The Body



      The Body
      (El Cuerpo)
      mit José Coronado, Hugo Silva, Belén Rueda, Aura Garrido, Miquel Gelabert, Juan Pablo Shuk, Oriol Vila, Carlota Olcina, Patrícia Bargalló, Mia Esteve, Sílvia Aranda, Manel Dueso, Pere Brasó, Albert López-Murtra
      Regie: Oriol Paulo
      Drehbuch: Oriol Paulo / Lara Sendim
      Kamera: Óscar Faura
      Musik: Sergio Moure
      FSK 16
      Spanien / 2012

      Die Ermittlungen im Zusammenhang mit einem merkwürdigen Unfall führen Inspektor Jaime Pena zum örtlichen Leichenschauhaus. Dort stellt sich heraus, das der Leichnam der kürzlich verstorbenen Geschäftsfrau Mayka Villaverde spurlos aus dem Kühlraum verschwunden ist. Schnell gerät ihr Ehemann unter Verdacht, in irgendeiner Form in den immer mysteriöser werdenden Fall verwickelt zu sein, ist er doch derjenige, der am meisten vom plötzlichen Dahinscheiden seiner mächtigen, wohlhabenden Ehefrau profitiert. Doch in diesem Fall ist nichts so wie es scheint, und je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto rätselhafter erscheinen die Zusammenhänge...

      Auch wenn die Inhaltsangabe dieses Filmes durchaus andeutet das es sich um eine wirklich spannende Geschichte handelt, so wird noch nicht einmal ansatzweise zum Ausdruck gebracht, welch echte Thriller-Perle sich hinter der spanischen Produktion „The Body“ verbirgt. Von der ersten Minute an wird der Zuschauer mit einem Szenario konfrontiert, das in wirklich allen Belangen dem Genre alle Ehre macht und in seiner Gesamtheit einen Gesamteindruck hinterlässt, den man im Prinzip nur mit dem Prädikat genial auszeichnen kann. Dabei verlaufen die Ereignisse doch erst einmal relativ normal ab und führen einen in eine scheinbar vorgezeichnete Richtung, die zum Ende hin eigentlich nur eine bestimmte Lösung präsentieren kann. Ziemlich schnell muss man jedoch erkennen das sich die Abläufe auf keinen Fall so durchschaubar gestalten wie es im ersten Moment scheinen mag, denn hinter der Fassade verbirgt sich ein Geschehen, das wohl durchdacht und definitiv nicht zu entschlüsseln bist, bevor der kurz vor dem Ende eingestreute Plot-Twist sämtliche bis dahin entstandenen Ahnungen gänzlich über den Haufen wirft und alle Ereignisse in ein vollkommen anderes Licht setzt. Das absolut geniale-und auf keinen Fall vorhersehbare Ende ist allerdings nur der totale Höhepunkt eines Filmes, der auch schon zuvor für größtenteils atemlose Spannung und jede Menge Suspense sorgt. Regisseur Oriol Paulo ist nämlich etwas gelungen was nur den wenigsten gelingt, nämlich einen Thriller zu erschaffen, in dem es wirklich keinerlei offensichtliche Andeutungen auf das Ende einer Geschichte gibt, die einem förmlich die Socken auszieht und einen magisch in ihren teils hypnotischen Bann zieht.

      Schon der Schauplatz trägt einen Großteil dazu bei, denn da sich die Geschichte bis auf diverse Rückblenden und wenige andere Momente hauptsächlich in einem Leichenschauhaus abspielt, beinhaltet „The Body“ fast durchgehend eine packende-und äußerst morbide Grundstimmung, die im Zusammenspiel mit den enthaltenen Mystery-Elementen zu einer Atmosphäre verschmilzt, die sich wie eine zweite Haut um den Zuschauer legt und ihn dabei immer tiefer in die Ereignisse eintauchen lässt, die fast im Minutentakt immer bedrohlichere Ausmaße erkennen lassen. Dabei scheinen die Rollen in diesem offensichtlichen Katz-und Mausspiel ganz eindeutig verteilt, so das man sich eigentlich nicht mit dem Gedanken befasst, das dieser Film so dermaßen mit Wirrungen und Wendungen gespickt ist, das es einem phasenweise fast schon die Luft zum atmen nimmt. Zu eindeutig erscheint die Richtung in die das Ganze zu tendieren scheint und dennoch überkommt einen immer stärker das Gefühl, das sich noch etwas ganz Besonderes im Hintergrund hält, das einem eventuell sogar die Sprache verschlägt. Das diese Vorahnung sich zum Ende hin jedoch so intensiv bewahrheiten soll ist ein echter Hammer, denn Oriol Paulo wartet mit einem Finale auf, das man in dieser Form nun wirklich beim besten Willen nicht vorhersehen konnte. War die Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt schon mit jeder Menge Klasse ausgestattet, so lässt die endgültige Auflösung „The Body“ zu den Genre-Vertretern aufsteigen, die man ohne Übertreibung als absolut perfekt bezeichnen kann. Sicherlich wird nicht ein jeder diese Meinung teilen, doch ehrlich gesagt kann man von einem Thriller kaum noch mehr erwarten, als vorliegender Beitrag einem durchgehend offenbart.

