenigen Filmen, die bei vielen der eingefleischten Wallace-Fans auf keine allzu große Begeisterung gestoßen ist. Das liegt ganz einfach an den starken Einflüßen des italienischen Kinos, die in diesem Werk den ganz klar gewichtigeren Anteil für sich in Anspruch nehmen. Die Geschichte weicht nämlich sehr stark von den ansonsten üblichen Wallace-Verfilmungen ab und bietet nicht die ansonsten übliche Londoner Grusel-Szenerie, wie man sie aus so vielen Werken des berühmten britischen Autors her kennt. Und so ist es dann auch durchaus nachvollziehbar , das die eingefleischten deutschen Krimi-Fans nicht so sehr auf ihre Kosten kommen, hat Regisseur Massimo Dallamano doch vielmehr einen waschechten Giallo mit deutscher Schauspielerbeteiligung geschaffen, der zudem noch zu den richtig guten Vertretern seiner Art zu zählen ist. Von Beginn an wird dabei keinerlei Hehl aus der Tatsache gemacht, das die Einflüße des Cinema Italiano ganz klar überwiegen, präsentiert sich dem Zuschauer doch von der ersten Minute ein ineinander verschachteltes Szenario, das in erster Linie durch seinen äusserst gelungenen Spannungsaufbau zu überzeugen weiss. Dabei treten mit der Zeit immer mehr die üblichen Zutaten des italienischen Giallos in den Vordergrund, was der Geschichte insgesamt extrem gut zu Gesicht steht und für einen äusserst spannenden Filmgenuss garantiert.

      Dazu zählt sicherlich hauptsächlich die erstklassige Grundgeschichte, die zu keiner Zeit irgendwie vorhersehbar oder durchsichtig erscheint, bekommt der Betrachter doch lediglich etliche kleine Puzzle-Teilchen serviert, die sich erst kurz vor dem Ende zu einem großen Ganzen zusammenfügen und somit auch erst wenige Minuten vor Toreschluß die Gesamtzusammenhänge der brutalen Morde erkennen lässt, die einem in 90 äusserst spannenden Minuten präsentiert werden. Bis dahin jedoch tappt man wirklich ziemlich im Dunkeln und kann sich kaum einen Reim auf die Morde machen, die an etlichen Schülerinnen einer Mädchenschule begangen werden und erahnt lediglich im Laufe der Zeit durch einige kleinere Indizien, das einige Schülerinnen ein schreckliches Geheimnis miteinander teilen müssen, das letztendlich einige von ihnen ihr junges Leben kostet. Dallamano hat seine Geschichte dramaturgisch gesehen so exzellent aufgebaut, das der Zuschauer fast schon sogartig in das geheimnisumwitterte Geschehen hineingezogen wird, das eine unglaublich starke Faszination ausübt, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Das dabei stattfindende Ratespiel bietet nebenbei etliche falsche Fährten die einen immer wieder in eine falsche Richtung locken, bis dann endlich sämtliche Teile dieser sehr sehenswerten Geschichte zusammengefügt werden und dabei einen äusserst tragischen Hintergrund erkennen lassen, der einem auch die Motivlage des Täters sehr nahe bringt, so das man fast schon so etwas wie menschliches Verständniss für ihn aufbringen kann, auch wenn das seine taten keinesfalls entschuldigt.

      Neben der erstklassigen Dramaturgie des Szenarios und dem stetig ansteigenden Spannungsbogen ist es insbesondere die hervorragende Darsteller-Riege, die diesem Film eine Menge Klasse verleiht. Fabio Testi, Karin Baal und Joachim Fuchsberger sollen an dieser Stelle nur stellvertretend für ein insgesamt harausragend agierendes Darsteller-Ensemble stehen, das durch seine gläntenden Leistungen dem Film ganz automatisch ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken und so zu einem fasz schon perfekten Gesamteindruck beitragen. Dieser entsteht aber vor allem durch den Aspekt, das hier nicht wie in einigen anderen Giallos die Motive für eine Mordserie wie auch die Identität des Mörders wie beiläufig aus dem Hut gezaubert werden, denn in "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" liegt dem Ganzen eine absolut erstklassige-und vor allem nachvollziehbare Story zugrunde, in der es nicht vor Logiklöchern nur so wimmelt. Doch in vorliegendem Fall passen im Prinzip sämtliche Komponenten nahezu perfekt ineinander, was letztendlich für einen aussergewöhnlich gelungenen Giallo verantwortlich zeichnet, der diese Bezeichnung auch wirklich verdient und für sich in Anspruch nehmen kann.

