Das Haus der lachenden Fenster (1976)

      Das Haus der lachenden Fenster (1976)



      Das Haus der lachenden Fenster
      (La Casa dalle Finestre che ridono)
      mit Lino Capolicchio, Francesca Marciano, Gianni Cavina, Giulio Pizzirani, Bob Tonelli, Vanna Busoni, Pietro Brambilla, Ferdinando Orlandi, Andrea Matteuzzi, Ines Ciaschetti, Pina Borione, Flavia Giorgi
      Regie: Pupi Avati
      Drehbuch: Antonio Avati / Pupi Avati
      Kamera: Pasquale Rachini
      Musik: Amedeo Tommasi
      ungeprüft
      Italien / 1976

      In einer ländlichen italienischen Kleinstadt soll der Restaurator Stefano (Lino Capolicchio) ein Kirchengemälde freilegen und restaurieren, das den heiligen St.Sebastian zeigt. Schon als er die Arbeit antritt, ist er fasziniert von der Ausstrahlung des Wandgemäldes, das ein lokaler Künstler gemalt haben soll, denn es ist überaus realistisch in der Qual und Verzweiflung des Dargestellten. Während er es langsam freilegt, kommen jedoch auch bisher unbekannte Teile des Gemäldes ans Tageslicht, u.a. zwei mysteriöse Figuren, die den Heiligen quälen. Stefano versucht im Dorf herauszufinden, was es mit dem Bild auf sich hat, doch die Bewohner sind verschwiegen und seine beste Informationsquelle stirbt unter mysteriösen Umständen. Der Restaurator hat an einem fast verschütteten Geheimnis gerührt und die Folgen sind schrecklich...

      Es gibt immer wieder diese sagenhaften Film-Perlen, die dem Zuschauer mit den einfachsten Mitteln ein ungeheuer intensives Film-Erlebnis bereiten. Pupi Avanti's "Das Haus der lachenden Fenster" ist ganz eindeutig in diese Kategorie einzuordnen und stellt sich in seiner Gesamtheit als wahres Juwel des italienischen Horrorfilms dar. Nur zu gern wird das Werk ja dem Giallo zugeordnet und zugegebenermaßen enthält die Geschichte auch durchaus Elemente, die diese Einordnung rechtfertigen, doch ehrlich gesagt präsentiert sich doch vielmehr ein Horror-Thriller voller Suspense, der zudem mit diversen Mystery-Zügen versehen wurde. Wie dem aber auch sei, auf jeden Fall präsentiert sich ein Szenario, von dem seit der ersten Minute eine äußerst unheimlich Präsenz ausgeht, die sich im Laufe der Zeit immer weiter vertiefen soll. Avati setzt dabei keinesfalls auf Brutalität-und reißerische Gewaltdarstellungen, denn in dieser Beziehung hält sich die Geschichte mehr als nur bedeckt. Es steht vielmehr ein ständig ansteigender Spannungsaufbau im Vordergrund der sich wirklich sehen lassen kann und der gepaart mit der herausragenden Grundstimmung des Filmes eine Einheit ergibt, die eine fast schon magische Wirkung auf den Betrachter ausübt. Man kann sich der mysteriösen Faszination dieses Werkes unmöglich entziehen, denn mit den einfachsten Mitteln hat Pupi Avati hier ein Szenario ins Bild gesetzt, das einen bis zur letzten Minute nicht aus seinen Fängen lässt.

      Dabei besticht "Das Haus der lachenden Fenster" durch eine unglaublich ruhige Erzählweise die vollkommen frei ist von unnötigem Aktionismus. Es gibt auch keine brutale Mordserie und blutige Passagen gibt es bis auf ganz wenige Szenen auch nicht zu sehen. Nun könnte manch einer auf die Idee kommen, das es sich eventuell um einen eher langatmigen Film handeln würde, doch diese Befürchtung kann man ganz schnell wieder verwerfen. Was viele Grusel-und Mystery Filme der heutigen Zeit noch nicht einmal im Ansatz schaffen, ist in dieser fantastischen Geschichte eine absolute Selbstverständlichkeit. Denn schon mit dem Vorspann schafft es Avati, den Betrachter für seine Story zu gewinnen, entfaltet sich doch sofort diese geheimnisvolle Atmosphäre, die sich auch durch das gesamte Geschehen ziehen soll. Man ist also vom ersten Augenblick an in der richtigen Stimmung und taucht nur zu gern in den Strudel der mysteriösen Ereignisse ein, die sich in dem kleinen abgeschiedenen Dorf abspielen. Schon beim ersten Anblick der ersten Dorfbewohner wir klar, das hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die offensichtliche Abneigung gegen Fremde muss dabei auch Restaurator Stefano erfahren der den Auftrag erhalten hat, ein ominöses Fresko in der Dorfkirche zu restaurieren. Dabei werden ihm jedoch ständig Steine in den Weg gelegt die ihm die Arbeit erschweren und ganz offensichtlich darauf hindeuten, das genau hier ein schreckliches Geheimnis verborgen ist.