      Dabei spielen auch die agierenden Darsteller eine nicht gerade unwesentliche Rolle und Paulo kann bei seiner Geschichte dabei auf einen Cast zurückgreifen, der durch die Bank mit herausragenden Leistungen aufwartet. Jeder Charakter wird brillant und überzeugend dargestellt, so das auch bei diesem Aspekt kein einziges Haar in der Suppe gefunden werden kann. Und so fügen sich dann die einzelnen Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammen das man einfach nur als überragend bezeichnen kann und jeder Thriller-Liebhaber sollte seine helle Freude an dieser Produktion haben, die doch auf den ersten Blick eher unscheinbar daherkommt. Es müssen eben nicht immer die großen Hollywood-Blockbuster sein, diese europäische Inszenierung zählt nämlich ganz eindeutig zu den absoluten Genre-Juwelen und ist ein weiteres prägnantes Beispiel für die teilweise herausragende Qualität des europäischen Kinos. Wie eigentlich immer liegt das selbstverständlich auch in der Sichtweise des jeweiligen Betrachters, doch wirkliche Schwächen sucht man in „The Body“ absolut vergebens, denn sowohl die strukturierte Erzählung, wie auch der gekonnt geschlagene-und immer weiter ansteigende Spannungsbogen, sowie die grandios morbide Atmosphäre bewegen sich auf allerhöchstem Niveau. Hinzu kommt eine perfekte musikalische Untermalung und eine brillant agierende Darsteller-Riege, so das man hier schon fast zwangsläufig die Höchstnote ziehen muss.

      Letztendlich ist das natürlich jedem selbst überlassen, wer aber einen vollkommen überraschenden und gut durchdachten Thriller zu schätzen weiß sollte zumindest zu einer Bewertung gelangen, die sich weit über dem ansonsten üblichen Durchschnitt ansiedelt. „The Body“ enthält wirklich alles was einen Film dieses Genres auszeichnen sollte und lässt dabei zu keiner Zeit die so oft verwendeten Andeutungen und Schwächen erkennen, die einen eingebauten Plot-Twist nur zu oft zu einem vorhersehbaren Ende verkümmern lassen. Hier kann man auch viele Dinge vermuten, doch dürften sämtliche logischen Schlussfolgerungen ins Leere treffen, da die Zusammenhänge der Ereignisse zu keinem Zeitpunkt in Erscheinung treten. Dadurch steht der Zuschauer bis zur wirklich letzten Minute förmlich wie unter Strom und fiebert richtiggehend einer Lösung entgegen die einen wie ein Keulenschlag trifft und auf die man wohl nie im Leben gekommen wäre. Manch einer mag nun eventuell argumentieren, das „The Body“ lediglich zur einmaligen Sichtung geeignet ist, da man mit der Kenntnis des überraschenden Endes das Interesse an einer-oder gar mehreren neuerlichen Sichtungen verlieren könnte, doch ehrlich gesagt fasziniert der Film auch beim wiederholten Anschauen immer wieder aufs Neue, woran auch das Wissen um die Auflösung der geheimnisvollen Abläufe rein gar nichts ändert. Zu hochklassig wurde an dieser Stelle eine kreative, überraschende und jederzeit spannende Geschichte kreiert, in der man vergebens nach Schwächen sucht, denn diese sind auch bei einer neuerlichen Sichtung definitiv nicht zu erkennen.

      Fazit:

      Es bewahrheitet sich doch immer wieder das es gerade die eher unscheinbaren Produktionen sind, hinter denen sich die meiste Qualität verbirgt. Das junge Label OFDB filmworks hat einmal mehr eine untrügliche Nase für ein niveauvolles Film-Erlebnis unter Beweis gestellt und mit „The Body“ eine echte Perle herausgebracht die man keinesfalls ungesehen an sich vorbeiziehen lassen sollte. Für mich persönlich handelt es sich schon jetzt um einen der besten Thriller die ich je gesehen habe und das waren nicht gerade wenige. Wer hier nicht auf seine Kosten kommt ist selber schuld, denn das Werk von Oriol Paulo zählt zum Besten, was das Genre je hervorgebracht hat. Bleibt nur zu hoffen das man auch in Zukunft auch noch viel von dem Regie-Debütanten hören wird, der mit dieser Geschichte sein Gespür für außerordentliche Spannung eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

      10/10