      Eine geheimnisvolle Geschichte, ein wunderbar aufgebauter Spannungsbogen, eine dichte-und größtenteils sehr bedrohliche Grundstimmung und hervorragende Schauspieler machen diesen Film der Edgar Wallace-Reihe zu einem unvergesslichen Filmerlebnis, das man unbedingt gesehen haben sollte. Einige im Netz umherschwirrende-und eher durchschnittliche Kritiken kann ich mir persönlich nur so erklären, das eingeschworene Wallace-Fans über die Abweichung zu den klassischen Verfilmungen seiner Romane zu sehr enttäuscht waren, denn Liebhaber des italienischen Kinos dürften bei diesem Film viel eher vor Begeisterung mit der Zunge schnalzen, offenbart sich ihnen doch ein in allen Belangen vollkommen überzeugender Giallo, so wie man ihn sich vorstellt und auch wirklich haben möchte. Meiner Meinung nach braucht sich "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" auch keinesfalls hinter eventuell bekannteren Vertretern des Genres zu verstecken, offenbart sich dem Betrachter doch ein unglaublich spannendes Geschehen, das tief ineinander verschachtelt förmlich zum Mitraten einlädt.


      Fazit:


      Einige enttäuschte fans des legendären Edgar Wallace möges es mir verzeihen, aber "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" ist ein wirklich herausragender Beitrag des Cinema Italiano, das mit einigen deutschen Einflüßen angereichert wurde, was sich insbesondere bei den Darstellern bemerkbar macht. Filmisch gesehen ist allerdings Italien Trumpf, was man auch von der ersten bis zur letzten Minute dieses grandiosen Genre-Beitrags keinesfalls abstreiten kann. Und so wird das Herz des Italo-Liebhabers um einige Takte höher schlagen, wohingegen sich die Freunde des deutschen Krimis schmollend in ihr Schneckenhaus zurückziehen werden.


      9/10





      Blutspur im Park
      (Una Farfalla con le ali insanguinante)
      mit Helmut Berger, Giancarlo Sbragia, Ida Galli, Silvano Tranquilli, Wendy D'Olive, Günther Stoll, Carole Andre, Anna Zimmermann, Lorella De Luca, Stefano Oppedisano, Dana Ghia, Wolfgang Preiss
      Regie: Duccio Tessari
      Drehbuch: Gianfranco Clerici / Duccio Tessari
      Kamera: Carlo Carlini
      Musik: Gianni Ferrio
      Ungeprüft
      Italien / 1971

      Nachdem die junge Studentin Francoise im Stadtpark blutig ermordet wird, befindet das Gericht den Fernsehreporter Alessandro Marchi aufgrund aller bekannten Indizien für schuldig und schickt ihn ins Gefängnis. Als dann jedoch zwei weitere Morde gleicher Art begangen werden, entstehen Zweifel an Marchis Schuld. Ist Marchis Anwalt, der ein Verhältnis mit dessen Frau hat und nicht sonderlich traurig über die Inhaftierung seines Klienten zu sein scheint, vielleicht nicht ganz unschuldig? Und was hat der neurotische Jugendliche Giorgio, der an jenem Tag ebenfalls im Park war, mit der Sache zu tun ?