      Avati versteht es gekonnt, einem immer nur Bruchstücke zu offenbaren, die den Zuschauer nur sehr langsam zu des Rätsels Lösung führen und genau darin besteht die ganz große Stärke dieses Filmes. Erst in den letzten Minuten ergibt sich ein Gesamtbild und der Schleier lüftet sich, doch bis dahin ist es ein ziemlich langer Weg, der jedoch zu keiner Zeit auch nur den Ansatz von Langeweile zu erkennen gibt. In etlichen Phasen der Geschichte verschwimmen sogar die Grenzen zwischen Realität und Fiktion und ein Hauch des Übernatürlichen hält Einzug in das Geschehen. Immer tiefer wird man dabei in den sogartigen Strudel der Ereignisse gezogen, die eine bannende Wirkung auf einen ausüben. Dabei geben sich etliche bedrohliche Momente zu erkennen und die gesamte Szenerie umgibt ein dermaßen unheilvolles Ambiente, das man die Auflösung des Ganzen kaum noch erwarten kann. "La Casa dalle Finestre che ridono", so der Original-Titel des Filmes erzeugt seine faszinierende Wirkung auch aus dem exzellenten Schauspiel seiner Charaktere, wobei insbesondere Lino Capolicchio in der Rolle des Restaurators eine absolut glänzende Performance an den Tag legt. Man kann jedoch ganz generell festhalten, das der Film bis in die kleinsten Nebenrollen nahezu perfekt besetzt ist, was das gewonnene Gesamtbild noch einmal zusätzlich aufwertet.

      Letztendlich handelt es sich hier wirklich um eine Produktion, in der alles absolut perfekt ineinander übergeht und die Zutaten brillant zusammengefügt wurden. Die einzelnen Rädchen greifen harmonisch ineinander, so das sich "Das Haus der lachenden Fenster" in der Rangliste des italienischen Horrorfilms ganz oben ansiedelt. Ich möchte sogar so weit gehen und das Werk als kleines Meisterwerk einstufen, das durch seinen Suspense-Gehalt und eine herausragende Gesamt-Komposition einen bleibenden Eindruck beim Betrachter hinterlässt. In der heutigen Zeit kann man Filme dieser Art lange suchen, wird doch mittlerweile das Hauptaugenmerk der Regisseure auf ganz andere Dinge gelegt, um das Publikum zu befriedigen. Umso schöner erscheint es deshalb, das ein vollkommen ruhiger Vertreter des Horrorfilms einen in wahre Begeisterung versetzen kann, so wie es bei diesem Juwel der Fall ist. Wer also nicht ausschließlich auf Härte und Tempo steht, sollte auf jeden fall einen Blick riskieren, denn trotz eher ruhigerer Töne entfaltet dieser Film eine so ungeheure Intensität, das man durchgehend wie unter Strom steht und die Lösung des mysteriösen Rätsels kaum erwarten kann.

      Fazit:

      Viele Jahre hat es gedauert, bis ich nun endlich in den Genuss dieses überragenden Werkes gekommen bin. Es hat sich jedoch wirklich gelohnt, offenbart sich doch eine absolut runde-und stimmige Geschichte voller Thrill, die man sich ganz bestimmt nicht das letzte Mal angesehen hat. Denn selbst wenn man die Auflösung kennt, bietet "Das Haus der lachenden Fenster" genügend Gründe, um die DVD in regelmäßigen Abständen immer wieder in den heimischen Player zu legen und sich erneut auf ein mehr als gelungenes Film-Erlebnis zu freuen.

      9/10