Inferno unter heißer Sonne

      Inferno unter heißer Sonne



      Inferno unter heißer Sonmne
      (Al tropico del cancro)
      mit Anthony Steffen, Anita Strindberg, Gabriele Tinti, Umberto Raho, Stelio Candelli, Gordon Felio, Kathryn Witt, Richard Osborne, Alfio Nicolosi, Bob Lemoine, Pierre Richard Merceron, Fred Ade
      Regie: Giampaolo Lomi / Edoardo Mulargia
      Drehbuch: Giampaolo Lomi / Edoardo Mulargia / Anthony Steffen
      Kamera: Marcello Masciocchi
      Musik: Piero Umiliani
      ungeprüft
      Italien / 1972

      Auf Haiti hat der renommierte Wissenschaftler Dr. Williams ein geheimnisvolles Serum entwickelt, dessen Wirkung etliche halbseidene Interessenten auf den Plan ruft. Zuerst versucht man es mit Geld und guten Worten, doch als sich der Doktor verweigert, müssen überzeugendere Argumente herhalten: Eine mysteriöse Mordserie erschüttert das Inselparadies. Die Polizei tappt im Dunkeln, und dann erscheint auch noch ein alter Bekannter von Williams auf der Bildfläche, der mit seiner Ehefrau ein paar Urlaubstage in der Karibik verbringen will. Bald treiben alle Beteiligten in einem Strudel aus Voodoo, Mord und nackter Haut auf eine tödliche Konfrontation zu, die wie ein Hurrikan durch die Palmen fegt.

      Es ist gar nicht einmal so leicht, diesen Giallo aus dem Jahr 1972 objektiv zu bewerten, denn trotz einer ausgeprägten Zuneigung zu dem Sub-Genre dürfte sich in vorliegendem Fall selbst bei eingefleischten Fans ein ziemlicher Zwiespalt ergeben. Ein Grund dafür mag eventuell der exotische Schauplatz Haiti sein, der doch ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, doch der Hauptgrund ist vielmehr im streckenweise etwas konfusen Drehbuch zu suchen. Dieses offenbart dem Zuschauer nämlich eine Geschichte die einen merkwürdigen Mix aus Giallo, Mondo und Erotik-Thriller beinhaltet, wobei das Geschehen sich zu keiner Zeit so wirklich entscheiden kann, in welche Richtung es nun eigentlich tendiert. Durch diesen Umstand entfaltet sich dann auch ein Szenario, das in der Betrachtung selten stimmig, sondern vielmehr äußerst holprig und unrund erscheint, was den Seh-Genuss doch erheblich beeinträchtigt. Zudem kann sich eigentlich zu keinem Zeitpunkt ein wirklich konstantes Maß an Spannung aufbauen, da die Abläufe doch sehr vorhersehbar und durchschaubar daher kommen und zudem auch nicht von der außergewöhnlich dichten Atmosphäre begleitet werden, die man ansonsten aus den Vertretern dieser Filmart kennt.

      Und so begibt man sich dann mit den Protagonisten in eine Mordserie hinein in deren Mittelpunkt ein ominöses Serum steht, über dessen Zweck und Wirkung man leider nur sehr unzureichende Informationen erhält. Sicherlich von den Machern als Spannungsmoment gedacht, geht dieser Schuss aber viel eher nach hinten los, erscheinen die Abläufe des Ganzen doch größtenteils eher sinnlos und lassen kaum einen echten Zusammenhang erkennen. Dieser Umstand wird zudem durch die nur oberflächlich eingeführten Charaktere noch zusätzlich hervor gehoben, denn diverse Figuren werden einfach nur in die Ereignisse hinein geworfen, ohne das man irgendwelche näheren Erläuterungen über deren Herkunft und Absichten erhält. Dementsprechend gestaltet sich dann auch das dargebotene Schauspiel, das zumeist einen extrem mittelmäßigen Eindruck hinterlässt, lediglich Anthony Steffen fällt an dieser Stelle ein wenig positiv aus der Rolle, ist seine Performance doch gleichzeitig so ziemlich das einzige Highlight in einem Film, der ansonsten nicht unbedingt mit Höhepunkten um sich wirft. Dabei ist dies noch eine relativ diplomatische Beschreibung, denn im Grunde genommen kommt an etlichen Stellen der Geschichte sogar regelrechte Langeweile auf und das ist dann doch eher ein Aspekt, den man nur äußerst selten in diesem Sub-Genre antrifft.

      "Inferno unter heißer Sonne" ist vorsichtig ausgedrückt ein mehr als durchwachsener Film, der aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Mixtur weder Fisch noch fleisch darstellt und so auch zu keiner Zeit eine richtig flüssige Erzähl-Struktur erkennen lässt. Phasenweise wirkt die ganze Chose seltsam abgehackt und man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, das viele Passagen eher lieblos zusammen gestückelt wurden. Manche Umschnitte erscheinen dabei so komisch das man zu dem Eindruck gelangt, das der Geschichte an diversen Stellen einige Minuten fehlen würden, denn die augenscheinliche Willkür mit der hier krampfhaft eine Rahmenhandlung konstruiert wurde, korrigiert den von Haus aus schon maximal mittelmäßigen Gesamteindruck noch einmal ein wenig nach unten. So sollte man dieses Werk vielleicht auch viel eher als einen ziemlich misslungenen Versuch ansehen, der Filmart durch einen exotischen Schauplatz ein neues Gewand zu verleihen, denn ein Giallo sollte nun einmal in Italien spielen. Manch einer mag das vollkommen anders sehen, doch dieser sehr unausgegorene Mix aus verschiedenen Genres vor einer sicherlich rein optisch äußerst ansprechenden Kulisse ist dann doch ein ziemlicher Rohrkrepierer, der mich persönlich nicht wirklich überzeugen konnte.

      Letztendlich liegt das wie immer im Auge des jeweiligen Betrachters und diverse Kritiken zu diesem Werk lassen durchaus erkennen, das manch einer regelrecht in Begeisterung verfallen ist, doch in meinen Augen beinhaltet "Inferno unter heißer Sonne" viel zu viele augenscheinliche Defizite, als das man von einem überzeugenden Gesamtwerk sprechen könnte. Eine äußerst holprig erzählte Geschichte, größtenteils eher schwaches Schauspiel und kaum aufkommende Spannung sind dabei als die auffälligsten Mankos auszumachen und die fehlende dichte Grundstimmung setzt dem Ganzen dann auch noch die Krone der Unzulänglichkeiten auf. Zwar ist die DVD-Auswertung von Camera Obscura einmal mehr in gewohnt guter Qualität erfolgt, doch dieser Umstand kann den schwachen Genre-Beitrag auch nicht sonderlich aufwerten, so das man am Ende selbst mit einem gewissen Bonus nur zu einem durchschnittlichen Eindruck gelangen kann.

      Fazit:

      Ich war doch sehr gespannt auf diesen Giallo unter heißer Sonne, doch nach der Sichtung stellte sich doch verhältnismäßig schnell die Ernüchterung und Enttäuschung über das Gesehene ein. Von den wirklichen Größen seiner Gattung ist der Film soweit entfernt wie die Sonne von der Erde und so verbietet sich schon generell, dieses Werk in einem Atemzug mit Meisterwerken wie beispielsweise "Der Killer von Wien" oder auch §Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" zu nennen, wobei man an dieser Stelle auch noch unzählige andere Vertreter aufzählen könnte, die weitaus besser gelungen sind.

      5,5/10