Witching & Bitching

      Witching & Bitching



      Witching & Bitching
      (Las Brujas de Zugarramurdi)
      mit Hugo Silva, Mario Casas, Pepón Nieto, Carolina Bang, Terele Pávez, Jaime Ordóñez, Gabriel Ángel Delgado, Santiago Segura, Macarena Gómez, Secun de la Rosa, Javier Botet, Enrique Villén, Carlos Areces, Manuel Tallafé
      Regie: Álex de la Iglesia
      Drehbuch: Jorge Guerricaechevarría / Álex de la Iglesia
      Kamera: Kiko de la Rica
      Musik: Joan Valent
      FSK 16
      Frankreich / Spanien / 2013

      José ist der Anführer einer aus der Not geborenen Gangsterbande. Als Straßenkünstler getarnt landet diese einen spektakulären Coup und erbeutet einen großen Schmuckschatz. Doch ihre Flucht steht unter keinem guten Stern: Auf dem Weg nach Frankreich passieren sie die Stadt Zugarramurdi. Und dieses pittoreske, abgelegene Örtchen ist fest in den Händen eines dunklen Hexenkults, der just einen Sabbat abhält. Angesichts dieser Horde von kannibalischen Hexen ist die José und Co. verfolgende Polizei noch das kleinste Problem …

      Filme von Álex de la Iglesia beinhalten zumeist diese außergewöhnliche Note und zeichnen sich zugleich durch oft fast schon groteske Szenarien aus, weshalb die Werke des spanischen Regisseurs auch längst nicht jeden begeistern können. Auch "Witching & Bitching" wird da sicherlich keine Ausnahme machen und so kommt es auch hier auf den persönlichen Geschmack des Zuschauers an, der die hier erzählte Geschichte entweder verteufeln oder ganz unweigerlich tief in sein Herz schließen wird. Ich persönlich zähle mich zu der zweiten Kategorie und bin regelrecht begeistert von diesem bizarren Horrormärchen, das gleichzeitig auch diverse Elemente eines Dramas erkennen lässt, aber in der Hauptsache durch den stark komödiantischen Anteil jederzeit zu überzeugen weiß. An dieser Stelle sei jedoch auch darauf hingewiesen das der enthaltene Humor nicht jeden Geschmack treffen wird, wird manch einer doch die skurrilen Charaktere und deren Verhalten streckenweise als albern und vollkommen überzeichnet ansehen. Meiner Meinung nach ist es allerdings gerade der teilweise absolut hanebüchene Anstrich der Geschichte der dem Geschehen eine ganz besondere Note verleiht und es so vom ansonsten üblichen Einheitsbrei sehr wohlwollend abhebt. Dabei spaltet sich die Story in zwei vollkommen unterschiedliche Filmhälften, denn während sich der erste Teil hauptsächlich mit dem Überfall und der darauf folgenden Flucht beschäftigt, gibt sich die Hexen-Thematik erst in der zweiten Hälfte des Filmes zu erkennen. Beide Teile der Erzählung sind dabei nahezu genial umgesetzt worden und während sich der Beginn in erster Linie durch skurrilen Wortwitz und vollkommen abwegige Dialoge auszeichnet, besticht das Szenario danach durch visuelle Highlights, die in ausreichender Form enthalten sind.

      Eines zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch die gesamte Laufzeit des Werkes und das ist die teils wunderbare Situationskomik, die Iglesia immer wieder in den Vordergrund rücken lässt. Ausgelöst durch bissigen Wortwitz, aber auch durch das groteske Verhalten seiner Akteure offenbart sich phasenweise ein regelrechtes Spektakel, das manchmal einem Frontalangriff auf die Lachmuskeln des Betrachters darstellt. Dabei ist man jederzeit darauf bedacht, die ganze Chose ganz bewusst überzeichnet und schrill darzustellen, was ein absolutes Merkmal von "Witching & Bitching" darstellt. Wenn man mit grotesk und grell inszenierten Filmen etwas anfangen kann, dann ist man hier an der genau richtigen Adresse und wird eine Menge Spaß an dem temporeichen Treiben haben, das zwischendurch kaum einmal Zeit dazu lässt wieder etwas Atem zu holen. Den visuellen Höhepunkt hat sich der Regisseur bis zum Ende hin aufgehoben und lässt bei einem Hexen-Ritual, bei dem die Mutter aller Hexen als Göttin auferstehen soll, um die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen. Spätestens beim Anblick der riesigen Figur dürfte es mit der Zurückhaltung des Zuschauers vorbei sein und man dürfte von wahren Lachanfällen geschüttelt werden. Präsentiert sich doch ein Wesen das ich nicht näher beschreiben möchte, denn die skurrile Gestalt sollte sich schon ein jeder selbst ansehen. Was viele eventuell als dämlich und albern abtun werden ist vielmehr das visuelle Highlight eines Filmes, der in seiner Gesamtheit durchaus einen Hauch von Genialität versprüht und ein kleines filmisches Juwel darstellt.

      Als wenn das alles noch nicht genug wäre, lässt Iglesia auch noch einen Neben-Erzählstrang einfließen, in dem sich eine aufkeimende Love Story zwischen mensch und Hexe anbahnt die zum Ende hin sogar noch für ein leicht kitschiges Happy End sorgen soll. Mehr soll an dieser Stelle jedoch keinesfalls verraten werden, denn jeder sollte sich doch selbst ein Bild von diesem Film machen, der ganz bestimmt nicht auf ungeteilte Gegenliebe stoßen wird. Überzeichnete Charaktere, abwegiges Verhalten und eine Art von Humor die nicht jeden begeistern wird dürften Zutaten sein, die "Witching & Bitching" ein wenig abseits des üblichen Mainstreams ansiedeln, doch insbesondere dieser Aspekt hat mir ausnehmend gut gefallen. Und nur so konnte dieser außergewöhnliche Genre-Mix entstehen der einfach nur grandios funktioniert und dem Betrachter jede Menge Spaß und Freude bereitet.

      Alex de la Iglesia hat einmal mehr sein besonderes Gespür für bizarre, groteske und überzeichnete Geschichten in die Waagschale geworfen und mit seinem neuesten Werk eine filmische Perle geschaffen, die man sicherlich noch mehrere Male anschauen wird. Bei der Erstsichtung kann man nämlich unmöglich die ganzen erstklassigen-und teilweise aberwitzigen Dialoge abspeichern, die hier einen Großteil des Unterhaltungswertes ausmachen. Gleichzeitig kann man sich auch immer wieder an der genialen Situationskomik erfreuen die einem streckenweise die Tränen in die Augen treibt. Von meiner Seite aus kann ich also nur eine ganz dicke Empfehlung für dieses Werk aussprechen das zu keinem Zeitpunkt auch nur Ansätze von Langeweile beinhaltet, sondern durchgehend mit einem ordentlichen Tempo ausgestattet ist. Gutes Schauspiel, schrille Figuren und jede Menge Humor garantieren für einen Film-Genuss der ganz besonderen Art, den man sich keinesfalls durch die Lappen gehen lassen sollte.

      Fazit:

      "Witching & Bitching" stellt für mich schon jetzt eines der filmischen Highlights des Jahres dar, denn hier ist wieder einmal etwas entstanden, das sich von dem ansonsten üblichen Einheitsbrei abhebt den man oft genug serviert bekommt. Manch einer wird das sicherlich vollkommen anders sehen, doch Iglesia hat einmal mehr alles richtig gemacht und sein Faible für das Besondere zum Ausdruck gebracht.

      9/10