Holy Ghost People

      Holy Ghost People



      Holy Ghost People
      (Holy Ghost People)
      mit Emma Greenwell, Joe Egender, Brendan McCarthy, Cameron Richardson, Don Harvey, Roger Aaron Brown, James Lowe, Jason Benjamin, Jalen Camp, Jayne Entwistle, Buffy Charlet, Elisa Aldridge, Sydney Bell
      Regie. Mitchell Altieri
      Drehbuch: Kevin Artigue / Joe Egender / Mitchell Altieri / Phil Flores
      Kamera: Amanda Treyz
      Musik: Kevin Kerrigan
      keine Jugendfreigabe
      USA / 2013

      Die neunzehnjährige Charlotte benötigt die Hilfe eines Ex-Marines und Trinkers, da sie nach ihrer vermissten Schwester in den Appalachen suchen will. Ihre Suche führt sie zu einer ungewöhnlichen Kirche und einen mit Schlangen hantierenden Prediger, der seine Schäflein ermutigt, ihr Seelenheil in gefährlichen Unternehmungen zu finden. Charlotte und ihr Begleiter entdecken in den Bergen ein Mysterium, das ihnen in Mark und Bein geht, als klar wird, welches Schicksal die Schwester befallen hat ...

      Der neueste Film von Mitchell Altieri (The Thompsons, April, April - Tote scherzen nicht) bietet sicherlich keine Geschichte mit einem Höchstmaß an Innovation, denn ähnlich gelagerte Szenerien mit religiöser Hintergrund-Thematik hat man schon oft genug zu Gesicht bekommen. Dennoch wurde an dieser Stelle ein absolut sehenswertes Drama kreiert, das mit einem Budget von gerade einmal 120.000 $ ganz eindeutig in die Kategorie der Independent Produktionen einzuordnen ist. Nun erntet der Film in der Regel eher negative Kritiken, was eventuell einmal mehr in der irreführenden 18er Freigabe begründet ist, denn die Geschichte ist mit 16 Jahren freigegeben worden. So mag manch ein Zuschauer hier ein härteres Spektakel erwarten, das vielleicht eher in die Horror-Richtung tendiert, was sich jedoch nach verhältnismäßig kurzer Zeit schon als Trugschluss herausstellen soll. Wie dem aber auch sei, die Umsetzung der Story kann man ohne Bedenken als sehr gelungen bezeichnen, präsentiert sich einem doch ein Geschehen, in dem religiöser Fanatismus und die absolute Verblendung einer Gruppe von Menschen ganz eindeutig im Vordergrund steht.

      Schon beim Eintreffen der jungen Charlotte und ihrem Begleiter Wayne in der ungewöhnlichen Kirche wird einem dabei klar das hier eine Art Sekte am Werk ist, die von dem charismatischen Anführer Billy geleitet wird. Das Hantieren mit unzähligen giftigen Schlangen scheint augenscheinlich zu der sogenannten Religion zu gehören, die in der Abgeschiedenheit jeglicher Zivilisation praktiziert wird. Es fällt äußerst schwer, sich der fast schon als hypnotisch zu bezeichnenden Ausstrahlung des Anführers zu entziehen, denn Joe Egender liefert in der Rolle des Billy eine absolut gelungene Performance ab. Man nimmt ihm den fanatischen, aber jederzeit ruhig-und ausgeglichen erscheinenden Sektenführer ab, der offensichtlich wirklich von der Sache überzeugt ist, die er seinen Mitgliedern predigt. Es schwingt eine Menge Sozialkritik bei den Ereignissen mit, was der Geschichte an sich einen gewissen Tiefgang verleiht und das Ganze nicht zu einem banalen Fanatismus-Spektakel verkommen lässt. Unterstützt von den gut agierenden Darstellern entfaltet das Szenario dabei durchaus eine gewisse Intensität und strahlt gleichzeitig eine ungeheure Faszination auf den Betrachter aus, der man sich unmöglich verweigern kann. Zu sehr taucht man immer mehr in die Geschehnisse ein und stellt sich dabei unweigerlich die Frage, wie sehr andere Menschen doch durch die charismatische Ausstrahlung einer einzelnen Person geblendet werden können.

      Was hier auf den ersten Blick einfach wie eine Gruppe fehlgeleiteter Menschen aussieht die jedoch im Prinzip lediglich dem Willen Gottes dienen, stellt sich zum Ende hin durchaus als Gefahr für das Leben der beiden Besucher heraus, die auf der Suche nach Charlotte's Schwester sind. Ist man bis zum letzten Drittel des Filmes hauptsächlich über die manipulativen Fähigkeiten von Billy fasziniert, so lassen sich im Schlussteil der Geschichte immer dramatischere Züge erkennen, wobei in diversen Passagen sogar eine ansteigende Bedrohlichkeit zu Tage tritt. Action-oder gar großartig blutige Einstellungen sollte man aber nicht erwarten, was bei manch einem wahrscheinlich auch durch eine vollkommen falsche Erwartungshaltung zu einer negativen Kritik geführt hat, die der vorhandenen Qualität dieser gelungenen Independent Produktion aber keinesfalls gerecht wird.

      "Holy Ghost People" ist ein waschechtes Drama, das gelegentlich einige dezente Thriller-Elemente in den Vordergrund rückt. Statt sinnloser-und überflüssiger Action hat Mitchell Altieri die religiöse Thematik in den Fokus gerückt und dieser Schachzug stellt sich in der Gesamtbetrachtung als vollkommen richtig heraus. Trotz eines eher ruhigen-und bedächtigen Erzähl-Tempos baut sich dabei ein äußerst konstanter Spannungsbogen auf und die Story ist in jeder Phase äußerst interessant. Es müssen also nicht immer die millionenschweren Blockbuster aus Hollywood sein die einem gute und spannende Unterhaltung garantieren, denn manchmal ist es eben eine solche kleine Produktion wie hier, die einen nachhaltigen Eindruck im Gedächtnis hinterlässt. Und so sollte man sich schon im Vorfeld nicht von einer irreführenden Alterseinstufung ins Bockshorn jagen lassen und den Film als das sehen was er letztendlich ist, nämlich ein mehr als gelungenes Drama, in dem die Thematik Fanatismus-und religiöse Verblendung sehr gelungen ins Bild gesetzt wurden, so das man eigentlich seine Freude an dieser Produktion haben dürfte.

      Fazit:

      Am meisten hat mich die Tatsache erstaunt, das man trotz des mehr als geringen Budgets mit wirklich überzeugenden Darsteller-Leistungen konfrontiert wird, die ein unverzichtbarer Bestandteil für die Wirkung des Szenarios sind. Gut aufgebaute Spannung, dramatische Züge und eine unterschwellig vorhandene Bedrohung sind die weiteren Bestandteile dieses gelungenen Werkes, das ich persönlich nur wärmstens empfehlen kann.

      8/10