      "Das Messer", so der deutsche Titel dieses Giallos, unterscheidet sich in einigen Punkten schon ganz erheblich von übrigen Genre-Vertretern. Steht ansonsten im Prinzip eine gehörige Anzahl von Morden im Vordergrund, so hält man sich in diesem Punkt hier eher sehr bedeckt. Gerade einmal 3 Morde stehen zu Buche und die fallen auch noch eher unspektakulär aus. Doch was sich jetzt im ersten Moment vielleicht wie der Ansatz von negativer Kritik anhören mag ist eigentlich gar nicht so schlimm, da die Geschichte ziemlich gut durchdacht ist und insbesondere durch ihre etwas andere Erzähl-Struktur durchaus zu gefallen weiß. So arbeitet Regisseur Duccio Tessari beispielsweise mit etlichen kleinen Rückblenden die dem Zuschauer zwar zu Beginn noch nicht groß weiterhelfen, aber am Ende des Filmes sämtliche Zusammenhänge erklärend unterstützen. Eine weitere Abweichung stellt der Aspekt dar, das sich nicht unwesentliche Spielanteile in einem Gerichtssaal abspielen, so das man phasenweise schon zu dem Eindruck gelangen kann, es an dieser Stelle vielmehr mit einem Justiz-Thriller denn mit einem Giallo zu tun hat. Doch es ist meiner Meinung nach genau die gewählte Kombination von beiden Dingen, die dieses Werk ziemlich außergewöhnlich macht und ihn streckenweise sogar wohlwollend von anderen Vertretern abhebt.

      Und so konzentriert man sich auch als Betrachter nicht so sehr auf die spärlichen Morde, sondern kümmert sich stattdessen darum, die Zusammenhänge möglichst frühzeitig zu erkennen. Dieser Versuch wird einem jedoch nicht gerade leicht gemacht, denn Tessari versteht es immer wieder, offensichtliche Lösungsversuche zu präsentieren, die einen auf eine falsche Fährte locken sollen. Dabei sind die vorgeworfenen Brocken wirklich nicht von der Hand zu weisen und haben sogar etwas mit der Lösung der Tötungen zu tun, doch die wahren Motive und Hintergründe geben sich erst kurz vor dem Ende gänzlich zu erkennen. Allein schon dadurch ist ein spannungsreiches Film-Vergnügen fast logisch vorprogrammiert und auch wenn sich das hier gestellte Rätsel etwas anders präsentiert als ansonsten üblich, macht es nicht weniger Spaß, die hauseigene Detektiv-Brille aufzusetzen und sich auf Spurensuche zu begeben.

      "Blutspur im Park" kommt zudem auch mit einem sehr ansehnlichen Cast daher, in dem auch der deutsche Anteil vorhanden ist. Herausragend agiert einmal mehr der junge Helmut Berger, dessen Charakter man zu Beginn noch gar nicht so richtig einordnen kann. Das ist aber auch das Schöne an dieser Geschichte, bekommt man doch ganz generell immer wieder Szenen eingespielt, die jede für sich manchmal schon recht wirr und zusammenhangslos erscheint, am Ende jedoch nahezu perfekt in das Gesamtgefüge hineinpasst. Dadurch kann man während der Geschichte ganz wunderbar die eigenen grauen Zellen bemühen, ohne aber zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen. Bis wenige Minuten vor Schluss hat man es nämlich vielmehr mit einem Puzzle zu tun, dem immer noch einige wenige Teilchen fehlen, die für den genauen Durchblick jedoch absolut unverzichtbar sind. Ich möchte sogar soweit gehen und behaupten, das dieser Film zu den raffinierteren seiner Art zu zählen ist, was manch einer wiederum vollkommen anders einschätzen mag.

      Für mich persönlich handelt es sich hier um einen wirklich intelligenten Giallo, der durch seine außergewöhnliche Erzählweise und das Hinzufügen diverser Justiz-Thriller Elemente aus der masse heraus sticht. Tessari hat hier zwar nichts revolutionäres geschaffen, aber doch einen nicht alltäglichen Genre-Beitrag abgeliefert, der von vielen Leuten gnadenlos unterschätzt wird. Denn auch in atmosphärischer Hinsicht kann sich das Werk allemal sehen lassen, bedrohliche Momente und eine exzellente Grundstimmung lassen das Gesamtbild äußerst stimmig erscheinen und runden so einen insgesamt überdurchschnittlich guten Film ab, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.


      Fazit:


      "Blutspur im Park" zählt auf jeden Fall zu der Sorte Gialli's, die ein wenig von der breiten Masse abweichen. Das ist allerdings als absolut positiv zu bewerten, stellt dies doch auch eine willkommene Abwechslung dar und sorgt für ein wenig frischen Wind. Für manch einen eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, handelt es sich auf jeden Fall um einen äußerst sehenswerten Film, den man sich immer wieder sehr gut anschauen kann.


      8/10